26. März 2008

Mehr vom Projekt Rialto

Auf meine Nachfrage habe ich ein Mail von Andreas Götz zum Projekt Rialto erhalten.

Zum Anheben der Gebäude in Venedig:
Fachwerkhäuser kann man schon seit
Jahrhunderten anheben. Bei Steinbauten ist das erheblich schwieriger.
Aber es geht. Auch das teilweise Geradestellen des Schiefen Turms von Pisa ist ja nur ein einseitiges Anheben.

Ich habe vor einem halben Jahr
zum ersten Mal von dem Projekt für Venedig gelesen. Details gibt es aber nur wenige. In dem von dir verlinkten Artikel im Gazzettino sagt der Bauunternehmer: "I problemi, ve lo garantisco, sono stati tutti affrontati e non ci sarebbero sorprese." Vorsicht!!!!!!! Jeder ordentliche Bauunternehmer oder Handwerker weiß, daß es tausend Überraschungen bei historischen Bauwerken geben kann.
Zudem erlauben oft die modernen Baugesetze nicht die für historische Gebäude oder für Venedig günstigsten Techniken.
Insgesamt liegt die Idee der Anhebung von Gebäuden voll auf der Linie der Stadtverwaltung. Bisher werden aber nur einige tiefer liegende Fondamenta erhöht beziehungsweise bei Neubauten (z.B. ex-Junghans auf der Giudecca) extrem hohe Fondamenta angelegt. Bei Normal- oder Niedrigwasser ist es dann aber sehr, sehr schwierig, in ein kleines Boot zu kommen.
Eine
sehr kräftige Anhebung des allgemeines Niveaus könnte zu einem Verzicht auf die bisher gebräuchlichen bogenförmigen Brücken führen.
Zudem haben viele Hausbesitzer in den letzten dreißig Jahren den Fußboden ihrer Erdgeschosse um zwei Stufen (ca 40-50 Zentimeter) erhöht, was für die allermeisten Hochwässer ausreichend ist.
Probleme, die ich sehe:
Womit wird der Zwischenraum ausgefüllt, der durch die Anhebung entsteht?
Wird dadurch das Gewicht des Gebäudes erhöht, so daß es zu zusätzlichen Setzungen kommen kann?
Wie wirkt es sich auf das Stadtbild aus, wenn ein Teil der Gebäude um einen Meter angehoben wird, ein anderer Teil aber auf jetzigem Niveau
--> bleibt?
Auf welchem Niveau werden dann die Wege angelegt?

Eine Anhebung um einen Meter geht über das hinaus, was zur Zeit notwendig wäre. Es entspricht aber etwa dem, was in einigen Szenarien zur Erderwärmung für die nächsten dreißig Jahre für Venedig befürchtet wird. Da liegen die eigentlichen Möglichkeiten des Projekts. Weil sich dann die enormen Kosten rechnen werden.
Ob es zur Zeit technisch
wirklich möglich ist und ob es in Angriff genommen wird, werden wir wahrscheinlich erst in 10 Jahren wissen. Für die Unternehmer hat der Palazzo dei Camerlenghi die größte Marketingwirkung. Ich fände es weniger beunruhigend, wenn die Technik im Lagunengrund an einem kleineren Gebäude ausprobiert würde (und nicht an einem meiner Lieblingsgebäude).

Auf der Website des Projekt Rialto kann man sich - animiert - weiter informieren.

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