30. März 2013

Termine in Venedig 2013 - Sport

Dehnen vor dem Start
Alle Fotos des Blogs: Vogalonga 27.5.2012

Höchste Zeit, sich nach den Sportterminen dieses Jahres umzusehen, obwohl es meist Sportereignisse sind, die sich jährlich wiederholen. Kleine Variationen in den Terminen von Jahr zu Jahr, und in diesem Jahr alles etwas früh, wegen der Orientierung am katholische Kirchenjahr. 

Als nächstes steht an der jährliche Brückenlauf  "Su e zo per i ponti" am kommenden Wochenende. 7.4.. Es ist ein Volkslauf, alle dürfen mitmachen, auch Kinder, es gibt verschieden lange Routen, Anmeldung erforderlich. Details sind der Website zu entnehmen, das zu erwartende Wetter bisher noch nicht.
Für den Montag danach, 8.4., ist ein 24stündiger Streik der ACTV - Wasser und Land, also Vaporetti und Busse, ange-
kündigt. Wer zum Flughafen muss, kann zu Wasser auf Alilaguna ausweichen, zu Lande (und auch zu Wasser) auf Taxis, z. B. der Cooperativa Serenissima oder Motoscafi Venezia.


Der Giudecca Kanal füllt sich vor dem Start

Die "Vogalonga" findet am 19.5. statt, das Volksruderrennen, an dem alle Boote teilnehmen dürfen, die wie auch immer gerudert werden. Was das heißt, bzw. wie viele verschiedene Arten von Ruderei es gibt, wurde mir klar, als ich 2012 Zuschauerin bei der Vogalonga war. Sehr sehr beeindruckend. Details auf der Website der Vogalonga, auch ein Anmelde-
formular kann man aufrufen. Die persönliche Anmeldung findet bis Samstagmittag 18.5. im Büro über dem Fischmarkt am Rialto statt.

Es gibt auch die Website einer Vogalonga Community mit vielen Informationen, die für TeilnehmerInnen im Vorfeld hilfreich sein dürften. 

Wer sich für Wassersport in Venedig interessiert, kann sich unter den Links der Rudervereine orientierten:
Canottieri Bucintoro
Canottieri Querini
Canottieri Cannaregio 
Gruppo 3 Archi
Remiera Serenissima
Remiera Casteo 
Remiera Francescana 
Canottieri Giudecca
Voga e Para Burano 
Remiera Pellestrina 
Valesana
Venezia Kayak  Artikel Kayaktour in der Lagune  Blog René Seindal 
Kayak S. Erasmo
Vela al terzo, venezianisches Segeln 
arzanà, venezianische Wasserfahrzeuge
Vento di Venezia 
Surf Club Venezia   
 

Kanonenschuss von S. Giorgio Maggiore ist gefallen

Das Programm der Ruderregatten der Stadtteile und Lagunen-
inseln von April bis September wurde noch nicht auf der Website der Comune Venezia veröffentlich. Etwas schlaf-
mützig, für Anfang April. Die Termine der großen Feste, die auch mit Ruderregatten verbunden sind, sind sehr wohl bekannt, sie sind ja auch Orientierungspunkte für den Touristenstrom. 


11./12. Mai Festa della Sensa 1. September Regata Storica, Programm, Karten für die Tribünen am Canal Grande werden kurzfristig angeboten.

Immerhin kann man im online veröffentlichen Programm der Canottieri Cannaregio weitere Regatten 2013 finden, an denen die Ruderer/innen aus Cannaregio teilnehmen:
1. Mai Burano
2. Juni S. Erasmo
23. Juni Burano
23. Juni SS. Govanni e Paolo (Canale delle Fondamente Nove)
29. Juni regate delle Marie (Kirchweihfest von S. Pietro di Castello)
6./7. Juli Murano 
14.7. Malamocco (Marienfest)
20. Juli Giudecca
4. August Pellestrina (Kirchweihfest)
15.September Burano
6. Oktober S. Erasmo (Festa del mosto)
12. Oktober Cannaregio
20. Oktober (Kirchweihfest Cannaregio)  

Falls man Ausstellungen sportlicher Verkehrsmittel unter "Sport" ablegt, gibt es in Venedig nur eine Veranstaltung 2013 in Venedig:
13./15. und 20./22. April Salone Nautico im Parco S. Giuliano (auch zu erreichen mit Linie 22 von den Fondamente Nove)
Den Salone del Volo, der meistens in Venedig auf dem kleinen Flugplatz auf dem Lido stattfindet, gibt es 2013 in Padua, 13./15. September. (Es stellt sich die Frage, gibt es im September eine andere Veranstaltung auf dem Lido? Keine Ahnung, bisher.)

27. Oktober Venice Marathon    .
Orientierungslauf "Orientamento a Venezia" (normalerweise im November) wurde für 2013 abgesagt, soll aber 2014 wieder stattfinden.


Rückkehrstau Ponte Tre Archi, Canale di Cannaregio

Eintrag wird bei Bedarf ergänzt.
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24. März 2013

Palais Lumière - Grauen an der Lagune

Cardin-Möbelgeschäft am Rialto
Vorne: Schreitisch neonorange, hinten Stühle grün/grau
Am Tag der Eröffnung der Architekturbienale in Venedig 2012 ließ der Modeschöpfer Pierre Cardin die Medien über sein Altersprojekt Palais Lumière berichten. Die Pressemitteilung erschien weltweit wortgleich, RedakteurInnen veröffentlichen dergleichen ohne weitere Recherche. Nachdenkliches wurde wenn, dann höflich formuliert. Als ein Beispiel in deutscher Sprache verlinke ich den Bericht des ORF (Text und Audio).

FachjournalistInnen reagierten differenzierter: ArchitektInnen lobten die futuristische Erscheinung und die energetische Selbstversorgung, sozusagen Ökologie in Schönheit. Und die interessante zeitgemäße Ergänzung der "Skyline" Venedigs. Es gab auch kritische Positionen: z. B. Bauwelt 40/41 2012 (inkl. informativer Grafiken).
KulturwissenschaftlerInnen und HistorikerInnen beklagten die Zerstörung des Gesamteindrucks (ohne Verwendung des Wortes 'Skyline') und fragten nach dem Zusammenhang der cardinschen "bewohnbaren Skulptur" mit dem Weltkulturerbe; insgesamt die historische Ignoranz des Projekts.

Mehr Illustrationen zum Projekt: gizmag

Kritische Stimmen schimpften über die architektonische Dubaiisierung. Über die Hybris Pierre Cardins, ein neues Statussymbol (Phallussymbol?) zu installieren, bzw. unter dem Vorwand der Ästhetik und neuer Arbeitsplätze die Geldmaschine Venedig mit anzuheizen. Über den Rat der Stadt, der für schnöden Mammon das Erbe der Vorväter/mütter verschleudert (zu gleichen Zeit lief die Diskussion um die Bennetton-Umbauten im Fondaco dei Tedeschi). Die Universtität IUAV fragte, wie die geplante Modehochschule im Palais Lumière zu den anderen Hochschulen Venedigs passt und insgesamt die Anzahl der Studierenden zu Venedig. Die unsichere Statik im weichen Grund am Lagunenrand. Die Sicherheit in der Einflugschneise von Marco Polo. Die Ökologie insgesamt. Die Geschmacklosig-
keit insgesamt. 


Ausführlich zu den Kritikpunkten: The New York Times, 6.12.2012

Das alles frage ich mich, wie jede/r, natürlich auch. Und ausserdem: 
  • wie leben AkrophobikerInnen, falls sie müssen, in einem solchen Gebäude? Mit nach außen sich erweiternden Wänden? (Ein paar Jahre meines Lebens litt ich unter Höhenangst - nicht lustig!)
  • Wie lebt man überhaupt in komplett durchsichtigen Wänden? Kauft man sich einen Ferngucker für multiple Zwecke? Entdeckt man seine voyeuristischen Anlagen?
  • Wie ist das, wenn alle fünf Minuten in Augenhöhe oder darunter ein Flugzeug vorbeifliegt? Von rechts nach links, sehr laut?
  • Muss ich mich, falls ich mir wider Erwarten doch ein Apartment im Palais Lumière kaufe, mit Cardin-Möbeln einrichten? (Wie alle anderen BewohnerInnen?) Seit Oktober 2012 gibt es am Rialto das neue Cardin-Möbel-Geschäft. Wohlweislich, kein Jahr zu früh.

    Und die größeren Fragen: 
  • Darf jeder alles tun, weil er es kann? 
  • Darf jeder alles, weil er es bezahlen kann?
  • Dürfen die gewählten VertreterInnen einer Stadt solche Dinge ohne Bürgerbeteiligung entscheiden?
  • Sollte man ihnen ein paar StuttgarterInnen schicken?

Mittlerweile hat man von Projektseite - sehr geschickte Lobbyarbeit! - das Consorzio Promovetro Murano ins Boot geholt, mit einer Vereinbarung, den Palais Lumière nur mit Original Murano Glas im Wert von 20-25 Millionen € auszustatten. Neue Arbeitsplätze, eine neue Gruppe, die den Plan mitträgt. 


Im Sommer 2015 soll der Bau angeblich fertig sein. Man sollte die Campanili von S. Marco und S. Giorgio Maggiore noch einmal besuchen, bevor der Triple-Phallus des Herrn Cardin den Horizont im Westen dominiert.

Wenn Venedig stirbt von Salvatore Settis im Blog von Petra Reski


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17. März 2013

Palazzo Loredan - noch eine Führung für Fortgeschrittene


"Noch eine" bezieht sich auf die bereits empfohlene Führung in der Ca' Foscari, per Luftlinie quasi gegenüber auf der anderen Seite des Canal Grande, zu Fuß muss die Accademiabrücke genommen werden. Die Hürde liegt allerdings beim Palazzo Loredan etwas höher, Führungen gibt es nur in italienischer Sprache und vor allem nicht mehrfach wöchentlich, sondern mehrfach jährlich. Die Sache muss sich also ergeben oder gut geplant sein.

Die Termine im 1. Halbjahr 2013 sind Mittwoch 27. März 15:00 Uhr, Mittwoch 10 April 15:00 Uhr, Samstag 20. April 10:00 Uhr, Mittwoch 8. Mai 15:00 Uhr.
Was die Sprache betrifft: hier, wie auch bei der Führung im Palazzo Grimani, wird hervorragend italienisch gesprochen, klar und dialektfrei, gut für Lernende, man profitiert zusätzlich zur interessanten Führung, selbst wenn man nur 50 % versteht (ich!) sozusagen von einer Unterrichtsstunde in italienischer Sprache. (Die Geduld von Kindern wird hier allerdings sehr strapaziert - für sie ist diese Führung nicht zu empfehlen.)


Der Palazzo Loredan liegt ungewöhnlicherweise völlig frei, nur den kleinen Rio San Vidal im Rücken, seitlich wie ein langer schmaler Riegel am noch längeren Campo S. Stefano. Nur wenn man in Richtung Accademiabrücke geht, zeigt er seine Fassade mit Parterre und Piano nobile, (nur an der langen Seite ist die Zwischenetage, der Mezzanin zu sehen). Für venezianische Verhältnisse wirkt das Ganze etwas unproportioniert.

Im Gegensatz zu den raren Führungsterminen ist das Haus werktags für Publikumsverkehr offen und man kann jederzeit das "Panteon Veneto" im Parterre betreten und besichtige. Man kann auch den freundlichen (auch englischsprachigen) Pförtner in seiner Vitrine ganz links und leicht zu übersehen, fragen, ob man mal kurz einen Blick in die obere Etage werfen darf. (Die meisten Räume sind ohnehin verschlossen.) Bei ihm meldet man sich auch unbedingt telefonisch für die kostenlose (!) Führung an: 
041- 2407711.
Das Panteon Veneto zeigt Marmorbüsten bedeutender Männer Venedigs und des Veneto (bedeutende Frauen gibts nicht, bzw. falls doch, werden sie wohl irgendwo diskreter präsentiert, könnte man vermuten), aber mehr als die Männergalerie beeindrucken die schönen Treppenaufgänge rechts und links, die sich auf halber Höhe treffen und vereinen, ein Pozzo aus rotem Verona-Marmor und der ganz ungewöhnliche Grundriss des Erdgeschosses. 


Hier gibt es nicht den üblichen venezianischen 'Androne', den Mittelraum längs durch das Haus mit einem Wassertor zum Kanal, einem Landtor zur Gasse und rechts und links Lagerräumen, dazwischen irgendwo den Treppenaufgang zu den oberen Etagen. (Die Grundrisse der oberen Etagen sind jeweils analog, über dem Androne der 'Portego', der Empfangssaal längs durch das Gebäude, mit einer schmalen Fensterseite zum Kanal, vielleicht sogar einer weiteren Fensterseite gegenüber liegend, und auch hier rechts und links des Portego kleinere Empfangs- und Aufenthaltsräume.)  

Im Palazzo Loredan ist das Parterre breit-quer angelegt, von einem Androne keine Rede, und im Piano nobile, der ersten Etage, führt der Portego nicht durch die ganze Tiefe des Stockwerks, sondern sitzt quer am schmalen Nordtrakt des Gebäudes. Man kann diese ungewöhnliche Raumanordnung auch von außen erkennen: die kleine Nordfassade ist reich verziert mit fünf Bogenfenstern und Balustraden im Piano nobile und einem vorgetäuschten Prachttor im Parterre (sowie fünf bequemen und seltenen Steinbänken zum Ausruhen und Beobachten, was auf dem Campo S. Stefano vor sich geht. Oft besetzt von mampfenden Schulklassen oder anderen sparsamen Venedig-Wanderern.) Diese Fassade trug im 16. Jahrhundert ein farbiges Fresko wie viele Fassaden in Venedig.


Diesen außerordent-
lichen Grundriss nimmt man nur wahr, wenn man schon ein paar Häuser besichtigt hat und deshalb die "normale" Struktur kennt, sei es in diversen Museen (z. B. im Palazzo Mocenigo bei S. Stae) oder in offenen Palästen entlang des Canal Grande während der Biennale. Auch aus diesem Grunde ist die Führung beson-
ders zu empfehlen für erfahrene VenedigbesucherInnen. 


Die Loredans dieses Hauses sind zeitlich weit entfernt von den Loredans mit denen Francesco Foscari zu schaffen hatte, möglichweise auch genealogisch weit entfernt, da kenne ich mich nicht so gut aus. Foscaris Konkurrent war Pietro Lorendan. Dieses Haus wurde getauscht gegen ein Haus bei San Canciano von den Enkeln des Dogen Leonardo Loredan und dann sehr stark baulich verändert. 
Mehr zur Geschichte und Ausstattung des Hauses gibt es als PDF der Broschüre "I Palazzi dell'Istituto Veneto" (ital./engl.). 

Denn es ist einer der Sitze des "Istituto Veneto di Scienze, Lettere ed Arti", gegründet von Napoleon in Anlehnung an die Académie Francaise.
In Venedig hat das Institut zwei Sitze, den Palazzo Loredan und den Palazzo Franchetti, direkt neben der Accademiabrücke, auf der gegenüberliegenden Seite des Campo S. Stefano. Der Palazzo Franchetti zeigt praktisch rund ums Jahr Kunstausstellungen (gegen ca. 10 € Eintritt) und ist damit immer zu besichtigen, macht auch neben der dort gezeigten Kunst viel her durch seine überbordende Innenausstattung aus dem 19. Jahrhundert. 


Der Palazzo Loredan ist Sitz der jetzt nationalen akademischen Institution mit gewählten Mitgliedern, monatlichen Sitzungen, beachtlichen editorischen Aktivitäten (einiges davon online kostenlos zu lesen), und enthält vor allem Bücher. Die Wände des piano nobile bestehen praktisch aus Büchern. Man wandert von einer Bibliothek in die nächste, jeder Raum ist ausgestattet mit Bibliothekseinbauten aus dem 19. Jahrhundert, mit Leitern, Geländern, Vergitterungen, dazu schön gestalteten älteren Terrazzo-Fussböden, Deckengemälden, Muranoleuchtern. Teilweise sind auch noch alte Möbel vorhanden, ein Traum, in diesem Räumen zu lesen und zu arbeiten. Wobei das Haus nur einen kleinen Teil seines wissenschaftlichen Erbes beherbergt, das Meiste ist ausgelagert in Archive und Bibliothekslager auf dem Festland, aus Platz-, aber auch aus Sicherheitsgründen. 

Die Bibliotheksräume und der Sitzungssaal im Portego und ein einziges bücherfreies 'Boudoir', ausgestattet mit Stuck und Spiegeln sind Teil der Führung durch das Haus, ebenso wie die bei einer Restaurierung 2007 überraschend wieder entdeckte "Allegoria Napoleonica", ein Fresco von ca. 1809, entstanden während der französischen Besatzung Venedigs. Es ist eher zart und blass und wirkt auf mich nicht unflott etwas sarkozysch-brunisch. Ursprünglich war es der Blickfang eines Empfangssaals, wegen Umbauten in kleinere Bibliotheksräume ist es jetzt einen Flur gezwängt und deshalb schwer zu fotografieren. Man kann es dennoch gut seheh im PDF "I Palazzi dell'Istitute Veneto" (S. 14-16).

Zur Führung nicht gehören Wohnräume auf dem Dachboden, die nicht mir und dir, sondern Akademiemitgliedern des Istituto Veneto zur Verfügung stehen, aber per PDF des ausführenden Architekturbüros können wir sie sehen und neidisch sein, falls wir neidisch sein wollen.