Doppeldebüt am Canal Grande: Mauritius und Palazzo Flangini
men Stelle links außen... auf der Website von J-CR (siehe Link oben) liest man: Gebäude unvollendet. Das Nachbargrundstück konnte nicht wie geplant erworben werben. So ein Pech, da fehlt quasi 1/3 des Hauses. Aber so hat das Gebäude neben der Schönheit seiner Fassade noch das besondere Merkmal 'unvoll-
endet' wie z. B. auch der gut 100 Jahre später erbaute Palazzo Venier dei Leoni, dem alles fehlt, was über das Wassergeschoss hinausgehen würde.
Die Flangini waren eine wichtige einheimische Familie auf Zypern, deren Männer ab dem 14. JH ihr Blut (nein, nicht spendeten, sondern) opferten für die Serenissima und später das venezianische Königreich Zypern. Zunächst im Streit mit den Genuesen, dann gegen die Osmanen. Im Zuge des Verlusts der Insel (im Jahr 1571) zog die Familie nach Venedig, 1638 kaufte Tommaso Flangini zunächst zwei alte Palazzi als Baugrund für dieses Haus. 1664 wurde der erste Flangini, nämlich Girolamo, im Großen Rat der Serenissma zugelassen - den Nobelstatus hatte die Familie zuvor erlangt durch Zahlung von 100.000 Duka-
ten für den Krieg mit den Osmanen um das venezianische Königreich Candia/Kreta.
ten für den Krieg mit den Osmanen um das venezianische Königreich Candia/Kreta.
Die Flangini endeten 1804 mit dem letzten Nachkommen, Ludo-
vico, der nach Ehe und Vaterschaft als Witwer (!) immerhin noch Patriarch von Venedig wurde und als Kardinal am Konklave zur Papstwahl 1799-1800 auf S. Giorgio Maggiore teilnahm.
vico, der nach Ehe und Vaterschaft als Witwer (!) immerhin noch Patriarch von Venedig wurde und als Kardinal am Konklave zur Papstwahl 1799-1800 auf S. Giorgio Maggiore teilnahm.
Das Haus steckte lange Zeit hinter Gerüsten und Planen und steht jetzt für 'Events' zur Vermietung. 2014 gab es als Neben-
ausstellung zur Architekturbiennale im Androne eine schöne Fotoausstellung mit Portraits des Dutzends globalberühmter ArchitektInnen bei nicht funktionierender Beleuchtung (jeden-
falls, als ich da war).
ausstellung zur Architekturbiennale im Androne eine schöne Fotoausstellung mit Portraits des Dutzends globalberühmter ArchitektInnen bei nicht funktionierender Beleuchtung (jeden-
falls, als ich da war).
Jetzt ist im Androne eine gemeinsame Ausstellung von Lena Liv und Lindy Nsingo "Dancing makes me joyful", die mich leider kalt lässt. Pastellfarbene Blüteninstallationen von Lena Liv und eine Tanzperformance von Lindy Nsingo, die live vermutlich beein-
druckend ist, aber nicht auf sehr kleinen Monitoren, und mal wieder kein geduldfördernder Stuhl. Ach, Künstlerinnen, die in ihrer Arbeit aufgehen aber nicht über deren Rezeption nach-
denken!
druckend ist, aber nicht auf sehr kleinen Monitoren, und mal wieder kein geduldfördernder Stuhl. Ach, Künstlerinnen, die in ihrer Arbeit aufgehen aber nicht über deren Rezeption nach-
denken!
Besser, bzw. gut wird es im Piano nobile. Eine wunderschöne Restaurierung, Fresken, Gemälde, Kamine, Balkendecken, Stuck, Murano - besuchenswert, bewundernswert.
Die erste Biennale-Ausstellung von Mauritius (ich bin nicht geografiefest genug und muss das googeln: Mauritius) "From one citizen you gather one idea" zeigt Arbeiten zu Kolonialismus und Postkolonialismus, Inklusion und Differenzierung von 14 KünstlerInnen, 7 aus Mauritius, 7 aus Europa; Werke, die zum Teil überraschen und mir gut gefallen. Die Ausstellung ist klein, aber insgesamt gibt es viel zu sehen und witzige Interaktionen zwischen der Gegenwartskunst und der pompösen Raumge-
staltung des 17. JHs.
staltung des 17. JHs.
Und es gibt mal wieder - die dankbare Biennalewanderin fläzt sich umgehend - ein paar wunderbare Sofas, weiches weißes Leder, im Hintergrund, fast zu übersehen! An der dem Canal Grande abgewandten Seite, hinter großen Topfpalmen liegt diskret diese Oase, ein paar BesucherInnen kommen und gehen durch den Portego und die Nebenräume, aber dieser herrliche Salon ist für jetzt allein meiner.
Haltestelle Ferrovia, weiter Lista di Spagna bis zur letzten Gasse (Calle Flangini) rechts vor dem Campo S. Geremia oder auf dem Campo S. Geremia direkt rechts gehen (hier heißt der Platz Campiello Flangini) bis zum Haus in der Ecke.
Ich begleite und führe zu Biennale-Ausstellungen in interes-
santen Gebäuden in der Stadt. Auch themen- oder personen-
orientierte Begleitungen können angefragt und abgestimmt werden über einen Klick ganz oben rechts in der dunkelgrünen Spalte.
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