Zukunft für das Arsenale
Arsenale novissimo, Blick auf Kran und Giaggandre (leider den Namen des/der KünstlerIn nicht notiert) |
Mitten in den Karneval platzt eine quasi historische Nachricht (das könnte hier im Rheinland nicht passieren):
das Arsenale von Venedig wurde gestern nach 215 Jahren der Stadt zurück gegeben. Herzlichen Glückwunsch!
Website des Arsenale, noch nicht auf dem Stand des historischen Ereignisses vom 8.2.2013.
Zumindest der größere Teil des Arsenales, ein kleiner Teil bleibt in der Zuständigkeit des italienischen Verteidigungsministeri-
ums (die Gegend hinter dem Landeingang zum Arsenale und entlang des "kleinen" bzw. "alten" Darsenabeckens, durch das vor Jahren noch eine Vaporettolinie führte).
Nach dem Fall der Republik 1797 gehörte das Arsenale in die Zuständigkeit der wechselnden Besatzer - Frankreich, Österreich, später des italienischen Staats als Einrichtung des Verteidungsministeriums. Die Stadt Venedig hatte, mitten im Stadtgebiet, hier nichts zu sagen, auch die Nutzung von Teilen des Arsenales zu Ausstellungen und Tanz- und Theatervorstellungen der Kunst- und Architekturbiennalen geschah auf Genehmigung des Verteidigungsministeriums.
Hier ist die Pressemitteilung vom 8.2., gestern. Die leicht zu übersehende PDF-Dokumentation unterhalb der Pressefotos enthält sehr informative Grafiken mit Plänen und Fotos zu künftigen Nutzung des Arsenales.
Weitere Informationen fanden sich gestern und heute in italienischen Medien (aber noch nicht in internationalen, die wohl eher auf Bilder vom Karneval eingerichtet sind:
VeneziaToday
Corriere del Veneto
La Voce di Venezia
Il Ghirlandaio
Eingang Torre Porta Nuova, gegenüberliegend Giaggandre |
Man scheint in Venedig entschlossen, sehr schnelle Ent-
scheidungen über die künftige Nutzung der gewonnenen 470.000 m² und die Finanzierung der erforderlichen Infrastruktur zu treffen. Ich gehe davon aus, dass bereits Vorbereitungen und -absprachen gelaufen sind und bin gespannt! Geplant ist wohl als erstes (etwa schon für die Kunstbiennale im Sommer?) der Bau der mobilen Brücke zwischen den Ausstellungsgeländen der Giaggandre und des Arsenale Novissimo, am Arsenaleturm Porta Nuova.
Geplant sind weiter ein Empfangs- und Servicebereich sowie Übernachtungmöglichkeiten (400 Betten) für Konferenzteilneh-
merInnen, JournalistInnen, WissenschaftlerInnen etc. in den ehemaligen Kasernen der U-Boot-Besatzungen ('ex-Caserma dei Sommergebilisti' - ich habe keine Vorstellung, welche Gebäude das sein könnten, vermute sie im nördlichen Teil des Arsenales).
Die Museen der Stadt Venedig Fondazione Musei Civici planen einen ständigen Austellungsraum zeitgenössischer Kunst im Arsenale (die bisher in Venedig ausgestellte zeitgenössische Kunst, wahrlich nicht wenig für eine eher kleine Stadt, gehört anderen Trägern oder ist nicht ständig am Ort).
Verschiedene städtische Vereine und Interessengruppen sollen Raum erhalten, ich vermute, dass Arzanà dazu gehört, der Verein zur Pflege venezianischer Bootstraditionen, der sich schon lange um das Arsenale bemüht. Die im Beitrag von Ghirlandaio (s. o.) genannte 'Scuola Museo del Bucintoro' ist mir bisher nicht bekannt (was nichts heißen will) und im www unter diesem Namen nicht zu finden.
Die Universität Ca' Fosari will mit Unterstützung des italienischen Wissenschafts- und Forschungsministeriums im Arsenale das größte meereswissenschaftle Zentrum Europas einrichten. Ein hoher, aber mittel- bis langfristiger Anspruch, der mit entsprechenden Initiativen und vor allem Mitteln ein Perspektiventräger des Wissenschaftsstandorts Arsenale werden könnte.
Ich werde die Entwicklungen der nächsten Jahre sehr neugierig begleiten und wünsche der schönsten Stadt gelingende Kooperationen und große Erfolge mit ihren Plänen.
Halle, Tesa im Arsenale Novissimo |
Einige frühere Einträge zum Arsenale:
20.4.2008 (Campo Arsenale)
3.5.2008 (Der Löwe vom Piräus)
19.7.2008 (Der Schiffspavillon)
13.4.2011 (Arsenaleturm Porta Nuova)
24.6.2011 (Biennale ohne Ticket)
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