San Giacomo in Paludo
Vom Canale Scomenzera S. Giacomo
Auf dem Weg nach Burano/Torcello in der Laguna Nord passiert man einige sehr kleine unbewohnte Inseln, die z. T. noch Ruinen oder Reste von Ruinen tragen, ein wild romantischr Anblick. Die meisten dieser Inseln sind ehemalige Klosterinseln.
Wer Giacomo Casanovas Lebensbericht gelesen hat kennt die Geschichten von nächtlichen Verführungsausflügen zu Nonneninseln per Boot. Es gibt seriöse Untersuchungen über venezianische Klöster und Klsterinseln (z. B. Mary Laven: Die Jungfrauen von Venedig; unter Sachbüchern aufgelistet) und lüsternen Tratsch bis heute (z. B. die Nonnen auf einer Insel in der Laguna Sud, die zu ihrem Vergnügen Vorüberfahrende mit hochgehobenen Röcken auf der Klostermauer stehend schockten).
San Giacomo in Paludo in seiner Blütezeit
Auf ca. 1/3 der Strecke liegt die unbewohnte Insel San Giacomo in Paludo, über die es seit kurzem einen sehr guten Wikipedia-Eintrag mit den wesentlichen historischen Fakten gibt. Früher machte die verfallene Ruine auf der winzigen Insel einen sehr geheimnisvollen Eindruck, in den letzten Jahren wurde dort renoviert. Wegen der immer größer werdenden Werbetafeln hatte ich befürchtet, es entsteht mal wieder ein exklusives Hotel (was aber direkt am Canale Scomenzera S. Giacomo nicht sehr exklusiv gewesen wäre).
Ist auch nicht der Fall, vielmehr läuft hier ein interessantes archäologisches Projekt mit spannenden Ergebnissen und ich vermute, dass mit den riesigen Werbeplakaten diese Arbeit finanziert wird. Wir kennen das ja von Venedig, wo die touristisch am heftigsten besuchten und fotografierten Objekte, z. B um San Marco, mit Werbetafeln gemeuchelt werden.
Giacomo und Francesco Guardi,
San Giacomo in Paludo
San Giacomo in Paludo gehörte offensichtlich zum Netzwerk der Franziskaner Minoriten, die heute noch auf S. Francesco del Deserto leben und die Kirche und das Kloster S. Francesco della Vigna betreiben, war aber dem Franziskanerkloster Santa Maria dei Frari angegliedert.
Das Kloster begann als einfache Schutzherberge für Pilger und Seeleute, die von schlechtem Wetter überrascht wurden, für weniger als 100 Jahre. Dem folgenden Zisterzienser Nonnenkloster fehlte es bald an Nachwuchs, die Ιnsel diente dann während einer Epidemie im 15. Jahrhundert zur Isolation von Leprakranken und war nach dem Ende der Epidemie eine Zeit lang unbewohnt. Im 17. Jahrhundert übernahmen die Franziskaner, bauten aus und hatten einen Komplex von Klausur, Gästeunterkünften, großem überdachten Bootshaus und einer dreialtarigen Kirche. Im 18. Jahrhundert leerte sich die Insel langsam.
Der Niedergang. Links im Bild auf dem Bootssteg der bettelnde Laienbruder mit dem Klingelbeutel (Vergrößern Bild anklicken) Hier ist auch das große Bootshaus gut zu sehen.
Am Ende lebte und zelebrierte hier nur ein letzter einzelner Priester, schließlich nur noch ein einsamer Laienbettler, der sich mit einem Klingelbeutel am langen Stock (wie in katholischen Kirchen früher üblich) von vorbeifahrenden Reisenden eine Spende angelte.
1810 wurde die Anlage demoliert. Die Grabung seit 2002 gibt neben den schriftlichen und graphischen Berichten Auskunft über die Entwicklung der Besiedelung von S. Giacomo in Paludo.
Im Moment gibt es nur zwei Möglichkeiten die Insel zu besuchen (soviel ich weiß, wohlgemerkt):
man bucht eine Rudertour bei Venice Kayak oder man besucht die jährliche Veranstaltung Mangiasan. Die für dieses Jahr ist leider gerade vorbei, also bei Interesse ein Termin für den Mai 2012.
Gegen Voranmeldung und einen Beitrag von 30 € fährt man am 3. Samstag im Mai von Murano nach S. Giacomo und zurück, nimmt an der Veranstaltung zum jeweiligen öklogischen Thema, den Besichtungen und den Verkostungen zum Gesunden Essen teil.
VAS-Projekt San Giacomo in Paludo
In die Laguna Nord mit Linea N ab Fondamente Nove. Murano-Mazzorbo-Burano.
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