22. September 2012

Keine großen Schiffe

Unter diesem Motto gab es letzten Sonntag den bisherigen Höhepunkt der vielen Protestaktionen in diesem Jahr gegen die Passage der Riesen'kreuzfahrt'schiffe durch die Stadt. Mit einer Radtour (!) verschiedener Aktionsgruppen bis zur Dogana (wo der dämliche Froschknabe vorsorglich in seinen Wetter- und Demonstrationsschutzglaskasten gepackt worden war), Party daselbst und auf vielen Booten im Wasser und entlang der Ufer.

Die übliche nachmittägliche Passage mehrerer Schiffe wurde natürlich nicht verhindert, aber um drei Stunden verzögert. Wobei verschiedene Einheiten von Polizei, Carabinieri etc. sich sehr bemühten, den Canale della Giudecca zu räumen durch Rempeleien mit ihren Motorbooten, Umkreisen von Ruderbooten um Wellengang herzustellen und durch sehr niedrig fliegende Helikopter, die ernsthaft gefährliche großflächige Wasserwirbel hervorrufen. Dies kann man alles gut sehen im Video.




Es ist zu hoffen, dass bald der alternative Weg durch den Porto di Malamocco gefahren wird. Die 'KreuzfahrerInnen', die sich mehrheitlich darauf beschränken sich durch die Stadt fahren zu lassen und die Schiffe während der Liegezeit in Venedig nicht verlassen, könnten dann Venedig zu Fuss erobern. Sie würden begeistert sein und Venedig eine ihrer vielen Sorgen los...

Tagesschau 05.06.2012
Die Presse 18.07.2012
Deutschlandradio Kultur 09.08.2012


21. September 2012

Konzert im Palazzo Pisani


Blick vom Wasser-
zugang des Palazzo Pisani über den Canal Grande, die Häuser Loredan und Contarini dal Zaffo


 

Auf den Palazzo Pisani bei S. Stefano habe ich schon hinge-
wiesen im Zusammenhang mit musikalischen Veranstaltungen der Musikhochschule Benedetto Marcello. Ich stelle die Konzertprogramme der Musikhochschule in meinen Blog-Ter-
minkalender, aber leider hat es bisher noch nie geklappt, dass ich während eines Konzerttermins in Venedig war. Ich würde das Haus zu gerne von innen sehen, aber auch höflichste Anfragen werden (höflich) abgewiesen. Ich kann es ja verstehen. 


Gipsmodelle der Skulpturen, deren Originale
an der Stazione Marittima am Ende
der Zattere unter dem großen Baum stehen,
in einem der beiden Pisani-Innenhöfe
Man kann, wenn man den Vorhof am Haupt-
eingang vorbei überquert, seitlich am Palast vorbei und links 'hintenrum' durch eine düstere Ecke mit Notbe-
leuchtung, aber unter animierender Musikbe-
gleitung aus verschie-
densten Übungsräumen, hinter den Palazzo gelangen. In das schmale Gässchen zwischen dem handtuchbreiten Canal Grande-Anschluss des Palazzo Pisani (quasi das Feigenblatt, das die 'Peinlichkeit' in der 2. Reihe zu residieren wohl ursprünglich nur schwer verdecken konnte) und dem ebenfalls berühmten Palazzo Barbaro

Von dort hat man einen schönen Blick auf den Campo S. Vio auf der gegenüber liegenden Kanalseite und rechts davon die Palazzi Loredan und Contarini dal Zaffo mit dem hübschen Garten dazwischen, beide immer wieder gerne genommen in den Commissario-Brunetti-Filmen. Der Palazzo Pisani steht für solche Einsätze nicht zur Verfügung.

Zufällig stieß ich auf einen Clip, aufgenommen auf einer Feier der Musikhochschule zum 400. Todestag des venezianischen Komponisten Giovanni Gabrieli am 31.5.2012. Ein Konzert-
projekt der StudentInnen und Professorinen, zwar kein sehr professionelles Video und mit einer längeren Rede zwischen-
durch, an deren Stelle ich gerne mehr vom Konzert gehört hätte. Trotzdem - es sind interessante Aufnahmen auch aus dem Inneren des Palazzo und das Konzert findet in einem der beiden schönen Innenhöfe des Gebäudes statt.
Immerhin Ansichten von Räumen zu denen wir als NormaltouristInnen keinen Zugang haben, es sei denn gut geplant oder durch einen glücklichen Zufall bei einem Konzertbesuch... 

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Jutta Lambrecht hatte schon das Glück, den Palazzo Pisani zu besuchen und schickte mir freundlicherweise Fotos, für die ich herzlich danke.




















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15. September 2012

Am Ende venezianischer Gassen...

Drei Säulen in der Corte Muazzo -
uralte Mitbringsel aus Torcello?
...stößt man auf einen Kanal oder auf das eine Haus, zu dem die Gasse letztlich führt. Venedig ist die Stadt der Gassen, an deren Ende man umdreht und zurück geht. 

In Castello, kurz hinter der Kirche SS. Giovanni e Paolo, führt von der Straße Barbaria delle tole rechts das Gässchen Calle Muazzo zum Palazzo, Corte, Ponte Muazzo. Das wird von der Venedig-WanderIn nicht ausgelassen, und sie landet durch einen kurzen dunklen Sottoportego in einem engen aber extrem hohen Innenhof. Zu klein für einen ergiebigen Wasserspeicher, deshalb gibt es hier keinen Pozzo, keine Blumenkästen, in diesen düsteren Schacht scheint keine Sonne, einziger Schmuck sind drei sehr alte Säulen, von denen eine rot ist und eine ein ganz einzigartiges Kapitell aufweist.

Der Name Muazzo erinnert mich an den Namen Moatso den ich aus Rethymnon kenne, der besterhaltenen venezianischen Stadt außerhalb Venedigs, auf Kreta, der ehemaligen Kolonie Candia. (Die griechische Sprache bildet u per Doppellaut ou, z per ts.)

Der Blick in die Bücher ist erfolgreich: die Muazzo kamen im 8. Jahrhundert von Torcello nach Venedig zusammen mit den Familien Querini, Gussoni und anderen. 1168 wird ein Antonio Muazzo erwähnt, der die Kirche San Paternian erneuern lässt. Ein Teil der Familie wandert im 13. Jahrhundert mit der Kolonisierung durch Adelsfamilien nach Candia aus. Francesco Muazzo, auf der Insel geboren, beteiligt sich an der Erhebung gegen das Mutterland 1363 (Agios-Titus-Rebellion) und  lässt Giorgio, den Sohn seines Bruders Giacomo, töten, der treu zur Republik steht. Die Linie in Candia brachte außerdem noch 1621 den Schriftsteller Antonio hervor, Autor patriotischer Werke; einen weiteren Antonio, der 1636 auffiel durch Gewalttätigkeiten unter Einsatz von Feuerwaffen gegen seinen Erzfeind Casarini. Der venezianische Zweig lieferte einen Bischof von Caorle, Luca, und viele tapfere Militärs in den langen Türkenkriegen der Serenissima. Das Stammhaus der Muazzo in Castello 6451-54 mit der Fassade zum rio S. Giovanni Laterano ging im 17. Jahrhundert an die Giustiniani über.
(Guiseppe Tassini, Curiosità veneziane)


Auch Sally McKee (Uncommon Dominion) berichtet über die Beteiligung der Muazzo am Aufstand von 1364: 
"Two other of the most prestigious families, the Muazzo and Venier, also contributed their share of participants to the rebel cause. The Muazzo were split between those who clung tenaciously to rebellion and those who capitulated early in the revolt. Three of the sons of the late Pietro Muazzo and his Greek wife, Elena, née Ialina, were massacred together with others by Milletos, the Greek monk, after they had abandoned the rebel ranks."


Schon vor der Rebellion ging ein Muazzo als Skandalnudel in die Archive ein: 

"The name Fancesco Muazzo belonged to several members of the feudatory group at that time, making it very difficult to distinguish one from another. Among the rebels figured a Francesco whom it is tempting to identify as the Francesco who had been involved in a controversy with Tito Venier eight years before. In 1355 a matter concerning Francesco Muazzo and Tito Venier had disrupted the political life of the colony. Venice and the colonial regime must have viewed the issue involved as so sensitive that nowhere is there an explanation of what the two feudatories were supposed to have done. All we know is that the Venetian Senate considered their actions dangerous to Venetian authority and consequently confiscated their property." 
(Bibliogr. Details in der rechten Spalte unter Sachbücher)



Die Muazzo, Corner, Gradenigo und Querini waren die Familien mit den zahlreichsten Zweigen in der Kolonie Candia und die angesehensten und  einflussreichsten Mitglieder des Großen Rats auf Kreta, des Senats von Candia (organisiert analog den politischen Strukturen der Serenissima). Die Insel war, ebenfalls analog zur Mutterstadt Venedig, zunächst in Sestiere aufgeteilt, später aus pragmatischen Gründen in Viertel. Die Muazzo hatten Lehen nicht nur in der Hauptstadt Candia, sondern vor allem auch im Sestiere Castello, auch in der Stadt  Retimo. Erhalten ist in Rethymnon noch eine kleine Kirche neben der früheren Hauptmoschee, heute Odeion, (Corpus Cristi Chapel unter diesem Link), gestiftet von den Schwestern Anna und Maria Muazzo. Und wie die meisten Kolonistenfamilien breiteten sie sich weiter aus, nach Tinos und nach Cattaro (Kotor).


Heute fällt der Name Muazzo als Hotel: im Stammhaus in Venedig gibt es zwei verschiedene Hotels, der Palazzo Muazzo und die Ca' Bauta, auf Kreta die Casa Moazzo Rethymnon. Geschmack oder Preisklasse der Hotels sind nicht das Thema dieses Eintrags.

Enger hoher Innenhof des Palazzo Muazzo, nur zwei Fensterpaare mit Rundbögen und Balkonen versehen

Wappen von einem Haus der Familie Muazzo auf der Insel Tinos
Quelle: Pandektis




9. September 2012

Vom Finden verschwundener Kirchen

Blick durch das Portal der Klosterkirche S. Chiara, Murano





Goethe schreibt in der 'Italienischen Reise' am 29.9.1786 über Venedig:
 
"Alles, was mich umgibt, ist würdig, ein großes respektables Werk versammelter Menschenkraft, ein herrliches Monument, nicht eines Gebieters, sondern eines Volks. Und wenn auch ihre Lagunen sich nach und nach ausfüllen, böse Dünste über dem Sumpfe schweben, ihr Handel geschwächt, ihre Macht gesunken ist, so wird die ganze Anlage der Republik und ihr Wesen nicht einen Augenblick dem Beobachter weniger ehrwürdig sein. Sie unterliegt der Zeit, wie alles, was ein erscheinendes Dasein hat."



Portal S. Chiara, Inschrift knapp noch lesbar
 In Venedigs 1500 Jahren kamen und gingen Menschen die die Stadt bauten, entwickelten, immer weiter veränderten. Es wurde gebaut, umgebaut, angebaut, aufgestockt, abgerissen und größer und prächtiger wieder aufgebaut und dabei der Stil gewechselt von byzanitinisch zu gotisch zu rinascimental zu barock und weiter... Wasser, Feuer und manchmal Erdbeben hatten ihren Anteil an den Veränderungen, Kriege kaum, dafür um so mehr die Besatzungen und die Armut des 19. Jahrhunderts. 


Fassade S. Chiara Murano

Die lange wechselhaf-
te Zeit findet sich im Stadtbild wieder, oder auch nicht mehr. Aber in einer Stadt, die so alt und gut dokumen-
tiert ist wie Venedig, geht fast nichts endgültig verloren, ist allenfalls unter dem Stapel der Jahrhunderte nicht auffindbar. Der/die hartnäckige TouristIn erhält den Lohn für schmerzende Knie- und Hüftgelenke (Brückentreppen!) und geschundene Füße (10 Std. auf denselben, täglich halbwegs wiederhergestellt von Dr. Scholl's 'Freso Piede' aus der venezianischen Apotheke) in Form von Entdeckerglück, egal in welcher Form.  



Die Rede ist hier von 3 Kirchen. Eine zufällig gefunden, eine zufällig neu wahrgenommen, eine gesucht, recherchiert und 'entdeckt', die sich als Mosaikteile in meine persönliche "Venedig-Erfahrung" einfügen. JedeR VenedigfreundIn kann von solchen Erlebnissen berichten, sie sind die Basis und die Praxis unserer Begeisterung für diese Stadt.

Innenraum S. Chiara, Blick zur Apsis, ohne Dach
Zufällig gefunden: auf Murano, frühmorgens zu Fuß unterwegs von der Haltestelle Colonna zur Haltestelle Faro und in der Hoffnung, im Durchgang zwischen zwei großen Glasge-
schäften eine Abkürzung zu finden, stehe ich unerwartet vor einer herunterkommenen Kirchenfassade. An einer Stelle, die auf keinem Plan eine Kirche verzeichnet, meines Wissens.

Die Tür ist offen, innen befindet sich ein Lager von allem Möglichen, vor allem Baumaterial. (Sowas hatte ich schon mal gefunden, in S. Anna in Castello.) Annähernd gedeckt ist der Raum nur im Eingangsbereich, also wo sich vermutlich früher eine Nonnenempore befand; das Kirchendach selbst fehlt. Eigentlich stehen nur noch alle Außenwände, ein komplett entkerntes Gebäude in einem Zustand, der eine Restaurierung für alle Zeiten ausschliessen dürfte. Stein im Magen, der Morgen ist mir verdorben. 
Ich recherchiere in meinen Büchern, es ist das ehemalige Frauenkloster der Franziskanerinnen S. Chiara. (Mailkontakt zu Jeff Cotton von 'Churches of Venice': auch er wußte nicht, dass es dieses Gebäude noch 'gibt' und nimmt es in seine Listen auf.) 
Nichts steht dazu in Alvise Zorzi, 'Venezia Scomparsa', dem Buch über das verlorene (physische) Venedig;  einiges in Mary Laven, 'Die Jungfrauen von Venedig' die nicht über Gebäude schreibt sondern über die Geschichte venezianischer Nonnen (siehe Sachbücher Spalte rechts). 
Die Bewohnerinnen von S. Chiara scheinen schon im 16. und 17. Jahrhundert unter der Baufälligkeit ihres Klosters und weiterer Armut gelitten zu haben während sie gleichzeitig ihre Franzikanerbrüder in S. Francesco della Vigna materiell unterstützten. Das gibt mal wieder zu denken. Zu denken gibt auch, dass ein historisches Gebäude, obwohl noch vorhanden, völlig vergessen scheint. Das ist fast schlimmer als verschwunden. 


Ruine S. M. dei Servi und Capella dei Lucchesi vom gegen-
überliegenden Ufer des rio dei servi
Zufällig neu wahrgenommen: S. Maria dei Servi. Den ersten Blick hatte ich vor Jahren vom gegenüberliegenden Ufer des Rio dei servi und hielt für die Servitenkirche was eigentlich die (allerdings ziemlich große) Capella dei lucchesi ist. Die Kapelle der Seidenhändler aus Lucca, deren Scuola sich auf dieser Uferseite befand. Die Kapelle war geschlossen (wie immer, wie ich heute weiss), und das große Portal daneben sah ich wohl als Klostereinang, heute ist es ja der Eingang zum Ostello S. Fosca

Südeingang der Servi-Kirche
Tor zum heutigen Ostello S. Fosca




In diesem Jahr fand ich das Tor zum Ostello offen und wanderte durch einen mehrfach geteilten Innenhof, den ich durch ein Tor in einer Ruinenmauer wieder verließ und mich in einem Gemüsegarten wiederfand. Und Überraschung: die Mauer und das Tor hinter mir sind das große Portal einer Kirche.

Innenseite der ehemaligen Hauptfassade der
Servi-Kirche nach Westen, dahinter Garten & Mauer























Jetzt verstehe ich endlich die Beschreibungen von S. M. dei Servi, die so groß wie die beiden größten Kirchen Venedigs gewesen sein soll, die Frarikirche und Zanipolo. Es sind nur noch die beiden Portale vorhanden. 

Fassade mit Haupteingang der ehem. Klosterkirche der Serviten

Ich stehe vor dem Haupteingang in der Westwand, der Eingang zum Ostello befindet sich in der Südwand, die Apsis war im Osten, daneben die Kapella dei lucchesi. Dass dies die 'isola dei servi' ist, kann ich jetzt gut auf dem Plan nachvoll-
ziehen, hier gab es einmal nur die riesige Klosteranlage, ein Kreuzgang ist noch da, es könnten auch mal zwei gewesen sein. Dank Googlemaps und Bingmaps kann man ja in jeden Hinterhof gucken, was mich einerseits begeistert, andererseits peinlich berührt - zuviel Indiskretion wird mir gestattet und ich diszipliniere meine Neugier nicht. 


Westfassaden S. M. dei Servi & Capella Lucchesi
vom Ramo Liopardo aus, jenseits des
(hier nach Norden abgebogenen) rio dei servi




Auch in Alvise Zorzi's 'Venezia Scompar-
sa' (ein großfor-
matiger Doppel-
band, den man nicht mal eben so liest) finde ich jetzt die ausführliche Beschreibung der Kirche, ihrer Kunstschätze und des Verlustes. Der nur teilweise gemildert ist durch die Auslagerung in andere Kirchen und in die Accademia, Grabstätten und andere Denkmäler sind für immer verloren.




Größere Kartenansicht

Die Kunsthochschule ist zu erkennen am großen hellen Quadrat ihres Innenhofs.
Bitte klicken zwecks Vergrößerung des Kartenausschnittes.


Gesucht, recherchiert und 'entdeckt': ich wurde gebeten Informationen zu überprüfen zur Kirche San Salvatore im Ex-Ospedale degl'Incurabili: Quellen besagen einerseits, die Kirche wurde abgerissen, andererseits, sie sei im heutigen Gebäude noch enthalten. 

Biblio- und Mediathek der Kunsthochschule, Videoinstallation
anlässlich der ArtNight 2011
Einige Monate zuvor hatte ich anlässlich der ersten 'ArtNight' im Juni 2011 auch die Accademia di Belle Arti (die Kunsthochschule im Gebäude der Ex-Incurabili, nicht das Museum Accademia) besucht. Das ehemalige Ospedale degl'Incurabili ist heute nach der Nutzung als Kaserne, Waisenhaus etc. Sitz dieses Fachbereichs der Universität Venedig. Ich wußte deshalb, dass die Biblio-/Mediathek der Hochschule in einem hohen Raum mit einem Altar, hohen Fenstern, bogenverbundenen Säulen etc. aber ohne jede kirchentypische Symmetrie untergebracht ist. 
Ich mailte ein Foto dieses Raums als ersten Versuch über die 'noch enthaltene' Kirche an 'ChruchesofVenice' und ging beim nächsten Venedigbesuch in die Hochschule. Dort steht neuerdings ein großes Schild "NO TOURISTS"  und die von mir befragte Empfangssekretärin war ganz sicher, dass es innerhalb der Kunsthochschule keine Kirche mehr gäbe
Also suchte ich in Büchern und im Internet weiter. Die Information, dass Jocopo Sansovino die Kirche als Oval gebaut hatte, schloss die jetzige Mediathek sofort aus. 



Auch in diesem Fall kamen die Informationen von Alvise Zorzi: er beschreibt detailliert die Pracht der Kirche mit Statuen, Gemälden von Tintoretto, Veronese, Palma, die Emporen aus Carrara-Marmor für die MusikerInnen des Ospedale, die unvergleichliche Akkustik des ovalen Raumes. Er zählt auf, wann welche Kunstwerke der Kirche wohin verkauft wurden und wie die Zerstörung des Gebäudes wann vor sich ging. Welche Kunstwerke in Venedig erhalten sind (z. B. S. Orsola, heute in S. Lazzaro dei Mendikanti).

Und er sagt, dass die Kirche inmitten des Innenhofs, des Kreuzgangs stand. In dem heute noch der ovale Grundriss durch andersfarbige Pflasterung zu erkennen ist, umgeben von vier Pozzi in den Ecken, statt in der Mitte des Quadrats. Ich habe das nicht gesehen bei meinem Besuch wegen der Performances im Kreuzgang, aber man kann die Markierung in der Satellitenaufnahme schwach erkennen, siehe oben auf der Googlemaps-Karte.

Damit stimmt die lakonische Information: die Kirche ist zerstört, aber noch im Gebäude der Kunsthochschule, als Grundriss, enthalten.