26. Dezember 2013

Accademia - Renovierung vollendet

S. Maria della Carità Oktober 2012 frei von Einrüstung
Fast 3 Wochen ernsthaft stillgelegt durch eine Infektions-
krankheit, kann ich diese hocherfreuliche Nachricht erst mit Verspätung melden. Am 18. Dezember wurden die neuen Ausstellungsräume der Accademia und die Ergebnisse der 6 Jahre dauernden Renovierung vorgestellt. Bisher anscheinend nur von den lokalen und regionalen Medien zur Kenntnis genommen (venezia net; La Nuova); nicht einmal auf der Website der Accademia findet sich das Ereignis bisher.


Die Vergrößerung der Ausstellungsflächen ist vor allem zu danken dem Umzug der Kunsthochschule 2004 in den Komplex des ehemaligen Klosters und Hospitals der Incurabili an den Zattere (Haltestelle Santo Spirito, Linie 6; Zutritt nur gestattet anlässlich der ArtNight am Mittsommersamstag).
Dadurch wurden Räume im ehemaligen Kloster S. Maria della Carità frei, einem Werk Andrea Palladios, das nun nach der 6 Jahre dauernden Renovierung wieder zu bewundern ist.

Goethe lässt in seiner "Italienischen Reise" seiner Begeisterung für dieses Gebäude freien Lauf:

" Den 2. Oktober 1786.
Vor allem eilte ich in die Carità: ich hatte in des Palladio Werken gefunden, dass er hier ein Klostergebäude angegeben, in welchem er die Privatwohnung der reichen und gastfreien Alten darzustellen gedachte. Der sowohl im Ganzen als in seinen einzelnen Teilen trefflich gezeichnete Plan machte mir unendliche Freude, und ich hoffte ein Wunderwerk zu finden; aber ach! es ist kaum der zehnte Teil ausgeführt; doch auch dieser Teil seines himmlischen Genius würdig, eine Vollkommenheit in der Anlage und eine Genauigkeit in der Ausführung, die ich noch nicht kannte. Jahrelang sollte man in Betrachtung so eines Werks zubringen. Mich dünkt, ich habe nichts Höheres, nichts Vollkommeneres gesehen, und glaube, daß ich mich nicht irre. Denke man sich aber auch den trefflichen Künstler, mit dem innern Sinn fürs Große und Gefällige geboren, der erst mit unglaublicher Mühe sich an den Alten heranbildet, um sie alsdann durch sich wiederherzustellen. Dieser findet Gelegenheit, einen Lieblingsgedanken auszuführen, ein Kloster, so vielen Mönchen zur Wohnung, so vielen Fremden zur Herberge bestimmt, nach der Form eines antiken Privatgebäudes aufzurichten.


Die Kirche stand schon, aus ihr tritt man in ein Atrium von korinthischen Säulen, man ist entzückt und vergißt auf einmal alles Pfaffentum. An der einen Seite findet man die Sakristei, an der anderen ein Kapitelzimmer, daneben die schönste Wendeltreppe von der Welt, mit offener, weiter Spindel, die steinernen Stufen in die Wand gemauert und so geschichtet, dass eine die andere trägt; man wird nicht müde, sie auf- und abzusteigen; wie schön sie geraten sei, kann man daraus annehmen, dass sie Palladio selbst für wohlgeraten angibt. Aus dem Vorhof tritt man in den innern großen Hof. Von dem Gebäude, das ihn umgeben sollte, ist leider nur die linke Seite aufgeführt, drei Säulenordnungen übereinander, auf der Erde Hallen, im ersten Stock ein Bogengang vor den Zellen hin, der obere Stock Mauer mit Fenstern. Doch diese Beschreibung muß durch den Anblick der Risse gestärkt werden. Nun ein Wort von der Ausführung.

Nur die Häupter und Füße der Säulen und die Schlußsteine der Bogen sind von gehauenem Stein, das übrige alles, ich darf nicht sagen von Backsteinen, sondern bon gebranntem Ton. Solche Ziegeln kenne ich gar nicht. Fries und Karnies sind auch daraus, die Gleider der Bogen gleichfalls, alles teilweise gebrannt, und das Gebäude zuletzt nur mit wenig Kalk zusammengesetzt. Es steht wie aus  e i n e m  Guß. Wäre das Ganze fertig geworden, um man sähe es reinlich abgerieben und gefärbt, es müßte ein himmlischer Anblick sein.

Jedoch die Anlage war zu groß, wie bei so manchem Gebäude der neuern Zeit. Der Künstler hatte nicht nur vorausgesetzt, daß man das jetzige Kloster abreißen, sondern auch anstoßende Nachbarshäuser kaufen werde, und da mögen Geld und Lust ausgegangen sein. Du liebes Schicksal, daß du so manche Dummheit begünstigst und verewigt hast, warum ließest du dieses Werk nicht zustande kommen!"

30 neue Ausstellungsräume machen aus der erweiterten Accademia das größte staatliche Kunstmuseum Italiens. Die architektonische Restaurierung  ist vollendet, an der internen Technik wird 2014 noch weiter gearbeitet. Immerhin konnte ich im Oktober schon ein großräumiges neues Treppenhaus, zeitgemäße Sanitärräume und insgesamt die bisher in der Accademia vermisste Barrierefreiheit zur Kenntnis nehmen. Die Räume werden nun Schritt für Schritt kuratorisch bearbeitet und ausgestattet, das wird dauern. Der Kreuzgang wird für termporäre Ausstellungen und Konferenzen zur Verfügung stehen.

Für Venedig-LiebhaberInnen der erste Gang beim nächsten Besuch, wie auch der zur wieder eröffneten Scuola Grande di San Marco. Kompliment und Glückwünsche an die schönste Stadt, die es versteht, ihre Schätze zu pflegen und uns BesucherInnen immer wieder zu beglücken.

Artribune 12.12.2013

Blogeinträge zum Thema Palladio

Anekdote aus der Renovierungszeit: S. Maria della Carità Juni 2009






1 Kommentar:

ebbonn hat gesagt…

Kommentar per Mail von B. und P.A., den ich (nach Beantwortung des Mails) mit ihrer Erlaubnis hier einstelle:

Die Linie zwischen den Bankautomaten/Mercerie und dem Bibliothekseingang auf der Cafe Florian Seite, sind wir abgelaufen, Fehlanzeige. Vielleicht haben Sie noch einen weitern Hinweis?

Gestern haben wir die Scuola Grande di San Marco besichtigt. Die Ausstellung medizinischer Gerätschaften und Abbildungen ist sehenswert. Anschliessend waren wir in der Accademia/Carita. Letztere ist noch ganz in weiß ohne Inventar zu besichtigen. Danke für den Goethe Hinweis.
Die Hängung in der Accademia ist gewöhnungsbedürftg und trifft nicht meine Vorstellung von diesen kostbaren wunderbaren Bildern. Die Beschriftung der Bilder, ausschließlich in italienisch (waum kein Englisch?) ist für sehr kleine Menschen mit sehr großen und scharfen Augen (vielleicht Marsmännlein) gedacht.

Das Museo Palazzo Grimani ist ebenfalls wunderbar renoviert, es fehlt an Inventar. Die "Schöne" von Tizian ist sehr gut präsentiert, leider war es das.

Bitten sehen Sie mir die Kritik nach, da die Schätze die wir sahen eine viel bessere Kuratierung erhalten sollten. Bella figura für diese Schätze habe ich vermißt.

Ihre praktische Hinweise im blog lesen wir mit ganz großen Interesse und wünschen Ihnen und uns noch viele Folgen für die Venedig Begeisterten.
Essen bei Marisa an der Fdt.Giobe war preiswert und unter Einheimischen, wir wurden sehr freundlich bedient, empfehlenswert.

Vielleicht sind wir am Sonntag bei der "Stolperstein" Aktion Zuschauer.