31. Juli 2010

Museo Correr - Ausstellung Favretto

Im Museo Correr ist seit heute bis 21.11. eine Ausstellung von Werken des venezianischen Malers Giacomo Favretto zu sehen. Der Besuch des Museo Correr ist im Preis der Karte für die Museen rund um San Marco enthalten.

Mehr Informationen:

http://www.museiciviciveneziani.it/frame.asp?musid=214&sezione=mostre
http://www.artdaily.org/index.asp?int_sec=2&int_new=39632

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25. Juli 2010

Bicinbarca in Venedig

Sommertag auf S. Erasmo

Das nette ACTV-
Wochen-
endange-
bot des letzten Sommers,
Linie Parco della Laguna Nord, scheint es in diesem Jahr nicht zu geben. Jedenfalls finde ich es nicht im Internet. Schade, ich hatte es ausprobiert und fand vor allem praktisch, dass die Haltestelle direkt am Strand und Biergarten auf Sant'Erasmo angelaufen wurde.

In diesem Jahr gibt es bis 26. September 'Bicinbarca' - 'Fahrrad im Boot', mit Haltestelle Sant'Erasmo Capannone und dem 15 minütigen schattenlosen Fussweg zum Strand, der aber ggfs. in diesem Fall per Fahrrad zurückgegt wird. (Fahrplan als PDF unten auf der Website anzuklicken) Fährt ebenfalls an Wocheneden und Feiertagen. Einstiegshaltestellen S. Guliano auf dem Festland und Lido S. Nicolò. Mit dem auf dem Lido (bei S. M. ELisabetta) gemieteten Fahrrad kann man dann ab S. Nicolò einen schönen Fahrrad- und Strandtag auf S. Erasmo verbringen.

Für eine Rundreise durch die Lagune kann man wahl- oder umsteigenderweise die Linie 13 oder die Linie N nehmen ab Fondamente Nove nehmen. Nach dem Abschluss der Arbeiten zur Erhöhung der Fondamenta liegen jetzt auch alle Haltestellen der ACTV östlich des Ponte Donà. Westlich davon, auf Höhe der Jesuitenkirche, nur noch die Alilaguna-Halt
estelle.

Information auf Englisch
Fahrradtour auf dem Lido und auf Pellestrina
Fahrradtour auf Sant'Erasmo


Strandleben auf S. Erasmo










Neu: ACTV fährt Kinder bis 6 Jahre kostenlos !


Der Newsletter 'Buongiorno Venezia' informiert in der Ausgabe dieser Woche, dass ab sofort Kinder bis 6 Jahren kostenlos die venezianischen ÖPN-Verkehrsmittel benutzen dürfen. Ich habe auf der ACTV-Website gesucht, ob es eine offizielle Mitteilung gibt, nein. (Dass bisher Kinder bis 2 kostenlos fuhren, steht auch nirgends.) Die Kinderfrage ist bei den heftigen Fahrpreisen in Venedig eine häufige Frage in Reiseforen, und das ist mal eine erfreuliche kundenfreundliche Nachricht!

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19. Juli 2010

Eine Bibliothek in Venedig

Screenshots des ehemaligen Dormitoriums aus dem Fim 'In memoria di me'

Das Erlebnis der neuen Bibliothek der Giorgio Cini Stiftung auf San Giorgio Maggiore ist überwältigend. Ich habe das Privileg, den Vorher-Nachher-Effekt zu sehen.
(Links zu vorherigen Einträgen ganz unten.)
Schon der ursprüngliche Zustand des riesigen leeren Raumes im Dormitoriumsgebäude des ehemaligen Benediktinerklosters war atemberaubend. Ein sehr langer weißer Flur, nach Norden und Süden jeweils abgeriegelt durch eine große Trifore (dreibogiges Fenster) und in der Mitte durch einen schmalen Flur gekreuzt. Rechts und links eine endlos scheinende Folge von sehr kleinen, steingerahmten Holztüren, die zu den (unmöblierten) Einzelzellen der Mönche gehörten, mit einer Nummer über dem Türsturz.

Diese
großartige Leere ist nun natürlich verloren. Man kann sie am besten nachvollziehen im Film 'In memoria di me' von Saverio Costanzo, der 2006 auf S. Giorgio als ausschließlichem Drehort verwirklicht wurde und der die Innen- und Aussenräume des Klosters einzigartig feiert. Vom quarkigen religiösen pseudo-philosophischen Inhalt des Films, der wesentliche (kritische) Aspekte der Novelle "Der vollkommene Jesuit" von Furio Monicelli weg lässt, nehme ich entschieden Abstand.
Wenn nicht die
schöne Filmmusik wäre (Tschaikowski, Mahler, Walzer-Strauss, ein bisschen Missa Luba...) und der frische ungefilterte (!) Originalton des Bacino mit Fähren, Vaporetti, Polizeibooten und Ambulanzen, sogar Flugzeugen, wäre der Film besser tonlos zu sehen. Ich empfehle, ihn als preiswertes Souvenir in einem beliebigen DVD-Laden zu kaufen und als Dokument zu genießen!

Zurück zur Neugestaltung des Dormitoriums. Der monumentale Raum, gebaut mit dem alten "Zypressenkreuzgang" von Giovanni Buora Mitte des 15. Jahrhunderts, wurde von Michele De Lucchi völlig neu gestaltet.

Es wurde nichts weg genommen, angefangen bei den
Deckenlampen bis hin zu den alten Zellentüren, die, wo nicht mehr zu erhalten, aus dem gleichen Holz nachgebaut ersetzt wurden. Sogar die Zellennummern sind erhalten. Lediglich die schönen glänzenden Steinplatten des Fussbodens wurden mit Parkett bedeckt, was schade, aber pflege- und geräuschhalber möglicherweise sinnvoll ist.

Von den Regalen über Parkett, Beleuchtung, Arbeitsmöbel, hat De Lucchi die komplette
Ausstattung geplant, bis hin zum einzelnen (sehr bequemen!) Holzstuhl, im ehemaligen Flur wie in den Zellen rechts und links davon.
Die vielen kleinen Zellentüren sind sorgfältig umrahmt und in die Regale integriert. Die Zellen wurden teils in ursprünglicher (Einzel-) Größe belassen, teils wurden Wände entfernt und so räumliche Arbeitsstrukturen geschaffen für technische Geräte (Recher, Internet, Kopierer etc.), Arbeitsgruppen und Büros unterschiedlicher Größen, und einzelne inhaltliche Bibliotheksbereiche, wie z. B. auch die enorme Sammlung von Microfilmen. Nach Bedarf ist es auch möglich, die Räume untereinander zu verbinden und zu trennen und für spezielle Nutzungen einzurichten, wie z. B. Ausstellungen.

Es gibt rechts des Eingangs einen Empfang mit sehr freundlichen hilfsbereiten BibliothekarInnen, und links = Süden, ganz am Ende wo der Blick auf die Marina fällt, eine herrliche große Ledercouchanlage. Es riecht gut nach Holz! Die Leitern in den oberen Regalbereich sind bequem und stabil.
Im Kreuzungsbereich (zur alten Bibliothekvon Baldassare Longhena aus dem 17. Jahrhundert) gibt es eine kleine, vermutlich wechselnde,
Ausstellung von abstrakter Gegenwartskunst (Name des/der KünsterlerIn nicht gemerkt, sorry).

Der zentrale Raum der Nuova Manica Lunga enthält von den insgesamt 300.000 Bänden der Bibliotheken der Fondazione Cini die 150.00 Bände und 800 Zeitschriften aus dem Bereich der Kunstgeschichte. In den offenen Regalen finden sich die am häufigsten angefragten Werke: Kunstbände generell, Künstlermonographien, Museumskataloge, Bücher der Bereiche Ikonen, Zeichnungen, Stiche, Dokumente, Sammlungen, Auktions- und Gallerienkataloge, ausserdem Veröffentlichungen der Cini Stiftung selbst.

Nach der ersten Schockstarre angesichts dieser Schätze muss man entscheiden, ob man seinen Venedigbesuch wie geplant durchführt oder nicht viell
eicht doch abspringt in einen Urlaub in der Bibliothek! Die weiteren Bibliotheksbereiche sind Geschichte Venedigs, Venedig und der Osten, Musik- und Theaterliteratur und eine Phototek, die aber nicht in der Nuova Manica Lunga zur Verfügung stehen und auch nicht unbedingt allgemein, sondern auf Anfrage zugänglich sind.

Der Besuch sollte zur Agenda einer Venedigreise gehören. Nicht nur für BibliothekarInnen und KunsthistorikerInnen, sondern auch für alle, die gerne ein gelungenes Beispiel funktioneller Integration sehen und die großartige Konversion des Benediktiner-Dormitoriums bewundern wollen.

Nuova Manica Lunga
Bibliothek Kunstgeschichte
Bibliothek Venezianische Geschichte
Bibliothek Musik- und Theaterliteratur
Bibliothek Venedig und der Osten
Photothek

Die Bibliotheken sind geschlossen vom 9.-22. August und danach wieder öffentlich zugänglich gegen Hinterlassen des Personalausweises am Empfang der Giorgio-Cini-Stiftung
(schmiede
eisernes Tor rechts der Kirche S. Giorgio Maggiore, Eingang zum Palladio-Kreuzgang). Die Bibliothek ist werktags geöffnet. Beim Besuch am Wochenende mit der angebotenen Führung geht man auch durch die Nuova Manica Lunga, darf aber natürlich nicht an die Bücher ran!


Serviceinformationen
18.11.2007 San Giorgio Maggiore

18.03.2010 Führungen - San Giorgio Maggiore

Nördliche Trifore an der Marina-Seite von aussen

4. Juli 2010

Neue Vaporetto-Terminals


Neue und alte Vaporettostation in Burano

Am 18. Mai habe ich einen Eintrag über die geplanten Ubahnverbindungen zwischen dem Festland und Venedig geschrieben. Einer meiner Leser, im Gegensatz zu mir Fachmensch, Architekt und Archtekturhistoriker, sagte mir, dass er den Plan für ein "Windei" hält. Ich würde das gerne glauben.

Aber mittlerweile kann man die aus meiner Sicht unnötig weit aufgerissenen Verkehrstüren überall in der Stadt sehen. Angefangen beim Peoplemover, der ja ein nettes kleines Bähnchen ist, aber einen bombastischen "Bahnhof" hat. Flughafenfeeling.

Neues Vaporetto-
terminal in Burano
Schon im Sommer 2009 habe ich über die damals noch im Bau befindliche neue Vaporetto.
station gestaunt, die wie ein kleiner Flughafenterminal mitten in
die Lagunenlandschaft geknallt wurde, genau in der Sichtachse der Denkmalbauten von Torcello. In diesem Jahr ist sie in Betrieb, ein überflüssiges Monster, dessen Nutzen weder von der (sich vielleicht, möglicherweise? noch steigenden) Touristenzahl noch von bedeutenden Erleichterungen in den transporttechnischen Strukturen zu begründen zu sein scheint.
Neues Vaporetto-
terminal vor der Pietà
Das baugleiche Ding wurde mittlerweile genau vor der Kirche der Pietà installiert. Ich konnte im Μαι nicht feststellen, ob es veraltete Terminals ersetzen soll oder eine zusätzliche Anlegestelle ist. Ich empfinde das Riesenstahlteil an dieser Stelle als störend (mal ganz davon abgesehen, dass ich versuche, den Bereich Piazza-Piazzetta-Riva bis zur Arsenalbrücke zwischen 9 und 17 Uhr zu meiden).
Neues Vaporettoterminal Vallaresso/San Marco
Ein weiteres Super-
terminal sitzt seit Juni an
der Haltestelle Vallaresso-San Marco, es sollte wenige Tage nach meiner Abreise eröffnet werden. Der Blick aufs Bacino und das Dreieck S. Giorgio Maggiore - Redentore - Dogana ist an dieser Stelle zerstört. Na gut, wenn man sich auf der Anlagestelle befindet, hat man sicher hin und wieder diesen Blick... Es gab wohl in diesem Fall Proteste der Bevölkerung, sprich mangelnde Bürgerbeteilung, und wie immer wirkungslos.

Neues Vaporetto-
terminal Lido S. M. Elisabetta
Ein tolles Ding ist auf dem Lido im Bau, schon seit längerer Zeit. Noch im letzten Jahr konnte man nicht genau erkennen wie das mal werden soll, aber mittlerweile ist auch hier ein flughafenähnliches schockierend geschmackloses Massenabfertigunggebäude ans Ufer der Lagune betoniert worden.
So gesehen, frage ich mich, ob es mit dem „Windei“ der Ubahn nicht vielleicht doch etwas auf sich hat, denn wieso sollte dieser monströse Terminal gebaut werden, um schon in wenigen Jahren von einem noch gigantischeren Ubahnhof abgelöst zur werden. (Adjektive immer vor dem Hintergrund, dass es hier um eine kleine Stadt von 60.000 Einwohnern + Massentourismus geht, und nicht um eine Millionenstadt mit entsprechendem Verkehrsplanungsbedarf.)

In die Lagune ragendes neues Terminal auf dem Lido, im Hintergrund die Giardini und S. Elena
Das alles sind keinerlei Insiderinformationen, sondern nur Beobachtungen einer normalen Touristin. Auf mich macht das alles einen leicht größenwahnsinnigen Eindruck, auch angesichts des Versuches der Vaporettolinie 3 im letzten Jahr, die die Einheimischen ÖPNV-Nutzer von der Zumutung der Touristen befreien sollte, aber nicht angenommen wurde. Ich frage mich, ob diese ganze Bauerei nicht vielleicht weniger der Verkehrsplanung als der Förderung der Bauwirtschaft des Veneto der Lega Nord dient.
Venedig (seine BewohnerInnen und BesucherInnen) ist mehr als jede andere Stadt auf den ÖPNV angewiesen, aber krachende Hässlich- und Geschmacklosigkeiten an den exponiertesten Stellen der venezianischen Wasserwege werfen dann doch eine Menge Fragen auf.

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30. Juni 2010

54. Biennale - Deutscher Beitrag

Anfang Mai benannte Susanne Gaensheimer, die Kuratorin des Deutschen Pavillons 2011, den Regisseur, Performancekünstler und Autor Christoph Schlingensief für den Beitrag der 54. Biennale. Ein Künstler, den ich als sehr inspiriert, erfreulich unangepasst und ausgesprochen witzig empfinde (ich bin bekanntlich die Anhängerin von Kunst mit Witz).

Da steigt die Spannung! Und die Hoffnung! Nach der bunten und (zu) kleinteiligen Ausstellung Isa Genzkens 2007 und der Küche (Video unten) Liam Gillicks (Küche!! das letzte, wobei ich an Kunst denke; aber auf der Hauptachse der Giardini wurde 2009 ja diverses Hausinterieur geboten) darf man vielleicht zur Abwechslung auf Performatives, Akivistisches, vielleicht Bombastisches erwarten?



Das Thema der Nazi-Architektur des deutschen Pavillons wird regelmäßig mehr oder weniger leidenschaftlich serviert, so auch zur Zeit wieder.

http://www.bernerzeitung.ch/kultur/architektur/Wie-boese-ist-NaziArchitektur/story/29234829

http://www.welt.de/die-welt/kultur/article8176650/Nazi-Architektur-nicht-schlecht-fuer-Kunst.html

http://www.art-magazin.de/szene/29198/christoph_schlingensief_biennale_venedig_2011

http://www.artefacti.de/abstrakte-kunst/index.php/kunst-nachrichten-2010/juni-2010/11902-streit-um-biennale-pavillon-in-venedig-.html

Der Bau ist tatsächlich häßlich, eine Bahnhofshalle, eine Echokammer, man fühlt sich kleiner als ein Dreijähriger in einer Charlottenburger Altbauwohnung. Aber das deutsche Verfahren, unakzeptable Geschichte abzuspalten mittels Vernichtung der hinterlassenen Architektur finde ich wesentlich unerträglicher.

Auf Ihrer Pressekonferenz am 29.6. begründete Frau Gaensheimer ihre Wahl:

“Ausgangspunkt meiner Einladung an Christoph Schlingensief war die Überlegung, einen Künstler meiner Generation anzusprechen, der mit seiner Arbeit in repräsentativer Weise die künstlerischen, gesellschaftlichen und politischen Fragestellungen der letzten Jahrzehnte der wiedervereinigten Bundesrepublik nicht nur begleitet, sondern massgeblich mitbestimmt hat. Ich halte Christoph Schlingensief für einen der ganz bedeutenden Künstler dieses Landes, der immer vollkommen rückhaltlos, auch sich selbst gegenüber, seine Position geäussert und behauptet hat, in aller Deutlichkeit und Direktheit, die notwendig ist, um Zustände effektiv zu kommentieren und Diskussionen auszulösen.

Für meine Entscheidung, Christoph Schlingensief nach Venedig einzuladen, gab letztendlich auch noch das Afrikaprojekt, das Operndorf in Ouagadougou, den Ausschlag. Hier wird deutlich, dass Schlingensief nicht nur für die Kunst in Deutschland repräsentativ ist, sondern seine Fragestellungen in einen transnationalen, transkontinentalen Kontext stellt. Mit dem Festspielhaus in Afrika und seiner Kooperation mit den dortigen Partnern – allen voran Francis Kéré, der mit dem Aga-Khan-Preis ausgezeichnete Architekt des Operndorfes – und vor allem auch mit der Selbstreflektion des Projekts und der Thematisierung seines eigenen Scheiterns im aktuellen Theaterstück ‘Via Intolleranza II’, gelingt es Schlingensief, seine Analyse des ‘Deutschseins’ und die damit verbundenen Fragen in eine globale, transnationale Dimension zu übertragen: ‘Warum wollen wir ständig dem afrikanischen Kontinent helfen, obwohl wir uns selber nicht helfen können?’ fragt er. Bei der Zusammenarbeit mit Christoph Schlingensief im Deutschen Pavillon im nächsten Jahr, die durchaus auch eine Kontextverschiebung bedeutet, werden wir uns auf die spezifische Dynamik in Schlingensiefs Werk konzentrieren. Eine Entgrenzung der Kunst und eine Stärkung ihrer sozialen Dimension und gesellschaftlichen Relevanz sind heute dringlicher denn je.”


Christoph Schlingesief selbst war aus gesundheitlichen Gründen nicht auf der Presskonferenz anwesend. Er ist mit den Opernfestspielen in München und natürlich seinem Operndorf in Afrika beschäftigt und äußert sich eher entspannt zum Thema:

Schlingensief gegen «Nazi-Nummer» in Venedig

Schlingensief gegen «Nazi-Nummer» in Venedig

Der Regisseur Schlingensief will sich nicht ausdrücklich mit der NS-Architektur des deutschen Pavillons bei der Kunst-Biennale in Venedig auseinandersetzen. Der Künstler soll den Pavillon bei der nächsten Biennale 2011 gestalten.

«Ich muss alle enttäuschen, die schon in Bayreuth enttäuscht waren. Ich werde keine Nazi-Nummer geben! Warum auch?» sagte der an Krebs erkrankte Schlingensief (49) in einem Gespräch mit dem Magazin «Focus». Schlingensief hatte in Bayreuth Richard «Parsifal» inszeniert. In Venedig hätten sich bereits so viele Künstler vor ihm von bis Genzken mit der Architektur auseinandergesetzt, «was soll ich da noch sagen?»

Die Kritik des Künstlers an seiner Venedig-Berufung versteht Schlingensief nicht. Richter habe so etwas nicht nötig. Richter hatte kritisiert, dass mit Schlingensief ein Performer ausgewählt worden sei. «Er kennt nur die Malerei? Das kann ich kaum glauben», meinte Schlingensief dazu, der zurzeit an seinem «» im afrikanischen Burkina Faso arbeitet. Im November sollen dort die ersten Musik- und Filmklassen ihre Arbeit aufnehmen.

Von den Gesamtkosten für das Dorf in Höhe von 1,8 Millionen Euro fehlen seinen Angaben zufolge noch fast 800 000 Euro, trotz großzügiger Unterstützung von Prominenten wie Herbert Grönemeyer, , und Roland Emmerich, die jeweils 100 000 Euro gespendet hätten. Auch das Goethe-Institut und die Bundeskulturstiftung unterstützten das Projekt. «Nur das Auswärtige Amt hat mir unter Westerwelle 100 000 Euro gestrichen, die mir der Ex-Minister Steinmeier allerdings zugesichert hatte.»

Auf seine Krebserkrankung angesprochen, meinte Schlingensief, im Moment sehe es so aus, «dass ich wohl länger lebe, als alle und ich zusammen gedacht haben». Es sei aber «sehr beunruhigend» für ihn, «nach der Totalkatastrophe wieder ganz der Alte sein zu sollen. Das schaffe ich nicht so gut, wie viele denken. Die Ängste bleiben und auch das Gefühl, dass es nie mehr so wie früher sein wird.» Er lebe jetzt «vielleicht so verzweifelt intensiv wie noch nie zuvor».

Blogtainment/ari/dpa / Foto dpa

Website Christoph Schlingensief http://www.schlingensief.com/
Blog Christoph Schlingensief http://schlingenblog.posterous.com/

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22. Juni 2010

Pfarrfeste in Venedig

Großes Drama - mein privater Computer ist hinüber und verloren sind über Jahre gesammelte Adresslinks, favorisierte Websites und Blogs, und ganz wichtige Lesezeichen, insgesamt ca. 300 Kontakte (im weitesten Sinn).

Die Rettungsversuche durch Fachpersonal laufen noch, aber es gibt wenig Hoffnung.

Deshalb bis auf Weiteres nur kurze Hinweise (von Dienstcomputer):

z. B. auf die derzeit stattfindenden Pfarrfeste in Venedig, die man an lokal "wild" plakatierten Einladungen erkennen kann, die sich auf den Namen einer Kirche beziehen und auf das anstehende Festprogramm hinweisen.

Besonders schön und zu empfehlen ist die Festa de San Piero de Casteo (San Pietro de Castello) vom 25. bis 29.6., mit täglichen Führungen durch die ehemalige Bischofskirche Venedigs, und neben dem religiösen Fest gutem Essen und Musik bis in den späten Abend auf der Wiese vor der Kirche.

Vaporettohalt S. Pietro, Linien 51 + 52, zu Fuss erreichbar auch von der Riva über die Via Garibaldi und die Brücke Quintavalle nach S. Pietro.

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12. Juni 2010

Itinerari segreti - geheime Wege...

Blick aus dem Büro des Großkanzlers der Serenissima






... im Dogenpalast klingt vielversprechend und seit Jahren bin ich neugierig. Man muss die Karten (wenn nicht online) mindestens einen Tag vorher besorgen, was in der Stadt der 1000 Möglichkeiten schon sehr viel Verbindlichkeit ist. Zudem wurde ich vor ca. 3 Jahren von den zuständigen Damen dermaßen schnippisch abgefertigt ('die zweite Kasse ist gerade nicht besetzt, kommen sie später wieder!'), dass ich die Prioritäten erstmal anders setzte.

Secret itineraries
Not accessible with the standard ticket, these tours take the visitor into the most secret and fascinating rooms in the Palace; the tours are all with a specialised guide, for a minimum of 2 people and a maximum of
25; they start at fixed times according to the following schedule:

Italian 9.30; 11.10
English 9.55 10.45; 11.35
French 10.20; 12.00

After 1pm tours can be arranged at various times, with an additional payment of 31 Euros per group (suspended from 1st July to 31 August).

The tour is about 1 hour and 15 minutes long.
The ticket including the guided tour to the itineraries and also access (without a guide) to the Doge's Palace
TICKET Full price euro 18,00
Hier: Voller Text mit online-Buchungsmöglichkeit

Blick aus der "Folterkammer"

Vor vier Wochen bin ic
h also endlich die "Geheimen Wege" gegangen, und?
Das alte nervige Problem der 'Führungs-
persönlichkeit', das in Einzelführungen (die ich bevorzuge und oft unge
plant erleben darf) oder in sehr kleinen Gruppen nicht auftritt. Aber bei 25 Teilnehmern sofort und unweigerlich: der/die FührerIn mutiert zum aufgedrehten SelbstdarstellerIn oder SchauspielerIn.
In diesem Fall spielte die Führerin in Doppelrolle den monatelangen Konflikt (Zellenwechsel etc.) zwischen Casanova (inhaftiert in den Bleikammern) und seinem Justizvollzugsbeamten (Namen nicht gemerkt, steht in Casanovas Buch).
Das Dramolett wurde immerhin an Ort und Stelle vorgeführt, d. h. direkt unter dem Dach des Dogenpalastes, zwischen den Häftlingszellen in Form von stabilen Holzboxen mit vergitterten Fenstern, di
e fest auf dem Dachboden eingebaut sind. Ich bin geduldig, aber das möchte ich nicht im Sommer erleben, wenn die Hitze unterm Dach brütet. (Weder Haft, noch Bewacherjob, noch Führung.)
Da die Führerin gut beschäftigt ist, kann man sich von seiner Truppe absondern und in Ruhe umsehen, die schönen Ausblicke aus den kleinen Dachluken geniessen, aber aufpassen, dass man nicht in die nachfolgende Truppe gerät, da ist das Führungspersonal eigen.


Blick vom Dachboden nach Süden, S. Giorgio Maggiore

Fotografieren der Räume ist verboten, Fotos nach draussen nicht. Daran kann man sich problemlos halten.
Besichtigt werden Räume in der Südostecke des Palazzo Ducale der 4. Etage und des Dachbodens. In der 4. Etage mit den runden Fenstern
sind dies Arbeitsräume der Dogenkanzlei, auch das winzige Büro des Großkanzlers im Mezzanin mit Blick durch ein immerhin viereckiges Fenster auf den Innenhof des Dogenpalastes, und der Sitzungsraum des Großkanzlers, gestaltet wie das Achterschiff eines mittelalterlichen Schiffes. Schlicht und schön und nicht zu vergleichen mit der üppigen Ausstattung der darunter liegenden Räume, eben der Raum für den Volksvertreter.
Ausserdem Räume der Justiz, z. B. das Zimmer, in dem Verhöre stattfanden, und das dramatisch "Folterkammer" genannt wird, obwohl es mit dem Foltern physisch vergleichsweise nicht allzu weit ging. Das Führungspersonal kann aber die Psychofolter sehr schön darstellen.

Blick vom Dachboden nach Osten, Campanile San Zaccaria und der obere Rand des Werbe-
trägers am Dogen-
palast


Die Wege und Treppen unters Dach sind verschlungen, eng und steil, aber sicher kein Problem für Höhenängstliche. Gehbehinderte mit normalen Hilfsmitteln wie Stöcken oder Walkern schaffen es auch, Rollstühle nicht.
Unter dem Dach gibt es eine Sammlung mittelalterlicher Waffen und Rüstu
ngen sowie einen sehr interessanten Blick auf die Decke des Saals des Großen Rates. Sie ist wegen ihrer enormen Größe an Dachbalken aufgehängt und man blickt von einem darüberliegenden Balkon nach unten auf die Decke (die natürlich nicht betreten werden kann).
Es folgen die bereits erwähnten "Bleikammern", die Holzboxen für die "Politischen" und weiteres Umdieecken-und-Treppab und schon ist die Führung nach einer guten Stunde vorbei.


Es ist wirklich interessant. Man hat einen weiteren Venedig-Mosaikstein.
Der unverschämt hohe Preis geht in Ordnung, wenn man danach noch in Ruhe und frei von Führung und Geschwätz rauf und runter durch den Dogenpalast gondelt und vielleicht in dem schönen Gewölbe-Cafe in der Innenhofecke hinten rechts einen Espresso trinkt.


Für Kinder ist der Besuch durchaus empfehlenswert, man muss allerdings bei Bedarf flüsternd den Führersprech übersetzen, soweit übersetzenswert, um die Gruppe nicht zu stören.


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