La Certosa April 2012
Kleiner Besuch auf La Certosa zunächst im Oktober 2011, um zu sehen, wie weit Schritte des Projekts Certosa Urban Park 2015 (Eintrag vom 9.9.2010) schon umgesetzt wurden.
Größere Karte anzeigen Routenplan Vogelperspektive anzeigen
Und ich merke, es riecht nach Ziege. Ich gehe weiter nach rechts,
unter dem schönen alten Baumbestand lichtet sich das Unterholz, überall
Stapel von Holz, teils alte Stämme, teils frisch gerodete, weitere alte
Gebäude, Ziegendung, strenger Geruch.
.
Erster Blick: der Kommentar von Georg ist richtig - man sieht noch
nix. Zweiter Blick: Hinter dem Hotel, wo bisher alles am Rande eines
undurchdringlichen Dschungels endete, ist eine breite Schneise gerodet.
Eine Baggerspur, kein Weg, führt zu einer Reihe alter Häuser, freigelegt
und eingezäunt. Und weiter zu einer Wiese mit einem renovierten
Gebäude, in dem Umweltbildung stattfinden soll. Momentan arbeitet eine
Klasse & 2 Lehrerinnen unter Planen und Bäumen auf der Wiese.
Screenshot mit Erläuterungen |
Weiter
rechts im Dschungel, mit Verbotsschildern, aber nur andeutungsweise eingezäunt, finde ich die Ruine der
ehemaligen Kartause. In einem fürchterlichen Zustand. Viele Wände mit
Balken und Brettern gestützt, die Torbögen von beiden Seiten
eingerüstet, wohl damit niemand beim Durchgang zu Schaden kommt.
Gerodeter Dschungel, freigelegte Gebäude |
Alle
Dächer einge-
stürzt. Der Innenhof ist gut erkennbar mit der ehema-
ligen Brunnen-
anlage, kein Brun-
nenkopf ist mehr da und der Boden besteht z. T. nicht mehr aus Steinplatten sondern aus einer Art Betonaufstrich. Keine Reste eines ehemaligen Kreuzgangs, gab es keinen?
stürzt. Der Innenhof ist gut erkennbar mit der ehema-
ligen Brunnen-
anlage, kein Brun-
nenkopf ist mehr da und der Boden besteht z. T. nicht mehr aus Steinplatten sondern aus einer Art Betonaufstrich. Keine Reste eines ehemaligen Kreuzgangs, gab es keinen?
In der Mitte wächst ein schöner Baum, es ist still bis
auf wenige Vogelgeräusche (Oktober), die Sonne scheint, es könnte
romantisch sein, aber diese Ruine ist einfach trostlos.
Ich habe schon
längst aufgegebene Gebäude gefunden (z. B. S. Chiara auf Murano) die man
leichter erhalten könnte als das hier.
.
Zwei Männer in Lederjacken
überholen mich eilig und verziehen sich in den Wald, na gut,
rücksichtsvoll halte ich mich weiter rechts und stoße auf die Mauer,
die rund um die Insel führt, Aussicht auf den Lido und die Insel Sant'Andrea, ich schätze ich befinde mich auf halber
Höhe der rechten Inselseite. Die beiden Männer rennen mir plötzlich
etwas panisch entgegen und während ich ihnen noch überrascht nachsehe, folgt im
Galopp eine Ziegenherde, allen voran der Leithammel. Aha! Es ging
vielleicht nicht um ein Schäferstündchen (haha) sondern um einen
frischen Ziegenbraten (bäh!), den die Herde geschlossen verhindert hat?
Bei meinem Anblick bleibt sie stehen, ich mache schnell ein Ziegenfoto
und ziehe mich dann ebenfalls zurück, um kein Mißverständnis zu provozieren.
.
.
Ziegenherde, mit Zoom |
Ich gehe an der Mauer entlang zurück und überquere die Hasenwiese (siehe Eintrag vom 17.10.2009) auch hier wurde sehr geputzt und gerodet, Gebäude freigelegt. Damit war der Besuch im Oktober allerdings beendet, Inselumrundung gescheitert.
.
.
Nächster Besuch im April 2012, diesmal bin ich schlauer, marschiere früh um 8 Uhr auf der Insel an, bekomme vom freundlichen Barista des Hotels schon einen Espresso (Normalpreis 1 €) obwohl er erst ab 9 im Dienst ist und starte auf der linken Seite der Insel. Die Werkstätten wurden weiter ausgebaut, die Werft hat anscheinend gut zu tun.
Eines der 'hohlen' Gebäude, zu füllen mit einem der energieautarken Gebäude des Projekts |
Das sog. Pilot-
gebäude des Projekts steht und funktio-
niert, es ist das Wasch- und Sani-
tärhaus für die Marina. Eine ganze Reihe Waschmaschinen und Trockner erhalten Energie durch Photovoltaikpaneele auf dem Dach. Es gibt Duschen und Toiletten, deren Wasserversorgung ich als Laiin nicht definieren kann.
Aber die Putzkolonne ist im Gebäude (deshalb kein Foto), und jeder teure südfranzösische Edelcampingplatz muss sich verstecken vor dieser blitzenden Sauberkeit.
.
gebäude des Projekts steht und funktio-
niert, es ist das Wasch- und Sani-
tärhaus für die Marina. Eine ganze Reihe Waschmaschinen und Trockner erhalten Energie durch Photovoltaikpaneele auf dem Dach. Es gibt Duschen und Toiletten, deren Wasserversorgung ich als Laiin nicht definieren kann.
Aber die Putzkolonne ist im Gebäude (deshalb kein Foto), und jeder teure südfranzösische Edelcampingplatz muss sich verstecken vor dieser blitzenden Sauberkeit.
.
Blick von der erweiterten Marina auf Turm und Dom S. Pietro, Turm S. Marco, Arsenaleeingang und Turm Porta Nuova, Turm S. Francesco della Vigna |
Die Marina ist erheblich größer geworden und gut belegt, sie zieht sich an der ganzen linken Inselseite entlang.
An der Innenseite der Umgebungsmauer gibt es eine ganze Reihe 'hohler' alter Gebäude, die wohl projektplangemäß für den Ausbau vorgesehen sind. Bisher ist nichts passiert.
Aber der ganze Park, Wiesen, Hügel, frische und alte Sträucher um Bäume, viele Blumen- und Gewürzbüsche, Rosmarin, Thymian, Salbei, Bärlauch etc. sind bestens gepflegt, Hasen hoppeln (frühmorgens!) enorme Viefalt von Vogellauten (April!), es ist eine Freude. Dieser Park ist wirklich ein Gewinn für Venedig und die Lagune und wird in einigen Jahren einer der Lieblingsausflugsorte der VenezianerInnen sein.
.
.
Gesunder Bärlauch neben giftigem Aaronstab im Parkgelände |
Die Insel-
ummaue-
rung endet, man geht weiter auf der 'wilden' Hälfte der Insel, ein Natur-
schutz- und Jagd-
verbots-
schild. Mehr Hasen, ein schöner Fasan im Unterholz.
ummaue-
rung endet, man geht weiter auf der 'wilden' Hälfte der Insel, ein Natur-
schutz- und Jagd-
verbots-
schild. Mehr Hasen, ein schöner Fasan im Unterholz.
Ich gehe entlang des Ufers und stoße an der Wasserkreuzung zwischen den Inseln Certosa, Vignole und Sant'Andrea auf eine sandige Anlandestelle, für Kajaks, denke ich, aber auch nett zum Buddeln, und finde diverse Muscheln, vor allem kleine Austern. Von hier aus kommt man jetzt gut in das Innere der Insel, das Unterholz, Brombeeren etc. liegen noch darnieder, Rodungen gab es hier noch nicht.
.
.
Sandanlegestelle an der Kanalkreuzung |
Ich wende mich auf die rechte Inselseite, entlang des Ufers gibt es Sandanschwemmungen, algenbedeckt, außerhalb des niedrigen Mäuerchens das die Ufer hier befestigt. Auf ca. halber Strecke stoße ich wieder auf die Einfassungsmauer der Insel, hier gibt es ein verschließbares aber offenes Tor, direkt dahinter rechts hat sich eine Wassersportschule für Kinder angesiedelt, es liegen Boote, Kajaks, Ruder etc. herum. Die sandigen Ufer scheinen ein sicherer Platz für junge AnfängerInnen zu sein.
.
.
Keine Ziege interessiert sich für mich, es hat sich hier auch nichts verändert seit Oktober, aber weiter vorne, zwischen Park und ehemaligem Kloster, sind die Säuberungen weiter fortgeschritten. Renovierungen an den freigelegten Häusern hat es auch hier nicht gegeben. Das Kloster ist nicht mehr ganz so nebenbei eingezäunt, aber trotzdem kein Problem reinzukommen, und trotz Frühlingsmorgen packt mich bei seinem Anblick die Trauer.
.
.
ehemaliger Klosterinnenhof April 2012 |
Der Tornado am 12. Juni hat laut Twitter der Stadt Venezia den alten Baumbe-
stand der Insel und die Ruinen des Klosters zerstört. Auch die Außenanlagen des Hotels/ Restaurants, aber das dürfte ein Fall für die Versicherung sein. Ich fürchte, dass das Natur- und Kulturerbe der Kartäuserinsel, das schon in den letzten 300 Jahren gelitten hatte, unwiderruflich verloren ist. Die drei alten Bäume, die schon den Tornado von 1970 überlebt hatten - I Giganti - haben es auch diesmal geschafft, immerhin.
Das Projekt Certosa - Urban Park 2015 muss durch dieses Naturereignis nicht nachhaltig geschädigt worden sein. Egal ob das Projekt derzeit im Plan ist oder nicht (was ich nicht beurteilen kann & will), die Insel hat eine beeindruckende Entwicklung gemacht und die LagunenbewohnerInnen Bevölkerung wie auch TouristInnen profitieren davon.
Der Projekträger Vento di Venezia (VdV) teilt mit, dass in der Marina keine Boote beschädigt wurden (während ein paar 100 m weiter die Marina von Sant'Elena komplett aufgemischt wurde).
VdV informierte gestern, 16.6. in einer Pressemitteilung, dass der Park aus Sicherheitsgründen geschlossen bleibt bis alle Gefahrenquellen beseitigt sind, vermutlich mehrere Wochen. Zunächst soll vor allem der Servicebereich, sprich Vaporettohalt, Werkstätten und Gärtnergebäude im rechten vorderen Bereich der Insel wieder den Sicherheitsstandards entsprechen.
Alte Bäume an der 'Hasenwiese', Umgebung gerodet, Okt. 2011 |
Dieser Wunsch in wessen Ohr auch immer, aber bitte in Erfüllung. Dann muss man nur noch wissen: Knopf drücken, wenn man nach einem Besuch der Certosa wieder runter will. Sonst hält das Vaporetto nicht. Ist mir passiert, weil ich geblendet von der Mittagssonne am Knopf vorbeimarschiert bin.
.
.
.
1 Kommentar:
Kommentar veröffentlichen