1. Februar 2020

Der große Preisverfall im Carnevale

Ich kann das Geflenne der venezianischen Tourismusindustrie nicht mehr hören. Um jedes unbelegte Zimmer wird hemmungslos in aller Öffentlichkeit gejammert, als sei ihr Verdienstausfall die Katastrophe, und nicht die Tage des außerordentlichen Hochwassers und die unberechenbare Epidemie.

Google-übersetzte Version des Artikels "Il coronavirus si abbatte sul Carnevale die Venezia: "Crollo del turismo" der La Nuova di Venezia vom 31.1.20. von Eugenio Pendolini

Das Coronavirus trifft den Karneval von Venedig: «Tourismuszusammenbruch»





Die Hoteliers der Ava: Das große Wasser des Novembers war nicht genug, jetzt auch das Virus. In Gefahr 60 Millionen Euro pro Jah

VENEDIG. Das große Wasser des Novembers war nicht genug. Inzwischen sind auch die Hotels in Venedig und Mestre von einer Coronavirus-Psychose betroffen. Wenige Tage vor Beginn des Karnevals ist die Stimmung der Veranstalter düster: Die Buchungstelefone lahmlegen, die Stornierungs-E-Mails strömen. Und der Vergleich mit 2019 ist klar: weniger 10% auf die belegten Räume.

Es ist die Ava, der venezianische Hotelierverband, der eine Bestandsaufnahme der Lage zwischen dem historischen Zentrum und dem Festland vornimmt. "Am ersten Wochenende liegt die Beschäftigungsquote bei rund 70%", meint der Präsident des venezianischen Hotelierverbandes Vittorio Bonacini, "immer noch zu niedrig". Ebenso wie der Preis der Zimmer laut Kategorie-Vertreter zu niedrig ist. Ein Symptom, das zwangsläufig den Versuch belegt, die leeren Räume um jeden Preis zu verkaufen. "An Karnevalsspitzentagen kann man schon ab 50 Euro ein Zimmer finden", fügt Bonacini hinzu. Nichts mit den "Hochsaison" -Preisen zu tun, die normalerweise Hunderte von Euro pro Nacht erreichen. In der Wochenmitte verschlechtert sich die Situation nach Angaben der Ava noch mehr: Die Zimmerauslastung liegt bei rund 40%. Der Vergleich mit 2019 lässt keine Wünsche offen, wenn man bedenkt, dass die Zimmerbelegung vor 12 Monaten um mindestens 10% höher war. Die einzige Hoffnung trägt im Moment den Namen von Last-Minute-Buchungen.
Es regnet im Regen, würde man sagen. Schon weil die Beherbergungsbetriebe der Gemeinde ab Mitte November einen drastischen Rückgang zu verzeichnen hatten, gefolgt von außergewöhnlichen Hochwasserzahlen. "Schlimmer als am 11. September fehlten korrekte Informationen über das Phänomen", war der Zusammenbruch von Insidern beschrieben worden. Nun kommt jedoch die Coronavirus-Psychose hinzu, und es kommt die allgemeine Angst vor dem Reisen hinzu, deren Folgen bereits zu spüren sind. "Wir hoffen, dass dies die Situation nicht weiter verschlechtert und dass die Psychose viele Menschen nicht dazu zwingt, das Reisen aufzugeben", sagt der Präsident der Ava. 
Mit der von der chinesischen Regierung beschlossenen Sperrung von Pauschalangeboten (Flug plus Hotel) sind die jährlich vom chinesischen Tourismus in Venedig garantierten 60 Millionen Euro gefährdet. 
Plus, es ist eine Tatsache, Stornierungen sind bereits eingetroffen. In Mestre zum Beispiel ist die Rede von 30-40 Zimmern pro Nacht, die erst in den letzten Tagen in Luft aufgelöst wurden. Die Bestätigung kommt von Alessandro Bulgarella, dem Direktor des Russott Hotels in der Via Orlanda. "Wenn die Telefone aufgrund fehlender Anfragen lahmgelegt werden, haben wir jetzt auch Stornierungen", erklärt er. Dass es trotz Beruhigung Angst gibt, ist eine Tatsache. Hier ein Beispiel: "In meinem Hotel", fügt Bulgarella hinzu, "haben mich meine Mitarbeiter vorsichtshalber gebeten, mit der Maske zu arbeiten. Und ich gab ihnen das OK." Eine ganz andere Atmosphäre als von den Betreibern für den Karneval 2020 erhofft. 
Vielleicht hilft aber die Larmoyanz taktisch, die stornierten Betten mithilfe extremer Preissenkungen doch noch zu belegen?
Wer sich nicht von Medienpanik anstecken lässt und auch sonst Ansteckung (Normalfall im Karneval!) nicht fürchtet, kann sich derzeit so günstig wie nie und  sicher so schnell nicht wieder einen Venedigaufenthalt gönnen. Schnäppchen! Wer Carnevale nicht schätzt (wie ich) muss sich daran ja nicht beteiligen. Die Massen bewegen sich am Eingang der Stadt und an den zentralen Punkten auf der Piazza, Piazzetta, Riva. An den Rändern der Stadt, auf der Giudecca und auf den Inseln wird die Sache zurückhaltender bis überhaupt nicht praktiziert.

Karnevalskalender
8.-25.2. Carnevale. Programm der öffentlichen Veranstaltungen.
15.-25.2. Carnevale in den städtischen Museen.
15.-23.2. Kinderkarneval der Biennale. Dazu Details.

Alles andere im Kulturkalender.


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1 Kommentar:

cristoforo hat gesagt…

Erfreulich (für Besucher) in der Karnevalszeit ist,
daß die Museen "leer" sind.
Vor Jahren war ich zu Karneval in der Ca'd'Oro,
da waren im ganzen Museum etwa 30 Besucher.

Gruß
Christoph