Neue und alte Vaporettostation in Burano
Am 18. Mai habe ich einen Eintrag über die geplanten Ubahnverbindungen zwischen dem Festland und Venedig geschrieben. Einer meiner Leser, im Gegensatz zu mir Fachmensch, Architekt und Archtekturhistoriker, sagte mir, dass er den Plan für ein "Windei" hält. Ich würde das gerne glauben.
Aber mittlerweile kann man die aus meiner Sicht unnötig weit aufgerissenen Verkehrstüren überall in der Stadt sehen. Angefangen beim Peoplemover, der ja ein nettes kleines Bähnchen ist, aber einen bombastischen "Bahnhof" hat. Flughafenfeeling.
Neues Vaporetto-
terminal in Burano
Schon im Sommer 2009 habe ich über die damals noch im Bau befindliche neue Vaporetto.
station gestaunt, die wie ein kleiner Flughafenterminal mitten in die Lagunenlandschaft geknallt wurde, genau in der Sichtachse der Denkmalbauten von Torcello. In diesem Jahr ist sie in Betrieb, ein überflüssiges Monster, dessen Nutzen weder von der (sich vielleicht, möglicherweise? noch steigenden) Touristenzahl noch von bedeutenden Erleichterungen in den transporttechnischen Strukturen zu begründen zu sein scheint.
Neues Vaporetto-
terminal vor der Pietà
Das baugleiche Ding wurde mittlerweile genau vor der Kirche der Pietà installiert. Ich konnte im Μαι nicht feststellen, ob es veraltete Terminals ersetzen soll oder eine zusätzliche Anlegestelle ist. Ich empfinde das Riesenstahlteil an dieser Stelle als störend (mal ganz davon abgesehen, dass ich versuche, den Bereich Piazza-Piazzetta-Riva bis zur Arsenalbrücke zwischen 9 und 17 Uhr zu meiden).
Neues Vaporettoterminal Vallaresso/San Marco
Ein weiteres Super-
terminal sitzt seit Juni an der Haltestelle Vallaresso-San Marco, es sollte wenige Tage nach meiner Abreise eröffnet werden. Der Blick aufs Bacino und das Dreieck S. Giorgio Maggiore - Redentore - Dogana ist an dieser Stelle zerstört. Na gut, wenn man sich auf der Anlagestelle befindet, hat man sicher hin und wieder diesen Blick... Es gab wohl in diesem Fall Proteste der Bevölkerung, sprich mangelnde Bürgerbeteilung, und wie immer wirkungslos.
Neues Vaporetto-
terminal Lido S. M. Elisabetta
Ein tolles Ding ist auf dem Lido im Bau, schon seit längerer Zeit. Noch im letzten Jahr konnte man nicht genau erkennen wie das mal werden soll, aber mittlerweile ist auch hier ein flughafenähnliches schockierend geschmackloses Massenabfertigunggebäude ans Ufer der Lagune betoniert worden.
So gesehen, frage ich mich, ob es mit dem „Windei“ der Ubahn nicht vielleicht doch etwas auf sich hat, denn wieso sollte dieser monströse Terminal gebaut werden, um schon in wenigen Jahren von einem noch gigantischeren Ubahnhof abgelöst zur werden. (Adjektive immer vor dem Hintergrund, dass es hier um eine kleine Stadt von 60.000 Einwohnern + Massentourismus geht, und nicht um eine Millionenstadt mit entsprechendem Verkehrsplanungsbedarf.)
In die Lagune ragendes neues Terminal auf dem Lido, im Hintergrund die Giardini und S. Elena
Das alles sind keinerlei Insiderinformationen, sondern nur Beobachtungen einer normalen Touristin. Auf mich macht das alles einen leicht größenwahnsinnigen Eindruck, auch angesichts des Versuches der Vaporettolinie 3 im letzten Jahr, die die Einheimischen ÖPNV-Nutzer von der Zumutung der Touristen befreien sollte, aber nicht angenommen wurde. Ich frage mich, ob diese ganze Bauerei nicht vielleicht weniger der Verkehrsplanung als der Förderung der Bauwirtschaft des Veneto der Lega Nord dient.
Venedig (seine BewohnerInnen und BesucherInnen) ist mehr als jede andere Stadt auf den ÖPNV angewiesen, aber krachende Hässlich- und Geschmacklosigkeiten an den exponiertesten Stellen der venezianischen Wasserwege werfen dann doch eine Menge Fragen auf.
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