9. Dezember 2007

GEHEN BLEIBEN - im Kunstmuseum Bonn


Im Kunst-
museum Bonn gibt es bis zum 17.2.08 eine kleine, aber sehr schöne Ausstellung

"Gehen Bleiben.

Bewegung, Körper, Ort in der Kunst der Gegenwart
".

Für die, nebenbei, erstaunlich bescheiden geworben wird.

Die Anknüpfung für dieses Blog ist die 52. Kunstbiennale in Venedig (siehe Beitrag vom 5. Oktober), die vor zwei Wochen endete und bei der eines der 'Eventi Collaterali' "Ocean Without a Shore" von Bill Viola war, das mich sehr gepackt und beeindruckt hat.

Und nicht nur mich: eine Klasse von ca. 16jährigen, die sich laut und rempelig auf dem Fussboden der kleinen Kirche S. Gallo ausgebreitet hatte, war schnell und schweigend hingerissen von den Videos der unter einem Wasserfall heraustretenden und wieder verschwindenden Personen, und erst als der junge Punk, noch fern und in moiré, auf dem Screen erschien, kam wieder Bewegung auf, Handys wurden gezückt und ein kleines Blitzlichtgewitter ging nieder, als er in voller Schönheit durch den Wasserfall trat...

Unter 'artefakta' sind drei der Videos zu sehen (eines davon separat anzuklicken im kleinen Icon oben rechts).
Und es gibt auf der Viola-Website oben ein gutes Interview zum Herunterladen, in dem Viola die Idee (Rückkehr Toter von einem dunklen Ort durch eine Wasserwand um sich hochdefiniert und sehr farbig zu präsentieren...) und Produktionstechnik/verwendete Technologie ausführlich erklärt (selber reinhören).

In "Gehen Bleiben" sind zwei Videos von Bill Viola zu sehen, und weitere spannende und überraschende Exponate, die z. T. auch schon auf venezianischen Biennalen (von 1976-2005) vorgestellt wurden.

Auch der irische Künstler Willie Doherty ist beteiligt, mit dem bedrückenden und gleichzeitig spannenden Video 'Passage'. Ich hatte seine düsteren und beunruhigenden Videos (vor allem 'Ghost Story') im irischen Ausstellungsraum der Biennale im Herbst mehrfach hintereinander angesehen und war im Anschluss heilfroh, dass vor der Tür Venedig war und die Sonne schien. (Hier wieder ein Biennale-Video, leider sehr kurz, von 'artefacta'.)

Ich möchte die Ausstellung sehr empfehlen.
Nicht ohne die überflüssigen Mengen von überaus lästigen Museumswär-
tern zu beklagen, die mir besonders in den Bonner Museen unendlich auf den Zeiger gehen, jede Bewegung mit Argusaugen beobachten und sofort einschreiten, erlaubt sich jemand etwa ein Anzeichen von Unan-
gepasstheit. Aber gleichzeitig in kleinen Grüppchen, als seien sie in ihrer Küche, herumstehen und quatschen. Getoppt werden Sie nur von den staatlich angestellten Aufpassern in den kleinen dezentralen archäolo-
gischen Museen der griechischen Provinz...
Wie angenehm und entspannt sind dagegen die jungen Leute, die die Pavillons der Biennale in Venedig betreuen! Sitzen einfach nur freundlich an ihren Tischen im Eingangsbereich, überlassen die Besucher sich selbst, aber immer zugewandt und offen für Fragen!

Öffnungszeitungen und Führungen finden sich auf der Website, hier der Besuchertext (da wie gesagt, sehr zurückhaltende Werbung).

Obwohl die Ausstellung klein ist, soll man vor allem für Videos und Dokumentationen von Performances angemessene Zeit einplanen um sich darauf einlassen zu können.
Geduld und Hinwendung erfordern z. B. die Performances der Bodyart Künstlerin Regina José Galinda aus Guatemala, die ambivalente Gefühle auslösen und die anzusehen ich sehr anstrengend finde.
(Bei der Performance "Piel" allerdings meinte ich - beim Zoom auf das Füsse der Galinda - im Sekundenbruchteil venezianisches Pflaster zu erkennen, diesen Gedanken habe ich mir dann doch selbst nicht geglaubt - bis 50 m weiter der Kanal auftauchte...tja.)

Mit Anklicken Aktuelles, Veranstaltungen, Presseservice und dann "Download Pressebilder" kann man Beispielfotos aufrufen und ansehen.

Es wird übrigens 2008 ein weiteres Kunstgastspiel aus Venedig hier in Bonn geben: die Ausstellung Römer und Barbaren des Palazzo Grassi, die dort im ersten Halbjahr gezeigt wird und hier in Bonn in der Bundeskunsthalle ab Mitte August.


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