18. Februar 2007

Sport in Venedig I

Urlaubssport für jedermann und jedefrau

Mein persönlicher Urlaubssport in Venedig ist ein täglicher bis zu 12 stündiger Fußmarsch durch Gassen, Kirchen, Museen, entlang Kanälen und befestigten Ufern, über Brücken. Mir reicht das, aber man kann anspruchsvoller sein. Deshalb mache ich einige Vorschläge zu sportlichen Aktivitäten jenseits von Tennis- und Golfplätzen, die in Reiseführern gern empfohlen werden (wer fährt ernsthaft nach Venedig, um seine Zeit mit Golfen zu verbringen?).

Laufen
Auf einem Jogger-Weblog fand ich als Empfehlung für die schönste Laufstrecke Venedigs das Ufer der Giudecca: breiter Weg um Fussgängern auszuweichen, wenige Brücken und der einzigartige Blick auf Venedig.

Ich habe außerdem schon rund um und durch die Giardini laufen sehen, auch dort kann man sich relativ ungestört bewegen außer zu Biennalezeiten.

In Cannaregio sehe ich (wenn ich in Venedig bin) täglich Läufer entlang der Fondamente Nove. Das mag daran liegen, dass die einheimische Bevölkerungsdichte dort relativ hoch ist, allerdings ist die Strecke auch sehr reizvoll mit Blick auf die schöne Friedhofsinsel und bei klarer Sicht auf die Alpen. Dort gibt es allerdings das Nadelöhr an der Vaporettostation und aktuell, jetzt im dritten Jahr bis zu deren Fertigstellung, die Bauarbeiten an den Uferbefestigungen, zur Zeit westlich des Rio dei Gesuiti. Durch einen Bauzaun ist die Uferstraße dort erheblich verschmälert, weshalb zur Rushhour (morgens und nachmittags Schüler auf dem Weg zwischen Vaporetto und Schulzentrum am Rio di Santa Caterina) dort das Laufen zur Zeit kein Spaß sein kann.

Rad fahren
In Venedig selbst macht ein Rad keinen Sinn. Aber auf dem Lido und der daran anschließenden Insel Pellestrina kann man sehr gut Fahrrad fahren wegen flacher Straßen mit mäßigem Verkehrsaufkommen. In Alberoni an der Südspitze des Lido gibt es eine kleine Fahrzeug- und Personenfähre nach Pellestrina. Fahrräder kann man ausleihen gegenüber der Vaporettostation Lido. Wenn man das Südende der Insel Pellestrina mit dem Rad erreicht hat, sollte man noch den schmalen Steindamm überqueren, der zum Caroman führt, einer südlich vorgelagerten Insel mit einem Fort und Naturschutzgebiet in einer beeindruckenden Dünenlandschaft. Unter der Rubrik 'Insel' werde ich darüber mehr berichten.

Die Strecke auf diesen langgezogenen Inseln ist für geübte Radfahrer kein Problem. Wer weniger im Training ist und nicht riskieren will die Rückfahrt zu beschwerlich zu finden, kann auch den Bus Nr. 11 nehmen, der vom Lido bis Pellestrina fährt, dort gibt es dann auch eine Fähre (nur Personen, der Bus bleibt an der Endhaltestelle) weiter bis Chiogga. (Fahrpläne unter dem Label 'Links', ACTV)

Schwimmen
Die Strände am Lido sind schwer zugänglich, da meist zu Hotels gehörig. Ich nutze die Gelegenheit, wenn ich in Pellestrina bin, denn dort ist der Strand hinter den Murazzi (Befestigungsmauern gegen das Meer auf der vollen Länge der Insel) frei zugänglich und das Meer so schön wie am Lido. Allerdings gibt es keine Hütten und sonstige Versorgung (Toiletten), d. h. man fährt mit dem Bus bis z. B. Pellestrina Ende und bringt sich Strandmatte, Getränk und sonstigen Bedarf für ein Strandstündchen mit.

Schwimmen ist außerdem gut möglich auf der Südspitze der Insel Sant' Erasmo, wo es eine einfache Gartenwirtschaft direkt am Ufer gibt und vom Strand aus einen guten Blick auf die Hauptschiffsein- und -ausfahrt Porto di Lido. Operngucker mitbringen! Das Wasser dort ist z. T. extrem flach, aber der Strand geht weiter nach Norden (Litorale di S. Erasmo) entlang des Canale di Treporti, wo das Wasser tiefer wird. Nach S. Erasmo kommt man mit der Vaporettolinie Nr. 13 (Link ACTV). Mehr zu S. Erasmo folgt unter 'Inseln'.)

Venezianisches Rudern
Reiseführern, die sich überhaupt zum Thema 'venezianisches Rudern' äußern, stellen fest, dass man dazu einen Mindestkurs von einer Woche buchen muss und italienisch können sollte.
Die Information ist veraltet, denn seit 2006 existiert die Ruderschule "giro vogando" des Deutschen Andreas Götz, der in Venedig lebt und venezianisches Rudern als Schnupperkurs schon ab wenigen Kurseinheiten anbietet.
In ca. drei Kurseinheiten kann man sich einen Überblick über die Techniken erarbeiten, nach ca. 10 Kurseinheiten (je nach Talent) die Technik des Ruderns einigermaßen eingeübt haben. Menschen mit Talent und mehr Zeit können sich anschließend von Andreas Götz in einen der venezianischen Ruderclubs 'überweisen' lassen. Ausführliche Informationen über den Link.

(Foto: Südspitze der Insel Giudecca, Sitz der Ruderschule 'giro vogando', (C) Andreas Götz)


2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Guten Morgen Brigitte,
sehr, sehr schön, deine Artikel über den Sport in Venedig. Ich finde die Sprache sehr angenehm: unaufgeregt und auf das wesentliche konzentriert.
"Zusätzliche Vorschläge oder gegenteilige Ansichten" soll ich durch die Kommentaroption kundtun. Da mir das noch nicht vertraut ist schreibe ich lieber schnell eine e-mail.

Streng genommen endet die vogalonga wieder vor S. Marco. Aber da man am Canale di Cannaregio die Ruderer am besten sehen kann und man "seine" Ruderer wieder in der Stadt begrüßen kann, geht dort natürlich die Post ab.

Vorschläge:
Radfahren kann man auch im Park von S. Giuliano (Mestre), wohl der erste Landschaftspark, der vorrangig für Radfahrer konzipiert wurde.
Allerdings hat wahrscheinlich kaum jemand, der in Mestre Tourist ist, ein Fahrrad dabei. Eine Ausleihe ist mir bis jetzt nicht bekannt.
Sehr hilfreich ist das Fahrrad auf der Halbinsel von Cavallino. Erstens haben viele Urlauber, die hier mit Zelt oder Wohnmobil Urlaub machen, das Fahrrad dabei.
Zweitens kann man besonders in diesem Bereich weit bis in die barene ("Sandbänke") der Lagune hineinfahren und die Lagune sehr unmittelbar erleben.

Schwimmen im Meer: Nicht überall am Lido gehört der Strand zu den Hotels. Im nördlichen Bereich gibt es zwei "spiagge comunale" und einige private, also gegen geringe Bezahlung. Am Wochenende im Juli und August meistens sehr voll, aber meistens findet man immer noch genügend Platz.
Ich gehe meistens ganz ans Ende an den "wilden" Strand von S. Niccolo. Dahin muß man ein Stück laufen und da dort auch Hunde am Strand sind ist es nicht immer prickelnd, aber das ist halt "meine" Ecke.

Eine grundsätzliche Überlegung: dein blog heißt "unterwegs in Venedig" und geht vom Besucher aus. Der Besucher kann aber nicht nur Sport treiben, er kann auch Sport sehen; also neben Sport alleine und Sport in der Gruppe auch Sport schauen.
In den Sommermonaten gibt es eigentlich an jedem Wochenende eine Regatta auf dem Canal Grande, allerdings meistens früh, gegen 10 Uhr, bevor das gros der Tagestouristen kommt. Diese Regatten sind keine Brauchtumspflege sondern ernstzunehmende sportliche Veranstaltungen. Wie ernst, das sieht man, wenn die letzten beiden Boote streiten, wer wen an der
Wende blockiert hat. Allerdings ist es für den Zuschauer ähnlich wie bei einem Radrennen: erst muß man warten und dann sind alle schnell vorbei.
Am interessantesten finde ich da die "großen" Regatten, die mit den großen Festen verknüpft sind. Dann gibt es mehrere Läufe, dadurch wird es abwechslungsreicher und irgendwann sieht man auch die Unterschiede.
Die drei größten Regatten finden statt zur Festa della Sensa (20. 05. 07), Festa del Redentore (15. 07. 07) und zur Regata Storica (02. 09. 07) für letztere empfiehlt sich aber ein Platz in einem Boot auf dem Canal Grande.
Schließlich gibt es noch den Palio delle Antiche Repubbliche Marinare
(Amalfi, Genova, Pisa und Venedig). Dieser Palio besteht aus einer Regatta spezieller Galleonen über 2000 m. Jedes Jahr in einer anderen der vier Städte.
Dieses Jahr in Venedig und zum Verdruß vieler Venezianer gleichzeitg mit der Vogalonga, also am 27. 05. 07 (wesshalb diese nicht im Juni ist). Zu den Regatten füge ich noch einige Bilder bei (vor allen bei den caorline bin ich immer wieder irritiert, wie schnell diese schweren Teile werden können).

Zu allerletzt: Ein Impressum würde ich auch empfehlen, wenn es juristisch nicht zwingend sein sollte. Gerade wenn es nicht-kommerziell ist, möchte
doch mancher Leser (-in) wissen, wer das warum so schön und liebevoll
geschrieben hat.

frohes Schaffen, ciao, Andreas

B. Eckert hat gesagt…

Andreas:
danke für Deine interessanten und hilfreichen Hinweise und Vorschläge zum Thema Sport, für das ich ja wirklich nicht fachlich qualifiziert bin :-) und die Regattafotos! Ich fummele im Moment um sie in den Text einzubauen, damit sie im Kommentarbereich nicht 'übersehen' werden. Ich habe noch einen Link eingefügt, (Venetia.it.boats..., siehe Linkspalte), damit man (ich) sich ein Bild von Fachbegriffen wie 'caroline' machen kann.