Monteverdis L'Orfeo in S. Maria Gloriosa dei Frari
Kein noch so perfekt vorbereiteter Venedigbesuch verläuft nach Plan. Gebäude, die in jedem Führer stehen, sind ohne Terminangaben wegen Restaurierung jahrelang geschlossen; andere sind nur zur Führungen am Wochenende geöffnet oder nur ein paar Mal im Jahr; manche Kirchen sind werktags immer offen oder nach dem Gutdünken der Verantwortlichen; manche Gebäude stehen dem Publikum nie zur Verfügung, dann aber doch aus Anlässen wie z. B. der Biennale. Venedig ist und bleibt eine Wundertüte, auch für BesucherInnen, die regel-
mäßig vorbeikommen.
Für kulturelle Veranstaltungen in Venedig gibt es Pläne, auf die man sich verlassen kann. Die der Museen, der Traditionsfeste, der Biennalen etc., und es gibt Veranstaltungen außerhalb der Pläne, die kurzfristig bekannt werden. Mit Terminlisten versu-
che ich, möglichst viele interessante Veranstaltungen einzu-
fangen, Sport, Flohmärkte, Musik, Kunst... aber nie wird es gelingen, alle Angebote aufzulisten.
lose) Gastveranstal-
tungen von Schulen, Hochschulen, Chören, die im Vorfeld ihres Venedigsbesuchs einen Auftritt organisieren, meist in einer Kirche, die sich ja für Konzerte besonders gut eignen. 2011 konnte ich z. B. ein Konzert einer Mädchenschule aus der Republik Südafrika in San Francesco della Vigna hören, beeindruckt von der musikalischen Qualität wie von der rappelvollen Kirche. Für die Aufführenden ist ein Auftritt in einer venezianischen Kirche oder einem Palazzo sicher ein unvergesslicher Höhepunkt. Dafür wird wenig Werbung gemacht - ein paar Handzettel, ein paar einfache kopierte Kleinplakate an einer Hauswand oder an der Pinnwand einer Kirche. Man sollte unbedingt darauf achten, um solche Gelegenheiten nicht zu verpassen.
Im Juli dieses Jahres trat die Musikakademie der Universität Ljubljana in der Basilica dei Frari auf. Hier gibt es im Sommer immer wieder kurzfristig Gastkonzerte von Chören oder Orchestern, aber in diesem Fall wurde Claudio Monteverdis erste Oper, L'Orfeo, gespielt!
Die Aufführung wurde komplett aufgezeichnet und auf YouTube veröffentlicht, wo ich sie in den Weihnachtsferien-
tagen zum Glück und per Zufall fand.
Die Szene liegt vor der geschnitzten Holzwand, die das Chor-
gestühl zum Hauptraum abschließt und die ein wunderbares Bühnenbild liefert. Das Portal zum Chorgestühl ist auch die Stelle, von der Charon und Apollon die Szene betreten. Die Aufzeichnung ist nicht perfekt (offensichtlich keine spezielle separate Tonaufzeichnung), aber die hohe Qualität des gesamten Ensembles ist so überzeugend, dass man sich schnell daran gewöhnt und ungestört dem Musikerlebnis hingeben kann. Kostüme und die Beleuchtung und damit die Wirkung des Auführungsortes tragen zusätzlich zu einem wunderbaren Kunsterlebnis bei, buchstäblich bis zum letzten Takt.
Ich wünschte wirklich, ich hätte diese Aufführung in der Frari erleben dürfen, wenige Schritte entfernt vom Grab des hoch verehrten Claudio Monteverdi und wünsche Lesern und Leserinnen ein gesundes neues Jahr und glückliche Fügungen in Venedig oder anderen Orten.
Libretto von Alessandro Striggio
(Wer mag, kann den StudentInnen und LehrerInnen aus Ljubljana danken und applaudieren, indem er/sie unter YouTube auf "mag ich" klickt.)
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