25. Dezember 2007

Il Quarto Ponte

Neuigkeiten erreichen mich per Email.
Am 30. November gab 'Il Gazzettino' die verzögerte Eröffnung der Calatrava-Brücke bekannt, um 5 Monate (eigentlich vorgesehen war Jahresende 2007, dann Januar...). Grund: Probleme mit dem Glas, das montiert wird.

Ausführlichere Nachricht am 3. Dezember: die vor einigen Wochen durchgeführten Belastungstests wurden positiv gegutachtet. "Es gab nur einen Bedenkenträger, der meinte, wenn sich alle auf der Brücke auf eine Seite stellen, könnte die seitliche Neigung der Brücke (ca. 7 cm) zu einer Panik führen." (Ich denke, der Mann könnte notfalls getröstet werden.)
Die Zugseile, die bisher zur Absicherung unter der Brücke angebracht waren, wurden mittlerweile entfernt.
Es bleibt aber bei einer deutlichen Verzögerung, da für den Zuschnitt aller einzelnen Glasstufen und die Installation und Genehmigung der Ovovia (Kabinenbahn für rollende Passanten) jeweils noch 120 Tage Verlängerung beantragt wurden. Mit der Eröffnung bis Ostern wird es also nichts.



Um das Interesse an der Sache zu fördern hat in den Medien, besonders durch einen Vorschlagswettbewerb des 'Gazzettino', aber auch im Web eine breite Diskussion der Namensgebung eingesetzt. Die täglich neuen Vorschläge sind phantasiereich von 'Lenin' bzw. 'Stalinbrücke' und 'Brücke der Tränen' bis langweilig 'Brücke Piazzale Roma'.
Bürgermeister Cacciari schlug Ponte della Zirada' vor, (Zirada = venezianisch für Girata, alte Ortsbezeichnung der Kanalbiegung in der Gegend von S. Andrea. Der Name wurde bereits für den Platz vorgeschlagen, der dann in den 30er Jahren Piazzale Roma benannt wurde.). Dieser Vorschlag wurde am 4.12. in der Namensfindungskommission abgeschmettert.

Namensfavoriten sind die beiden Heiligen rechts und links des Canal Grande: das ehemalige Kloster (heute Hotel) Santa Chiara und Santa Lucia, nach der der Bahnhof benannt ist, an dessen Stelle vormals eine S. Lucia-Kirche von Palladio stand.

Rückseite des
Hotels
Santa Chiara,
von der ich annehme, dass es sich
um Reste des ehemaligen Klosters handelt.

Damit wir wissen, wovon die Rede ist, zitiere ich Albert Christian Sellner: Immerwährender Heiligenkalender, Zweitausendeins 1998; S. 444-447 (Chiara) und 696 f. (Lucia). Text für junge Kinder nicht geeignet!

12. AUGUST HL. CLARA VON ASSISI Gründerin des Clarissenordens, 1194—1253
Die Jungfrau aus vornehmer Familie hörte eine Predigt des hl. Franziskus und beschloß auf der Stelle, allen irdischen Eitelkeiten zu entsagen. Bei einem persönlichen Zusammentreffen erkannte der Heilige in ihr eine Gleichgesinnte. Er forderte sie auf, ein Bußkleid anzuziehen und in Assisi für die Armen betteln zu gehen. Clara verließ daraufhin nachts heimlich das Elternhaus. Franziskus selbst schnitt ihr die Haare ab, legte ihr ein sackartiges Gewand an, das mit einem Strick gegürtet war, und führte sie in das KIoster der Benediktinerinnen.
Die Empörung ihrer Familie über diesen Schritt steigerte sich zu blanker Wut, als ihr die 14jährige Schwester Agnes ins Kloster folgte. Unter dem Kommando ihres Oheims Monaldo rückte eine Gruppe von Verwandten an, welche die noch unmündige Agnes mit Gewalt zurückholen wollte. Doch Claras Gebet war stärker. Das Mädchen wurde in den Händen der Entführer so schwer, daß sie es nicht mehr tragen konnten. Franziskus brachte die beiden Jungfrauen bald darauf nach San Damiano, und damit entstand das erste franziskanische Frauenkloster.
Obwohl Clara die letzten drei Jahrzehnte ihres Lebens fast ausschließlich auf dem Krankenlager zubringen mußte, wuchs die Gemeinschaft unter ihrer Führung rasch an und zog viele junge Frauen gerade auch aus begüterten Familien an. 1228 gab es in Italien schon 23 dieser neuen Klöster. Der entscheidende Unterschied der Clarissen zu anderen Orden wurde die Liebe zur Armut.
Ein Leben lang mußte die Gründerin darum kämpfen, denn im Vatikan wollte man die Nonnen auch in schlechten Zeiten versorgt wissen und bestand darauf, daß das Kloster selbst Eigentum besitzen müsse. Erst zwei Tage vor ihrem Tod setzte Clara durch, daß der Papst das Ordensprivileg bestätigte: Niemand dürfe die Clarissen zwingen, Eigentum anzunehmen.
Die strengen Regeln des Ordens wurden aber stets von der Oberin überboten, was ihre eigene Person an langte. Sie trug abwechselnd zwei Bußgürtel auf der blanken Haut; der eine bestand aus verknotetem Roßhaar, andere aus Schweinsleder, in dem noch kurzgeschorene Borsten steckten. Diese stachen ihr ins Fleisch und riefen eiternde Schwären hervor. Wenn diese zu gefährlich wurden, nahm Clara wieder den anderen Gürtel, bis die wunde Haut sich ein wenig erholt hatte. Der hl. Franziskus persönlich mußte ihr verbieten, auf der bloßen Erde zu schlafen und ganze Tage nichts zu essen.
Claras Wirkung auf Menschen war außerordentlich, manchmal auch in unvermuteter Weise. Damals wurde Italien von marodierenden Sarazenen geplagt, die eigentlich im Dienste Kaiser Friedrichs II. standen, aber ihre Stellung zu Plünderung und Notzucht ausnutzten. Eine Schar dieser brutalen Söldner hatte sich zusammengetan, um des Nachts an den Nonnen von San Damiano ihre gewohnten Greuel zu verüben. Sie kletterten die Mauern empor und schauten schon durch die Fenster, während die Schwestern in Panik zu ihrer kranken Oberin stürzten. Diese ließ sich auf einer Bahre mit der Monstranz in der Hand zur Pforte tragen, und plötzlich ergriff ein geheimnisvoller Schrecken die Soldaten und trieb sie in die Flucht.
Am letzten Weihnachten vor ihrem Tod erlebte die sterbenskranke Äbtissin in einer Art übernatürlicher Television die Christmette in Assisi in allen Einzelheiten, weshalb sie 700 Jahre später von Pius XII. zur Patronin des Fernsehens ernannt wurde.
Darstellungen: als Clarissin in schwarzem oder braunem Wollgewand und mit Kreuz, Lilie, Regelbuch oder Äbtissinnenstab; mit Monstranz oder brennender Lampe.
Patronin: von Assisi; der Glaser, Glasmaler, Stricker, Vergolder, Wäscherin-In; gegen Augenleiden und Blindheit, Fieber; des Fernsehens.

13. DEZEMBER HL. LUCIA Jungfrau und Märtyrerin, + um 303
Die schöne Jungfrau Lucia war bei den Jünglingen von Syracus begehrt wie keine andere. Sie aber wies alle ab. Einer jedoch tat sich besonders hervor. Er machte ihr ihre schönen Augen zum Vorwurf, in die er sich auf den Tod verliebt habe. Da riß sich Lucia die Augen aus und sandte sie ihm auf einem Teller. Bestürzt ließ er von seiner Werbung ab; Lucia aber erhielt von der Muttergottes ein noch viel schöneres Augenpaar.
Als ihre Eltern sie schließlich doch verlobten, verschenkte sie ihr Gut unter die Armen und verminderte dadurch ihre Mitgift. Der Bräutigam erzürnte darüber und verklagte sie bei einem Richter. Dieser lud sie vor und forderte sie als erstes auf, den Göttern zu opfern. Da sie sich weigerte, verurteilte er sie zur öffentlichen Schändung in einem Freudenhaus. Die Kraft des Hl. Geistes machte Lucia aber mit einem Mal so schwer, daß weder die vereinten Kräfte von tausend Männern noch ein Ochsengespann sie vom Fleck bewegen konnten. Da der Richter Zauberei vermutete, ließ er sie mit Urin begießen, denn man glaubte, dadurch den Bann lösen zu können. Aber es half nichts. Lucia blieb wie angewurzelt. Nun versuchte man sie mit Pech und Schwefel anzuzünden, aber das Feuer fügte ihr nicht den geringsten Schaden zu. Da stießen sie ihr endlich ein Schwert in die Kehle.
Darstellung: mit vier Ochsen; mit Halswunde und Schwert; mit Buch; mit Augen auf einem Teller; in Kessel über Feuer; mit Lampe; mit Palme und Schwert; mit Doppelkreuz.
Patronin: von Mantua, Syrakus, Toledo, Venedig; der Bauern, der reuigen Dirnen, Glaser, Kutscher, Messerschmiede, Notare, Pedelle, Sattler, Schiffer und Seefahrer, Schneider, Schreiber, Türhüter, Weber; des Augenlichts; gegen Blindheit (auch im geistigen Sinn) und Augenkrankheiten; gegen Armut.



Der Körper der armen Lucia (oder etwas, was ihn darstellen soll) wurde beim Bahnhofsbau umgesiedelt nach S. Geremia. Eine besonders anrührende Darstellung Lucias von Tiepolo befindet sich in der Capella Corner in der Kirche SS. Apostoli in Canareggio (ganz vorne unten im Bild das Tellerchen mit den Augen beachten! Habe ich dreimal übersehen, hingerissen von der Schönheit Lucias).

Man darf hoffen, dass rechtzeitig noch jemand einen genialen Geistesblitz hat, damit Venedig im Jahr 2008 einen der Tradition angemessenen Namen findet und trotzdem nicht auf diesen beiden "Brückenheiligen" aus dem 4. bzw. 13. Jahrhundert sitzen bleibt, finde ich...

23. Dezember 2007

In den Katakomben von Venedig

Letzte Woche hat mir mein Sohn einen Ausschnitt aus dem letzten Bond-Film gezeigt.
Ein großer Palazzo am Canal Grande versinkt in Zeitlupe komplett im Wasser, weil die riesigen Gastanks, die sein Fundement bilden, im Rahmen einer Kämpferei (oder vielleicht auch absichtlich, ich kenne die Geschichte nicht) zerschossen werden. Die Kulisse stürzt, das Wasser spritzt und wallt als ginge die Titanic im Atlantik unter und als befände sich unendlich Wasser statt Stein und Sumpf, gespickt mit ganzen Wäldern aus Baumstämmen, unter dem "Steinernen Schiff" Venedig. Da staune ich doch, was mir so alles verkauft wird.

Venedig hat schon immer für alle Arten von Kunst die Projektionsfläche für Depressivität, Morbidität und Vergänglichkeit geben müssen. ( Für den Film hier: die Venice Film Seite von Jeff Cotton auf seiner Website 'Fictional Cities').
Ein paar Sachen sind mir in den letzten Jahren aber doch aufgefallen, die originell bis dämlich an Realitäten vorbei phantasieren, dass ich mich frage, wie das mit der Bekanntheit der Stadt und 10 Millionen Besuchern jährlich zusammen geht. Venedig ist doch kein fiktiver Topos.

Krypta San Zaccharia Foto: Ingmar Fleuti
Eines der ersten Computer-
spiele, das mein Sohn damals auf seinem Atari hatte, spielte u. a. in den "Katakomben von Venedig" (nachempfunden, glaube ich, einem Indiana Jones-Film). KATAKOMBEN!
Es gibt natürlich ein paar tiefer liegende Räume in Venedig, Krypten z. B. in S. Zaccharia (zugänglich) oder in S. Marco ('The Krypt' anklicken und Rundgang bewundern).
Aber hier wurde in ausgedehnten Kanalisationsgängen herum gerannt... Kanäle unter den Kanälen?

In einem anderen oo7 (Moonraker?) betritt Bond vom Markusplatz aus den großen, eleganten Verkaufsraum eines Glasgeschäfts und landet durch eine Tür direkt in der Glasbläserei... das hat Witz angesichts der Tatsache, dass die Glasproduktion schon im 13. Jahrhundert komplett nach Murano ausgelagert wurde!
Völlig witzlos ist dagegen die Fahrt über den Markusplatz mit einem Luftkissenboot angesichts der man sich fragen muss, ob denn gar nichts peinlich genug für das Marketing der Stadt ist.

Fassungslos bin ich auch, wenn die im Aktionfilm generell angesagte Verfolgungsjagd auf Venedigs Kanälen stattfindet, z. B. in "The Italian Job" (klicken auf 'View Trailer').
Man zeigt Geschwindigkeiten, die in Venedig nicht nur verboten, sondern in der Realität auch nicht machbar sind, und kaschiert mit rasenden Schnitten, dass scheinbar durch die halbe Stadt, in Wirklichkeit aber nur durch einige wenige Kanäle in Dorsoduro, südlich des Canal Grande, gejagt wird. Ausgehend vom Palazzo Stern am Canal Grande geht es durch den Rio del Duca (der ein U zurück auf den Canal Grande bildet) zurück, gelandet wird dann vom Rio di San Trovaso im Süden unmittelbar am Tronchetto ganz im Westen. Trotzdem: der Venedig-Teil des Films ist spannend, und diese Dreharbeiten hätte ich gerne gesehen.

Statt dessen habe ich vor einigen Jahren die Dreharbeiten des Walt Disney-Films "Casanova" auf der Piazetta mitbekommen - ein bisschen Schein, ein paar Dekorationen, ein paar Kostümierte.
Am beeindruckendsten waren die Schilder an den Metallabsperrungen, die mitteilten, dass jeder Mensch, der hier steht und guckt, für die nächsten 300 Jahre auf die Rechte der Widergabe von Aufnahmen seiner Person, Stimme etc. verzichtet. Wer seine Personenrechte behalten wollte, war aufgefordert, wo anders hin zu gehen. Ein Freund aus Burano, Fachmann für alte Boote der Lagune, wirkte als Ruderer für diese Museumsstücke mit und mußte in seinem Vertrag auf seine Personenrechte für die nächsten 1000 (!) Jahre verzichten. Wie schön, dass Buena Vista so zukunftsfroh ist...

Die biederen Brunetti-TV Filme lobe ich mir wegen ihrer Realität im Hier und Jetzt. Da sieht man auf Anhieb, wo die Szene stattfindet und vor allem, wo geschummelt wird. Die Langeweile des Plots wird aufgehoben durch die Quizfunktion: welches Gebäude? welcher Kanal? war ich da nicht zuletzt...?


Jenseits aller Katakomben habe ich bei YouTube ein schönes Video gefunden, das ich mir ansehe, wenn ich mal zwischendurch einen Spaziergang in Venedig brauche:

9. Dezember 2007

GEHEN BLEIBEN - im Kunstmuseum Bonn


Im Kunst-
museum Bonn gibt es bis zum 17.2.08 eine kleine, aber sehr schöne Ausstellung

"Gehen Bleiben.

Bewegung, Körper, Ort in der Kunst der Gegenwart
".

Für die, nebenbei, erstaunlich bescheiden geworben wird.

Die Anknüpfung für dieses Blog ist die 52. Kunstbiennale in Venedig (siehe Beitrag vom 5. Oktober), die vor zwei Wochen endete und bei der eines der 'Eventi Collaterali' "Ocean Without a Shore" von Bill Viola war, das mich sehr gepackt und beeindruckt hat.

Und nicht nur mich: eine Klasse von ca. 16jährigen, die sich laut und rempelig auf dem Fussboden der kleinen Kirche S. Gallo ausgebreitet hatte, war schnell und schweigend hingerissen von den Videos der unter einem Wasserfall heraustretenden und wieder verschwindenden Personen, und erst als der junge Punk, noch fern und in moiré, auf dem Screen erschien, kam wieder Bewegung auf, Handys wurden gezückt und ein kleines Blitzlichtgewitter ging nieder, als er in voller Schönheit durch den Wasserfall trat...

Unter 'artefakta' sind drei der Videos zu sehen (eines davon separat anzuklicken im kleinen Icon oben rechts).
Und es gibt auf der Viola-Website oben ein gutes Interview zum Herunterladen, in dem Viola die Idee (Rückkehr Toter von einem dunklen Ort durch eine Wasserwand um sich hochdefiniert und sehr farbig zu präsentieren...) und Produktionstechnik/verwendete Technologie ausführlich erklärt (selber reinhören).

In "Gehen Bleiben" sind zwei Videos von Bill Viola zu sehen, und weitere spannende und überraschende Exponate, die z. T. auch schon auf venezianischen Biennalen (von 1976-2005) vorgestellt wurden.

Auch der irische Künstler Willie Doherty ist beteiligt, mit dem bedrückenden und gleichzeitig spannenden Video 'Passage'. Ich hatte seine düsteren und beunruhigenden Videos (vor allem 'Ghost Story') im irischen Ausstellungsraum der Biennale im Herbst mehrfach hintereinander angesehen und war im Anschluss heilfroh, dass vor der Tür Venedig war und die Sonne schien. (Hier wieder ein Biennale-Video, leider sehr kurz, von 'artefacta'.)

Ich möchte die Ausstellung sehr empfehlen.
Nicht ohne die überflüssigen Mengen von überaus lästigen Museumswär-
tern zu beklagen, die mir besonders in den Bonner Museen unendlich auf den Zeiger gehen, jede Bewegung mit Argusaugen beobachten und sofort einschreiten, erlaubt sich jemand etwa ein Anzeichen von Unan-
gepasstheit. Aber gleichzeitig in kleinen Grüppchen, als seien sie in ihrer Küche, herumstehen und quatschen. Getoppt werden Sie nur von den staatlich angestellten Aufpassern in den kleinen dezentralen archäolo-
gischen Museen der griechischen Provinz...
Wie angenehm und entspannt sind dagegen die jungen Leute, die die Pavillons der Biennale in Venedig betreuen! Sitzen einfach nur freundlich an ihren Tischen im Eingangsbereich, überlassen die Besucher sich selbst, aber immer zugewandt und offen für Fragen!

Öffnungszeitungen und Führungen finden sich auf der Website, hier der Besuchertext (da wie gesagt, sehr zurückhaltende Werbung).

Obwohl die Ausstellung klein ist, soll man vor allem für Videos und Dokumentationen von Performances angemessene Zeit einplanen um sich darauf einlassen zu können.
Geduld und Hinwendung erfordern z. B. die Performances der Bodyart Künstlerin Regina José Galinda aus Guatemala, die ambivalente Gefühle auslösen und die anzusehen ich sehr anstrengend finde.
(Bei der Performance "Piel" allerdings meinte ich - beim Zoom auf das Füsse der Galinda - im Sekundenbruchteil venezianisches Pflaster zu erkennen, diesen Gedanken habe ich mir dann doch selbst nicht geglaubt - bis 50 m weiter der Kanal auftauchte...tja.)

Mit Anklicken Aktuelles, Veranstaltungen, Presseservice und dann "Download Pressebilder" kann man Beispielfotos aufrufen und ansehen.

Es wird übrigens 2008 ein weiteres Kunstgastspiel aus Venedig hier in Bonn geben: die Ausstellung Römer und Barbaren des Palazzo Grassi, die dort im ersten Halbjahr gezeigt wird und hier in Bonn in der Bundeskunsthalle ab Mitte August.


2. Dezember 2007

Canal Grande - die vierte Brücke dauert


Calatrava von Süden, Nov. 97

Da sich die Planung und vor allem die Realisie-
rung der vierten Brücke über den Canal Grande ja schon länger zieht
(siehe Beiträge vom 4. und 19.8.) sind ein paar Monate mehr auch nicht mehr entscheidend.
Im 'Gazzettino' wurde jetzt bekannt gegeben, dass die Eröffnung der Calatrava-Brücke um ca. 5 Monate verschoben werden soll.Es gibt wohl Probleme mit dem Spezialglas, das als Auflage verwendet wird.
Calatrava von Norden, Nov. 07
Aktuelle Fotos zeigen größere Aufbauten auf und unterhalb der Brücke. Obwohl
immer interes-
sierte Bauzaunguckerin kann ich mir das, was da zu beobachten ist, nicht wirklich erklären. Also gedu
ldig auf die Eröffnung im Frühling (?Sommer?), auf jeden Fall bei angenehmerem Wetter als im Januar, warten.


Pünktlicher sieht es aus bei der neuen Brücke in Castello


Die komplett erneuerte Brücke zur Insel Olivolo nach San Pietro di Castello soll laut Plan im Januar 2008 eröffnet werden, und der aktuelle Stand der Arbeiten macht den Eindruck, als ob der Termin eingehalten werden könnte.




Die Brücke selbst ist lang und flach, statt der Stufen am Anfang und Ende gibt es
eine Rampe, die sehr schön gestaltet ist, aber nach meiner Meinung die Mutter mit Kinderwagen zu schwerem Geschiebe zwingt und für den unmotorisierten Rollstuhlfahrer wahrscheinlich doch Hilfe nötig macht. Mit der Barrierefreiheit hat es die Stadt Venedig insgesamt, trotz aktuell noch belassener Rampen vom Marathon bis 6.2.08, nun leider wirklich nicht...

Rampe der neuen Brücke von San Pietro di Castello










Neue Brücke von San Pietro di Castello, vom jahrealten Holzprovisorium aufgenommen am einem trüben Novembermorgen



18. November 2007

San Giorgio Maggiore


Der Anblick der Insel von San Giorgio Maggiore ist für mich in der Har-
monie des Ensembles von Campanile, Kloster und Kirche (und auch
der modernen Marina) immer wieder bewegend. Die Schönheit der palladianischen Fassade funktionert allerdings nur von Weitem - vom San Marco-Ufer oder vom Wasser aus. Steht man direkt davor, lassen sich die Proportionen nicht mehr erfassen.

Der B
lick vom Campanile soll schöner sein als der vom Campanile gegenüber auf dem Markusplatz. Trotz mehrerer Anläufe habe ich es noch nicht geschafft, die strikten Öffnungszeiten (9:30-12:30, 13:30 - 17:30, im Winter 16:30 Uhr) logistisch in einem Komplettbesuch abzustimmen.

Versuch macht kluch, so funktioniert es: Am Sonntag (!denn nur dann wird auch die Führung in der Fondazione Giorgio Cini, d. h. dem Benediktinerkloster, angeboten!) kurz vor 9:30 Uhr Antritt auf der Insel (Linie 82), sofortiger Besuch des Campanile (durch die linke Tür in der Kir-
che vorne links). Ab 10:00 Uh
r stündlich die Führung (Karten à 12 €/Erw. im Eingang zur Fondazione Giorgio Cini links neben dem Kirchenportal). Danach Besichtigung der Kirche.

Man kann je nach Priorität den Turmbesuch länger ausdehnen und erst d
ie Führung um 11 Uhr nehmen, oder sich mehr Zeit für die Kirche lassen, dann muss man schnell wieder runter vom Turm und sich der Führung um 10:00 Uhr anschließen.
Auf
keinen Fall sollte man auf die sehr beeindruckende Führung durch die beiden Klosterteile (der ältere Teil "Kloster der Zypressen" und der neuere Teil von Palladio, mit der Treppe von Longhena) verzichten.

Die beiden Kreuzgänge sin
d gleich groß. Wobei der hintere, ältere durch die hohen Zypressen als mittige Vertikale deutlich kleiner und intimer wirkt als der vordere, der dafür in palladianischer Exaktheit und Harmonie glänzt. Die Flure im Obergeschoss wirken endlos, vor allem der große Flur mit den Türen zu den ehemaligen Mönchszellen.
(Beeindruckende Location für den Film 'In Memoria Di Me' von Saverio C
ostanzo, Wettbewerb der Berlinale 2007, läuft bisher anscheinend nicht in Deutschland).
Das Interieur der Bibliothek wurde nach der Auslagerung während der napoleonischen Zeit, als der Raum als Arsenal verwendet wurde, wieder eingebaut, der Saal ist stimmungsvoll und einladend, die PC-Arbeitsplätze diskret in Nebenräumen...
Die Bibliothek ist öffentlich nutzbar (gegen Abgabe des Personalaus-
weises am Pförterneingang der Fondazione), mehr zum Angebot auf
der Website der Fondazione.

Das Kloster hat eine überaus bewegte und spannende Geschichte von einem Papstwahl-
konklave über die napoleonische Kaserne bis zum aktuellen Stiftungssitz hinter sich. Hier gibt es
mehr Informationen, auch zur Kunstgeschichte, auf englisch und auf deutsch. Die Website der Fondazione Cini empfiehlt sich mit guten und übersichtlichen Informationen zur ausführlichen Lektüre.

In der Kirche hat Palladio ganz unwöhnlich den wunderschönen geschnitzen Chor hinter den Hauptaltar platziert. Da es keine Absperrungen gibt, kann man um den Altar herumgehen und die architektonischen und innenarchitektonischen Einzelheiten frei besichtigen. Bei meinem ersten Besuch an einem späten Nachmittag beteten die Mönche einen Vesper-Singsang hinter dem Altar. Da ich weder wußte noch sehen konnte woher dieser Gesang kam, war es wie Musik aus einem anderem Kosmos...Kreuzgang, Blick aus dem Haupttor der Fondazione Cini auf die Kirche der Pieta gegenüber

3. November 2007

Venedig barrierefrei...

... zumindest vorübergehend.

Rampe an den Zattere

Wer schon immer mal seinen gehbehinderten Freund oder seine Oma nach Venedig schleppen wollte und wegen der vielen rampenlosen Treppen darauf verzichtet hat, sollte jetzt zur Tat schreiten.

Seit dem Venicemarathon am letzten Wochenende bis zum 6. Januar 2008 sind einige Bereiche der Stadt barrierefrei. Die Rampen, die für die MarathonläuferInnen eingerichtet wurden, sind nicht wie sonst direkt wieder entfernt worden sondern bleiben bis zum Epiphaniefest installiert.

Rampe an der Ecke Via Garibaldi


Gesamtplan
Hellgelbe Bereiche: sind (laut Legende) generell barrierefrei
Dunkelgelbe Bereiche: sind vorübergehend barrierefrei
Grüne Punkte: vorübergehende Brückenrampen.



Unter den Links sind die Pläne zu finden:

Bereich Dorsoduro
Bereich um den Markusplatz
Bereich Biennale Gelände



23. Oktober 2007

Villa Cornaro - ein Ausflug aufs Festland



Vom Bahnhof kommen der erste Anblick der Villa Cornaro - riesig!



















Kein Versehen - es geht tatsächlich um einen Ausflug aufs Festland. Mit der Bahn für knapp 3 Euro in 40 Minuten nach Piombino Dese, zwecks Besichtigung der Palladio-Villa Cornaro.

Am Anfang dieser Tour stand eine Googlesuche mit dem Stichwort "Palladio", die mich auf die Website von Carl Gable führte.

Er und seine Frau Sally sind seit 1989 Besitzer einer Villa, die Andrea Palladio für die venezianische Familie Corner/Cornaro in Piombino Dese baute und haben das Buch 'Palladian Days' veröffentlicht, das ich in der Folge mit echten Vergnügen las und empfehle. Es ist ein sowohl warmherziger und liebenswerter als auch präziser Bericht über ihre Erfahrung mit dem Erwerb einer berühmten denkmalgeschützten Immobilie und der Integration unter speziellen Bedingungen, dank nachbarschaftlicher Unterstützung und offener, pragmatischer, scheuklappenfreier Einstellung. Durch die freundliche und humorvolle Schilderung kommt (zumindest bei mir) kein Hauch von Neid auf, sondern Freude, dieses Abenteuer lesend miterleben zu können. (Buch kann bei internationalen Versandbuchhandlungen bestellt werden. Keine deutsche Übersetzung.)

Die Gables steigen in ihrem Buch und auf ihrer Website sehr informativ und übersichtlich in die Themen 'Palladio' und 'Cornaro' ein. Von beiden hatte ich bis dahin keine tiefergehenden Informationen - die Palladio-Kirchen in Venedig, die Königin Katharina Cornaro von Cypern, einige Corner-Palazzi
am Canal Grande.

Und natürlich - über Cypern hinaus - die Verknüpfung der Familie Corner zu den venezianischen Kolonien im Mittelmeer, für deren Geschichte ich mich interessiere. Männer der Familie Corner/Cornaro spielen über Jahrhunderte hinweg immer wieder führende Rollen in der Verwaltung von Kreta, Kythira etc..

Wirklich bekannt war mir nur der kretische Dichter Vitsentzos Kornaros, Autor des vertonten Gedichts "Erotokritos" (mehr Informationen und 2 Interpretationsbeispiele: ein klassisches des 1980 verstorbenen kretischen Künstlers Nikos Xilouris und ein szenisches des Greek Festival Athen 2015, nachträglich hier eingefügt), ein Zeitgenosse Palladios. Da ich bisher ve
rgeblich nach Informationen über den (möglicherweise venezianischen) Hintergrund dieses Kornaros gesucht hatte und die Gables in ihrem Buch die Arbeit an einem Stammbaum der riesigen Familie Corner schildern, suchte ich den Kontakt zwecks Informationsaustausch. Eine Mischung aus Fakten und Intuition lässt Carl Gable vermuten, dass Vitzentsos Kornaros zu einem der Corner-Zweige gehört,und zur Vertiefung des Austauschs sowie zur Besichtigung des Corner-Gable-Hauses wurde ich eingeladen, die Villa zu besuchen.

Blick vom hinteren Portiko auf den Garten
Der Eindruck ist übewältigend durch die Größe des Baus, seine vollkommene architektonische Übersichtlichkeit (für mich als Laien) und die physisch fühlbare Harmonie der Proportionen. Darüber hinaus wurden die Räume der Villa zwei Jahrhunderte nach ihrer Errichtung mit Fresken biblischer Themen in warmen aber sehr zurückhaltenden Farben (im Gegensatz zu "venezianischen" Farben) ausgeschmückt.

Die Möblierung der alten Villa in einer Mischung aus schönem und funktionalem Alten und Neuen (Küche! Bad! knallrote Couch!) macht aus dem Riesengeb
äude mit den enorm hohen Räumen eine sehr wohnliche Residenz.Die beiden Aussentreppen aus dem Vorgarten in die Villa hinauf und, gegenüberliegend, aus der Villa in den Garten hinunter erlauben durch sehr flache und breite Stufen einen überaus bequemen und gleichzeitig eleganten Schritt und erinnern mich an die Prachttreppen im Palast von Phaistos auf Kreta. Aber das ist eine andere Geschichte...

Die Pappelreihen im Garten hinter der Villa, die man in älteren Bildbänden noch sieht, mussten im letzten Winter wegen Bruchgefahr geschlagen werden und sind bereits durch junge Bäumchen ersetzt worden. Derzeit überlegen die Gables, ob der frühere, jetzt trockene Teich im Garten, über den eine siebenbogige Brücke führt, wieder mit Wasser gefüllt werden soll.



Brücke über den ehemaligen Teich im Garten der Villa,
dahinter strecken sich noch immer Felder

Die Villa Cornaro steht nicht in den regulären Venedig-Führern. Eine Besichtigung ist aber ein eindrucksvolles Erlebnis. Sally und Carl Gable empfangen Besucher überaus freundlich.

Sie sind Mai und September in Piombino Dese, Besucher können Samstags von 15:30 - 18:00 am Eingangstor klingeln. Gruppen können auch ausserhalb ihrer Anwesenheit einen Besuch vereinbaren. Kontakthinweise auf der Website, per Mail und Telefon.



















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17. Oktober 2007

Musik aus Venedig

Heute mal was ganz anderes: Musik aus Venedig zum Kennenlernen!
Weiteres zur Band

10. Oktober 2007

San Francesco della Vigna



















Das Kloster San Francesco della Vigna liegt im ruhigen Nordosten Venedigs, zwischen dem städt-
ischen Krankenhaus und dem Arsenale, an der Vaporettohaltestelle Celestia. Vom Wasser
aus sieht man es direkt links der Gasbehälter. Es grenzt an die Laguna Nord und hat noch ein altes Wassertor in der Gartenmauer. Aktuell ist eine Renovierung an der Gartenmauer zur Lagune per Bauschild angekündigt, ich vermute, die Mauer selbst ist das Objekt der Renovierung.

Hier ist die Stelle, an der San Marco ein Engel im Schlaf erschien mit den Worten PAX TIBI MARCE EVANGELISTA MEUS, dem Satz, der auf vielen Darstellungen im geöffneten Buch steht, das der geflügelte Löwe mit seiner rechten Tatze hält. Die Geschichte beweist den frühen genialen Sinn der Venezianer für Marketing, gut erfunden und gut verwertet bis auf den heutigen Tag!

Campanile San Francesco della Vigna,
der überragende Turm am Nordufer Venedigs

























Frisch mit dem Alilaguna-Boot vom Flughafen ankommende Reisende werden ab Murano ganz aufgeregt 'der Markusplatz!!' weil sie den Campanile von San Francesco della Vigna für den Campanile von San Marco halten. Die beiden Türme sehen ähnlich aus, wenn auch San Marco natürlich viel größer ist.

Einzelheiten über die Kirche San Francesco
finden sich in jedem Führer, insbesondere über die schöne, von Palladio entworfene Fassade. Zu ergänzen ist, dass die Person, die die Kirche schmückt, eine Schwäche für weisse Lilien hat. Bei bisher jedem Besuch empfing mich eine entrückende Wolke Lilienduftes von frischen Sträußen, die im rechten Chorbereich stehen. Im linken Chorbereich ist die wunderbare Badoer-Kappelle der Lombardos.


Fassaden San Francesco (links) und Palazzo Gritti (rechts) im Hintergrund Säulenreihe und Brücke über den Rio di San Francesco











Wohngasse hinter San Francesco









Wie man auf der Satellitenaufnahme sehen kann, liegt rund um den Campo della Confraternita ein Gebäudeensemble von Kirche, Kloster, zwei Kreuzgängen und einem großen Garten sowie dem Palazzo des Dogen Andrea Gritti. (Dieser Palazzo ist TV-Glotzern bekannt als "Questura" in Verfilmungen von Donna Leon - Venedig-Krimis, inklusive zugehöriger Gruppe von braun-weissen Säulen und Brücke über den Rio di San Francesco.)


In die Kreuzgänge kommt man nur durch die Tür vorne links in der Kirche. Zunächst betritt man die Kapelle mit der gerühmten Bellini-Madonna (Münzautomat für die Beleuchtung). Dann links in den ersten Kreuzgang, dahinter liegt der zweite, etwas größere Kreuzgang mit einer Statue von San Francesco. Beide sind Räume der Stille, besonders am frühen Morgen, wenn man sich dort alleine aufhält.






2. Kreuzgang (oben)
Die weiteren Fotos: 3. Kreuzgang zur Lagune hin mit Klostergarten












Rechts der beiden Kreuzgänge liegt der Klostergarten, dessen Pforte ich bei meinem ersten Besuch an einem sehr frühen Maimorgen weit offen fand. Es gibt dort einen dritten (halben) Kreuzgang und eine Tür zum Refektorium, aus der freundliches Geschirrklappern zu hören war.

Der Garten
ist so gepflegt und üppig, wie man es von einem Kloster-
garten erwartet:
Kräuter, Zwiebeln, Rüben, Kartoffeln, Paprika, Artischo-
cken, Tomaten, Zucchini, Bohnen, Salat, Beeren- und
Blumensträucher, Obstbäume aller Arten, einen kleinen Weingarten (Vigna!), Blumen, Zypressen, Palmen, Vögelgezwitscher. Er endet an der Mauer (mit dem alten Wassertor) zur Laguna Nord.








Der Weingarten














Es ist hier wie so oft in Venedig: man tritt durch eine Tür und ist in einer anderen Welt. Während ich eine glückliche Stunde der Kontemplation auf dem Mäuerchen des Kreuzgangs sass, arbeitete ein weisshaariger Mönch in einiger Entfernung gebeugt im Gemüse und ich glaube, er hat mich überhaupt nicht wahrgenommen.Oder es war venezianische Höflichkeit...


Wassertor in der Gartenmauer zur Laguna Nord
















Aktuell bis zum 21. November stellt im Rahmen der
52. Kunst-
biennale Syrien in San Francesco della Vigna aus.






5. Oktober 2007

52. Kunstbiennale Venedig - noch 6 Wochen


Nicht verpassen!

Am 21. November schließt die 52. Kunstbiennale. Sie ist wie immer eine tolle Wundertüte aktueller Kunst, aus der man sich Überraschungen aller Arten und Mengen fischen kann.

Am Eingangscafé der Giardini "La
Grande Catalina" (KünstlerIn leider nicht notiert)

Es gibt wie immer die zwei zentralen großen Ausstellungsbereiche, die sonst nicht öffentlichlich zugänglich sind: die Giardini und ein kleiner Teil des Arsenale. Dafür zahlt man einen moderaten Eintritt von 15 € (Ermäßigungen siehe die Website der Biennale, unten).




Giardini

Österreich, Herbert Brandl Griechenlandpavillon

Die Aus-
stellungen in den Länder-
pavillions und -ber
eichen sind übersichtlich (auch die damit verbundenen Fusswege), und mit dem kostenlos verteilten grün-roten Ausstellungsheft findet man sich gut zurecht, sogar im Italienischen Pavillon der Giardini, der das etwas labyrinthische Herzstück der von Robert Storr zusammengestellten Schau ist. (Es gibt seit diesem Jahr noch einen zweiten Italienischen Pavillon im Arsenale.)



Pavillon Rumänien aussen

Pavillon Japan, Masao Okabe









Arsenale

Blick in die Austellung der Corderie

Guillermo Kuitca, Argentinien)


Ausstellungsgelän
de Arsenale












Ausstellungsorte in der Stadt

Neben den Giardini und dem Arsenale gibt es, und das ist das Besondere und Spannende an der Biennale di Venezia, überall in der Stadt zusätzliche Ausstellungen und "Collaterale Events" von Ländern, die über keinen (tradionellen) Pavillon verfügen und von Einzelkünstlern.


Pavillon Mexico (zum ersten mal dabei) im Palazzo Soranzo van Axel. Hinterer der beiden Innenhöfe und Blick aus dem 2. Piano Nobile. Eine vielleicht einmalige Gelegenheit, diesen Palast zu besichtigen. Er steht zum Verkauf...)

Die Teilnahme an der Biennale wird von den teilnehmenden Ländern organisiert und bezahlt. 'Man' kann aber auch per Teilnahmebeitrag von 20.000 € + Miete einer Lokalität + Einstellung von Ausstellungspersonal, z. B. Studierende, sich die Teilnahme selber organisieren. Man sollte ca. 100.000 € einplanen für die Zeit Juni-November...

Der Eintritt in diese Ausstellungen ist frei, geht einfach rein, wo immer das quadratische rote Biennale-Logo im Stadtbild, an einem Hauseingang zu sehen ist, und sucht die Überraschung!


Einzelausstellung Jan Fabre im Palazzo Benzon; Exponat im Androne und Blick vom Piano Nobile auf den Canal Grande









Die Überraschung ist doppelt, denn man landet z. T. in Gebäuden,
die sonst verschlosssen sind (Ausstellung Mexico im Palazzo Soranzo Van Axel bei der Miracoli Kirche), die nur für Veranstaltungen zur Miete stehen, zu denen ein Normalbürger normalerweise keinen Zutritt hat (Ausstellungen Armenien, Schottland, Lateinamerika im Palazzo Zenobio, Bildungsinstitut der armenischen Mechitaristen am Rio d. Carmini in Dorsoduro) oder von außen bestens bekannt, aber strikt privat sind (Ausstellung Luxemburg, Ca' del Duca am Canal Grande).


Verschiedene Länder- und Einzelausstellungen im Palazzo Zenobio: Garten mit Bibliothekgebäude, Blick auf den Carmini-Campanile; Ballsaal mit 1 (!) Exponat (Guatemala)


Doppelte Überraschungen bieten auch Verbindungen von Kunstwerken mit dafür ursprünglich nicht vorgesehenen Räumen, z. B. Kirchen oder Klöstern (Ausstellung Syrien in San Franceso della Vigna) Krankenhäusern oder konvertierten Anlagen (Vedova-Ausstellung auf Sant' Erasmo, Torre Massimiliana).



Das sind einige Beispiele von insgesamt 87 Events, die sich über Stadt und Inseln verteilen.


Man kann also, neben dem massenhaften und spannenden aber auch ziemlich erschöpfenden Kunstkonsum an den beiden zentralen Stellen, insgesamt locker eine Woche damit verbringen, die Stadt zu durchwandern und durch das Wundertütenangebot neue Perspektiven zu gewinnen, insbesondere auch jetzt im Herbst. Die Öffnungszeiten sind an allen Ausstellungsorten nur 10:00-18:00 Uhr, was, wenn man nur wenige Tage hat, zu logistischen Problemen führen kann. Deshalb lieber ein bisschen mehr Zeit nehmen!


Torre Massimiliano, Sant' Erasmo




Hier ist die offizielle Site der Biennale di Venezia
Hier gibt es einen fotografischen Rundgang durch die wichtigsten Länderpavillons
(und gute Ausstellungsplan- und Stadtplanauszüge, die die Orientierung erheblich erleichtern!)
Hier gibt es einen vollständigeren Rundgang, der viele Videos, teils von den ausstellenden Künstlern selbst hergestellt, und Interviews mit den Künstlern bietet, zum Teil aber auch Blicke auf die Ausstellungsorte (für Venedig-Freaks...)

Im November bieten die ersten Hotels schon ihre Winterermäßigung an, während der letzten beiden Biennale-Wochen kann man zum Teil recht preisgünstig wohnen. Die Sache kann fast um die Hälfte billiger werden als im Oktober, ist also auch für schmale Budgets finanzierbar. Beispiel: das sehr einfache, bahnhofsnahe aber preisgünstige Hotel Guerrini,zwischen Bahnhof und Canale di Cannaregio; das überaus angenehme und sehr freundlich familiengeführte Hotel Boccassini in der Nähe der Fondamente Nove; und etwas teurer, aber nur wenige Schritte vom Piazzale Roma das Hotel Canal mit Blick auf die neue Brücke. (In diesen Hotels habe ich schon gewohnt bzw. wohne regelmäßig dort, aber per Internetrecherche finden sich weitere Angebote unterschiedlicher Preis- und Luxusstufen.)