28. November 2020

Die Tage des Konsums...



... rauschen wieder. Und wir, die wir alle in diesem Jahr die in- und ausländischen Reiseeinschränkungen respektiert und in Erwartung der angekündigten 2. Covid-Welle auch noch generell auf Reisen verzichtet haben, finden zum Jahresende ungeplante Reste auf unseren Konten. Was tun? Aufsparen für eine Reise nach Venedig - besonders lang (1 ganzer Monat?) oder besonders aktiv (vormittags Italienischkurs, nachmittags Ruderkurs voga alla veneziana?), oder besonders komfortabel und stilvoll (einen ganzen Palazzo mieten?) - in der Zeit "danach"?
Oder sich großzügiger als je am Konsumrausch beteiligen und die vermissten physischen Kontakte kompensieren durch die Freuden des Schenkens? Oder eine pompöse und wirksame Spende überweisen? Hier sind ein paar wenige Vorschläge; nicht zu übersehen die Tipps in den bisherigen 3 Einträgen (von denen so schöne Dinge wie Museumsjahreskarten wohl auch noch für das kommende Jahr kaum in Frage kommen, leider). 


Alte Tipps, kann man noch mal durchsehen 

und vielleicht noch einen Blick auf das Label Buchempfehlung werfen (59 Einträge)


Ergänzungen zu Kunst und Kunsthandwerk

In einem Artikel bei Artribune fand ich einen Hinweis auf einen neuen Versandvertrieb von Murano-Glaskunst: Vaporetto. Versandschluss vor Weihnachten: 13.12.20. Wer genug Platz hat für schöne künstlerische Designprodukte und dafür etwas ausgeben will, findet hier vielleicht Passendes.

Und auch venezianisches Holzdesign, hergestellt aus recyceltem Lagunenholz, Glas und anderen Materialien ist edel und nicht ganz billig, auch online, zu erstehen bei Lunardelli Venezia.
 
Videokunst digital ist vielleicht noch kein alltäglicher Konsumrauschartikel, aber originell, praktisch und ohne Einsatz des Paketzusteller erhältlich und kann, wenn es passt, viel Freude schenken. Ich schlage Doug Fosters Arbeiten "Citiy of Water" "The Floating City" bei Sedition Art vor. Mir gefällt das zweite Video sehr, wenn auch die künstlerische Bearbeitung leichte Seekrankheitssymptome bewirkt, bei mir zumindest.

Und wie immer empfehle ich überzeugt die Produkte aus den beiden venezianischen Knästen - Frauen und Männer - die sich mitten in der Stadt befinden und nützliche Dinge herstellen und verkaufen. Das Frauengefängnis auf der Giudecca hat einen wöchentlichen Bio-Obst- und Gemüsemarkt und stellt Biokosmetik her, das Männergefängnis in der Nähe des Kreuzfahrtterminals die Taschen aus recycelter Plastikplane. Nicht so berühmt wie die Marke Freitag, aber viel origineller mit dem Label "Malefatte". Auch online bestellbar.


Bücher 

Ein echtes "Must-have"-Buch zur venezianischen Kunst und Kunstgeschichte ist zur Zeit extrem herabgesetzt u.a. bei Frölich und Kaufmann im Angebot: Venedig. Kunst der Renaissance. Norbert Huse und Wolfgang Wolters. Große schwere Schwarte, unverzichtbares Handbuch von den beiden deutschsprachigen Venedigexperten, deren Bücher ich bereits oft empfohlen habe.

Ein Buch, das ich nicht gelesen habe und (leider) nicht nutzen werde: Transalp Roadbook 10, von München nach Venedig; Andreas Albrecht. Erschienen im Januar 2020 und vielleicht ein interessanter Hinweis für sportliche Menschen, die in der Covidzeit auf Massentransport verzichten wollen. Dazu gehören muss auch noch wissen: offizielle Hinweise zu Verleih und Nutzung von Rädern sowie Verleih und Nutzung von Elektrorädern um Venedig herum und im Lagunenverkehr; Parken von Fahrrädern und das Fahrradwegenetz im Großraum Venedig.

Ein Buch, das ich gerade lese und sehr empfehlen, ja geradezu ans Herz legen möchte, ist "Venice, an Odyssey" von Neal E. Robbins. Untertitel: "Hope and Anger in the Iconic City". 500 Seiten, ich bin erst auf S. 198, aber ziemlich begeistert. Im Juli erschienen, also aktuell bis einschließlich 2019, in flott lesbarer, unakademischer englischer Sprache (keine Übersetzung bisher). Eine Recherche zur Geschichte, aber in erster Linie zur aktuellen Situation Venedigs mit allen überwältigenden Problemen und dys- bis utopischer Zukunft. Gespräche mit "ganz Venedig", Künstler- und Kunsthandwerker*innen, Vertreter*innen von Bügerinitiativen, Aktivisti*innen, Musikern, Autor*innen, Historiker*innen, Umweltwissenschaftler*innen, Museums-, Universitäts- und Volkssportleuten, Ein-, Aus- und Rückwander*innen, Politiker*innen, alle, alle, im gemeinsamen Thema Venedig verknüpft. Wer sich wie ich mit den Lokalblättchen und der unsäglichen Lokalpolitik abmüht und sich manchmal fragt, was zum Henker..! versteht hier besser Entwicklungen, Zusammenhänge, und Perspektiven. 
Hier kann man einen soliden Trailer mit dem Autor ansehen (ein Werk von Giovanni Pellegrini, Regisseur von "Città delle Sirene") und (wenn man will, bei Amazon oder anderswo) bestellen. Gebraucht ist es noch nicht zu finden.
Rezension in italics Magazin, 18.11.20: A Future For The Past: The Venice ParadoxArtikel von Neal Robbins im Jewish Chronicle, 23.8.20: Serene Venice.
Ergänzung 10.12.: Ein Mailkontakt zum Autor N. E. Robbins ergab: Soeben ist eine Neuauflage erschienen, die zusätzlich die politischen und sozialen  Entwicklungen des Jahres 2020 berücksichtigt. Im Frühjahr 2021 veröffentlicht auch ein italienischer Verlag das Buch in seinem Programm, sowie eine italienische Übersetzung. Eine deutsche Übersetzung ist bisher nicht geplant (was ich ihm aber dringend empfohlen habe).


Spenden

Wer für Restaurierungsarbeiten im Zusammenhang mit dem Hochwassersturm vom 12.11.29 spenden möchte, kann das noch viele Jahre tun. Die Schäden sind enorm. Unter anderem hier werden Spenden gerne angenommen:
* Save Venice (amerikanische Stiftung für die Erhaltung Venedigs)
* Venice in Peril (britische Stiftung für die Erhaltung Venedigs)
* Fondazione Querini Stampalia, deren kostbare Bibliothek großen Schaden nahm, wie auch im Film "Citta delle Sirene" zu sehen war. Spendenoptionen.


Extras

Vielleicht ein bisschen Luxus? Ein Tabarro? Mit Hut, Schal und Handschuhen? Ich habe seit Jahrzehnten einen schönen abgewetzten langen Umhang mit Kapuze aus Indien und träume von einem echten Tabarro, wäre aber pure Overconsumption. In meinem Fall, aber für andere vielleicht nicht? Auch online zu kaufen: Il Tabarro San Marco.

Eine Führung nach Wunsch, auch als Geschenk(-gutschein) möglich und im Detail zum passenden Zeitpunkt festzulegen: Nachfrage in deutscher Sprache bei Luisella Romeo, (l.romeo@seevenice.it), die auch die von mir empfohlenen virtuellen Führungen anbietet. Eine professionelle, mehrsprachige Profiführerin, die sich den Covidbedingungen kreativ anpasst. Und irgendwann werden wir ja hoffentlich alle wieder in Venedig eintreffen...!


Ergänzung 22.12.
Heute fand ich auf dem Twitteraccount von Luisella Romeo einen Hinweis auf Geschenkgutscheine der venezianischen Kunsthandwerker*innenbetriebe. Eine sehr schöne Idee, besonders in den zu erwartenden Monaten, in denen wir Venedig weiter fernbleiben (müssen) und als Vorfreude auf den Tag, an dem man sie persönlich einlösen kann. 


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