3. August 2014

Werkbund - Ausstellung im Palazzo Tron

Modell GRAFT
In einem Beitrag zur Architekturbiennale klagte eine Bloggerin, sie hätte "Modelle" vermisst. Sind vielleicht wirklich nicht mehr der Mainstream, aber z. B. die Griechen und Ungarn haben sehr hübsche im Angebot; die Modelle der Parlamentsgebäude, die Österreich an die Wände gepappt hat, sind vermutlich nicht gemeint. 

Tolle Modelle zu besichtigen gab es in der leider bereits beendeten Ausstellung "This is modern" des Deutschen Werkbunds im Palazzo Tron, einer der Sitze der Universität IUAV, Fakultät für Architektur. 25 deutsche Architekturbüros waren um Vorschläge für einen neuen Nationenpavillon für Deutschland gebeten worden.

Das Nationenkonzept der Biennale wird im Kunstbereich seit längerem kontrovers diskutiert. Die Selbstdarstellung Deutschlands durch die Architektur des Pavillons Germania weckt geradezu Leidenschaften. Aus meiner Sicht gehört Architektur zur Kulturgeschichte und ist damit auch ein wich-
tiges Medium der historischen Orientierung und politischen Auseinandersetzung. Teile deutscher Geschichte noch im 21. Jahrhundert zu verschweigen, vertuschen, leugnen und im Falle von Architektur abzureißen ist natürlich indiskutabel. Unabhängig davon über einen Neubau nachzudenken (Australien baut gerade neu, warum, weiß ich nicht. Der alte Pavillon mit dem "Keller"raum gefiel mir gut.) und Ergebnisse zu präsentieren ist legitim und das Ergebnis hat zum Teil überrascht, war auf jeden Fall eine spannende Ausstellung. 



Blick aus dem Wassertor der Ca'Tron auf das Apartment Richard Wagners 
Der Besuch der Ca'Tron und ihres Gartens (aus dem man mehr machen könnte) als Uni-Gebäude ist eigentlich auch ohne Ausstellung möglich. Der Aufbau der Modelle im geräumigen Androne genau gegenüber dem Seitentrakt der Ca'Vendramin-Calergi, bei weit geöffnetem Wassertor, war allerdings schon sehr beeindruckend. Hier gab es Modelle satt und detaillierte Beschreibungen der Planung - keine Computermonitore, keine Videowände.
In einem der Seitenräume konnte man Veröffentlichungen des Werkbundes (und Ausstellungsplakate etc.) erwerben, sich mit freundlichen jungen RepräsentantInnen unterhalten; außerdem gab es jede Menge Werbematerial, Imagebroschüren etc. von Sponsorfirmen kostenlos. 

Ein Teil der Vorschläge beruht auf Neubauten, die ich schon erstaunlich finde (z. B. die palladianische Inspiration von Uwe Schröder oder der Hammer von GRAFT, die dezentere, klare Struktur von A&P, der Bunker von Kleihues). Die meisten Wettbewerber arbeiten mit dem alten Gebäude und lassen sich z. T. schöne Sachen einfallen (wie die Treppen- und Dachidee von Grüntuch, die Säulen von Dudler, Säulen & Dach von Patzschke


Mein Favorit von hps, tschoban, voss
Mein Favorit ist die geniale Idee von nps tschoban voss: Entkernung des alten Pavillons und Entfernung des Daches sowie dschungelmäßige Innenbepflanzung der "Ruine". Schrä-
ger Aufsatz einer gläsernen Schachtel für die Ausstellungen + gläserner Altana, die beide einen grandiosen Blick über das San-Marco-Becken und die Inseln erlauben. Das würde ich schon gerne erleben.


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