Ca' da Mosto in Arbeit
Überwucherte Freitreppe der Ca' da Mosto Juni 2013 |
Seit 3 Jahren wird die Ca' da Mosto restauriert, was mir erst in diesem Juni auffiel. Eines der wenigen am Canal Grande erhaltenen Häuser aus dem 13. Jahrhundert, baugeschichtlich von besonderem Interesse und trotzdem seit über 20 Jahren vernachlässigt und verfallend, hatte starke Statikprobleme. Schon vor ca.5 Jahren hatte man ein Gerüst an die Fassade geschraubt, die kurze Zeit später zusätzlich hinter einer Plane verschwand. Wer guckt da noch hin!
Rein zufällig, auf einem überfüllten Vaporetto bis zur Bewe-
gungsunfähigkeit an die Reling gepresst, sah ich im Vorbei-
fahren die zurück geschlagene Plane, Arbeiter, das offene Wassertor zum Androne der Ca' da Mosto.
Campiello del Leon Bianco, Landtor und Freitreppe der Ca' da Mosto |
Und besuchte am nächsten Morgen um 7 Uhr, vor Arbeits-
beginn, die Rückseite der Baustelle um zu sehen was da geht. Wenn man am Campo SS. Apostoli neben dem Gebäude der deutschen evangelischen Gemeinde (Scuola Sant'Angelo Custode) den Rio dei SS. Apostoli kreuzt und am Fuss der Brückentreppe direkt nach rechts in die Calle Leon Bianco abbiegt, steht man nach wenigen Schritten im offenen Innen-
hof des alten Albergo Leon Blanco. Dem berühmten Hotel, das in jedem Venedig-Reiseführer der letzten 300 Jahre erwähnt wird und angeblich alle Celebrities beherbergte, die es zu seiner Zeit gab. Die schöne Freitreppe ist immer noch wie seit Jahren von einem Bauzaun geschützt, durch ein Guckloch im großen Landtor kann man die Baustelle im Androne sehen. An den oberen Etagen lässt sich für meinen Laienblick keine Bauaktivität feststellen.
Baustelle im Androne in voller Länge |
Im Internet ist, ohne Datumsangabe, die Verkaufsanzeige für das Haus zu finden, mit Plänen, Detailzeichnungen und allem Drum und Dran. Sie dürfte aber überholt sein, denn bekannt ist, dass ein weiteres 5-Sterne-Hotel hier im Umfeld des Rialto eröffnen wird, wie das Hotel Sagredo neben der Ca'd'Oro, der Palazzo Papadopoli, die Häuser bei Sant'Angelo etc.. (Wobei ich mich manchmal frage, ob sich die Leute nicht an dem Verkehrslärm stören? In welcher anderen Stadt stehen die 5-Sterne-Häuser an der Hauptverkehrsstraße? Vor der Erfindung des Motors, in der Stille der Gondeln und der Han-
delsschiffe, die durch den breiten Kanal segelten, war der Canal Grande natürlich die erste Adresse, aber heute? Wer sich diese Unterkünfte leisten kann, wohnt doch auch zuhause nicht im Durchgangsverkehr...)
Baustelle, eingerüstetes Wassertor am Canal Grande |
Die Renovierung der Fassade wird durchgeführt von der Firma Lares (spannende Website, finde ich), die u. a. auch die Fassade der wunderbaren Ca' Dario macht, die Bausubstanz renoviert die Firma Iccem, die eine ganze Reihe bedeutender venezianischer Restaurationen vorweisen kann.
Zum Einsatz kommen keineswegs alte Technologien (wie ich mir das immer gerne vorstellen würde), sondern die neuesten technologischen Entwicklungen, wie z. B. ein Speziallack aus dem Segelschiffbau (ausdrücklich: Worldcupniveau, da habe ich die Bilder des America's Cup der letzten Woche vor Augen, brrr...), der das alte Mauerwerk stabilisieren soll. Naja.
Ca' da Mosto, Leon Blanco, Rückseite |
Sehr lesenswerte und illustrierte Studie (engl.) zur Ca' da Mosto von Jürgen Schulz (1999)
Carolin Wirtz findet bei den Quellenstudien zu ihrem Buch "Köln und Venedig. Wirtschaftliche und kulturelle Beziehungen im 15. und 16. Jahrhundert" den Gasthof Leon Blanco häufig erwähnt, "...in dem Kaufleute und Pilger aus den Gegenden nördlich der Alpen Unterkunft fanden. Sowohl die Lage direkt am Rialto (und dem "deutschen" Viertel um den Fondaco dei Tedeschi, ebbonn) als auch die Tatsache, dass es dort für die Reisenden keine Verständigungsprobleme gab, mögen die Hauptgründe für diese Tatsache gewesen sein." (S. 244)
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1 Kommentar:
Sehr interessant! Vielen Dank :o)
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