21. Oktober 2011

Palazzo Grimani nach 2 Jahren - Überraschung!


Unter dem Label Palazzo Grimani habe ich schon mehrfach über dieses neue Museum berichtet, es aber erst einmal im Juni 2009 selbst besucht, mit gemischten Gefühlen, wie man detailliert nachlesen kann.

Die Eindrücke meines 2. Besuches sind nicht mehr gemischt, sondern eind
eutig - dieses Museum macht sich und berechtigt zu weiteren schönsten Hoffnungen!


Detail der Decken-
dekoration im Esszimmer






Die I
nfrastruktur ist aufgebaut - es geht los mit einem weit geöffneten Portal und einem ordentlichen Museumsschild an der Tür, weiter mit einem schönen kleinen Museumsshop auf der rechten Seite, in dem man auch ganz normal Eintrittskarten kaufen kann (vor 2 Jahren nur übers Internet!), und einem funktionalen Sanitärbereich links vom 1. Wassertor zum Rio di S. Severo, und endet mit einem Museumscafé links, zwischen Portal und 2. Wassertor zum Rio di S. M. Formosa, das bei meinem Besuch allerdings nicht Betrieb war. Aber immerhin schon mal vorhanden, eingerichtet mit Pappmöbeln und Sitzsäcken, praktisch und unkonventionell.
Zentrum der
Deckende-
koration des Apollo-Zimmers


Der Innenhof ist jetzt ein bisschen gestaltet, vor allem steht ein großer eingetopf-
ter Zitronenbaum an der zuvor grauenhaft leeren Stelle bzw. Metallplatte an Stelle des früheren
Brunnens.

Die Museumsangestellten sind freundlich und professionell, man darf selbstverständlich fotografieren, viele Fenster stehen nach innen und außen weit offen (was in
Bezug auf das Privatleben der Nachbarn gegenüber am schmalen Rio di S. M. Formosa selbst auferlegte Diskretion erforderlich macht), man kann sich frei in allen Räumen bewegen. Das alles war vor 2 Jahren nicht der Fall.

Was noch fehlt, ist ein handlicher Führer, der ni
chtexpertischen Normalverbrauchern die exzellente Restauration erklärt, 20 Seiten oder so. Es gibt nur eine dicke Schwarte im Museumsshop, zu schwer zum Herumschleppen, nur auf italienisch, 39 € wenn ich mich recht erinnere.

Zeus raubt Ganymed, im quadratischen Turm der Tribuna Grimani (Ausstellungsraum der Anktikensammlung, jetzt ohne die früheren Exponate, die sich weiter im Archäologischen Museum befinden) in seiner ursprünglichen Hängung

Nach den bisherigen sehr kleinen (feinen) Ausstellungen in den Räumen des Hauses, zuletzt den im Sommer hier gezeigten renovierten Veronese-Werken aus der Kirche San Sebastiano, hat man für den Herbst im erweiterten Rahmen der Biennale mal wirklich zugeschlagen mit fünf sehr unterschiedlichen Ausstellungen.
Darunter der rund dekorierte Marmorfussboden

Es wird teilweise sogar etwas voll, auch wenn die Räume eigentlich leer und unmöbliert und nur wenige Exponate aus der grimanischen Antikensammlung hier sind, ein paar Marmor- und Bronzebüsten + eine (alte) Kopie der Laokoongruppe aus den Vatikanischen Museen.

Ausstellungen sind Geschmackssache, aber wer den Palazzo Grimani bewundern will, und das ist aus meiner Sicht unverzichtbar, muss durch. Mir persönlich gefällt die Pirandello-Ausstellung insgesamt sehr gut und auch das eine oder andere Exponat der anderen Ausstellungen.

Ein bisschen eng für 2 leidende Männer: Laokoon & 'SanSebastianoSoft' von Concetto Guzetta, Ausstellung 'L'ombra del divino'

Artisti per Note e altrove.
L'ombra del divino nell' arte contemporanea.
Religiöse (katholische) zeitgenössische Kunst, z. T. für die Renovierung der Kathedrale von Noto. Bei diesem Tendenzbereich gibt es natürlich sensible Grenzen zu Kitsch und ungewollt (?) Sexuellem, auch gut im Padiglione Italia der Biennale zu beobachten, kuratiert von demselben Vittorio Sgarbi. Bereits da hat mich die pure Menge von Christlich-Religiösem überrascht. Gezeigt wird bei Grimanis auch eine Blutreliquie des letzten Papstes, was mich im Jahr 2011 dann doch erstaunt hat...oder? Wenn man die Einzelheiten mal zu Ende denkt?

Pirandello, Donne al Mare (Ausschnitt)
Außerdem 4 zeitgenössische Künstler, Pirandello, Bonaldi, Kcho, Cucchi, nicht gemischt gehängt/gestellt, zum Glück, sondern jeweils in separaten Räumen. Die Skulptur von Booten, die zusätzlich im Innenhof vor dem linken Wassertor ausgestellt ist, gehört zur Ausstellung von Kcho.

Ende dieser Ausstellungen am 27.11. mit dem Ende der Biennale.

Das
Museo di Palazzo Grimani gehört zum Polo Museale Veneziano.
Auf meiner persönlichen Liste der wichtigsten Besichtigungen in Vene
dig steht es ganz weit oben.

(Ich empfehle, alle Fotos dieses Eintrags zwecks Vergrößerung anzuklicken.)
















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