19. November 2014

Venezianische Freundschaft - 2. Eintrag




Im Rahmen des Filmfestivals zeigt ARTE heute abend  um 20:15 Uhr den Film Venezianische Freundschaft, den ich ein einem Eintrag vom 8.12.2013  empfohlen habe. Da der Film vor einem Jahr nur in Programmkinos lief, ist dies eine gute Gelegenheit...

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16. November 2014

Ein Juwel! Archäologisches Museum Patras



Grabdenkmal des Gladiators Trypheros, schwer bewaffnet als Secutor (Verfolger). Zu seiner Rechten steht sein Sohn Alexandros, der das Monument für seinen Vater errichten ließ. Er hält eine Palme in seiner linken Hand und einen Kranz in der rechten. Links repräsentieren 11 Kränze die Siege des Gladiators.
Patras, 2.-3. JH u. Zeitrechnung

Ich schiebe diesen Eintrag ein, der natürlich mit Venedig überhaupt nichts zu tun hat. Aber der Mensch reist erstens nicht nur nach Venedig, und zweitens: wenn man schon blogt und so begeistert ist wie in diesem Fall, darf man den Hinweis auf dieses ziemlich neue hervorragende Museum niemandem vorenthalten.


Eingangsbereich, Aufhängung des Laufstegs
Denn leider liegt es nicht zentral, sondern buchstäblich jwd - janz weit draußen. An der Nationalstraße Patras-Athen (Νεα Εθνικη οδος) 38-40Also ungefähr auf halber Strecke zwischen dem Stadtzentrum und der Rio-Antirio-Brücke in einer Art Ge-
werbegebiet, wo man kein Museum erwartet, wo es beim Vorbei-
fahren in Richtung Patras auf der linken Seite trotz spektakulärer Architektur kaum ins Auge fällt. Werbung gibt es praktisch nicht, die Website des mittlerweile 5 Jahre alten Museums existiert immer noch nur als Beta-Version und nur in griechischer Spra-
che, und auch die Seite des K
ulturministeriums geht äußerst sparsam um mit Informationen. Ohne dringende Empfehlung von kompetenter Seite in Korinth wäre mir dieses Juwel eines Museums entgangen. 


Luxuriöses Bad eines Wohnhauses wohlhabender Römer (Maizonos Str.) aus gebrannten Lehmziegeln, verkleidet mit mehrfahrbigem Marmor. Das Wasser floss über einen Treppenwasserfall in die Wanne.
In Patras existieren neben den öffentlichen Bädern auch Privatbäder wie das hier ausgestellte.
Gebaut von Theofanis Bobotis ohne rechte Winkel im Grundriss, wenn ich das richtig sehe. 3 große Ausstellungssääle ohne Tageslicht mit einer wunderbaren Lichtgestaltung - je einem Thema gewidmet: Privatleben, öffentliches Leben, Sepulkral-
kultur. Übersichtlicher gehts nicht. 

Der Rundbau enthält im Parterre die Rezeption, Sanitär- und Sitzungsräume, im 1. Stock einen Studien- und Arbeitsraum mit im großen Kreis angeordneten Rechnern. Quer durch das ganze Gebäude führt im 1. Stock ein Laufsteg über die Ausstellungs-
räume hin, der neben dem Gesamteindruck der Architektur vor allem eine zusätzliche Perspektive auf die außergewöhnlichen Mosaike erlaubt. Eine herausragende Idee! 



Haushaltswerkzeuge verschiedener Epochen:
1. Steinaxt mit Loch für den Holzgriff. Prähistorisch, helladisch, 3. Jtsd. v. u. Z.

2. Schneidewerkzeug aus Stein. Prähisotrisch, helladisch, 3. Jtsd. v. u. Z.

3. Steißstößel zum Mahlen von Getreide, Samen, Nüssen; zwischen den Beinen zu halten. 

Hellenistische oder römische Periode

4. Würfelförmiges Werkzeug zum Zerstoßen und Zermahlen. Römische Periode

5. Stößel in Form eines Fingers zum Mahlen von Pigmenten oder pharmazeutischer Substanzen.
2.-3. JH u. Z.
6. 3 Nadeln, 2 aus Bronze, 1 aus Knochen. Hellenistische oder römische Periode
7. Bronzenadel mit Zacken an beiden Enden. Vermutlich benutzt zum Reparieren von Netzen oder als medizinisches Instrument. Römische Periode
8. Fischhaken, Bronze, römische Periode
9. Spindelhaken, Bronze, wurde auf die Spindelspitze gesetzt, damit sich das Garn nicht abwickeln konnte. Römische Periode  
Die Übersichtlichkeit der Ausstellung ist eine bewundernswerte kuratorische Glanzleistung, die umso mehr schätzt, wer die vielen lokalen griechischen Museen kennt, in denen in Regalen von Glasvitrinen chronologisch sortiert Massen von kleinen Pött-
chen, Tonlämpchen, Becherchen stehen, deren Unterschiede Laien wie ich gar nicht erkennen und wertschätzen können und die das ernsthafte Interesse schnell nivellieren und die Konzent-
ration dahinsinken lassen. Hier gibt es Pöttchen in ihrer Entwick-
lung von mykenisch über hellenistisch etc. bis römisch in vergleichsweise so geringer Zahl, dass man sie sofort als Beispiel begreift. 

Die Exponate sind auf exzellente Weise thematisch so zusam-
mengestellt, dass ein historischer Überblick und die Entwicklung der Region Patras möglich ist. Die Bewegung in den großen (und leider wenig besuchten) Räumen wird nicht eingeschränkt und so auch der Überblick über die teils riesigen, teils kleinen und sehr differenzierten Exponate erlaubt. 



2 wiederhergestellte Arbeitsräume einer Villa Rustica; Anlage zum Treten von Weintrauben und Auffangen des Traubensaftes. Römische Periode.
Im Hintergurnd Statuen und Büsten aus der hellenistischen Periode
Die Begleittexte der Austellung in griechischer und sogar eng-
lischer Sprache (!) erklären, stellen Zusammenhänge her, bieten Details wie z. B. die exakten Fundorte von Exponaten. 
Die Mit-
arbeiterInnen des Museums führen keine lauten Privatgespräche (die Geißel griechischer Provinzmuseen!) sind höflich (im Gegensatz zum überheblichen, autoritären WärterInnenpack im Archäologischen Nationalmuseum in Athen!), eine Rezeptionistin beantwortet Fragen kompetent und mehrsprachig, auch auf deutsch. Man hat definitiv keinen Grund zur Frustration in diesem Museum, es ist wahrlich eine Freude. 



Fußbodenmosaik einer römischen Stadtvilla in Patras. Im Zentrum das Haupt der Gorgo Medusa, die den Blick abwendet, um den Betrachter nicht zur versteinern. 2. JH. u. Z.
Und ist die Präsentation und das Umfeld perfekt, sind die Exponate selbst überwältigend. Der Reichtum und der Zustand der Funde, die ja quasi aus der untersten Schicht der ganzen reichen Geschichte der Stadt Patras stammen, ist einzigartig. Über dem, was hier an archäologischer Arbeit gezeigt wird, spielte sich ja noch die ganze mittelalterliche und neuzeitliche Geschichte der Stadt ab, mit Erdbeben, Bränden, Kriegszer-
störungen, zuletzt während des griechischen Befreiungskrieges gegen die Osmanen 1821-27. Danach war Patras auf seinen Hügeln am Meer praktisch völlig vernichtet. Unter den Schichten der Jahrhunderte fand und findet man bis heute die ältesten Zeugnisse der multikulturellen patraischen Kultur, von denen hier die prähistorischen bis römischen zu bewundern sind. 



Installation eines Mosaiks, die man vom Laufsteg aus gut besichtigen kann. Dahinter Teile einer Villa Urban bzw. der Mosaikfußböden, ins Museum transferiert.
Wer mit dem Bus unterwegs ist, sollte sich nicht die Mühe des lokalen ÖPNV machen, sondern kurzerhand ein Taxi nehmen (ab KTEL-Busbahnhof ca. 5 €) und für den Rückweg die freundlichen Damen am Empfang des Museums bitten, eines zu bestellen (5 Minuten Wartezeit). Die typisch griechischen Öffnungszeiten von 8-15 Uhr gelten natürlich auch hier, ein Trauerspiel, und Montag geschlossen. Kein Museumscafé, für den Hungerfall kann man einen Müsliriegel einpacken, Trinkwasser gibt es kostenlos mit Pappbechern aus einer Anlage vor dem Sanitärbereich. 


Bestattungsschmuck eines kleinen Mädchens. Aus Ton geformte Blüten, Gold.
Hellenistische Periode
Das Archäologische Museum in Patras verdient es, so gezielt besucht zu werden wie das Akropolismuseum in Athen (mit dem ein ganz anderer Werbeaufwand getrieben wird). Wer wäre nicht von den herausragenden römischen Mosaiken überwältigt? Selbst wer nur auf der Durchfahrt zur Fähre in Kyllini ist, sollte mindestens eine 2-Stunden-Pause einplanen, links rüber auf den riesigen Parkplatz ziehen und sich in die wunderbare Arbeit der patraischen ArchäologInnen und die spannende Geschichte der Region fallen lassen.
  
Laufsteg über den Ausstellungsräumen, Tageslichtquelle im Eingangsbereich

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15. November 2014

Festa della Salute 2014

Einzug des Patriarchen zum Hauptfeier am 21.11.
In der kommenden Woche findet das Fest Santa Maria della Salute statt, in Erinnerung an die große Pestepidemie des Jahres 1630. Dazu gibt es bereits einige Einträge aus anderen Jahren und leider bin ich, Liebhaberin von heißen fettigen Fritelle mit Zitronenzucker auf dem Zuckerzeugmarkt hinter der Salute, nicht dabei.

Hier gibt nur 2 praktische Hinweise.

Programm des Patriarcato die Venezia zum kirchlichen Fest und zu den Öffnungszeiten der Basilica della Salute.


Basilica della Salute (Venezia)
* Mercoledì 19 novembrealle ore 12.30, è fissata l’apertura del ponte votivo sul Canal Grande alla presenza delle autorità cittadine; le messe in basilica sono previste alle ore 10 - 11 - 15 - 16 (alle 16.45 rosario e canto delle litanie);
Giovedì 20 novembre la basilica della Salute rimane aperta dalle ore 8.00 alle 21.00 e le messe saranno celebrate alle ore 8.30 - 10 - 11 - 12 - 15 - 16 - 17 - 18; alle ore 14.30 ci sarà la solenne apertura del pellegrinaggio cittadino, alle 19.00 il rosario e il canto delle litanie mentre intorno alle ore 20.00 culminerà in basilica il pellegrinaggio diocesano dei giovani guidato dal Patriarca e proveniente, attraverso il ponte votivo, da S. Marco;
* Venerdì 21 novembre -giornata della festa liturgica della Madonna della Salute - la basilica rimane aperta ininterrottamente dalle ore 5.50 alle 22.15 e le messe si susseguiranno ad ogni ora dalle 6.00 alle 20.00. Alle ore 10.00 si svolge, in particolare, la solenne concelebrazione eucaristica presieduta dal Patriarca mons. Francesco Moraglia; alle ore 22.00 è, infine, prevista la celebrazione della compieta (preghiera della sera);
* Sabato 22 novembre le messe sono previste alle ore 9.30 - 11 - 12 - 15 - 16 - 17.30 (alle 16.45 rosario e canto delle litanie; alle 18.30 vespri e adorazione eucaristica);
Domenica 23 novembre le messe si terranno alle ore 9 - 10 - 11 - 12 - 15 - 16 - 17.30 (alle 16.45 rosario e canto delle litanie; alle 18.30 vespri e adorazione eucaristica);
* Lunedì 24 novembre, infine, alle ore 11.00 ci sarà il pellegrinaggio dei familiari del clero e la S. Messa in suffragio dell’ex rettore del Seminario mons. Giuliano Bertoli nell’anniversario della morte; nel pomeriggio la messa è prevista alle ore 16.

Und aufgrund der Wasserstände in den letzten Tagen der Link zur Website der Comune Venezia mit den Informationen zu den Wasserstandsvorhersagen und der Lage der Hochwasserstege. Hier kann man die App zum Hochwasseralarm herunterladen.


Jaaa! - Fritelle!
(c) Aldebaran



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8. November 2014

Torcello - ein Film?




Mein erster Eintrag zu Torcello stammt aus dem März 2007. Damals lebten 14 Einwohner auf der Insel. Es folgten im Laufe der Jahre einige weitere Einträge unter dem Label Torcello. Die Einwohnerzahl schwankte um einzelne Personen, jetzt sind es wohl 10. 

Die Stadt Venedig bot 2013 das ehemalige Inselschulgebäude zum Verkauf, was daraus wurde, weiß ich nicht. 
Lotto n. 8: Ex scuola elementare di Torcello (clicca per visionare la scheda immobiliare) (2.17 MB)

fabbricato novecentesco ubicato nell’Isola del Torcello edificato su due piani di cui l’ultimo mansardato, con cortile circostante completamente recintato con muretto, identificato al Catasto Fabbricati, Sezione Burano, Foglio 25, particella 187 sub 2, 3 e 4.Destinazione nello strumento urbanistico vigente: Nr – Novecentesche integrate nel contesto; giardino è in fase di definizione la destinazione urbanistica dell’unità edilizia precedentemente non rilevata e la riconfigurazione degli spazi scoperti classificati come “giardino”

Der von Paolo Andrich vor Jahren vorgeschlagene Besucher-
rundpfad um die Insel ließ sich nicht verwirklichen, die berech-
tigten Bedenken einiger EinwohnerInnen konnten nicht aus dem Weg geräumt werden. Und da der tägliche Besucherstrom nicht geringer wird, kann es auf dem einzigen Pfad der Insel schon mal voll werden. 


Neben wiederholten Besuchen in der Casa d'Artista (Lucio Andrich) hatte ich einmal das Glück, die Ausgrabung der Grund-
mauern der Kirche S. Giovanni zu besichtigen, zu der man normalerweise nur als MieterIn des Anwesens S. Giovanni Evangelista di Torcello mit großem Garten und Pool Zutritt hat, das weit jenseits eines normalen Budgets liegt. So interessant die Grabung ist, und ein Rundweg gewesen wäre, die Piazza von Torcello mit dem historischen Gebäudeensemble von Assunta, S. Fosca und Museum ist überwältigend genug, man muss nicht in die Privatsphäre der wenigen BewohnerInnen eindringen. Und bei dem Andrang, der natürlich den/die einzelne/n BesucherIn und gleichzeitig die alten Gebäude stresst, stellt sich schon die Frage nach schonenderen Wegen der Besichtigung. Vielleicht auch detaillierter, subtiler, auch in Form einer künstlerischen Bearbeitung? 


Über die Crowd Sourcing Seite von Eppela bemüht sich Flamingo Art Media um die Finanzierung des Filmprojekts Habitat Torcello. Was nicht einfach zu sein scheint. Ich habe Erfahrung mit online Spenden und mit online Mikrokrediten (beides sind Beispiele). Mit Projektfinanzierung per Crowd Sourcing kenne ich mich nicht aus, aber einen gut gemachten Film über Torcello würde ich gerne sehen. 
Die drei jungen Filmenacher Andrea Baesso, Gianmaria Spavento und Christian Palazzo kenne ich nicht, aber Paolo Andrich, der auf dem Korbstuhl sitzend über die Lagune blickt  und im Off spricht. Er ist seit über 10 Jahren Einwohner auf Torcello, aktiv in ökologischen, wissenschaftlichen, lokal- und regionalpolitischen Projekten und bekannt in den entsprechen-
den Kreisen Venedigs. Sicher ein gutes Aushängeschild für dieses Filmprojekt.



Aktuell:
3 Studientage zu den Ergebnissen der jahrelangen archäologischen Grabung und Forschung auf Torcello inkl. der Vorstellung der zweibändigen Publikation "Torcello Scavata"; 12., 13. und 17.11.2014. Information, Links zu Anmeldung und Programm


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3. November 2014

Grandi Navi - anderswo

Schreck beim Frühstück. Der erste Tender zum Hafen ist schon unterwegs.
Heute beim Frühstück, 8:10 Uhr: langsam schiebt sich von rechts ein bekannter Anblick ins Fenster des Hotel Aktaion. Lange Reihen von kleinen Balkons, in mehreren Etagen übereinander. Ein Hotel unterwegs. Oh nein. Nicht auch noch hier. 

Ich bin in Gytheio, Mani, Griechenland. Endpunkt einer kleinen Peloponnes-Rundreise zu einigen fränkischen/venezianischen (chronologisch) Burgen und Grabungen. Hier will ich noch ein paar Tage abhängen. 

Es gibt ja einige griechische Häfen, die sich sehr der Kreuz-
fahrtindustrie anbiedern, in der Hoffnung eine zusätzliche touristische Einnahmequelle anzuzapfen, und zu spät merken, dass nichts hängen bleibt: KreuzfahrerInnen essen und schlafen auf dem Schiff. Sie kaufen allenfalls lokal Bijouterie oder Alkohol ein (konnte ich heute beobachten) oder Pelze (wie ich vor 1 Woche auf Zakynthos hörte, haben Pelzgeschäfte eröffnet, seitdem Nachfrage durch russische Kreuzfahrtpassagiere besteht).


Um in die Kreuzfahrtrouten einbezogen zu werden, lässt man Häfen mit EU-Mitteln ausbauen (der hiesige laut Baustellen-
schild in Höhe von über 22 Mio. aus dem 2007-2013 Regionalförderungsprogramm). Noch muss heute das große Schiff draussen ankern, der Hafen liegt seit geraumer Zeit voller Betonbaumaterial. Der Hafenausbau dauert Jahre.


Die 6-Mann-Vorhut richtet den Landeplatz für die Passagiere ein

Die Passagiere werden mit Tendern in den kleinen Hafen gefahren, zuvor schickt das Schiff 6 Leute an Land, die mit 2 Zeltdächern, Absperrungen und Flaggen mit dem Unterneh-
menslogo die Landstelle einrichten. 6 Busse sind bereits vorgefahren, 6 Reiseleiterinnen mit engen Hosen, langen Schüttelhaaren und Klemmbrettern aufmarschiert. Die Busse werden in ca. 1,5 Stunden abfahren und einen Teil der Passagiere exkursionsmäßig durch die Mani karren, vermutlich nach Aeropolis, 25 km entfernt, bzw. nach Mystras, 45 km, und Monembasia, 68 km. (Die Richtung erkenne ich daran, ob ein Bus unter meinem Balkon durchfährt oder vorher abbiegt.) Die Busse werden zwischen 14:30 und 15 Uhr wieder zurück sein, für die Besichtigungen bleiben also ca. 3 Stunden. Mehr wollen die meisten Gäste vermutlich gar nicht. 


Eine sehr große Anzahl von Schiffspassagieren jeden Alters, vieler Sprachen, mit Gehhilfen, Rollstühlen und in Trage-
gestellen, unterschiedlich sportlich ambitioniert angesichts der extrem steilen und hohen Treppen statt Straßen in Gytheio stellt für 5 Stunden die Montagsroutine im Städtchen auf die Probe. Erschwerend kommt eine (vielleicht auch mehrere?) Klassenfahrt griechischer Halbwüchsiger hinzu, die sich altersgemäß verhalten und einen schönen Kontrapunkt zu den extrem schluffenden, besichtigenden KreuzfahrerInnen bilden.


Lange Warteschlangen in der Nachmittagssonne zur Rückfahrt aufs Schiff
Das Schiff holt um 16:30 Uhr seinen Anker wieder ein, inte-
ressant mit meinem Opernguckerchen vom Hotelbalkon zu beobachten. Wer da wohl was gesehen hat, frage ich mich, in Mystras und Monembasia kann man tagelang unterwegs sein, aber selbst in Venedig wird ja der Kreuzfahrtrhythmus von ein paar Stündchen durchgezogen, also auch hier. Die Zeit fürs Schlangestehen zum Ausbooten und wieder Zurückbooten scheint kein Thema zu sein, das wäre der zweite Punkt, der mir unentschuldbar auf die Nerven ginge. (Der erste wäre: alle rein ins Hotel, dann werden die Türen abgeschlossen und keine/r darf mehr raus, wann er/sie möchte. Deshalb steht Punkt 2 sowieso nicht zur Debatte und ist die Kreuzfahrtidee an mich grundsätzlich verschwendet.) 


Das Hotel Aktaion empfehle ich. Es hat die Atmosphäre, die man heutzutage "retro" nennt, bequeme Betten und ausschließlich Zimmer zum Meer, freundlichen Service, günstige Preise, die Hafenbaustelle macht wenig Lärm (ich kann nur für derzeit sprechen). 
Das Städtchen Gytheio, ein beliebter Sommerort mit Stränden, vielen Tavernen und Bars hat auch sonst alles was der Mensch braucht, inklusive einer Wäscherei, wo man seine Klamotten einen Tag später frisch wieder abholen kann. 
Ein Kreuzfahrtschiff kommt laut Aktaion-Rezeptionistin 1 mal pro Woche vorbei. Das ist deutlich weniger als in Venedig. Herzliche Grüße an die NoGrandiNavi - Bewegung.


Zur ökologischen Vertiefung des Themas: Mehr Klimaschutz im Seeverkehr

9 Stunden zwischen rein und raus sind vorbei