|
Klosterinsel S. Lazzaro degli Armeni, nationale Ausstellung Armenien |
In 2 Wochen eröffnet die Kunstbiennale, die Spannung steigt und hier kommt die Fortsetzung des ersten Eintrags über interessante Ausstellungsorte. Die Nutzung von Räumlichkeiten innerhalb der Stadt und auf den Inseln ist ja eine der Besonderheiten der Kunstbiennale Venedigs, vor denen jenseits der präsentierten Kunstwerke oder -ereignisse Orte wie z. B. Kassel einfach die Segel streichen müssen.
Portugal stellt in diesem Jahr nicht mehr am Canal Grande aus, sondern in einer Lissaboner Fähre, die beim Vaporettostop Giardini liegen und 2 x täglich Runden durch die Lagune drehen soll. Die kolonialen Aktivitäten Venedigs und Portugals sind im Satz "Lisbon and Venice, cities that both historically played roles in
broadening the European worldview during the Middle Ages and the
Renaissance" aber doch historisch recht ungenau definiert. Spanndend finde ich die Pläne der Künstlerin Joana Vasconcelos zur Gestaltung ihres Ausstellungsbootes aber trotzdem.
Die Ukraine stellt im Palazzo Loredan aus, dem Sitz des Istituto Veneto di Scienze, Lettere ed Arti auf dem Campo Santo Stefano. Da die Führungen in diesem interessanten Gebäude nur einige Male im Jahr stattfinden und zudem nach Voranmeldung, ist dies eine gute Gelegenheit, in Ruhe zumindest die Räume zu besichtigen, die für die ukrainische Ausstellung zur Verfügung stehen.
Im Palazzo Pisani, Sitz der Musikhochschule Conservatorio Benedetto Marcello, die ausser für Konzertveranstaltungen strikt keine Besuche gestattet, findet die kollaterale Ausstellung 'Ink Brush Heart' von Simon Ma und Julian Lennon statt. Wunderbar, erste Gelegenheit für mich, das Haus von innen zu sehen und zu bewundern. Ebenfalls am Campo S. Stefano, quasi gegenüber des Palazzo Loredan.
Die Universität Ca' Foscari hat als Collateral Event wieder eine russische Ausstellung "Lost in Translation". Nur bis zum 15. September (!), ausserdem weise ich vorsorglich darauf hin, dass möglicherweise wie bei der Biennale 2011 die Ausstellung in separaten Räumen im Wassergeschoss des eingegliederten Palazzo Giustinian läuft, von wo es keinen Zugang in weitere Räume, geschweige Etagen, der beiden Gebäude gibt. Haltestelle Accademia oder S. Thomà.
Die Serra (der Wintergarten), links von der Haltestelle Giardini, immer gut für einen entspannten Kaffee im Grünen, zeigt "The Museum of Everything, the world’s first wandering museum for the untrained, unintentional, and
undiscovered artists of our times. Since 2009, it has welcomed over
500,000 visitors to its acclaimed installations in Britain, France,
Italy, Turkey and Russia. The Museum of Everything works with leading
writers, thinkers, curators and artists and is the world’s leading
advocate for the alternative history of 19th, 20th and 21st century art.". Klingt witzig und vielsprechend, aber nur bis Ende Juli (Möglichkeit der Verlängerung ist bereits angekündigt).
Inseln: Armenien stellt mit dem Künstler Ararat Sarkissian nicht im Palazzo Zenobio bzw. im Collegio Armeno Moorat-Raphael aus (der tatsächlich aus dem Internet verschwunden ist, worauf mich eine Korrespondentin kürzlich aufmerksam machte) sondern auf der Klosterinsel S. Lazzaro. Ich vermute, nicht im Kloster selbst (denn das hieße ja, den einmaligen Einlass pro Tag zu ändern), sondern vielleicht im Aussenbereich oder in Nebengebäuden. Ich würde einen Besuch trotzdem blind empfehlen, werde aber berichten. Vaporetto Linie 20.
Inseln: auf S. Servolo zeigt Kenya "Reflective Nature # a new primary enchanting sensitivity" und mehr ist darüber bisher nicht zu erfahren. Das ist auch der Fall bei Syrien (Gruppenausstellung 'Cara Amica Arte'). Aber ein kleiner Ausstellungstrip auf das grüne San Servolo, verbunden mit einer Erfrischung in der freundlichen Cafeteria (nicht zu vergessen saubere Sanitäranlagen), vielleicht sogar einer Möglichkeit, die meist geschlossene Kirche S. Servolo endlich mal zu besichtigen, ist eine schöne Aussicht. Vaporetto Linie 20.
Die nationale Ausstellung von Tibet ermöglicht den Besuch der ehemaligen Kirche S. Marta. In den entkernten Innenraum der Kirche wurde eine komplette Konferenzinfrastruktur gebaut, die auch Ausstellungen ermöglicht. Die Nutzung des Raums ist einfach intelligent gemacht, wer sich neben der Kunst aus Tibet für Architektur und Innen- interessiert, sollte die Gelegenheit unbedingt nutzen. Nur bis 7. September! Haltestelle S. Marta Linien 4.1 und 5.1..
|
Versteckter Eingang zum Oratorio S. Ludovico, hinten rechts neben dem Eingang zur Ausstellung von Island |
Der Internet Pavillon hat seinen Sitz diesmal unter dem Titel "The Unconetted" im Oratorio S. Ludovico, direkts rechts vor dem Eingang zum isländischen Pavillon. Ein immer verschlossener Raum, Location von Salley Vickers' nettem Roman "Miss Garnet und der Engel von Venedig". Seltene Gelegenheit, und nur bis 15. September! Haltestelle S. Basilio, Linie 2.
Noch jung in Venedig ist die Fondazione Wilmotte mit Ausstellungsräumen an der Sacca della Misericordia, die ich noch nicht kenne. Ein Besuch der Ausstellung "Otto mani e un occhio" ist von daher interessant, zwar keine Veranstaltung der Biennale, läuft aber bis zum Ende der Biennale. Haltestelle Ca' d'oro oder, etwas weiter, Fondamente Nove.
Auch anlässlich dieser Biennale, aber nicht im Rahmen einer kollateralen Ausstellung geöffnet ist wieder die Abbazia S. Gregorio, die nach langer Renovierung zur Biennalesaison 2011 zu meinem Schrecken bis zum Kragen vollgestopft war mit chinesischer Kunst. Keine Rede von 'site specificity'! Diesmal scheint es dezenter zu werden mit "Not vital: 700 snowballs". Wer das Kloster mit seinem wunderschönen kleinen Kreuzgang am Canal Grande, neben der Salute, noch nicht gesehen hat, muss die Gelegenheit nutzen, nur bis 29. September. Haltestelle Salute.
Im Palazzo Papafava zeigt die Galleria Michela Rizzo "Intersection". In diesem Haus gibt es zur Biennale in der Regel auf mehreren Etagen mehrere verschiedene Ausstellungen von Galerien, ein Besuch lohnt sich auch wegen des Blicks auf die gegenüber liegende riesige Scuola grande della misericordia. Diese Ausstellungen läuft nur bis 7. September, weitere vielleicht auch länger; Haltestelle Ca' d'oro, oder ein bisschen weiter zu Fuss: Fondamente Nove.
Erfahrungsgemäß findet sich noch die eine oder andere kurzfristig oder gar nicht angekündigte Ausstellung an ungewöhnlichem Standort, wie z. B. 2011 die Ausstellung von Maria Zerres' Bob Dylan-Portraits im Palazzo Donà an den Fondamente Nove, eine sehr schöne Location-Überraschung damals.
|
Melancholischer Bob Dylan im Stuck des Palazzo Donà dalle rose |
Ergänzung 20.05.2013
Gestern den Eintrag online gestellt, heute schon Ergänzung erforderlich!
Interessante Ausstellung, hochinteressantes Gebäude. Der Futur Art Prize stellt wieder aus am Canal Grande, diesmal im Palazzo Contarini Polignac, zwischen Accademia und Guggenheim gelegen. Diese kollaterale Ausstellung des Mäzens Viktor Pinchuk von Werken junger internationaler KünstlerInnen fand 2011 im Palazzo Papadopoli am Canal Grande statt, mit z. T sitespezifischen Exponaten. Bei der Ausschreibung für den Palazzo Contarini Polignac war site specificity ein ausdrücklicher Anspruch, man darf also gespannt sein. Das Papadopoli-Haus wurde unmittelbar nach Ausstellungsende eingerüstet, nach zweijähriger Renovierung trat es als Hotel Aman Venice wieder in Erscheinung, Räume ab 1000 € Einführungspreis/Nacht. (Auch der Palazzo Soranzo van Axel wurde nach seiner Biennale-Nutzung, Nationalausstellung Mexico 2007, jahrelang umgebaut und renoviert, die Wohnungen werden über eine Invenstmentfirma angeboten.)
Der Palazzo Contarini Polignac stand seit 2007 nicht für Ausstellungen zur Verfügung (und davor weiß ich es nicht), ich werde mir also einen Besuch nicht entgehen lassen und dabei hoffen, dass er danach nicht eine Metamorphose als Hotel oder Millionärsapartments erlebt.
Beide Ausstellungslocations wurden übrigens in der 3teiligen Dokumentation "Verborgenes Venedig" von ARTE ausführlich dargestellt. Papadopoli im ersten Teil, Contarini Polignac im dritten Teil.
Haltestelle Accademia (Salute geht auch), nur bis 1. September!
Ergänzung 29.05.2013
Mir ist ein Fehler unterlaufen, auf den glücklicherweise eine Korrespondentin hinweist: Die Ausstellung 'Not Vital - 700 Snowballs' findet nicht in der Abbazia S. Gregorio statt, sondern auf der Insel S. Giorgio Maggiore in der Abbazia (also im Klosterbereich, der normalerweise nur bei den Wochenendführungen zugänglich ist). Da war mein Wunsch wohl der Vater des Gedankens - herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit und Korrektur!
Die Installation soll im 'linken Flügel' der Abbazia ihren Platz haben, das könnte bedeuten, im hinteren (älteren) der beiden Kreuzgänge. Ein wunderbarer Ort, mit dem Pozzo zwischen alten Zypressen. Ich werde berichten. (Ausstellung läuft bereits, und nur bis 30. August.)
Unter "Kommentare" (siehe unten) weist eine weitere Korrespondentin auf eine Ausstellung auf der Insel S. Francesco del Deserto hin. Das war mir bisher entgangen, und ich bin begeistert. Meines Wissens gab es auf S. Francesco noch keine Ausstellung, und ich war bisher noch nie da. Die Ausstellung hat den Titel "Beyond the Mystical Landscape" und läuft auch nur kurz, bis zum 20. August.
Herzlichen Dank auch für diese Empfehlung!
.