30. Oktober 2011

Die letzten 4 Wochen der 54. Biennale...

Ausstellungspavillon Cuba auf S. Servolo. Leider vergessen, Künstlernamen & Titel zu notieren.

...die am 27 November schließt, bieten trot
z vieler bereits beendeter 'eventi collaterali' des Sommers noch interessante Länderausstellungen in der Stadt, auf die ich bisher noch nicht hingewiesen habe.

Dazu gehören die auf der Insel S. Servolo, Cuba und Syrien. Cuba hat fast 50 Jahre nicht an der Biennale teilgenommen und zeigt unter dem Titel 'Cuba mon amour' eine Palette kraftvoller Arbeiten, Malerei und Skulpturen vor allem. Pathos durchaus, aber wenig Fidel-Pathos. Hat mir sehr gut gefallen.

Pavillon Syrien auf S. Servolo

Die Ausstellung Syriens 'Evolution' ist zurückhaltender (aufgrund der politischen Situation?), vor allem indem viele nicht syrische KünstlerInnen vertreten sind (Nemat Badawi, Nizar Sabour, Rima Salamoun, Sabhan Adam, Talal al Abdalla, Bernard Aubertin (Frankreich), Salvo Pastorello, Beppe Bonetti (Italien), Renato Mambor (Italien), Piero Mottola (Italien), Ivan Lardschenider (Italien), and PG-SLIS. Die ich bisher alle nicht kannte. Es gibt auch keine eigene Website der Ausstellung. Selber ansehen ist zu empfehlen.

Mensagebäude (rechts) des Kongresszentrums San Servolo

Der Ausstellungsbesuch auf S. Servolo ist natürlich der kleine Ausflug ins Grüne, diverse schöne Aussichtpunkte in die Laguna Sud, nach S. Lazzaro degli Armeni, ein bisschen Liegen im Gras unter Bäumen, die Inselcafeteria im Hauptgebäude, oder, wenn es zeitlich passt, ein günstiges Mittagessen in der Mensa im letzten Gebäude auf der rechten Seite, am Ende von S. Servolo.

Ich fand in diesem Jahr erstaunlich viele große tote Bäume im Park auf der gesamten Insel und frage mich, ob ich vor 2 Jahren keinen Blick dafür hatte, oder ob hier ein Baumsterben vor sich geht? Und wenn ja, warum?
(Vaporetto Linie 20 ab S. Zaccaria)


Video 'Music While We Work', Hong-Kai Wang, Foto entnommen dem Ausstellungs-
programm '& The Unheard, Soundscape Taiwan









Weiter sind sehenswert in der Stadt die (bisher noch nicht erwähnten) Länderausstellungen von Tai
wan, Zimbabwe und Azerbaijan. Taiwan wie immer in der Location des Palazzo delle Prigioni, der ehemaligen Gefängnisse neben dem Dogenpalast an der Riva. Ein überaus beeindruckendes düsteres Gebäude, 1589 von Antonio da Ponte begonnen und 1614 von Antonio Contino fertiggestellt. Die Gefängnisse erreicht man über die Seufzerbrücke beim Rundgang durch den Dogenpalast.
Die heutigen Ausstellungsräume liegen im ehemaligen Sitz der
Signori di Notte al Criminal, zuständig für den Wachdienst und die Anklage von Kriminellen, im vorderen Gebäudeteil durch den Haupteingang (erste Etage).
Die Biennale-Ausstellung selbst '
The heard and the unheard' ist mehr für die Ohren, viele Kopfhörer + Sitzgelegenheiten, damit man sich in Ruhe auf das zu Lauschende, teilweise ziemlich Überraschende, einlassen kann. Einige faszinierende Videos.


Zimbabwe, Misheck Masamvu, Rebirth
Zimbabwe, zwei Brücken weiter auf der Riva, direkt hinter der Kirche der Pietà links, (Istituto S. Maria della Pietà, 2. Etage, Fahrstuhl), ist zum ersten Mal dabei und tritt in ganz unspektakulären Räumen auf, aber dafür ist die Ausstellung 'Seeing ourselves' beeindruckend bis ergreifend. Und überraschend vielfältig in der Auswahl der Exponate. Unbedingt sehenswert.


Azerbaidjan hat wieder den Vorzug, in ei
nem Palazzo auszustellen, der normalerweise nur zur Biennale öffentlich zugänglich ist, der Palazzo Benzon am Canal Grande (leider sind diesmal die Balkons zum Canal nicht geöffnet, wie 2009).


Ausstellung Azerbaidjan, Portego des Piano Nobile, Palazzo Benzon. Blick zum Garten, nicht zum Canal Grande

Ein ganz typischer Palazzo, mit Mittel- und Seitenteilen, die im Parterre in Androne mit Wassertor und Lagerräume rechts und links gegliedert sind, darüber in Portego durch die ganze Länge des Hauses und dem Parterre entsprechende Seitenräume, schöne Deckenfresken & Stuck.
Die oberste Etage ist nicht zugänglich, aber man kann hier eine
Ferienwohnung mieten. Die Ausstellung 'Relational' ist ziemlich groß, ziemlich spannend, ziemlich vielseitig sprich auch von unterschiedlicher Qualität, auf jeden Fall besuchenswert.
(Vaporettostation S. Angelo, Linie 1, von da links halten, 2 Brücken.)


Kleine Ecke auf dem Dachboden des Palazzo Fortuny, in der es anscheinend NOCH höher geht...

Link Vom Palazzo Benzon sind es nur ein paar Meter zum Palazzo Fortuny, wo (jenseits der Biennale) die vielgelobte Ausstellung 'TRA - The Edge of Becoming' läuft, die bei meinem Besuch rappelvoll war. Man wurde gebeten, 10 Minuten auf dem Campo S. Beneto zu warten. Dieser Hype ist natürlich übertrieben, bei all den spannenden Angeboten in der Stadt. Aber die Empfehlung 'Palazzo Fortuny hat sich anscheinend seit der Ausstellung 'In-Finitum' 2009 herumgesprochen.

TRA entspricht in der Konzeption exakt 'In-Finitum', die mich sehr begeisterte. Diese 'Kopie' macht die Ausstellung keineswegs weniger sehenswert. Die Exponate sind andere, abgesehen von der Einrichtung des Piano Nobile, aber wieder wunderbar ausgewählte Einzelstücke verbunden zu einer Gesamtkomposition auf jeder einzelnen Etage und im ganzen Haus.

Auszug aus dem Katalog für die Exponate im 1. Piano Nobile

Es gibt für das Piano Nobile und den Dachboden jeweils Kataloge zur Identifikation der vielen kleinen und großen Exponate. Wenn man erstmal drin ist, kann es schon mal länger dauern, dazu lädt diese Ausstellung (und die vielen Sitzgelegenheiten) ein, und die große Anzahl der Besucher verteilt sich letztendlich auf den 4 Etagen ganz gut. Unter dem Link oben gibt es eine überzeugende Virtual Tour, in der aber nicht die ausgestellten Videos enthalten sind, die alle einen gewissen meditativen Charakter haben und mir sehr gut gefielen.


Glasstress:
Sehr großer gläserner Schreibtisch von Zaha Hadid
(Detail)

Als 'collateral event' der Biennale wird auch in diesem Jahr die Ausstellung 'Glasstress' verkauft, im Wortsinne, Eintritt 10 €, im Palazzo Franchetti an der Accademia Brücke.
Ich empfehle die Ausstellung mit gemischten Gefühlen. Einerseits ist dies ein sehr schönes Haus,
erlesen ausgestattet bzw. renoviert, von den Parketts über die Tapisserien zu den Zimmerdecken, nicht zu vergessen das opulente Treppenhaus und der schöne Blick auf den Canal Grande, die Brücke, die Accademia...

Andererseits ist die Qualität der Exponate sehr unterschiedlich, Glaskunst kann sehr hart am Kitsch entlang schrammen und manchmal tut es (mir) schon ein bisschen weh. Trotzdem fasziniert, was Künstler mit diesem schwierigen Material machen. Aber der fette Eintrittspreis und die ärgerliche Tendenz, immer mehr 'collateral events', geadelt mit dem Logo der Biennale, als Dukatenscheißer während des Biennalesommers zu nutzen.


Skulptur von Erwin Wurm im Garten (Elternhaus)

Im Garten zum Canal Grande steht in diesem Jahr die begehbare Skulptur (des Elternhauses) des Künstlers Erwin Wurm, deren Schlichtheit in der pompösen Nachbarschaft des Palazzo schon sehr eindrücklich ist, und innen herrscht das private Grauen der 50er und frühen 60er Jahre. Leider nur mit Glasstress-Eintrittskarte!


Im nächsten Eintrag zeige ich meine Favoriten der Biennale und verleihe zum ersten Mal den von mir gegründeten giftigen Preis "Warwohlnix" für die ärgerlichste Ausstellung des Biennalesommers. Spannung!



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25. Oktober 2011

Venezianische Verkehrsneuigkeiten im Herbst 2011

Es fängt an mit der Information für Autofahrer, dass heute die Unterführung zur Tiefgarage am Piazzale Roma eröffnet wurde. Eine Verkehrserleichterung für Autofahrer wie ÖPNV-Nutzer, denn damit dürfte der neugestaltete Platz frei von Privatfahrzeugen sein.

Gleichzeitig beginnen die Bauarbeiten auf der Straßen/ Eisenbahnbrücke an der Verlängerungsstrecke der Tram von Mestre zum Piazzale Roma. Die Strecke soll 2014 fertig werden. Da könnte es auf absehbare Zeit schon mal enger werden.



ACTV organisiert zum 2. November einige Vaporettolinien neu.
Streckenplan und Fahrpläne werden nicht verändert. Die bisherige Linea LN (Laguna Nord) wird aufgeteilt in vier Teilstrecken:
Linea 10 Lido-S. Marco Giardinetti
Linea 12 Fondamente Nuove-Burano-Treporti-Puntta Sabbioni
Linea 14 Pietà-Lido-Punta Sabbioni
Linea 14L verkürzte 14 Punta Sabbioni-Lido.

Neu eingerichtet wird die Linea 22 Punta Sabbioni-Fondamente Nove-Tre Archi vor allem für Studierende, die die Hochschulen in Cannaregio und S. Croce besuchen.

Die Diretto Murano (DM), vor allem von Pendlern genutzt, wird zur Linea 3.
Die Stadtumrundungslinien 41/42 und 51/52 werden umbenannt
Linea 41 in 4.1
Linea 42 in 4.2
Linea 51 in 5.1
Linea 52 in 5.2.

Die (ebenfalls) Pendlerlinie mit wenigen Haltestellen 61 und 62 wird zu Linea 6.
Linea 5 wird zur Linea 7.
Linea T, die kurze Strecke zwischen Burano und Torcello wird zur Linea 9.
Linea CLODIA (frühmorgens für Pendler) des Unternehmens Raffaello di Chioggia (Chioggia-Venezia) wird zur Linea 19.

Die bisherige Haltestelle Piazzale Roma der Stadtumrundungs-
linien 41/42, 51/52 in Richtung Fondamente Nove (an der Ecke Post/Coop) ist bereits seit dem Frühling verlegt, ein paar hundert Meter weiter Richtung S. Marta. Sie liegt fast unter der Streckenführung des People Mover. Man erreicht sie am leichtesten vom Piazzale Roma, wenn man links um das Gebäude des People Mover herumgeht, also nicht in Richtung Ponte della Costitutione. Unter dem People Mover her hat man vor allem keinen Gegenverkehr, der zwischen den Bauzäunen eng werden kann auf der schmalen Fondamenta entlang des Canal Grande.



Und jenseits des öffentlichen Verkehrs:
Neben den allseits bekannten Webcams auf dem Dach des Museo Correr, die Piazza und San Marco zeigt und der am Rathaus auf die Rialtobrücke wurden heute 5 neue Webcams installiert, und zwar von der Institutione Centro Previsioni e Segnalazioni Maree. Sie sollen der besseren Beobachtung von Hochwasser dienen, sind natürlich auch immer gut für einen sehnsuchtsvollen Blick...!

7 Webcams venezianischer Behörden


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21. Oktober 2011

Palazzo Grimani nach 2 Jahren - Überraschung!


Unter dem Label Palazzo Grimani habe ich schon mehrfach über dieses neue Museum berichtet, es aber erst einmal im Juni 2009 selbst besucht, mit gemischten Gefühlen, wie man detailliert nachlesen kann.

Die Eindrücke meines 2. Besuches sind nicht mehr gemischt, sondern eind
eutig - dieses Museum macht sich und berechtigt zu weiteren schönsten Hoffnungen!


Detail der Decken-
dekoration im Esszimmer






Die I
nfrastruktur ist aufgebaut - es geht los mit einem weit geöffneten Portal und einem ordentlichen Museumsschild an der Tür, weiter mit einem schönen kleinen Museumsshop auf der rechten Seite, in dem man auch ganz normal Eintrittskarten kaufen kann (vor 2 Jahren nur übers Internet!), und einem funktionalen Sanitärbereich links vom 1. Wassertor zum Rio di S. Severo, und endet mit einem Museumscafé links, zwischen Portal und 2. Wassertor zum Rio di S. M. Formosa, das bei meinem Besuch allerdings nicht Betrieb war. Aber immerhin schon mal vorhanden, eingerichtet mit Pappmöbeln und Sitzsäcken, praktisch und unkonventionell.
Zentrum der
Deckende-
koration des Apollo-Zimmers


Der Innenhof ist jetzt ein bisschen gestaltet, vor allem steht ein großer eingetopf-
ter Zitronenbaum an der zuvor grauenhaft leeren Stelle bzw. Metallplatte an Stelle des früheren
Brunnens.

Die Museumsangestellten sind freundlich und professionell, man darf selbstverständlich fotografieren, viele Fenster stehen nach innen und außen weit offen (was in
Bezug auf das Privatleben der Nachbarn gegenüber am schmalen Rio di S. M. Formosa selbst auferlegte Diskretion erforderlich macht), man kann sich frei in allen Räumen bewegen. Das alles war vor 2 Jahren nicht der Fall.

Was noch fehlt, ist ein handlicher Führer, der ni
chtexpertischen Normalverbrauchern die exzellente Restauration erklärt, 20 Seiten oder so. Es gibt nur eine dicke Schwarte im Museumsshop, zu schwer zum Herumschleppen, nur auf italienisch, 39 € wenn ich mich recht erinnere.

Zeus raubt Ganymed, im quadratischen Turm der Tribuna Grimani (Ausstellungsraum der Anktikensammlung, jetzt ohne die früheren Exponate, die sich weiter im Archäologischen Museum befinden) in seiner ursprünglichen Hängung

Nach den bisherigen sehr kleinen (feinen) Ausstellungen in den Räumen des Hauses, zuletzt den im Sommer hier gezeigten renovierten Veronese-Werken aus der Kirche San Sebastiano, hat man für den Herbst im erweiterten Rahmen der Biennale mal wirklich zugeschlagen mit fünf sehr unterschiedlichen Ausstellungen.
Darunter der rund dekorierte Marmorfussboden

Es wird teilweise sogar etwas voll, auch wenn die Räume eigentlich leer und unmöbliert und nur wenige Exponate aus der grimanischen Antikensammlung hier sind, ein paar Marmor- und Bronzebüsten + eine (alte) Kopie der Laokoongruppe aus den Vatikanischen Museen.

Ausstellungen sind Geschmackssache, aber wer den Palazzo Grimani bewundern will, und das ist aus meiner Sicht unverzichtbar, muss durch. Mir persönlich gefällt die Pirandello-Ausstellung insgesamt sehr gut und auch das eine oder andere Exponat der anderen Ausstellungen.

Ein bisschen eng für 2 leidende Männer: Laokoon & 'SanSebastianoSoft' von Concetto Guzetta, Ausstellung 'L'ombra del divino'

Artisti per Note e altrove.
L'ombra del divino nell' arte contemporanea.
Religiöse (katholische) zeitgenössische Kunst, z. T. für die Renovierung der Kathedrale von Noto. Bei diesem Tendenzbereich gibt es natürlich sensible Grenzen zu Kitsch und ungewollt (?) Sexuellem, auch gut im Padiglione Italia der Biennale zu beobachten, kuratiert von demselben Vittorio Sgarbi. Bereits da hat mich die pure Menge von Christlich-Religiösem überrascht. Gezeigt wird bei Grimanis auch eine Blutreliquie des letzten Papstes, was mich im Jahr 2011 dann doch erstaunt hat...oder? Wenn man die Einzelheiten mal zu Ende denkt?

Pirandello, Donne al Mare (Ausschnitt)
Außerdem 4 zeitgenössische Künstler, Pirandello, Bonaldi, Kcho, Cucchi, nicht gemischt gehängt/gestellt, zum Glück, sondern jeweils in separaten Räumen. Die Skulptur von Booten, die zusätzlich im Innenhof vor dem linken Wassertor ausgestellt ist, gehört zur Ausstellung von Kcho.

Ende dieser Ausstellungen am 27.11. mit dem Ende der Biennale.

Das
Museo di Palazzo Grimani gehört zum Polo Museale Veneziano.
Auf meiner persönlichen Liste der wichtigsten Besichtigungen in Vene
dig steht es ganz weit oben.

(Ich empfehle, alle Fotos dieses Eintrags zwecks Vergrößerung anzuklicken.)
















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16. Oktober 2011

Biennale und mehr im Oktober

Fortsetzung des Eintrags vom 6.10.2011: Die Ausstellung in der Scuola Grande della Misericordia von Pierre Casè "Misteri del Sotoportego" läuft nicht bis zum 10.10., sondern bis zum 30.10. und ist aus meiner Sicht eine der Interessantesten dieses Sommers.



Der Künstler, geb. 1944, war nach einem Schlaganfall, noch kämpfend mit den körperlichen Folgen, 2007 drei Mon
ate lang Gast der Stiftung Castelforte-Forberg in Venedig. Er beschäftigte sich in dieser Zeit mit den Sottoporteghi, den Gassenführungen zwecks Wegabkürzungen durch Häuser hindurch und den dazugehörigen Beschreibungen von Guiseppe Tassini 'Curiosità Veneziane' aus dem 19. Jahrhundert.

Beispiel Triptychon und Text: 'Sotoportego del Pistor'

Er zeichnete 240 Hausunterführungen auf und schuf 20 enorm kraftvolle Werke, jeweils als Triptychon von 2 m x 3,10 m. Zu 10 davon gestaltete der venezianische Autor Alberto Toso Fei die tassinischen Beschreibungen als Begleittext.
Es gibt ein Begleitvideo, das man sich unbedingt ansehen sollte, wenn man die Zeit dazu hat. Die Arbeit von Pierre Casè zu beobachten ist aufschlussreich, und er spricht sehr langsam und gut verständlich italienisch (er sitzt außerdem am Empfangstisch und geht sehr freundlich und interessiert auf die BesucherInnen seiner Ausstellung ein).

Alberto Toso Fei liest seine Geschichten, begleitet von Bildern der originalen Hausunterführungen.

Das Oberschoß der Misericordia ist immer noch innen eingerüstet wie schon zur Biennale 2009, aber jetzt sind die Lappen weg, man kann durch die Gerüste die beeindruckenden Wandbemalungen dieses überwältigend riesigen Raumes sehen, obwohl ich ja immer ein bisschen fürchte, der ganze Kasten könnte in einer Staubwolke in sich zusammensinken...

Insgesamt empfehle ich den Besuch unbedingt, mit entspannter Zeitplanung.

Pierre Casè am Empfangstisch in der Misericordia


Ein weiteres Angebot, bei dem man ungeplant länger hängen bleibt, ist der überraschende Länderpavillon Neuseeland im Palazzo Loredan dell'Ambasciatore am Canal Grande, aber trotzdem etwas ab vom Schuss. In der engen Gasse Calle dei Cerchieri hört man schon von weitem Klavierspiel.

Die Ausstellung besteht aus Wer-
ken von Michael Pare-
kowhai, hier vor allem drei Flügel, zwei bestückt mit Stieren in Originalgröße im Wassereingang zum Canal Grande und im Garten des Palazzo sowie einem, der im Androne pausenlos gespielt wird, von sich abwech
selnden richtig guten PianistInnen. Das Repertoire ist klassisch (in der guten Stunde, die ich mich aufhielt) und man kann einfach nicht anders, als im Androne oder Garten sitzend dem Klavierspiel zuzuhören und sich dem Augenblick hinzugeben.

Gartenseite Palazzo Loredan
dell' Ambasciadore

Hingehen, Pause machen, genießen, Zeit vergessen... das Haus ist ansonsten normal bewohnt, zwischendurch rennen schon mal Kinder mit Schulranzen die (abgesperrte) Treppe hinauf, vom Wassertor aus hat man einen schönen Blick auf den Palazzo Malipiero und seinen Garten gegenüber.

Vaporettohaltestellen Ca' Rezzonico und San Tomà (oder auch per Traghetto von San Samuele), ab da jeweils gut ausgeschildert.



Das 'Collateral Event' auf der Insel Certosa wurde erst im September installiert, ich vermute im Zusammenhang mit der Filmbiennale.
Aber auch jetzt ist (mir) nicht so ganz klar, was es mit der Veranstaltung "Rebel" auf sich hat, es gibt hinter dem kleinen Hotel der Insel drei große Portraitfotos von Fischern (im Außenbereich), an den kleinen Steinhütten am Ostufer der Insel farbige Stoffbespannungen, und ein Video ohne Angaben und Sitzgelegenheiten in einer großen dunklen Scheune.

Ich bin trotzdem 90 Minuten hängen geblieben, und zwar beim Film "Sal" von James Franco über den Schau-
spieler
Sal Mineo. Wird gezeigt im ehemaligen Pulverlager links vor den Werkstätten der Insel.
Sal Mineo wurde bekannt als Nebendarsteller in "Denn sie wissen nicht, was sie tun" von Nicholas Ray, und abwechselnd (aber nicht an dem Tag, an dem ich auf La Certosa war) wird ein weiterer Film von Nicholas Ray, 'We don't go home again' eine überarbeitete Version, gezeigt.
Beide in englisch mit italienischen Untertiteln.

Im Obergeschoss des Pulverlagers gibt es ein weiteres Videoangebot 'Brad Renfro for ever' und insgesamt scheint die eher homoerotische Sache von Gucci gesponsered zu sein.


(Mehr über die Entwicklung auf La Certosa in einem späteren, biennalefreien Eintrag...)
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4. Oktober 2011

Venezianische Öffnungszeiten... (ein Update)


...sind variabel, weiß jeder, der mehr als einmal in Venedig war.

Wer im Oktober in Venedig is
t, sollte die Verlängerung zweier ungewöhnlicher Öffnungen wahrnehmen.

Zum einen der Kreuzgang von Madonna dell'Orto
(siehe Eintrag vom 25.6.) mit einer wirklich schönen, geradezu kontemplativen und zum Ort passenden Ausstellung zeitgenössischer Kunst bis zum 31. Oktober.



Zum anderen der Garten des Palazzo Soranzo-Capello (siehe Eintrag vom 26.6.) nur wenige Ecken vom Bahnhof entfernt über die Scalzi-Brücke.

Allerdings sollte man sich vor den Stechmücken schützen, die der Jahre
szeit entprechend in größerer Zahl schwärmen, je tiefer man in den Garten hinein geht. Jetzt sind die Granat-
äpfel reif und die Kakis, Bäume voller Früchte, die niemand erntet, anscheinend auch nicht die Behördenmenschen, die im Palazzo arbeiten.
Der Garten bleibt geöffnet bis zum 16. Oktober.


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