13. Juli 2008

imob.venezia in Funktion



Seit dem 1. Juli ist das neue elektronische System des venezianischen ÖPNV, imob, auf allen Linien in Funktion. Die Venezianer nennen die Chipkarten "l'imob(e)" (ohne das kleine italienische 'e' zur Abmilderung eines Endkonsonanten geht es nicht) und haben sich offensichtlich daran gewöhnt. Ich habe im Juni weder Systemausfälle noch Nervenzusammenbrüche an den Entwertern erlebt. (Allerdings verstärkt genervte ACTV-Angestellte (vor allem weibliche), die Touristen ohne Durchblick und ohne Italienischkenntnisse sehr ruppig auflaufen ließen.)
Wie die Entwerter funktionieren, sieht man hier oben (die Datei ist unter ACTV zu finden, lässt sich aber nicht verlinken). Die Sache ist äußerst bedienerfreundlich und idiotensicher: bei einer Carta Venezia wird bei jedem Entwerten angezeigt, wie viele Fahrten à 75 Minuten noch auf der Karte sind; wenn man innerhalb von 75 Minuten (versehentlich) noch einmal entwerten will, kommt im Display des Entwerters die Meldung 'schon entwertet' (gia convalida); wenn man die Karte an der Verkaufsstelle aufladen lässt, kann man mit der Fragezeichentaste sofort nachprüfen, ob die bezahlte Anzahl von Fahrten aufgeladen wurde.
Vor allem kann man, sollte der Vaporetto schon warten, ohne Zeitverzug im Vorbeirasen entwerten. Den Bestätigungs-Piep hört man auch, wenn man schon vorbei ist, das Stempeln der Karte (und prüfen, ob der Stempler wirklich drauf ist) entfällt.

Es gibt z. T. Besorgnis der Nutzer zum Datenschutz. Ich habe allerdings keine Ahnung, wie weit Boykottaufrufe geteilt und angenommen werden.



Es gibt jetzt auch eine neue Ticketkontrolle, die ich auf der Linie 2 zwischen Sacca Fisola und Tronchetto erlebt habe: die junge Frau, die das Boot vertäut, hat ein kleines Hand-held-Computerchen, in das sie jede Karte einschiebt und auf einem Display antippt, welches Ticketprüfprogramm abgerufen wird, das dann die Gültigkeit des Tickets bzw. der aktuellen Entwertung prüft.

Die viel diskutierte Linie 3 für Inhaber von Abonnementkarten und Carta Venezia ist für nonresidente Venedigbesucher wie mich eine feine Sache, abgesehen vom Geschrei "No tourist! Solo abonnamenti!!" des Bootspersonals. Um das zu vermeiden, hält man als sofort identifizierter Tourist besser freundlich seine Carta Venezia hoch oder unter die Nase des/der ACTV-Angestellten.
Aber für die Venezianer verläuft die Neuerung bisher in keiner Richtung befriedigend: die ACTV bzw. die Stadt klagt, dass die Linie nicht ausgelastet ist (sie fährt tatsächlich halb leer), trotz der Erhöhung vom schlappen 20-Minuten-Takt auf immerhin 10-Minuten-Takt, und droht mit Einstellung der Linie. Die Bürger klagen, dass die Linie nur bis Vallaresso geht und damit ganz Castello und der Lido abgehängt sind bzw. Umsteigen in Kauf genommen werden muss und fordern eine entsprechende Streckenverlängerung statt Einstellung der Linie. Vielleicht braucht es einfach ein bisschen Geduld auf beiden Seiten, wann wäre etwas Neues in Venedig je innerhalb von sechs Monaten auf den optimalen Stand seines Potenzials gereift!

Fazit: Aus meiner bescheidenen Sicht profitiert der ÖPNV in Venedig ganz erheblich vom neuen imob. Ich als Touristin finde das System sehr praktisch und vom Konzept her ziemlich genial und freue mich schon auf die angekündigten weiteren Optionen zum Einsatz der Chipkarten, die hoffentlich nicht zu lange auf sich warten lassen.


12 Kommentare:

Angela hat gesagt…

Liebe Venedigfreunde!

Bei der Vorbereitung meiner nächsten Venedigreise in 4 Wochen hat mich Eure Seite sehr inspiriert, vielen Dank!

Ich wollte nun fragen, ob zufällig jemand Aktuelleres weiß über die Möglichkeit, die neue imob.Venezia am Tronchetto "in tempo reale", wie es im verlinkten Artikel steht, zu bekommen.

Wir haben vor einigen Jahren gute Erfahrungen mit der Carta Venezia gemacht und wollten die Nachfolgeversion auch gerne nutzen.

Ich würde mich freuen, wenn sich jemand meldet, ansonsten werde ich gerne hinterher berichten!

In Venedig scheint übrigens noch viel Unsicherheit zu herrschen. Ich habe bei meiner Vermieterin nachgefragt und sie meinte, die imob sei nur für Einheimische.

Viele Grüße

Angela

B. Eckert hat gesagt…

Hallo Angela,

ja, es klappt mit der direkten Ausstellung der Karte auf dem Tronchetto, wenn auch nicht immer ratz-fatz. Auch hierzulande muss für solche Transaktionen etwas Zeit einplanen, denk mal an ein schlichtes Bundesbahnticket...

Wobei man sich vom interessanten Bericht von Jutta (Kommentar zum Eintrag "Vaporetto fahren!" vom 26.1.) nicht entmutigen lassen sollte.
Aber man sollte sich kein Carnet aufschwätzen, sondern die imob aufladen lassen.

Über einen aktuellen Bericht von Dir würde ich mich sehr freuen!

Übrigens sind Einheimische tatsächlich teilweise überrascht bis entrüstet über die Information, dass es die CartaVenezia/imob auch für Nonresidenti gibt... und jetzt dürfen die auch noch auf die Linie 3...!

Angela hat gesagt…

Hallo ebb,

vielen Dank für die Rückmeldung!
Den Beitrag von Jutta hatte ich vor einiger Zeit gesehen und dann wieder vergessen!

Wir wollen uns auf jeden Fall eine Monatskarte kaufen, wir werden 8 Tage in Venedig sein und sicher innerhalb der nächsten 3 Jahre wiederkommen.

Wir gehören zu den Venedigliebhabern, die sich nicht durch die Touristen an San Marco und Rialto abschrecken lassen, sondern der Meinung sind, dass nur wenige Gassen weiter das "richtige Venedig" wartet!

Noch eine ganz kurze (dumme) Frage:

Kann man zu Fuß vom Piazzale Roma zum Tronchetto gehen?
Unser Quartier liegt nämlich in der Nähe vom Piazzale Roma, wir würden zu Fuß dorthin gehen und dann von dort aus zum Tronchetto, um die Karte zu beantragen. Ich weiß nur nicht, ob ich da schon ein Vaporetto-Ticket brauche, um zum Tronchetto zu kommen, in dieser Ecke war ich bisher fast noch nie!

Einen Bericht werde ich dann gerne schreiben!

Gruß Angela

B. Eckert hat gesagt…

Liebe Angela,

ich gestehe, ich war noch nie auf dem Tronchetto. Ich bin kürzlich noch mit der Linie 42 dort gewesen und habe kurz überlegt, ob ich mal aussteige und mich umsehe, bin dann aber doch sitzen geblieben...

Es führt eine Brücke rüber, aber ob die für Fussgänger zugelassen ist, weiss ich nicht. Auf jeden Fall kann das kein romantischer Spaziergang sein, die Ecke ist ödestes Gewerbegebiet.

Ich bin gespannt auf Deinen Bericht!

Angela hat gesagt…

Liebe Venedigfreunde,

nun sind wir zurück von einer ganz wundervollen, weil fast nur sonnigen Venedigreise.
Wir hatten ein süßes kleines Privatziummer in perfekter Lage, 5 Minuten vom Piazzale Roma entfernt in einer ruhigen Wohnstrasse (Rio Téra dei Pensieri) und haben die Tage von morgens bis abends genutzt, um unser geliebtes Venedig wieder einmal in alle Richtungen zu durchwandern.

Nun hatte ich versprochen, über unsere Erfahrungen mit der imob.venezia zu berichten.

Das einzige Problem war eigentlich, zum Tronchetto zu gelangen, ohne für die erste Fahrt 6,50 zu bezahlen.

Wir fuhren von Mestre mit dem Bus zum Piazzale Roma, mussten dort ca. 20 Minuten warten, bis der Anschlussbus zum Tronchetto ging.
Allerdings wussten wir dann nicht so genau, wo am Tronchetto die Verkaufsstelle ist, so stiegen wir zu früh aus und mussten noch - leider mit dem ganzen Gepäck! - über die Brücke zu Fuß gehen.
Dann am Parkhaus vorbei bis zum großen Bürogebäude gleich neben dem Vaporettoanleger.
Dort sieht man dann ein Schild mit imob. und siehe da, das Büro war nicht nur offen, sondern bis auf eine Mitarbeiterin leer! (Es war Samstag Mittag 13.30 Uhr)

Ich hatte Kopien der Personalausweise sowie Passbilder schon sorgfältig vorbereitet, die Dame war sehr freundlich und nach 10 Minuten hatten wir 2 imob.-Karten mit je 10 Fahrten Aufladung!

Das einzige Problem war dann unsere letzte Aufladung. Wir hatten zwischendurch noch einmel 10 Fahrten nachgeladen - problemlos an jeder Verkaufsstelle. Am letzten Tag wollten wir noch einmel je 5 Fahrten, das ging auch, aber bei der Entwertung gab es Probleme, es wurde nicht ordnungsgemäß abgebucht, wir mussten uns Hilfe vom Personal holen.

Fazit:

Die imob.venezia ist eine tolle Sache, wenn man öfter nach Venedig fährt, am Tronchetto bekommt man sie "in tempo reale".

Im Übrigen:
Kontrolliert wurden wir nicht ein einziges Mal, die Linie 3 wurde von sehr vielen Touristen benutzt, die eindeutig keine imob. Karte hatten!

Liebe Grüße

Angela

B. Eckert hat gesagt…

Liebe Angela,

danke für Deinen Bericht. Damit dürften jetzt alle Fragen zu "l'imob" beanwortet sein.

Ich bin ganz Deiner Meinung, eine tolle, nachahmenswerte Sache das venezianische imob-System.

Anonym hat gesagt…

Hat schon irgend jemand Erfahrung, wie das mit der VERLÄNGERUNG der imob.Venezia läuft?
Wir hatten schon die alte Carta Venezia, diese dann in in die imob.venezia umgetauscht. Dabei blieb die alte Ablauffrist jedoch bestehen, so dass wir jetzt zum Karneval verlängern müssen.

Helfried

B. Eckert hat gesagt…

Hallo Helfried,

noch keine pesönliche Erfahrung, aber ich habe auf der IMOB-Website nachgesehen: es wird beim Ablauf der Gültigkeit eine neue Karte ausgestellt, kostet 10 Euro. Ich würde mal vorsichtshalber ein neues Passfoto mitnehmen, Deine persönlichen Daten sind ansonsten im Rechner vorhanden. Am schnellsten geht es erfahrungsgemäßg im ACTV-Büro auf dem Tronchetto.

Hier noch der Originaltext auf http://imob.venezia.it/jspimob/faq.jsp:

Quanto dovrò pagare al prossimo rinnovo?
Nel caso di tessera Abbonamento 10,00 € in quanto la tessera le verrà sostituita con una completamente nuova e valida per altri 3 anni; nel caso di tessera CartaVenezia nulla se residente nel Comune di Venezia e 10,00 € in tutti gli altri casi.

Anonym hat gesagt…

Die Linie 3 gibt's nicht mehr: weder taucht sie im aktuellen Fahrplan (03.11.08-31.03.09) des Actv auf, noch auf den Streckenplänen, noch habe ich bei meinem Venedig-Aufenthalt in der vergangenen Woche irgendeinen anderen Hinweis auf ihre Existenz finden können.

Zum Erhalt der imob-Karte: ich war zuletzt im Februar 2008 mit meiner CartaVenzia und den abzustempelnden Papiertickets unterwegs und fragte mich (und dann auch am Ticketschalter am P.Roma), was ich denn nun für den Erhalt einer imob-Karte tun müsse. Antwort: nichts. Der befragte Mitarbeiter machte sich gleich auf die Suche nach meiner Karte; als er sie nicht fand, recherchierte er im Computer und stellte fest, dass die auf dem Tronchetto liegen müsse. Als ich dort nachfragte und die Karte ebenfalls nicht gefunden wurde (zumindest bis Juli lezten Jahres zurück reichte die Beschriftung auf den durchsuchten Kartons), meinte die Mitarbeiterin, dies sei kein Problem, dann würde sie mir die eben schnell nochmal ausdrucken. Sprach's und tat's, so dass ich nach etwa 5 Minuten mein fertiges Ticket in der Hand hatte, ohne noch einmal etwas beantragt haben oder bezahlen zu müssen.

Anonym hat gesagt…

Erfahrungsbericht zur Verlängerung der imob, durchgeführt am Karnevalsdienstag im ACTV Büro Tronchetto:

Schalter quasi verlassen, selbst an diesem Tage. Alte Imob Karte vorgezeigt, den Verlängerungsantrag ausgefüllt, 10 Euro pro Nase bezahlt, nach wenigen Minuten war das jetzt wieder drei Jahre gültige Ticket fertig und das noch gültige Monatsabo auch auf dieses übertragen.

Also absolut problemlos alles.

Die Linie drei ist wie oben berichtet verschwunden.

Helfried

Uwe hat gesagt…

Hallo Zusammen,

habe noch eine CartaVenezia mit meinem Passfoto von 1994.

Wird diese Karte auch für 10 € verlängert bzw umgetauscht oder muss ich eine neue Karte für 40 € erwerben?

Viele Grüße,
Uwe

Uwe hat gesagt…

Hallo Zusammen,

habe letzte Woche versucht, meine CartaVenezia mit meinem Passfoto von 1994 zu verlängern für 10 €.

Nach dieversen Rückrufen der Mitarbeiter mit der Zentrale steht fest: wird NICHT verlängert!

Aber: das Büro am Tronchetto (erreichbar mit Linie 2) ist immer leer, klimatisiert und das Personal sehr freundlich.

Gruß, Uwe