23. April 2007

Die traditionellen Feiern und Sportereignisse des Sommers in Venedig



hier wird auch im Winter trainiert für die bevorstehende Saison...


Eine kleine Zusammenstellung interessanter Termine des Sommers in Venedig. Erhöhtes Menschenaufkommen, knappe Hotelzimmer und (Tages)- Saisonpreise müssen einkalkuliert werden. Die meisten Termine sind auch für Kinder interessant.


25.April

62. Tag der Befreiung mit einer militärischen Zeremonie auf dem Markusplatz um 9:30 Uhr und anderen Gedenkfeiern an verschiedenen Orten in der Stadt, z. B. im Ghetto.
und Tag des Stadtpatrons San Marco, der anscheinend nicht sonderlich gefeiert wird, zumindest finde ich in den üblichen Quellen keine Agenda dazu. Der Eingang für Gottesdienste in der Basilica di San Marco ist das Portal an der Nordseite. Dort ist sicher auch ein Aushang zu finden, falls es weitere religiöse Patronatsfeierlichkeiten geben sollte.

6. Mai
Regata di Mestre, 16:00 Uhr

27. Mai
Wettkampf der Alten Seerepubliken, der in diesem Jahr in Venedig abgehalten wird
und gleichzeitig (leider) die Vogalonga dieses Jahres (siehe auch Sport in Venedig)



28. Mai
Fest der Sensa, das alte Fest der Vermählung des Dogen mit dem Meer, heute immer noch mit diversen religiösen Zeremonien, einer Schiffsprozession zum Lido und Regatten im Tagesverlauf.
(Fotos hier oben und unten: Andreas Götz)



10. Juni bis 21. November
Kunstbiennale in den Giardini, im Arsenale und überall in diversen Lokalitäten der Stadt (ausgeschildert): jedes Jahr wieder die Möglichkeit, neben spannenden und enttäuschenden Kunsterfahrungen Häuser und Paläste von innen zu sehen, die ansonsten dem Touristen verschlossen sind...

2. Juni
Regata di Sant' Erasmo, 16:30, 17:15, 18:00 Uhr


12. Juni
Regata di Santi Giovanni e Paolo, 17:00, 17:45 Uhr


1. Juli
Regata di Murano, 16:30, 17:15, 18:00 Uhr

8. Juli
Regata di Malamocco, 17:15, 18:00Uhr

14./15. Juli

Redentore, das Dankesfest zur Erinnerung an das Ende der Pestepidemie in den
1570er Jahren. Ganz Venedig ist auf den Beinen zu Gottesdienst, gemeinsamem Picknick in Booten im ehemaligen Hafenbecken vor dem Dogenpalast und abendlichem großen Feuerwerk über dem Wasser.
Am 15. Juli Regata-Wettkämpfe um 16:00, 16:45, 17:30 Uhr


5. August
Regata di Pellestrina, 16:30, 17:15, 18:00 Uhr

29. August bis 8. September
Filmfestspiele

2. September
Regata Storica

16. September
Regata di Burano zum Sommerabschluss: 15:30, 16:15, 17:00 Uhr

28. Oktober
Venice Marathon


15. April 2007

Venedig mit Kindern V


Kunst jenseits von Museen - gesehen im Universitäts-
viertel in Dorso-
duro



Letzter Teil der Reihe "Venedig mit Kindern" mit den Punkten

4. 2-4 Museen
5. 2-3 Inseln
6. 1-2 mal raus aus der Stadt


4. 2-4 Museen
Bedeutet: Museen, die man nicht besucht, um (auch) einen Palazzo von innen zu sehen, sondern wegen ihres Inhaltes.

Ich empfehle für den Besuch mit Kindern das Museo Correr an der Piazza di San Marco (Eingang an der Schmalsseite gegenüber der Basilika), das Museo Storico Navale (am Arsenale), das Museo di Storia Naturale und, für nicht mehr kleine Kinder, die Guggenheim-Foundation, jeweils am Canal Grande.
Zugabe: 1 mal Briefmarken kaufen in der Zentralpost!


Das Museo Correr ist eine interessante und lehrreiche Mischung von historischen Informationen über Politik- und Stadtentwicklung, Handelsbeziehungen und Conquista im Mittelmeer die bis zu Einzelheiten führt wie z. B. dem Ablauf von Denunziation und von Dogenwahlen, schönen und informativen Beispielen venezianischen Handwerks und diversen Volksbelustigungen wie Menschenpyramiden und Tierjagden auf den Plätzen der Stadt. Das angegliederte archäologische Museum ist Erwachsene interessant, für Kinder aber klare Langeweile.

Das Museo Storica Navale gehört zur Marine und damit zum
Verteidigungsministerium. Vielleicht ist es deshalb das preiswerteste Museum in Venedig, und natürlich sind die Exponate stark militärisch geprägt.
Da sind Eltern gefragt, die den Zusammenhang zwischen (damals) globalisiertem Handel und den Kriegen zwischen den konkurrierenden Parteien, Kolonialismus und Ausbeutung der Kolonien und aus alldem folgenden unglaublichen Reichtum als Erbteil
dieser wunderbaren Stadt erklären können. Aber dieses Thema lässt sich in Venedig ohnehin nicht umgehen, wenn man mit pfiffigen Kindern reist.
Im Museum der Geschichte der Seefahrt finden sich also eine Menge Informationen über die Entwicklung der Seefahrt im Allgemeinen und der venezianischen Seefahrt im Speziellen, die Funktion des historischen Arsenales und die Arbeit und Arbeitsbedingungen darin sowie seine Zerstörung durch Napoleon; über die Kolonien in Adria und
Ägäis, die ich persönlich interessant finde und die auch Kindern viel über die historische Entwicklung der Republik Venedig verständlich vermitteln können. Die Sääle mit den eher langweiligen moderneren Selbstdarstellungsbemühungen der Marine kann man zügig durchqueren oder links liegen lassen.
(Fotos: Originalstich Plan und Ansicht der Hafenstadt Koroni, Peloponnes (links); Plan und Relief der Festung und Hauptstadt Candia, Kreta (rechts).)


Das Museo di Storia Naturale empfehle ich 'blind', denn trotz Einhaltung der Öffnungszeiten habe ich noch keinen Eintritt gefunden. Immer geschlossen! Aber die Restaurierung ist beendet und das Ding muss zu knacken sein. Ich denke, es bietet einen guten Einstieg für die Beschäftigung mit den ökologischen Problemen und Aufgaben Venedigs und der Lagune, die ja viele Kinder wesentlich spannender und wichtiger finden als ihre Eltern. (Weitere Vorschäge zum Thema Ökologie folgen.)
Es befindet sich im ehemaligen türkischen Handelshaus, das aber bei seiner Restaurierung (besser Wiederaufbau) stark ver
ändert wurde. Da ich es nicht von innen gesehen habe, kann ich bisher nichts darüber sagen.

Die Peggy-Guggenheim-Collection besteht weitestgehend aus nicht gegenständlicher Kunst des 20. Jahrhunderts, die in wunderbar hellen frischen Räumen (und teilweise im Untergeschoss auch nicht ganz so weitläufig), präsentiert wird. Dazu kommt der schöne Garten mit altem Baumbestand (angeblich einer der größten Gärten Venedigs) und modernen Kunstwerken, mit den Gräbern Peggy Guggenheims und ihrer Hunde und dem Gruß von Yoko Ono an Peggy in Form eines Olivenbäumchens, und die wunderbare Terasse zum Canal Grande. Der Besuch dieses Museums ist der inspirierende Genuss eines Gesamtkunstwerkes, der vielleicht manchem Ki
nd eine unvergessliche Einladung in die nicht gegenständliche Kunst vermittelt.

Die Zentralpost an der Rialtobrücke war das Handelshaus der deutschsprachigen Kaufleute und das Zentrum und der Dreh- und Angelpunkt des Handels zwischen (Süd-)Deutschland und Venedig, der als einziger nicht übers Meer abgewickelt wurde. Die deutschen Kaufleute mussten hier ihre Waren lagern, verzollen und verkaufen und hotelmäßig wohnen. Umgekehrt kauften sie dort venezianische (d. h. "global" nach Venedig importierte) Waren und exportierten sie (wiederum verzollt) in ihre deutschen Städte. Auch Albrecht Dürer lebte hier Anfang des 16. Jahrhunderts (siehe Beitrag vom 17.3.07).
Die Größe des Gebäudes kann man von der Brücke oder vom Vaporetto aus bewundern, der überwältigende Eindruck trifft einen aber nur innen! In der Mitte steht noch der Pozzo, der Boden besteht
noch aus dem alten Ziegelpflaster, und es ist kein Problem, in die 1. Etage zu gehen und die Sache auch von oben zu besichtigen. Man kann sich sehr gut ausmalen, wie hier 'Handel und Wandel' stattfand. Ich finde, dies ist ein authentischer Blick in die Geschichte Venedigs und eine überzeugende öffentliche Nutzung des Gebäudes, deshalb sollten die Briefmarken hier und nicht am Kiosk gekauft werden.


5. 2-3 Inseln

Die Stadt Venedig mit Türmen, Palästen, Museen und Kirchen ist nur die halbe Miete, wenn nicht zum Gesamteindruck die einzigartige historische und ökologische Einbettung der Stadt ins Wasser, in die Lagune, dazu kommt.

Für den Besuch mit Kindern schlage ic
h ausdrücklich NICHT Murano vor. Die Insel liegt zwar nur 10 Minuten von den Fondamente Nove entfernt und bietet sich für einen Kurzausflug an, ist aber ein insgesamt abschreckender Ort puren Konsums. So bezaubernd die alte und moderne Glaskunst zum Teil ist, so trostlos ist die Aneinanderreihung von Glas'boutiquen' und Schnellabfütterungstrattorien und das Bewußtsein des wirtschaftlichen Zweckes, den man als Tourist zu erfüllen hat.

Burano (im Bild unten Mitte) und
Mazzorbo, verbunden durch eine Brücke. Rechts oben die Südspitze Torcellos.

Ein bißchen anders ist das auf Burano, wo zwar in den Gassen der 'ersten Reihe'
auch sehr geschäftstüchtig Fastfood und Spitzen verkauft (keineswegs hergestellt) werden, aber in den Seitengassen flattern vor den überall offen stehenden Haustüren lustig bunte Tücher als Sichtschutz. Noch mehr Stimmung bringt die unglaubliche Farbenpracht der buranellischen Fischerhäuschen, die mit Sicherheit jedes Kind animieren, so wie der herrlich schiefe Turm der (sehenswerten) Kirche. Weniger vielfarbig ist die Nachbarinsel Mazzorbo, über eine Holzbrücke erreichbar, aber immerhin grün und geeignet für ein Rennen entlang des Ufers und ein entspanntes, ruhiges und preiswertes Mittagessen in der Trattoria mit Garten direkt an der Vaporettostation Mazzorbo.
(Burano ist zu erreichen mit Linie N von der Station Fondamente N
ove. Von Burano erreicht man vom 2. Anleger der Bootsstation mit einem Anschlussboot die Insel Torcello, die nur wenige 100 m entfernt liegt.)

Ganz anders und konsumferner geht es auf Sant' Erasmo her. Sie ist zusammen
mit der davor liegenden Insel Vignole (von Venedig aus gesehen) seit alten Zeiten der Gemüsegarten Venedigs, nach einem Besuch werden Kindern beim Gang über den Rialto-Gemüsemarkt die Schilder auffallen, die auf die Herkunft der Lebensmittel von diesen beiden Inseln hinweisen. Wer am ersten Vaporetto-Halt 'Capannone' aussteigt, kann nach rechts abbiegend in ca. 15 Minuten durch die Felder zur Torre Massimiliana spazieren, ein niedriger, dicker Rundturm, Teil der alten Befestigungen, zuletzt von den Österreichern verwendet und sehr schön restauriert. Dort gebotene Ausstellungen lokaler Kunst oder zu lokalen Öko-Themen sind Fr/Sa/So ganztags geöffnet, während der Woche meistens geschlossen. Ein paar Meter weiter gibt es einen schattiger Biergarten am Strand, an dem Kinder sich nicht langweilen und leicht im Auge zu behalten sind. (Siehe Sport in Venedig II)
An der Gruppenherberge 'Il Lato Azzurro' auf dem Weg zur Torre Massimiliana (und am zweiten Vaporetto-Halt 'Chiesa') kann man Fährräder ausleihen. Eine Radtour quer über die Insel (hier ein Vorschlag von
von 'Il Lato Azzurro') durch die Felder, die Straßen muss man allenfalls mit bäuerlichem Traktorverkehr teilen. Hier lässt sich sinnfällig erleben, dass der alte Organismus Venedig aus Stadt, Wasser und Inseln besteht und keines seiner Teile verzichtbar ist.

Als dritte Insel schlage ich Pellestrina vor, da hier als Gegensatz zum städtischen
Leben Venedigs und dem bäuerlichen Leben auf Vignole/Sant'Erasmo hier das Inselleben mit dem offenen Meer einerseits und der Fischerei in der Lagune andererseits beobachtet werden kann. (Beschreibung und Verkehrsverbindung bereits bei Sport in Venedig II).
Pellestrina hat neben einem Sportzentrum, zu dem Kinder vom Canal Grande mit Boot und Schiff fahren, einige Dörfer,
vor allem S. Pietro mit einem Fischereihafen, in dem auch schon mal ein Fang bewundert werden kann (frühmorgens oder abends). Außerdem gibt die langen Murazzi, gebaut im 18. Jahrhundert zum Schutz Venedigs vor dem Meer, die beim großen Hochwasser 1966 z. T. nicht Stand halten konnten und hinter denen sich lange Wellenbrecher und schöne Strände verbergen. Auch ein Besuch auf dem Ca'Roman kann sich anschließen. Dazu überquert man einen steinernen Damm (Verlängerung der Murazzi und betritt dann eine bewaldete Düne, die unter Naturschutz steht. Es gibt einen schönen großen Strand, am dem sich im Sommer Familien tummeln, im Frühling ist er allerdings während der Brutzeit der dort lebenden Vögel gesperrt.

Murazzo zwischen Pellestrina und Ca'Roman. Links Laguna, rechts Adria





Mit den Inseln Burano/Mazzorbo (und evtl. mit größeren Kindern Torcello), Sant' Erasmo/Vignole, alle fünf in der Laguna Nord, und Pellestrina in der Laguna Sud wird ein kleiner Eindruck von der großen Ausdehnung der Lagune und damit
Gesamtvenedigs vermittelt. Wobei natürlich die monströsen Industrieanlagen von Marghera immer mit im Bild sind, die in der Laguna Sud liegen, die man aber sogar von Torcello aus sehen kann. Womit uns nicht die historische, sondern die heutige Globalisierung und der Welthandel mit seinen Profitinteressen eingeholt hat, die wir unseren Kindern erklären müssen und deren Folgen nicht nur Venedig und die Lagune betreffen.

Auf allen Inseln gilt: Mückenschutzmittel anwenden oder langarmige/beinige Kleidung tragen!!!

6. 1-2 mal raus aus der Stadt

Raus aus der Stadt kann man sehr gut mit den beschrie-
benen Insel-
besuchen.

Man kann es auch, in dem mal einfach mal die größeren Boote besteigt, die ArbeiterInnen/SchülerInnen von den Inseln und Chioggia zur Arbeit und in die Schulen bringen. Das Boot von/nach Chioggia fährt morgens und abends (zurück mit dem ACTV-Boot nach Pellerstrina, weiter mit dem Bus, wie beschrieben), das Schülerboot von/zu den Inseln morgens und mittags an der Riva degli Schiavoni (zurück mit den Linien N oder 13), beide Boote sind groß und haben Obergeschosse und Sonnendecks auf denen Kinder sich bewegen können. Abfahrtzeiten erfährt man an den Haltestellen.

Für "raus aus der Stadt" möchte ich auch ein paar Themenausflüge vorschlagen,
die je nach Interesse der Kinder in der Reisegemeinschaft die Erfahrung 'Venedig' vertiefen können.
1. Angebot ökologischer Ausflüge
2. Angebot Schnellkurs venezianisches Rudern
3. Angebot Kajakfahren in der Lagune
4. Angebot archäologischer Ausflug Lazaretto Novo
und nochmal
5. Besuch im Haus der Umwelt





8. April 2007

Venedig mit Kindern IV

Um Kindern einen Eindruck von der Pracht, Vielfalt und langen Geschichte der Republik Venedig aber auch dem Schicksal und der Vergänglichkeit Ihrer Bemühungen und Bewohner zu vermitteln, sollte man versuchen, je nach Alter der Kinder und Dauer des Aufenthalts in der Stadt eine möglichst bunte, abwechslungreiche und umfassende Tour zu planen.
Deren Umsetzung ist eine andere Frage, denn ich persönlich habe noch nie in Venedig alle Pläne durchführen können (Renovierung, Mittagspause, oder einfach Tür zu), aber immer Ungeplantes oder mehrfach vergeblich Geplantes überraschend erlebt.
Neben der wichtigen Beobachtung des venezianischen Alltagslebens ist die Devise: grober Wunschplan und überraschen lassen, was dabei rauskommt!

Grober Besuchs-Wunschplan
1. 1-2 Türme
2. 2-4 Palazzi

3. 3-5 Kirchen
4. 2-4 Museen
5. 2-3 Inseln
6. 1-2 mal raus aus der Stadt

Das klingt nach 'Schema F', führt aber insgesamt zur oben erwähnten bunten, abwechslungsreichen und umfassenden Tour.


1. 1-2 Türme
Nahe liegend ist der Campanile auf der Piazza di San Marco. Man kann ihn auch noch abends spät besuchen, d. h. außer im Hochsommer auch im Dunkeln (!), und ansonsten ganztags, ohne Mittagspause.

Was beim Campanile von San Giorgio Maggiore nicht der Fall ist. Wegen der zweistündigen Mittagspause habe ich es noch nie nach oben geschafft, irendwann klappt es in aller Frühe, hoffe ich.

Der Uhrturm auf der Piazza di San Marco ist für Kinder wahrscheinlich
verführerisch, macht von der Höhe aber nicht viel her und die Zeit- und Sprachvorgaben sind sehr eng, ein typischer Fall von 'es ergibt sich im Vorbeigehen oder gar nicht'. (Siehe Post vom 28. Januar).
Sollte man unter den Punkten 5. oder 6. nach Torcello kommen, ist der dortige Campanile wegen der Aussicht über die Laguna Nord unverzichtbar.


2. 2-4 Palazzi
Die den Touristen zugänglichen Palazzi
haben in der Regel Museumsfunktion, aber nicht jedes Museum im Palazzo vermittelt einen Eindruck der Wohnkultur wohlhabender venezianischer Kaufleute oder Adeliger früherer Zeiten.
Dazu am meisten geeignet scheinen mir von denen, die ich bisher besucht habe:
der Palazzo Mocenigo bei S. Stae, die Ca' Rezzonico,(rechts) der Palazzo Fortuny und die
Stiftung Querini-Stampalia.

In den beiden ersten lässt sich sehr schön die horizontale Dreiteilung eines
Palastes sehen und erklären: im Parterre der große Andron (aus dem griechischen, 'Männerraum') mit kleinen Nebenräumen rechts und links als 'Garage' für Gondeln und 'Stauraum' für Waren etc., und die große Treppe, die in das Piano Nobile im 1. Stock führt. Dort mit analogem Aufbau der große Saal Portego (Empfangssalon über die ganze Länge des Gebäudes mit Fenstern zum Kanal) mit wiederum Nebenräumen links und rechts mit verschiedenen Funktionen. Je nach Bauepoche gibt es niedrige Zwischenetagen (Mezzanin) und/oder darüber folgen weitere Etagen (die älteren Häuser haben nur zwei Etagen).

Auch von außen kann man den inneren Aufbau des Palazzo gut erkennen: beim symmetrischen Palazzo der Andron mit Wassereingang in der Mitte und Fenstern rechts und links (bzw. bei Häusern für zwei Familien zwei Wassereingängen rechts und links). Im Obergeschoss der Portego mit einer großen (Bogen-) Fenstergruppe in der Mitte, meist eingerahmt, und einzelnen Fenstern oder kleineren Fenstergruppen rechts und links (links, Palazzo Mastelli in Cannaregio, mit zwei Obergeschossen, kein Mezzanin). Aber auch bei asymmetrischen Fassaden kann man gut auf das Innere eines Palazzo schliessen, dar auch dann in der Regel die Dreiteilung einer Etage bewahrt (z. B. Ca' d'Oro am Canal Grande).

In diesen vier genannten Palästen gibt es teilweise noch Original-Möbel (die nicht immer aus diesem Haus stammen müssen) und Original-Innenarchitektur (z. B. bei Mocenigo eingebaute Bibliotheksschränke, bei Rezzonico eine Apotheke) und Innenhöfe (bei Fortuny mit einer schönen Treppe in den Garten, bei Querini-Stampalia eine beeindruckende Neugestaltung des Architekten Carlo Scarpa). In allen vier Häusern gibt es Original-Kunstsammlungen und
Sammlungen, die aus anderen Palazzi im Rahmen von Sammlungsauflösungen übernommen wurden.

Die Vielfalt der Museumsfunktionen der vier Häuser reicht von alten Stoffen und Kleidungstücken bei Mocenigo und modernen kunstvollen Stoffen und Moden des letzten Jahrhunderts bei Fortuny über historische Darstellungen der Serenissima und ihrer Geschichte bei Mocenigo und Querini-Stampalia (wo auch kostenlose Führungen angeboten werden) bis zu einer reichen
Sammlung der Kunst des 18. Jahrhunderts bei Rezzonico (hier hängen die beiden einzigen Canaletto-Werke, die es in der Stadt noch geben soll).

Zum Aufbau der venezianischen Palazzi und ihren ehemaligen Kunstsammlungen bitte die Website der Bundeskunsthalle Bonn besuchen und dort wie folgt weiterklicken:
Ausstellungen, Ausstellungsrückschau, 27.9.2002-12-1-2003: Venezia! Kunst aus venezianischen Palästen.

Ein direkter Link ist seitens der BKH nicht möglich.
16.04.07: Doch ein Direktlink dank des Kommentars von Helfried.


3. 3-5 Kirchen
Da gibt es nun die Riesenauswahl! Im Prinzip kann man mit Kindern in jede Kirche gehen, einfach um 10 Minuten die Füsse auszuruhen, die Stille und angenehme Temperatur zu genießen und sich überraschen zu lassen, was es alles zu sehen gibt.

Aber für die gezielte Besichtigung schlage ich vor:
San Zaccaria, Santa Maria della Salute,eine der beiden großen Kirchen Frari und Zanipolo und die Miracoli (siehe Cannargio I).

San Zaccaria wegen der Architektur insgesamt, des Altarbildes von Bellini auf der linken Seite ('Sacra Conversazione' mit dem zart gehobenen Fuss des Babys Jesus über der Hand seiner Mutter) und wegen der Sakristei auf der rechten Seite (extra Eintritt, zu zahlen bei dem kleinen Tisch, der vor der Tür steht) mit beeidruckendem Wandbildern und geschnitztem Chorgestühl. Dieser Raum ist in der Morgensonne besonders überwältigend beleuchtet durch die großen Fenster aus gelbem Glas.
Durch den Nebenraum gelangt man in einen Gebäude-
teil, der noch zur Vorgänger-
kirche aus byzanti-
nischer Zeit gehört, insbesondere über eine enge Treppe in eine unterirdische dreischiffige Krypta, in der Grundwasser steht, das man auf Steinplatten überquert. Feucht und schummrig und einmalig in
Venedig!
(Foto ohne Blitz. Kind und Frau kann in der Krypta stehen, Mann je nach Größe schon mal nicht.)


Santa Maria della Salute schlage ich vor wegen ihrer ungewöhnlichen Architektur, Innengestaltung und exponierten Lage, verbunden mit ihrer erzählenswerten Gründungsgeschichte als Dankopfer für das Ende einer Pestepidemie.

Eine der beiden großen Kirchen sollte man mit Kindern sehen wegen der vielen
Dogengräber (vor allem in Zanipolo) (rechts), der außergewöhnlichen Kunstschätze (vor allem in der Frari) der schönen Seitenaltäre und weiterer unerschöpflicher Entdeckungen, z. B. einem Dogenthron und dem Fuss der hl. Katharina (Zanipolo) oder dem Grab des höchstgeschätzten Claudio Monteverdi und der in der Wand steckenden Granate aus dem 1.Weltkrieg (Frari).

Diese fünf Kirchen liegen zentral und sind gut zu erreichen (Reiseführer!).

San Zaccaria und Salute haben auf jeden Fall über Mittag geschlossen, die Miracoli, Frari und Zanipolo gehören zur Vereinigung 'Chorus' (siehe Cannaregio I) und sind über Mittag geöffnet, da jemand im Kassenhäuschen
sitzt.





7. April 2007

Venedig mit Kindern III




Ich gehe davon aus, dass niemand mit sehr kleinen Kindern nach Venedig reist nach dem Motto
"mein Baby ist immer dabei".

Auch Vorschulkinder ha
ben in der Regel kein aktives Interesse an 'Besichtigungen' und bedürfen dann soviel Aufmerksamkeit, dass die Wahrnehmung der Erwachsenen geteilt oder sogar auf die Kinder fokussiert sein muss, dass man zur Frustvermeidung das Ganze besser lässt und auf später verschiebt.

Mit Kindern im Schulalter, die interessiert sind und nicht motiviert werden
müssen, kann man sehr gut auf gemeinsame Entdeckungen in Venedig gehen. Man kann die Reise vorbereiten durch spezielle Bilderbücher. Ob diese Bücher für das/die mitreisende/n Kind/er geeignet ist und nicht zu kindlich/unterfordernd/einseitig/unübersichtlich muss jeder Erwachsene selber entscheiden, der sein/e Kind/er am besten kennt.

Wichtiger als die Vorbereitung ist aus meiner Sicht die tägliche Nachbereitung des Gesehenen und Erlebten. Die Kinder haben konkrete
Eindrücke/Wahrnehmungen/Erfahrungen gemacht, die durch das nachträgliche Vorlesen (oder gemeinsame Lesen) eines guten (!) Reiseführers mit breiten Informationen verknüpft, die Kinder in der Regel in vorbereitenden Büchern nicht finden. NACH dem Besuch beeindruckender Museen, Kirchen, Plätze, Inseln, nach Tippelei und Vaporettofahrten finden Berichte über die Geschichte und Entwicklung Venedigs und seiner Bewohner, Musiker/Maler/Architekten/Fischer/
Arsenalarbeiter/Seefahrer/Kaufleute (und -innen), die Politik der Serenissima, die Entwicklung der Lagune, ihr Schutz und ihre ökologische Bedeutung vom Beginn ihrer Besiedelung bis heute eine völlig andere Aufmerksamkeit und Aufnahme bei Kindern.
Vor allem die vorgelesenen Beschreibungen der besuchten Museen/Kirchen/Palazzi etc. beeindrucken Kinder sehr, sie habens ja gerade selbst gesehen! In Verbindung mit der Aufmerksamkeit für das Alltägliche in Stadt und Lagune können Kinder so eine umfassende Reiseerfahrung machen, die im Gedächtnis bleibt und die Einstellung zum Reisen prägt.

Wichtig ist, sich dafür jeden Abend die nötige Zeit zu nehmen, in der neben den zusätzlichen Informationen die volle Aufmerksamkeit der Erwachsenen den Kindern und ihren Fragen gilt und alle die Erfahrungen des Tages berichten und vergleichen können. Von der Möwe, die gemeinerweise eine Taube ersäuft hat
über die etwas gruselige Krypta, in der das Wasser stand, über den Anblick und Geruch des Fischmarkts und den Gondoliere, der sich am Canal Grande sein Abendessen angelte bis zu den riesigen griechischen Löwen am Arsenaltor und diversen eigenartigen Reliquien, auf die man staunend in Kirchen traf.

Zur Nachbereitung eines Tages in Venedig muss selbstverständlich auch die körperliche Restaurierung der Beteiligten kommen, heißt zusätzlich zur normalen Körperpflege Fußbäder, Fusscremes und liebevolle -massagen, evtl. Blasenpflaster, damit die kleinen (und großen) Füße am nächsten Tag wieder einsatzbereit sind. Das eine kann man mit dem anderen verbinden, und von der Venedigreise bleibt zusätzlich die freundliche Erinnerung an Austausch und Zugewandtheit.



6. April 2007

Venedig mit Kindern II



Kunst ist schön, macht aber Arbeit

(Karl V
alentin)


Venedig ist schön, aber anstrengend.

Auch für Kinder. Deshalb muss öfter das Programm gewechselt werden und Besichtigungen, die lange dauern oder für Kinder einseitig sind, sollten komplett weggelassen werden, bis die Kinder größer sind oder dank guter Vorarbeit der Eltern später Venedig alleine weiter und tiefer erforschen wollen.

Das ist der eindrucksvolle Dogenpalast, der für Kinder eine Abfolge riesiger mehr oder weniger leerer Räume ist, deren ehemalige Funktion nicht nachvollziehbar ist.
Das ist die wunderbare Accademia, deren Masse an Bildern, die viel zu komplizierte Geschichten erzählen oder deren Symbolik auch den meisten Erwachsenen fremd ist, auch museumsgeübte Kinder überfordert.
Da sind die Giardini während der Biennale, zuviel Lauferei durch zu unterschiedliche Gebäude mit unterschiedlicher Kunst; und das dann für Ausstellungen geöffnete Arsenale mit der über 300 m langen Tana (Reeperbahn), überaus beeindruckend, ist ebenfalls besser auf spätere Jahre aufgeschoben.
Auch die Basilika di San Marco würde ich mit Kindern nicht besuchen: erst eine lange Warteschlange und dann folgt ein ganz kurzer eingegrenzter Pfad durch die Kirche, der einen vagen Eindruck erlaubt, aber keinen wirklichen Blick. Entspannter wäre der Besuch einer Vesper am Samstag- oder Sonntagnachmittag (mit größeren Kindern), während der man zumindest Zeit hat, die Mosaiken in einsehbarer Nähe in Ruhe zu betrachten.
Auch die Ausstattung der Scuola Grande di San Rocco, das Hauptwerk Tintorettos und unverzichtbar für den Gesamteindruck eines Venedigbesuches, überfordert Kinder durch ihre schummrige Beleuchtung und die durchgängig religiöse Thematik der Gemälde, speziell auch durch die düstere und überwältigende Kreuzigungsdarstellung.

Diese Schätze besieht man sich mit jungen Kindern besser im Internet oder in guten Bildbänden (die man auch in Bibliotheken bekommt): die Fotos sind ausgezeichnet, die Einzelheiten sind in Totalen oder Großaufnahmen wirklich zu sehen, man spart sich Warteschlangen, Gedränge vor den Bildern und verrenkte Hälse.
Der fürs Erste äußere Eindruck der Gebäude bleibt unbenommen, und man kann ohnehin immer nur einen Bruchteil dessen sehen, was Venedig anbietet, eine Auswahl zu treffen lässt sich nicht umgehen!






1. April 2007

Cannaregio II


Gegen Abend verlief ich mich wieder ohne Führer in die entferntesten Quartiere der Stadt. Die hiesigen Brücken sind alle mit Treppen angelegt, damit Gondeln und auch wohl größere Schiffe bequem unter den Bogen hinfahren. Ich suchte mich in und aus diesem Labyrinthe zu finden, ohne irgend jemand zu fragen, mich abermals nur nach der Himmelsgegend richtend. Man entwirrt sich wohl endlich, aber es ist ein unglaubliches Gehecke ineinander, und meine Manier, sich recht sinnlich davon zu überzeugen, die beste. Auch habe ich mir bis an die letzte bewohnte Spitze der Einwohner Betragen, Lebensart, Sitte und Wesen gemerkt; in jedem Quartiere sind sie anders beschaffen. Du lieber Gott! was doch der Mensch für ein armes, gutes Tier ist!

Sehr viele Häuserchen stehen unmittelbar in den Kanälen, doch gibt es hie und da schön gepflasterte Steindämme, auf denen man zwischen Wasser, Kirchen und Palästen gar angenehm hin und wider spaziert. Lustig und erfreulich ist der lange Steindamm an der nördlichen Seite, von welchem die Inseln, besonders Murano, das Venedig im kleinen, geschaut werden. Die Lagunen dazwischen sind von vielen Gondeln belebt.

J. W. Goethe, Die Italienische Reise (1829) (www.textlog.de)



Fortsetzung vom 10.2.07

Wer durch die enge Calle del Fumo auf die Fondamente Nove zugeht, sieht spätestens an ihrer Verbreiterung zur Calle degli Buranelli den weiten Kanal und die schöne ockerfabene Mauer, die die Friedhofsinsel S. Michele umgeben.

Aber leider nicht zur Zeit, da genau dort der Bauzaun steht, der die Arbeiten zur Erhöhung der Fondamenta abschirmt.
Das Programm der Erhöhung der Ufer läuft schon seit geraumer Zeit. Das breite Südufer der Zattere im Stadtsechstel Dorsoduro, auch "ein schön gepflasterter Steindamm", beliebt als Flaniermeile und Sonnenbank, verschwand über Jahre hinter einem sich langsam verschiebenden Bauzaun, bis die Arbeiten endlich abgeschlossen waren. Man kann das als Einschränkung und ästhetische Irritation sehen, ich finde aber, die Gelegenheit solche Maßnahmen zu besichtigen sollte man unbedingt wahrnehmen, da sie sicher in absehbarer Zeit nicht wieder geboten werden wird.
Die Arbeiten dienen der Restaurierung und Konservierung der alten Uferbefestigungen, die vor allem durch den starken Motorbootverkehr und den damit verbundenen Wellengang notwendig wurden, aber eben auch der Erhöhung der Ufer um bis zu 30 cm als Schutz vor dem Hochwasser, das Venedig immer häufer trifft.
Da ich nicht vom Fach bin, stelle ich hier einige Fotos ein und empfehle ausdrücklich, sich die Sache von Nahem anzusehen. Sollte ein Leser die Fotos fachlich erklären können, bitte ich sehr darum (unter Kommentar).


Frühes Stadium der Maßnahme zur Renovierung und Erhöhung des Ufers,
Bohrgerät (??) zur Verlegung von Drainagen (??), im März 07 zwischen Vaporettostation und Ponte Doná, am Restaurant Algiubagió
(Im Hintergrund Friedhof San Michele)




Hinter der Ponte Doná:
Uferbefestigungsarbeiten sind fortgeschritten, mehrere neue Bootsanlegetreppen wurden gebaut. Drainage hält die Baustelle trocken
(Blick nach Westen, im Hintergrund Marina Sacca della Misericordia)




Restaustierung der Fondamenta ist weitgehend fertig, Baustelle ist noch abgeschottet, mit großer Drainage und kleinen Gemäuerdrainageschläuchen
(links Blick nach Osten entlang der ganzen Fondamenta bis zum Arsenale, rechts nähere Aufnahme der gleichen Stelle)


Gleichzeitig wird die Ponte Doná, die über den Rio dei Gesuiti zur Haltestelle der Linie Nord führt, restauriert und im Kern neu aufgebaut. Eine gute Gelegenheit, in das Innere einer venezianischen Brücke zu sehen und ihren Aufbau zu studieren. Ich fürchte, die Chance ist von kurzer Dauer, da der Aufbau im März 07 schon gut erkennbar ist und vermutlich die Arbeiten bis zum Beginn der Hauptsaison und damit der starken Frequentierung der Vaporettolinie in die
Laguna Nord und damit der Nutzung der Brücke vorangetrieben, wenn nicht sogar beendet werden sollen.


Restaurierung der Ponte Doná, (links
Richtung Westen, teils Grob- und teils Stufenaufbau, rechts Richtung Osten, Grobaufbau)