9. September 2010

La Certosa - Urban Park 2015

Plakat an der Seitenwand der Werft auf La Certosa

Man sollte nicht erwarten, dass es ausser im Zusammenhang mit Biennalen o.ä. (z. B. 2009) etwas über La Certosa zu berichten gäbe. Wenn man nicht gerade Nutzer der Marina oder Werft ist, kommt man auch kaum auf die Idee, im einzigen Hotel dieser Insel abzusteigen, obwohl sie ja vaprotettotechnisch gut angeschlossenist.

Deshalb überrascht mich ein Projekt, auf das ich eher zufällig stieß und das ich ziemlich spannend finde: Certosa Urban Park 2015. Es wurde auf der Expo in Shanghai im Bereich 'Best Urban Practice' im Pavillon Venedigs im Juni vorgestellt ist wohl auch auf der Architekturbiennale in Venedig seit August zu sehen.


Die Idee ist, La Certosa
ener-
getisch unab-
hängig und selbst-
versorgend auszu-
bauen. Heißt, die gesamte Ver- und Entsorgung der Insel und ihrer erweiterten künftigen
Infrastruktur = Schiffbau und Marina, Hotellerie inkl. Jugenherberge, Bildungs- und Konferenzbereiche, Museums/ Kunst-, Sport- und Freizeiteinrichtungen, Naturbereiche inklusive agrarische Nutzung, nach Prinzipien der Nachhaltigkeit umzugestalten. Unabhängig von den venezianschen Versorgungsnetzen von Energie, Wasser, Abwasser, Kommunikation, und Co2- und Kosten frei.

Unter dem Link oben wird das ganz gut dargestellt, aber extrem schnell, ich empfehle, den Präsentationsfilm immer wieder zu stoppen um die Einzelheiten in Ruhe anzusehen. Hier kurz:

  • Elektrizität , Heizung und Warmwasser werden solar erzeugt durch Photovoltaik und Solarthermie, sowohl auf Außenflächen der Gebäude als auch auf freien Flächen der Insel.
  • Gewinnung von Wasserstoff durch Elektrolyse und dessen Nutzung für den Küchenbereich und als Unterstützung für zusätzliche Generatoren.
  • Wiedernutzung alter venezianischer Wasserspeicherungstechnologien in Form von unterirdischen Brunnen und Tanks im Bereich des ehemaligen Kartäuserklosters auf der Insel. Diese Wasserspeicherung soll auch zu Kühlungszwecken verwendet werden können, zusammen mit solaren Kühlungseinrichtungen.
  • Abwasserbehandlung in Filtern unterhalb der Inseloberfläche, deren Rückstände kompostiert wieder verwendet werden können.
  • Kommunikationsversorgung durch drahtloses Breitband.


La Certosa im Dornröschen-
schlaf






Das alles ist nicht neu, auch der
modifizierte Einsatz alter Technologien wird vielseitig angewendet z. B. im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit. Im komplizierten Ökosystem der Lagune ist aber der Rückgriff auf alte Technologien mithilfe neuer Methoden eine spannende Angelegenheit.
Früher war jede einzelne Insel zwangsläufig und selbstver-
ständlich eine selbstversorgende Einheit. Dieses Projekt auf La Certosa im Rahmen des lagunaren Systems und des modernen urbanen Systems ermöglicht Lernerfahrungen, und zwar OHNE normale Bewohner aus ihrem beruflichen und häuslichen Alltag zu reißen, wie das z. B. auf S. Erasmo der Fall wäre. Da es quasi keine Bewohner auf La Certosa gibt.


Auf der anderen Seite impliziert ein "Best Practice"-Projekt natürlich auch, dass es anwendbar und übertragbar sein sollte, um nicht ein sozusagen "Particular Practice" zu sein. Viel Phantasie ist nicht nötig, um Fördergelder, Forschungsmittel etc. in den Sand gesetzt zu befürchten für eine neue Infrastruktur, die in der Folge nicht angemessen genutzt wird.
Lassen wir uns überraschen und das Projekt im Auge behalten wie einige weitere im Laufe der nächsten Jahre.


1 Kommentar:

eichinger georg hat gesagt…

sehr interessant, zu sehen ist davon allerdings noch GARNICHTS.

georg