Pontonbrücke zur Festa della Salute 1980
Privatfoto, gekauft auf dem Flohmarkt in der Via Garibaldi
Am übernächsten Wochenende wird in Venedig wieder das Ende der Postepidemie von 1630 gefeiert, in der der Madonna della Salute gewidmeten Kirche.
Das Festprogramm 2008 dürfte 2009 identisch sein
Die Madonna Mesopan-
ditissa wurde aus der Kolonie Candia (Kreta) mitsamt den kretischen Venezianern vor den osmanischen Eroberern 1669 evakuiert und erreichte Venedig am 21.11.1670. Sie fand ihre neue Heimat in der damals noch nicht vollendeten Kirche von Baldassare Longhena und bei diesem Feiertag blieb es dann, jährlich, bis heute.
Wer den erstaunlichen Kircheninnenraum, die Sakristei mit ihrer großartigen Gemäldesammlung und die Ikone in Ruhe besichtigen will, muss an der Festa della Salute wegbleiben.
Die zweiteilige Brücke reist an
Denn dann herrscht von frühmorgens bis spät in die Nacht ein Gedränge wie das ganze Jahr nicht. Gottesdienst im Stundenrhythmus. Dicht besteckte Kerzentische, vor denen Menschenschlangen warten, um ihre teils meterlangen Kerzen anzuzünden, die nur kurz darauf von Kirchendienern gelöscht und in große Kisten (zum Recycling) entsorgt werden. Ein geradezu hektischer Kreislauf, der schon an den Verkaufständen draussen auf der Fondamenta beginnt.
Brücke ist gebaut, es folgen die Feinheiten wie der Belag
Aber wer an der Seite von fast ganz Venedig ein ziemlich rummeliges Kirchenfest miterleben will, ist am 21.11. an der richtigen Stelle.
Durch die Gassen von Dorsoduro traben Schulklassen tagsüber, Gruppen von Jugendlichen abends lautstark und schrill Richtung Dorsoduro.
Die Venezianerinnen starten in die Pelzsaison bei sehr moderaten Temperaturen und leichtem Nebel.
Der Bischof (bzw. der Patriarch) zieht mit großem Männergefolge in langen Spitzengewändern aus dem Seminario Patriarcale in die Salute nebenan, um die Festmesse zu lesen. Aufgenommen von mehreren Fernsehteams auf der Kirchentreppe, zu sehen abends in den Lokalnachrichten.
Ruderklubs aus Venedig und vom Festland drängeln um die besten Plätze für die Boote, während die Vaporettohaltestelle Salute vorübergehend aus dem Verkehr ist.
Brücke in Gebrauch bereits am 19.11., aber noch nicht rappelvoll wie am 21.11.
Dafür wurde schon zwei Tage vorher die Brücke von S. Maria Giglio zur gegenüber liegenden Kanalseite installiert, aus zwei Bauteilen, die mit einem Kranboot geliefert wurden. Die Traghettoanlege wird für ein paar Tage nicht gebraucht. Die Brücke ist so hoch, dass die Vaporetti passieren können, und obwohl große Schilder das zügige Überqueren anordnen, bleibt man gerne oben stehen, um von dort den Auftrieb um die Salute zu beobachten, der auch wirklich sehenswert ist.
Fritellestand, daneben Schoko-
laden-
berge
In der Gasse rechts hinter der Salute gibt es Stand an Stand die ganze Herrlichkeit winterlicher Kalorienbomben:
von einfachen Sachen wie Zuckerstangen über riesige Schokoladetafeln mit ganzen Nüssen zu den wunderbarsten Mandelnplätzchen deines Lebens. Die auf den ersten Blick aussehen wie simple Makronen, aber schmecken wie feinstes Marzipan, und die sich in Keksdosen oder Küchenplastikdosen bis zum Ende des Winters aufbewahren lassen. Sie sind nicht billig, aber jeden Cent wert und ich empfehle, von den vielen verschiedenen Sorten keine auszulassen und eine große Tüte als Winterproviant mitzuschleppen.
Die süsse Verführung hinter der Salute
Aber DIE Köstlichkeit des Salutefestes sind die fetten, frisch ausgebackenen heißen Fritelle, die mit Zucker und Zitronenschalenabrieb bestreut werden (oder, und da hört für mich der Spass auf, mit einem Esslöffel Schokocreme beklatscht und zusammengeklappt wie ein Leberwurstbrot).
Fritellestände gab es früher in Venedig überall in der Stadt, dazu gibt es einen schönen Text auf der Website der Romanschriftstellerin Michelle Lovric. Im Winter gibt es in vielen Bäckereien Venedigs immer noch Fritelle wie anderswo Berliner oder Pfannkuchen, aber eben keine frischen, auf der Straße heiß aus Fettpfanne auf die Hand. Dazu muss man zum Salutefest kommen.
Boote der Ruderclubs auf dem Weg zur Salute
Absgesehen vom Rummel um die Salute ist Venedig Ende November ruhiger, die Museen leerer, und ein letzter Kurzbesuch der Biennale schenkt noch einmal einen neuen Eindruck: Giardini und Arsenale im morgendlichen Dunst und nachmittäglichen Nebel ohne Sonnenuntergang, Besucher in Schals, Jacken und Stiefeln statt schulterfrei und in Sandalen. Ein schöner Anfang des Abschieds vom Jahr.
http://www.comune.venezia.it/flex/cm/pages/ServeBLOB.php/L/IT/IDPagina/136
Peggy Guggenheim Collection: Special während der Salute-Festwoche
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