13. Juli 2014

5 x Kultur und 1 Fluch auf S. Giorgio Maggiore

Heinz Mack, The sky over nine columns & Palladiofassade S. Giorgio M.
Kulturobjekt 1 ist zu sehen, ohne dass man die Insel über-
haupt betritt: Heinz Macks "
Der Himmel über neun Säulen". Immer ein anderer Anblick je nach Wetter, Tageszeit, Aussichtspunkt (Riva, Dogana, Gefängnis, Dachboden des Dogenpalastes, vom Wasser aus...). 
Von Nahem kommen die Goldreflexe auf dem Wasser dazu, die immobilen Hintergründe (S. Giorgio selbst, das immer über-
wältigende Panorama von Dogenpalast, Piazzetta, Campanile und Dogana, der Himmel, das Wasser) und die mobilen (Wasserfahrzeuge aller Arten und Größen) und das wechseln-
de Licht auf dem Gold der Säulen. Die dramatischen roten Sonnenuntergänge Venedigs finden hier eine neue Ausdrucks-
möglichkeit und der Einbruch der Dunkelheit zieht noch mehr der täglichen AbendfotografInnen an. Die Säulen sind eine wahre Spielwiese für Fotoexperimente, und da wir alle mit einer Kamera in der Hosen-, Jacken-, Fototasche durch Venedig wandern, gibt es mittlerweile sicher unzählige Fotos der "Nine Columns", alle verschieden trotz des gleichen Objekts. Entsprechend gibt es einen Wettbewerb für FotografInnen, überhaupt finde ich die Website zu dieser Skulptureninstallation sehr gelungen, z. B. den Menupunkt "Story".

(Bis 23.11., kostenlos)



Kulturobjekt 2 ist leider nur nachmittags geöffnet, zumindest war es das im Juni, was ich zu spät kapiert habe und die Zeit für den zusätzlichen schnellen Hupfer aus dem Vaporetto plötzlich nicht mehr reichte. Blöd! Es ist der nationale Beitrag Angolas "Beyond Entropy Angola" zur Architekturbiennale, kuratiert von der Non-profit-company Beyond Entropy, die auch schon den mit dem Goldenen Löwen ausgezeichneten Beitrag Angolas zur Kunstbiennale 2013 "Beyond Entropy Africa" konzipierte. 
(Bis 23.11., 2. Tür nach der schmalen Stelle an der Fonda-
menta der Marina von S. Giorgio Maggiore, kostenlos)



Stanze del Vetro - Santillana Objekt
Kulturobjekt 3 ist die derzeitige Ausstellung in den 'Stanze del Vetro', den 'Glasräumen', mit Werken der Geschwister Laura de Santillana und Alessandro Diaz de Santillana. Wunderbare In-
spirationen in Glas, still, unprätentiös ausgestellt in äußerst zurückhaltender Umgebung (wie immer in diesen Räumen), teilweise geradezu meditativ, auch der Blick auf die Rückseite der Insel S. Giorgio ist unverstellt. Sehr empfehlenswert.

(Bis 3.8., tägl. außer Mittwoch 10-17 Uhr, hinter dem Terras-
sencafé rechts, 1. Tür links, kostenlos)



Glass Tea House Mondrian & Centro Branca im Hintergrund
Kulturobjekt 4 ist das "Glass Tea House Mondrian", eine Installation aus Bambusumfriedung, Wasserbecken, Glaskubus, Trittsteinen und Meditationsobjekten im Randbereich. Es liegt zwischen den Stanze del Vetro und dem Klostergarten der Benediktiner von S. Giorgio Maggiore, wird von außen begleitet von der Palladio-Architektur und den Glocken von S. Giorgio, von innen von zwei weiß gekleideten Frauen (Pyjama), die immer wieder die Trittsteine und die Steinplatten der Anlage mit Wasser benetzen (Gießkanne, Hände) und schwimmende Blätter aus dem blauen Becken fischen. Es soll Teezeremonien geben, ich habe keine erlebt. Aber die Anlage des Gartens ist in ihrer ruhigen Geometrie (die überraschenderweise durch die Gebäude des Centro Branca, in denen ich den Oktober 2013 verbrachte, nicht gestört, sondern verstärkt wird) auch ohne Zeremonie eine wunderbare Meditation oder Konzentration, je nach Bedarf. Wer sich Zeit nimmt, wird dafür belohnt. Wer Glück hat, muss das Glass Tea House Mondrian nicht mit allzu vielen BesucherInnen teilen. 
(Bis 3.8., Eingang in der Hecke gegenüber Stanze del Vetro, kostenlos)  


Raum, in dem der Restaurationsfilm zu sehen ist

Für das Kulturobjekt 5 begibt man sich in die Kirche und verlässt sie wieder durch das Querschiff links, wo man auf dem Flur landet, der zum Cam-
panile führt. In diesem Flur ist auf der linken Seite die Tür zu einem großen Raum geöffnet, dessen Funktion mir kirchen- oder kloster-
technisch nicht klar ist. Er liegt hinter dem Querschiff, links vom Alterraum, aber durch den Flur getrennt davon. Sehr hohes Kreuzgewölbe, holzverkleidete Wände, sparsame Wandbema-
lung, Altar mit Altar-
bild. 

Hier wird als Dauer-
schleife ein Film ge-
zeigt über die Restau-
rierung des S. Giorgio auf der Vierungskuppel der Kirche. Finanziert von der jungen Fonda-
zione Swarovski. Swarovski war und ist auch in diesem Jahr biennalemäßig in Venedig beteiligt (z. B. 2013 durch eine riesige Linse in S. Giorgio Maggiore und eine Protzyacht an der Riva, 2014 durch das Glitzertor zur Ausstellung Monditalia im Arsenale), aber in diesem Fall tut man offensichtlich Gutes  und schweigt darüber. Denn außer diesem bescheidenen aber sehr interessanten Film (italienisch, englische Untertitel) und einer kleinen Broschüre die am Eingang der Kirche ausliegt, findet sich im Internet nichts außer dem Fotobericht eines/einer französischen Bloggers/Bloggerin über die Installation und Einweihung der restaurierten Statue. Wer sich für Restaurationsfragen interessiert, sollte sich den Film inkl. differenzierter Details nicht entgehen lassen, alle anderen sind vielleicht neugierig, diesen Raum zu sehen, der sonst verschlossen ist. Wie lange diese Vorführung noch dauert weiß ich leider nicht. 



Von oben: Stanze del Vetro, Glass Tea House Mondrian, Klostergemüsegarten
Da ich mich immer auf den Campanile von S. Giorgio liften lasse, wenn ich die Gelegenheit habe, aber in diesem Fall das Glass Tea House Mondrian von oben sehen wollte, fuhr ich auf den Turm und fand ein Vorhängeschloss, befestigt an der kleinen Reling in Kopfhöhe an der Aussichtplattform, und zwar von JÜRGEN. Ich war sprachlos. Als Beweis für JÜRGENS unendliche Dämlichkeit habe ich das Ding fotografiert. Es folgt 1 Fluch.



JÜRGEN, Du Staubmilbe, musst Du wirklich als Beleg Deiner Existenz ein Schloss auf diesen Turm tragen? Wenn Du schon keinen Respekt vor Turm und Stadt hast, und ich mich frage, was Du eigentlich hier wolltest - bist Du auch noch zu blöd, die Symbolik eines Schlosses zu verstehen? 
Verboten - Ausgeschlossen - Eingesperrt - Kein Zutritt? 
So wie all die anderen IdiotInnen, die als Liebessymbol (!!) Schlösser an Brücken hängen? Dir und jeder/m anderen Hirnlosen, der/die die Hand an diesem Turm legt, soll sie festschnappen wie das Schloss, für immer und unwiderruflich.


Der restaurierte S. Giorgio


1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Ich finde diese Schlösser auch abscheulich. Mir ist egal, ob die die Leute ihre Beziehungen als etwas symbolisieren, das an Gefangen sein erinnert - aber dann sollen Sie bitte nicht historische Bauwerke damit verschandeln.