Lobrede auf Venedig...
von Luigi Groto Cieco d'Adria vom 23.8.1570 anlässlich der Amtseinführung des Dogen Alvise I Mocenigo
Orazione di Luigi Groto Cieco di Hadria, fatta al serenissimo principe Luigi Mocenigo, et alla Signoria di Vinezia
Hier ist die Stadt, die alle staunen lässt.
Hier versammelten sich alle auf auf der Flucht vor den Barbaren zerstreuten Tugenden Italiens und bauten auf diesen Wassern die Stadt zu ihrem Nest, da ihnen der Himmel das Privileg der Alkyonen gab. (...)
Wer sie nicht lobt, ist seiner Zunge unwürdig, wer sie nicht betrachtet, ist des Lichtes unwürdig, wer sie nicht bewundert, ist des Geistes unwürdig, wer sie nicht ehrt, ist der Ehre unwürdig. Wer sie nicht nicht gesehen hat, glaubt nicht, was man darüber erzählt, wer sie sieht, ruht nicht, bis er sie wieder sieht. Wer sich einmal in sie verliebt, verläßt sie nie mehr, und falls doch, um sie bald wieder zu besuchen, und wenn er sie nicht wieder besucht, ist er betrübt darüber, sie nicht wieder zu sehen.
Aus diesem Wunsch, hierher zurückzukehren, der auf allen lastet, die sie verließen, erhielt sie den Namen Venetia, als wollte sie jene, die sie verlassen, sanft bitten: Veni etiam, komm wieder.
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