21. April 2012

Auch nicht geheim: soziale Gärten in Venedig



Kollektivgarten der Initiative Spazzi Verdi auf der Giudecca


Wer offene Augen für die Gärten Venedigs hat stellt fest, dass es neben den gern behaupteten "geheimen" Gärten, die bei Licht besehen wie anderswo auch vor allem die strikt privaten sind, eine ganze Reihe öffentlicher Gärten gibt. (Siehe Eintrag vom 25.10.2008)

Und wenn nicht ganz öffentlich, dann doch teilweise zugänglich, anläßlich der Biennale oder während sommerlicher Öffnungen für das Publikum (siehe Label Garten).

Nachbarlicher Blick Richtung Cipriani

Im Herbst 2009 besuchte ich eine kleine Biennale-Ausstellung in einem geriatrischen Zentrum/Altenheim auf der Giudecca. Direkt hinter dem elektronisch öffnenden Eingangstor stand ich zu meiner Überraschung in einem wunderbaren riesigen Garten. Eigentlich einer ländlich-bäuerlichen Enklave mit Gemüse-
feldern (Artischocken vor allem), Pfirsich- und Apfelbäumen, einem gepflegten Weingarten, zwischen der Kirche der Zitelle und dem Hotel Cipriani.


Rückseite der Zitelle-Kirche, in den ehemaligen Konvent-
gebäuden die Dependance des Hotels Bauer


Jetzt habe ich durch einen schönen neuen Venedig-Blog erfahren, dass es sich um einen Kolletivgarten handelt.
Die Initative
Spiazzi Verdi stellt seit Anfang 2008 auf dem Gelände kostenlos Parzellen zur Verfügung, die von Venezia-
nerInnen ohne eigene Gärten in Handarbeit, nach eigenen Wünschen und auf eigene Kosten bearbeitet werden können.


Wenn man die Blogs des amerikanischen Venezianers und der Spiazzi Verdi-Leute liest, macht die Gartenarbeit nicht nur Spaß, sondern trägt neben den buchstäblichen auch soziale und politische Früchte (siehe diverse Links auf dem Spiazzi Verdi-Blog, auch bei geringen italienisch Kenntnissen von Interesse!) und ausserdem zur Integration sehr unterschied-
licher Personen und Gruppen bei.
(Giudecca 54)

(Aus der Sozialarbeit in Deutschland kenne ich die sog. 'Internationalen Gärten', in denen eingewanderten Bürgern Gartenparzellen kostenlos überlassen werden, zum Anbau eigener Feldfrüchte und als möglicher Beitrag gegen menschliche Entwurzelung.)


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Kollektivgarten Spiazzi Verdi Giudecca

Eine integrative Funktion neben der Freude an der Gartenarbeit haben auch die Orti per anziani, die Gärten für die Alten, in denen in Venedig, aber auch in anderen Städten im Veneto BürgerInnen über 60 auf Antrag Parzellen erhalten können. In Venedig ist dies z. B. die große Gartenanlage am Palazzo Minotto bei der Kirche S. Anzolo Rafael in Dorsoduro. (Dorsoduro 2364, Ponte del Cristo)

Soziale Gärten sind kein Ziel für touristische Besichtigungen, man kann sich dort weder in einen Liegestuhl legen noch selbst mit anpacken. Aber sie sind Teil der jüngeren venezianischen Gartenkultur, die reicher ist als zu erwarten wenn man durch die Steine Venedigs wandert.


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Orti per anziani auf dem Grundstück des Palazzo Minotto (Vergrößerung anklicken bitte)

In dieser dichtbesiedelten Stadt ohne Vororte und ohne "Schrebergartenkultur" aber vielen jahrhundertealten Mietwohnungen ohne eigene Gärten sind Kolletivgärten eine wunderbare Lösung und ein Glück für die Menschen, die persönlich davon profitieren. Ökolologische Aspekte (wie Permakultur) und pädagogische Mitnahmeeffekte für Kindergärten und Schulklassen muss man eigentlich gar nicht zusätzlich loben. Bravo Venedig.


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1 Kommentar:

Visiting-Venice.com hat gesagt…

Tolle Tipps, war mir nicht so bekannt :-)