28. April 2011

Papst unterwegs...

Ein Ereignis wie der Besuch des Papstes kann manchen schönen Venedig-Plan über den Haufen werfen.
Mit Arbeitsplatz im ehemaligen Regierungsviertel der kleinen deutschen Ex-Hauptstadt habe ich dergleichen erlebt; Besuche von BreschnewsClintonsKönigInnen, auch den amtierenden Papst; hochmotivierte AnhängerDemonstran-
tenPolizistInnen, Sicherheitsstufe 1, gesperrte Straßen bis Stadtteile, zugeschweißte Kanaldeckel, abgeriegelte U-Bahn-Aus(!!)gänge... in Venedig wird das am 7./8. Mai ganz anders sein, weil es Venedig ist, aber dennoch verbunden mit
Einschränkungen der Bewegungsfreiheit, zu Fuss und zu Wasser.

Blauer Pfeil: Eingang mit Kontrolle

Roter Pfeil: Bootsanlege-
verbot

Kasten: komplett off limits


Roter Kreis: Ausgang

(Quelle siehe L
ink 'alle Pläne')

Wer also a
m kommenden Wochenende zu seiner Freude in Venedig ist, sollte Folgendes beachten:

Die Piazzetta dei Leoncini (Nordseite San Marco) ist komplett geschlossen von Samstag 15:00 Uhr bis Sonntag 18:00 Uhr. (Siehe Plan: Kast
en)
Die Piazza di San Marco kann nur mit Passierschein betreten werden am Samstag von 8:00 - 20:00 Uhr und Sonntag bis 18:00 Uhr.

Der Frühgottesdienst am Sonntag in San Marco ist nur für geladene Gäste.



Das Boots-
anlegever-
bot rund um die Piazza und bei der Salute ist für Normaltou-
risten nicht wesentlich, eher schon Verkehrssperrungen (auch den ÖPNV) während sich der Papst auf dem Wasser befindet:

Samstag 18:45 von S. Elena (Ankunft per Helicopter) zum Markusplatz.
Sonntag 8:00 von S. Marco durch das Arsenale entlang der Fondamente Nove nach S. Giuliano auf dem Fes
tland zur Messe, zurück um 12:30 durch den Canale di Cannaregio und Canal Grande zur Piazza.
Sonntag 16:00 Uhr von S. Marco per Gondel über den Canal Grande zur Salute, von dort um 19:00 Uhr per Motorboot entlang der Riva, durch das Arsenale, entlang der Fondamente Nove und weiter zum Flughafen.

Gesperrt sind am Sonntag der Canale di Cannaregio 11:30 -13:30; der Canal Grande 12:00-14:00; die Haltestelle Salute 12:00-20:00; der Canal Grande von S. Marco bis Accademia 17:00-20:00 Uhr.


Alle Pläne hier

Gesamt-
programm hier








Ein schönes Alternativprogramm um dem Trubel auszuweichen wäre z. B. ein Ausflug auf die Insel Pellestrina inkl. Spaziergang auf den Murazzi und am Strand entlang:
Vaporetto Linie 1 zum Lid
o, dort weiter mit Bus Linie 11 (Abfahrt 100 m geradeaus vom Vaporettoterminal, rechts am Eingang der Gran Viala S. M. Elisabetta) bis zur Endstation.
In Pellestrina kann man auch weiter zu Fuss auf die Naturschutzinsel Ca' Roman. Ich war schon seit über 3 Jahren nicht mehr da, mit Ferngucker hat man auch einen ganz guten Blick auf die dortige MOSE-Baustelle.
Man kann auf dem Lido auch Fahrräder mieten und eine Radtour bis Pellestrina machen (nicht mein Ding, aber wer das mag...).


Fuss- und Fahrradweg zwischen den Inseln Pellestrina und Ca' Roman, links im Hintergrund der Ort Pellestrina


Oder sogar von Pellestrina noch weiter mit dem Vaporetto nach Chioggia (Abfahrt einige Meter gegenüber der Busendstation).

Die früher schlichte und deshalb romantische Kaffeebude an der Halte
stelle hat sich in den letzten Jahres etwas aufgebrezelt, aber ich finde es trotzdem noch immer schön da einen Espresso zu trinken, berieselt von Italopop, Blick auf das ferne Venedig und die Laguna Sud.
Siehe auch Eintrag "In Venedig am Strand"

Und zurück nach Venedig wenn sich die Herde und der Hirt verabschiedet haben.





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22. April 2011

Veronese im Palazzo Grimani

Eingang Palazzo Grimani am Ende einer kleinen Sackgasse

Unterwegs in Venedig habe ich immer einen kleinen Ferngucker im Rucksack, um Kleines und weit Entferntes in Ruhe inspizieren zu können, z. B. die Details des kleinen Bellini-Triptychons in der Frari-Kirche (der Apostel, der dich direkt ansieht!), exerzierende Kadetten im militärischen Teil des Arsenale, oder Deckengemälde in hohen Räumen.

Oder auch die komplette Gestaltung der Kirche S. Sebastiano durch Paolo Veronese. Eine wunderbare Kirche und ein atemberaubendes Werk, bei dem man sich fasziniert den Hals ausrenken kann. In den letzten Jahren war die Kirche nur zum Teil zu besichtigen, einzelne Bereiche verhängt oder nicht zu betreten, weil in Restaurierung befindlich.

Derzeit kann man sich den Operngucker schenken und kommt in den kurzfristigen (20. April bis 24. Juli) Genuss, drei der restaurierten Leinwände "auf Augenhöhe" besichtigen zu können.

Und zwar im Palazzo Grimani. In der Ausstellung

Veronese.
Le storie di Ester rivelat
e





Die Restaurierung ist ein Projekt von Save Venice.

Hier gibt es noch weitere Save Venice-Projekte in San Sebastiano.



September 2009: San Sebastiano ist nicht zu besichtigen. Restaurierungsarbeiten.



Castello 4858 (links hinter S. Maria Formosa die Brücke queren, 1. Gasse links)

Montag 9-14 Uhr, Dienstag - Sonntag 9-19 Uhr, geöffnet am Ostermontag 25.4.Vorbestellung www.polomuseale.venezia.beniculturali.it
Erwachsene 7 €, Kinder bis 14 frei



Und, nebenbei gesagt, scheint sich das Museum Palazzo Grimani langsam zu entwickeln mit kleinen aber sehr feinen Ausstellungsprojekten und mittlerweile normalen Öffnungszeiten. Im Gegensatz zum Eindruck, den ich 2009 gewonnen hatte. Na also.

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13. April 2011

Arsenaleturm Porta Nuova restauriert

Turm im September 2007
Der Turm der Porta Nuova wurde in dieser Woche restauriert vorgestellt, welche Pracht! Der Vorher-Nachher-Effekt ist über-
wältigend.

Der Turm war zuletzt so baufällig, dass praktisch keine Besuche mehr möglich waren.

Der Bau wurde zwischen 1809 und 1814 während der Renovierung des Arsenale durch die napoleonische Verwaltung veranlasst, an der Porta Nuova, dem 'Hinterausgang', für den ein Teil der östlichen Arsenalemauer niedergerissen worden war. Er ist 35 m hoch und sollte die mechanische Installation von Masten auf großen Schiffen ermöglichen.

Turm im Juni 2009





Die Restaurierung wurde 2006 an Traudy Pelzel und
Francesco Magnani vergeben, zwecks Integration eines neuen Kultur-/ Ausstellungs-
zentrums in den historischen Baukörper, auf 3 Eta
gen.
Neben den Ausstellungsflächen vor allem in den beiden unteren Etagen gehören zum Auftrag auch Arbeitsplätze für Wissenschaftler, die sich mit dem historischen Erbe des Arsenale befassen.







Turm im Mai 2010, von der Westseite des Arsenale aus fotografiert

Eine wichtige Aufgabe, neben der Konversion des Arsenale, das seit den 50er Jahren in seinem südlichen Bereich der italienischen Kriegsmarine gehört, im nördlichen Bereich immer 'ziviler' wurde durch Schiffswerkstätten, durch
Spazio Thetis 1997 und vor allem seit 1980 den Einzug der Biennale, deren Raum sich seitdem ständig erweitert hat.


Ich bin sehr gespannt den Turm im Sommer während der Biennale zu besuchen und füge hier ein paar interessante Links an.

Second Chance Project Porta Nuova Tower
architecture-page
Europarconcorsi Progetti
Tema 3 Magistrato Alle Aque Di Venezia


TV-Bericht über die Wiedereröffnung des Torre di Porta Nuova, Interviews u. a. mit den beiden Architekten, schönen Bildern aus dem Arsenale (herzlichen Dank für den YouTube-Link an Birgit Weichmann, Autorin von "Venedig und die Lagune" bei Reise-Know-How).








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4. April 2011

Venezianische Löwen - mehr davon



Die Löwen aus Nauplio vom Eintrag im November finden Interessenten (naja, vielleichts liegt es nur am reißerischen Titel) - deshalb kommen hier ein paar weitere venezianische Löwen, die ich im März, wieder auf der Peloponnes, fotografiert habe, in den venezinischen Festungen von Kalamata, Koroni und Methoni.


Die Burg von
Kalamata gehörte nach den Erorberungen auf der Peloponnes nach dem 4. Kreuzzug der Sippe der Villehardouin, ab Mitte des 15. Jahrhundert wechselte ihr Besitz zwischen Venezianern und Ottomanen, öfter schwer beschädigt, zuletzt repariert und ausgebaut während der letzten venezianischen Morosini-Eroberung der Peloponnes 1685-1715.
Erhalten sind hauptsächlich die Aussenmauern der unteren und oberen Burg und die beiden Eingänge unten und oben und eine Kirche aus dem 19. Jahrhundert.

Die Burg konnte längere Zeit nicht besichtigt werden, jetzt wieder Dienstag bis Sonntag 9-15 Uhr, Eintritt frei.





Ihr Löwe
ist über dem einzigen Eingangstor und schon ziemlich angeknabbert von der Zeit. Die Nachbarskatze neben dem Tor sieht jedenfalls satter und behäbiger aus.








Südostbastion Koroni

Oberhalb des rechten unteren Eingangs ein leerer Rahmen, in dem sich vermutlich ein Wappen (oder vielleicht auch ein Löwe) befand
(Bild anklicken und vergrößern)





Die Bur
g von Koroni ist ein wahres Prachtstück einer verwilderten Ritterburg.

Im oberen Bereich dieser ehemaligen befestigten Stadt sind neben der ehemaligen venezianischen Kirche S. Rocco (heute Friedhofskirche), der byzantinischen Kirche Agia Sofia und antiken Resten schon lange der Friedhof von Koroni und ein Frauenkloster. Es gibt sogar einige bewohnte Häuschen und ziemlich viel Landwirtschaft.


Aber die Bastionen, in denen ich noch 2006 verbote-
ner
weise und gefährlich herumge-
klettert bin, kämpfend mit 2m hohen Margeriten Dornen- und Malvengebüschen, wurden jetzt ganz großartig hergerichtet und zugänglich gemacht, sogar über eine Gerüstrampe.

Hier bekommt man einen guten Eindruck der sehr frühen venezianischen kolonialen Festungsarchitektur (im Vergleich zu einer späten venezianischen Burg in Nauplio, dem Palamidi). Die ehemalige Vorburg ist zerstört, aber der venezianische Löwe ist erhalten und wird gepflegt, wie man sieht.



Die Burg von
Methoni soll die größte erhaltene Burg der Peloponnes sein, aber das ist irreführend, denn dies war eine befestigte Stadt, wie auch Koroni.


Löwe an der Bembo-Bastion
und









gezeichnete Darstellung
von Wappen an der Bembo-Bastion von der Informationstafel

(C) Griechisches Ministerium für Kultur



Die Anlage ist allerdings riesig und dermaßen leer und verlassen, dass noch nicht einmal eine Katze hier lebt. Allerdings ist mir 4 Stunden lang ein schlafgestörtes Käuzchen durch die Einsamkeit gefolgt und hat mir was gehuuut.

Löwe an der Meerbastion im Nordwesten, jenseits des Burggrabens


Hier im venezi-
anischen Modon
war ehemals eine der wichtigen Zwischen-
lande-
stellen fü
r Pilger-
schiffe nach und von Palästina. Pilgertourismus war einer
der venezianischen Geschäftszweige, es gab hier z. B. Schweineproduktion zur Versorgung der Reisenden mit Schinken und Würsten, "Randgruppen" lebten hier auf Zwischenstation - Roma mit ihrem metallverarbeitenden Gewerbe, armenische Mönche, bevor die Serenissima ihnen die Insel S. Lazzaro in der Lagune schenkte... während die Zwillingsstadt Coron (Koroni) spezialisiert war als Versorgungseinrichtung der Schiffe, ausgestattet für Reparaturen durch dort lebende Zimmerleute, Kalfaterer etc.


Löwe und Wappen Wassertor der Landseite (Osten). Das kleinere Wappen scheint "neu" zu sein.


Die Außenmauern der Stadt sind recht gut erhalten, die ehemalige Hafenbefestigung nicht mehr, nur die kleine Vorburg Bourtzi (gleicher Name wie die Burg in der Bucht von Nauplio).

Im Inneren der Anlage gibt es sowohl venezianische (Kirche) wie auch osmanische (Badehäuser, Minarettstumpf) Reste zu bewundern, als auch viele Mauern zu überklettern und Tunnels zu kriechen. Es scheint, dass unter der teils mannshoch überwuchernden Flora noch viel Ruinöses
existiert, das aber auf diese Weise gut geschützt ist und so spätere wissenschaftliche Untersuchungen abwarten kann.


Löwe an der Loredan-Bastion und















gezeichnete Darstellung
von der Informationstafel

(C) Griechisches Ministerium für Kultur



Löwe an der Außenmauer des Burggraben auf Höhe der
Loredan-Bastion


Immerhin habe ich an der Burg von Methoni ganze 5 Löwen gefunden, 1 an der nördlichen Bastion der Stadt, 3 an den Mauern des Burggrabens und 1 am östlichen Meereingang (Landseite).




Wer ernsthaftes Interesse an der Burgen der Peloponnes hat, kann hier lesen:

Kevin Andrews, Castles of the Morea

Man kann das Buch auch kaufen, hat aber seinen Preis. Ich habe lange im Internet auf ein gebrauchtes Exemplar gewartet, die Geduld hat sich gelohnt: ausgemustert aus einer amerikanischen Universitätsbibliothek, günstig, erste Auflage :-)