24. Juni 2011

Bob Dylan in Venedig...


...naja, nicht persönlich (toll wäre es ja schon! aber er spielt morgen und übermorgen in D), sondern eine Ausstellung, die in keinem Biennale- oder sonstigem Programm auftaucht und auch nicht an Plakatwänden, die also werbefrei und sozusagen unbekannt ist. Vielleicht zu kurzfristig organisiert?

Das allein wäre für mich als lebenslangem Dylan-Fan schon Grund genug, auf die Ausstellung hinzuweisen.


Dazu kommt aber, dass die Bilder im Palazzo Donà dalle Rose hängen, ein Haus, das ich bisher erst einmal anläßlich der 53. Biennale von innen sehen konnte, mit der Aufführung einiger Venedig-Videos, die nur sehr kurze Zeit liefen und auch nur im (verdunkelten) Androne, dem Parterre-Raum. Der nicht wie gewöhnlich ein langer flacher Schlauch, vorne Wassertor und hinten Tür zur Gasse, sondern wegen des Grundrisses des Hauses mit Wasser- und Straßentor im rechten Winkel T-förmig ist und in der Mitte über 2 Etagen hoch. Also wirklich sehenswert.

Androne des Palazzo Donà über 2 Etagen
Das Haus ist darüber hinaus ganz spannend, es gehörte Leonardo Donà, einem Dogen von hohen Qualitäten, der sich u. a. von Galileo Galilei auf dem Campanile von San Marco sein Teleskop erklären ließ und wohl persönlich trotz erheblichen Reichtums ein asketisches Leben führte. Weshalb er sich in einer (damals) eher abgelegenen Gegend von Venedig ein Haus ohne Pomp und Firlefanz bauen ließ (man vergleiche das mit dem Aufwand, der entlang des Canal Grande zur gleichen Zeit getrieben wurde) und dort unverheiratet, mit seinem Bruder, lebte.

Seine Bescheidenheit hinderte ihn aber dann doch nicht, den Saal des Piano Nobile mit ausgesucht schönem Stuck schmücken zu lassen. Man sollte dem Beachtung schenken, ebenso wie den schlichten altrosa, goldbedruckten Vorhängen, die (natürlich nicht so alt) gut in den Raum passen.

Piano Nobile

Dank Bob Dylan kann also nun bis zum 25. September nicht nur der Androne, sondern auch der Piano Nobile besichtigt werden. Von wo man auch noch einen schönen (Foto-)Blick auf die Friedhofsinsel San Michele hat.


Täglich 10:30 - 17:30 ausser Montag, Eintritt frei, Vaporetto Fondamente Nove, ein paar Meter nach rechts, vor der Brücke Ponte Donà.





Nachtrag am 10.6.2011:

Der Verlag für Moderne Kunst hat mir freundlicherweise ein Exemplar des Ausstellungskatalogs zugeschickt. Dafür herzlichen Dank.

Maria Zerres: Dylan Metamorphoses
Link

Es ist wie alle Kunstbücher nicht gerade billig, aber es hat den Vorteil, dass man sich die Bilder in Ruhe und Details ansehen kann, was bei der riesigen Menge der Exponate im Palazzo Donà gar nicht möglich ist. Manches Bild, das mir in der Ausstellung 'unfertig' erschien, ist bei ruhiger Betrachtung durchkomponiert und in Balance; ausserdem sehe ich mit dem Buch in der Hand, dass die Farben Maria Zerres' in der Ausstellung nicht gut genug zur Wirkung kommen (die Bilder hängen ja z. T. enorm hoch).
Es gibt einen schönen deutsch/englischen Begleittext von Alan Jones.

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1 Kommentar:

aldebaran hat gesagt…

Hallo, noch ein Mini-Kommentar.
Ich habe mir vor 2 Jahren ebenfalls im Palazzo Dona delle rose die Videos angeschaut und habe viel Interessantes gesehen, da viele hoistorische Aufnahmen gezeigt wurden.
Die jetzige Ausstellung ging eigentlich in der 1. Etage weiter. Kurioserweise konnte ich sie nicht besuchen, da die Contessa oben war und ihre Koffer packte. Tja, Pech gehabt.
Gruß
Aldebaran