28. August 2010

Neues von Fondaco dei Tedeschi



Anfang des Jahres habe ich über den bevorstehenden
Umzug der Hauptpost berichtet, als es noch keine Informationen über die Zukunft des Fondaco dei Tedeschi gab.

Neue Informationen gibt es jetzt, seit gestern.
Die Architekten- und Planergruppe
OMA übernimmt die Restaurierung und Neugestaltung des Gebäudes. (Der diesjährige Goldene Löwe der Architekturbiennale wurde heute an den OMA-Partner Rem Koolhaas verliehen.)

Hier weitere Projektinformationen. Auch hier bei 'arch daily'.
Klingt zunächst alles sehr spannend, Teile des Daches werden Terasse zum Canal Grande, ohne dass die Fassade verändert werden soll; zusätzlich zur Nutzung durch Ladengeschäfte soll Kunst ausgestellt und Filme im Innenhof vorgeführt werden. Erklärtermassen ein Angebot für Tourismus wie Einheimische.

Gleichzeitig scheint mir dieses Projekt ein weiterer Schritt zu sein, die Stadtentwicklung Venedigs einseitig an der Optimierung des Tourismusgeschäfts zu orientieren. Wie z. B. die Hotelprojekte der letzten Jahre (z. B. Hilton im ehemaligen Molino Stucky), und den unförmigen und deplazierten ÖPNV-Entwicklungen (Vaporettostationen, Ubahn-Pläne), die mir in den letzten Monaten aufgefallen sind. In Venedig werden anscheinend immer entschlossener die Tore aufgerissen für die Geldverdiener und die Türen zugeklemmt für die Bedürfnisse der BewohnerInnen.

Auf Berichte über den Fortgang der Bauarbeiten durch LeserInnen dieses Blogs wäre ich sehr gespannt und würde sie gerne auch veröffentlichen. (Quelle etc. selbstverständlich.)

Und ich hoffe sehr, dass der Foncaco dei Tedeschi und die interessanten Bauaktivitäten nicht mit einer Riesenwerbefolie von Bennetton zugehängt werden...naja, wahrscheinlich vergeblich!


Nachträglicher Link eingefügt am 5.10.2010
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24. August 2010

Virtuell durch venezianische Kanäle















Abkühlung von der deutschen Google-Hysterie findet man beim venezianischen Gassen- und Kanal-View unter Venice Connected.


Man kann sogar Fotos von dieser Seite verschicken, die fast aussehen wie selbst geknipst.
Siehe unten.





Das Beste: man kann durch Kanäle gondeln, die in der Reali
tät mangels Boot unerreichbar sind. Auch teure Gondelfahrten haben einen eingeschränkten Aktionsbereich, aber nicht das virtuelle Venedig.




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21. August 2010

4. August 2010

Schwätzer in Venedig

Ich habe mir heute morgen 0:05 Uhr (!) die Sendung "Durch die Nacht..." angesehen. Der Regisseur Michael Haneke ("Funny Games", "Das weiße Band") und der Anwalt und Schriftsteller Ferdinand von Schirach ("Verbrechen", und neu "Schuld") treffen sich in Venedig. Von Schirach beherrscht zur Zeit das Feuilleton und alle "Kultur"-Sendungen im Fernsehen, soweit ich das überblicke.

Ich war gespannt, was sich die beiden Herren zu erzählen haben. Es läuft aber auf überraschend smallen talk hinaus und auf oberflächliche Begegnungen mit einer deutschen Komponistin, die hin und wieder in Venedig wohnt, dem deutschen Schauspieler Ulrich Tukur, der mit Familie in Venedig lebt, und einem venezianischen Psychiater. Das Gespräch mit letzterem über italienische psychiatrische Medizin gerät so völlig ausser Kontrolle, dass ich mich frage, warum mir derart nicht funktionierende Kommunikation gezeigt wird.

Die deutschen Beteiligten legen alle Wert auf die Feststellung, (zeitweise) in Venedig zu wohnen, obwohl man das ja eigentlich gar nicht will und braucht, halt "der Liebe wegen", oder der Arbeit wegen, weil man "sowieso keinen Kontakt" hier bekommt also seine Ruhe hat, und weil es in Venedig so angenehm ruhig ist, wenn man keinen Fuss vor die Tür setzt..., aber "...schon schön in der Nacht!"
Aus meiner Sicht Angebersprüche, snobby und geschmacklos. Na gut, aus mir spricht der nackte Neid :-)

Aber schöne Venedig-Bilder, und vom 'location porn'-Standpunkt, aber wirklich nur von da, war es dann doch ok, um Mitternacht die Glotze anzumachen.

Siehe hier der Arte-Stream:

Die Sendung "Durch die Nacht mit ..." ist als
Video-Stream verfübar. Der Stream kann unter der URL
http://videos.arte.tv/de/videos/v-3346654.html angesehen werden und ist ab sofort 7 Tage lang bis zum 11.08.2010,
00:09 Uhr online verfügbar.

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31. Juli 2010

Museo Correr - Ausstellung Favretto

Im Museo Correr ist seit heute bis 21.11. eine Ausstellung von Werken des venezianischen Malers Giacomo Favretto zu sehen. Der Besuch des Museo Correr ist im Preis der Karte für die Museen rund um San Marco enthalten.

Mehr Informationen:

http://www.museiciviciveneziani.it/frame.asp?musid=214&sezione=mostre
http://www.artdaily.org/index.asp?int_sec=2&int_new=39632

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25. Juli 2010

Bicinbarca in Venedig

Sommertag auf S. Erasmo

Das nette ACTV-
Wochen-
endange-
bot des letzten Sommers,
Linie Parco della Laguna Nord, scheint es in diesem Jahr nicht zu geben. Jedenfalls finde ich es nicht im Internet. Schade, ich hatte es ausprobiert und fand vor allem praktisch, dass die Haltestelle direkt am Strand und Biergarten auf Sant'Erasmo angelaufen wurde.

In diesem Jahr gibt es bis 26. September 'Bicinbarca' - 'Fahrrad im Boot', mit Haltestelle Sant'Erasmo Capannone und dem 15 minütigen schattenlosen Fussweg zum Strand, der aber ggfs. in diesem Fall per Fahrrad zurückgegt wird. (Fahrplan als PDF unten auf der Website anzuklicken) Fährt ebenfalls an Wocheneden und Feiertagen. Einstiegshaltestellen S. Guliano auf dem Festland und Lido S. Nicolò. Mit dem auf dem Lido (bei S. M. ELisabetta) gemieteten Fahrrad kann man dann ab S. Nicolò einen schönen Fahrrad- und Strandtag auf S. Erasmo verbringen.

Für eine Rundreise durch die Lagune kann man wahl- oder umsteigenderweise die Linie 13 oder die Linie N nehmen ab Fondamente Nove nehmen. Nach dem Abschluss der Arbeiten zur Erhöhung der Fondamenta liegen jetzt auch alle Haltestellen der ACTV östlich des Ponte Donà. Westlich davon, auf Höhe der Jesuitenkirche, nur noch die Alilaguna-Halt
estelle.

Information auf Englisch
Fahrradtour auf dem Lido und auf Pellestrina
Fahrradtour auf Sant'Erasmo


Strandleben auf S. Erasmo










Neu: ACTV fährt Kinder bis 6 Jahre kostenlos !


Der Newsletter 'Buongiorno Venezia' informiert in der Ausgabe dieser Woche, dass ab sofort Kinder bis 6 Jahren kostenlos die venezianischen ÖPN-Verkehrsmittel benutzen dürfen. Ich habe auf der ACTV-Website gesucht, ob es eine offizielle Mitteilung gibt, nein. (Dass bisher Kinder bis 2 kostenlos fuhren, steht auch nirgends.) Die Kinderfrage ist bei den heftigen Fahrpreisen in Venedig eine häufige Frage in Reiseforen, und das ist mal eine erfreuliche kundenfreundliche Nachricht!

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19. Juli 2010

Eine Bibliothek in Venedig

Screenshots des ehemaligen Dormitoriums aus dem Fim 'In memoria di me'

Das Erlebnis der neuen Bibliothek der Giorgio Cini Stiftung auf San Giorgio Maggiore ist überwältigend. Ich habe das Privileg, den Vorher-Nachher-Effekt zu sehen.
(Links zu vorherigen Einträgen ganz unten.)
Schon der ursprüngliche Zustand des riesigen leeren Raumes im Dormitoriumsgebäude des ehemaligen Benediktinerklosters war atemberaubend. Ein sehr langer weißer Flur, nach Norden und Süden jeweils abgeriegelt durch eine große Trifore (dreibogiges Fenster) und in der Mitte durch einen schmalen Flur gekreuzt. Rechts und links eine endlos scheinende Folge von sehr kleinen, steingerahmten Holztüren, die zu den (unmöblierten) Einzelzellen der Mönche gehörten, mit einer Nummer über dem Türsturz.

Diese
großartige Leere ist nun natürlich verloren. Man kann sie am besten nachvollziehen im Film 'In memoria di me' von Saverio Costanzo, der 2006 auf S. Giorgio als ausschließlichem Drehort verwirklicht wurde und der die Innen- und Aussenräume des Klosters einzigartig feiert. Vom quarkigen religiösen pseudo-philosophischen Inhalt des Films, der wesentliche (kritische) Aspekte der Novelle "Der vollkommene Jesuit" von Furio Monicelli weg lässt, nehme ich entschieden Abstand.
Wenn nicht die
schöne Filmmusik wäre (Tschaikowski, Mahler, Walzer-Strauss, ein bisschen Missa Luba...) und der frische ungefilterte (!) Originalton des Bacino mit Fähren, Vaporetti, Polizeibooten und Ambulanzen, sogar Flugzeugen, wäre der Film besser tonlos zu sehen. Ich empfehle, ihn als preiswertes Souvenir in einem beliebigen DVD-Laden zu kaufen und als Dokument zu genießen!

Zurück zur Neugestaltung des Dormitoriums. Der monumentale Raum, gebaut mit dem alten "Zypressenkreuzgang" von Giovanni Buora Mitte des 15. Jahrhunderts, wurde von Michele De Lucchi völlig neu gestaltet.

Es wurde nichts weg genommen, angefangen bei den
Deckenlampen bis hin zu den alten Zellentüren, die, wo nicht mehr zu erhalten, aus dem gleichen Holz nachgebaut ersetzt wurden. Sogar die Zellennummern sind erhalten. Lediglich die schönen glänzenden Steinplatten des Fussbodens wurden mit Parkett bedeckt, was schade, aber pflege- und geräuschhalber möglicherweise sinnvoll ist.

Von den Regalen über Parkett, Beleuchtung, Arbeitsmöbel, hat De Lucchi die komplette
Ausstattung geplant, bis hin zum einzelnen (sehr bequemen!) Holzstuhl, im ehemaligen Flur wie in den Zellen rechts und links davon.
Die vielen kleinen Zellentüren sind sorgfältig umrahmt und in die Regale integriert. Die Zellen wurden teils in ursprünglicher (Einzel-) Größe belassen, teils wurden Wände entfernt und so räumliche Arbeitsstrukturen geschaffen für technische Geräte (Recher, Internet, Kopierer etc.), Arbeitsgruppen und Büros unterschiedlicher Größen, und einzelne inhaltliche Bibliotheksbereiche, wie z. B. auch die enorme Sammlung von Microfilmen. Nach Bedarf ist es auch möglich, die Räume untereinander zu verbinden und zu trennen und für spezielle Nutzungen einzurichten, wie z. B. Ausstellungen.

Es gibt rechts des Eingangs einen Empfang mit sehr freundlichen hilfsbereiten BibliothekarInnen, und links = Süden, ganz am Ende wo der Blick auf die Marina fällt, eine herrliche große Ledercouchanlage. Es riecht gut nach Holz! Die Leitern in den oberen Regalbereich sind bequem und stabil.
Im Kreuzungsbereich (zur alten Bibliothekvon Baldassare Longhena aus dem 17. Jahrhundert) gibt es eine kleine, vermutlich wechselnde,
Ausstellung von abstrakter Gegenwartskunst (Name des/der KünsterlerIn nicht gemerkt, sorry).

Der zentrale Raum der Nuova Manica Lunga enthält von den insgesamt 300.000 Bänden der Bibliotheken der Fondazione Cini die 150.00 Bände und 800 Zeitschriften aus dem Bereich der Kunstgeschichte. In den offenen Regalen finden sich die am häufigsten angefragten Werke: Kunstbände generell, Künstlermonographien, Museumskataloge, Bücher der Bereiche Ikonen, Zeichnungen, Stiche, Dokumente, Sammlungen, Auktions- und Gallerienkataloge, ausserdem Veröffentlichungen der Cini Stiftung selbst.

Nach der ersten Schockstarre angesichts dieser Schätze muss man entscheiden, ob man seinen Venedigbesuch wie geplant durchführt oder nicht viell
eicht doch abspringt in einen Urlaub in der Bibliothek! Die weiteren Bibliotheksbereiche sind Geschichte Venedigs, Venedig und der Osten, Musik- und Theaterliteratur und eine Phototek, die aber nicht in der Nuova Manica Lunga zur Verfügung stehen und auch nicht unbedingt allgemein, sondern auf Anfrage zugänglich sind.

Der Besuch sollte zur Agenda einer Venedigreise gehören. Nicht nur für BibliothekarInnen und KunsthistorikerInnen, sondern auch für alle, die gerne ein gelungenes Beispiel funktioneller Integration sehen und die großartige Konversion des Benediktiner-Dormitoriums bewundern wollen.

Nuova Manica Lunga
Bibliothek Kunstgeschichte
Bibliothek Venezianische Geschichte
Bibliothek Musik- und Theaterliteratur
Bibliothek Venedig und der Osten
Photothek

Die Bibliotheken sind geschlossen vom 9.-22. August und danach wieder öffentlich zugänglich gegen Hinterlassen des Personalausweises am Empfang der Giorgio-Cini-Stiftung
(schmiede
eisernes Tor rechts der Kirche S. Giorgio Maggiore, Eingang zum Palladio-Kreuzgang). Die Bibliothek ist werktags geöffnet. Beim Besuch am Wochenende mit der angebotenen Führung geht man auch durch die Nuova Manica Lunga, darf aber natürlich nicht an die Bücher ran!


Serviceinformationen
18.11.2007 San Giorgio Maggiore

18.03.2010 Führungen - San Giorgio Maggiore

Nördliche Trifore an der Marina-Seite von aussen