26. Februar 2011

Fischmarkt aufs Festland oder?


Anfang Februar gab es eine kleine Medien- und Bloggererregung, ausgelöst von einem Artikel vom 4.2. in La Nuova Venezia. Es geht um Planungen, den Großmarkt von der Insel Tronchetto, hinter dem Piazzale Roma liegend, zu verlagern nach Fusina, auf das ehemalige Industriegelände Alumix, 5,5 km südwestlich.

Befürchtet werden gravierende Folgen für den
Markt am Rialto. Die in der Lagune produzierten Lebensmittel (z. B. Grünzeug aus S. Erasmo, Meeresfrüchte aus Burano) werden nachts zum Großmarkt Tronchetto gebracht, dort verkauft und direkt weiter transportiert auf den Rialtomarkt und die weiteren Einzelhändler.

Der Umzug nach Fusina, befürchten die 15 Einzelhandelsfirmen des Fischmarktes, wäre das Ende des Frischfischs auf dem Rialto. Der Transport von Burano nach Fusina, 16 km, dort per LKW zum Großmarktgelände und nach dem Verkauf der LKW- und Bootstransport zurück in die Stadt sei so zeit- und kostenaufwändi
g, je nach Wind und Wetter sogar unzumutbar, dass die Versorgung des Einzelhandels nicht mehr funktionieren könne.



Ich weiss nicht, wie seriös 'La Nuova
Venezia' ist und kann die Argumente der Fisch-
markt-
unterneh-
men nicht gut genug beurteilen. Ich sehe aber mit geringem Sachver-
stand bei einem kurzen R
undgang durch den Fischmarkt, dass der größte Teil der Ware natürlich nicht aus der Lagune stammt, was man sogar vielen Ausschilderungen entnehmen kann, da die Herkunft der Fische ausgezeichnet werden muss. Viele stammen nicht mal aus dem Mittelmeer, woher denn auch. (Und was aus der Lagune stammt, z. B. die Muscheln aus der südlichen Lagune, den Industrieabwässern, würde ich nicht essen wollen.) Ein Teil der Ware auf dem Rialto Fischmarkt ist auch heute schon tiefgekühlt, wie überall rund um das Mittelmeer, warum so tun als sei das in Venedig anders.
Der Transport und Verkauf der Lagunenwaren ließen sich wirklich organisieren, seien sie denn gewollt.



Ich denke, es geht um eine ganz andere Größenordnung, nämlich das Kreuzfahrtbusiness, dem der Großmarkt auf dem Tronchetto weichen soll. Die Zahl der Riesenpötte wird noch weiter zunehmen, dafür wurde bereits die bisher fehlende Verkehrsinfrastruktur hergestellt mit dem People Mover. Siehe auch Einträge vom
4.7.2010 und 18.5.2010


Auf dem Tronchetto möchte man ein "Panorama Riesenrad" aufstellen (von dem man die Industrieanlagen gut bewundern kann, besser jedenfalls als vom Campanile S. Marco?). Vielleicht denkt man auch an einen Ableger des Casino, damit sich die Kreuzfahrtgäste während ihres kurzen Aufenthaltes nicht auf den Lido bemühen müssen?

Es gibt sicher weitere kreative Pläne, aus der Tourismus-/ Kreuzfahrtindustrie das Lukrativste für die Stadt zu machen.


Die mehr als 1000jährige Tradition des Rialto Marktes ist ein sehr wichtiges Argument , aber traditionelles Kleinbusiness wird vom globalen Großbusiness aus dem Feld geschlagen, fürchte ich.


Hier kann man eine
Online-Petition unterzeichnen, wenn man hofft, dass es hilft. Ich habe, hoffnungslos, aber schaden wird es nicht :-) ...


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23. Februar 2011

Ach neee....!

... mit dem Auto in die Stadt.




Aus: Facebook Comune Venezia vom 23.2.11


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13. Februar 2011

Schlingensief - Website Deutscher Pavillon

Eintrag vom 21.8.2010

Seit dem 1. Februar gibt es eine Website des Deutschen Pavillons der Biennale, die als eine Art Mosaik konzipiert ist auf den Tag der Biennaleeröffnung hin, und sich ziemlich schnell und interessant entwickelt:

http://www.deutscher-pavillon.org/

Man kann nicht sagen, dass sich das deutsche Feuilleton bisher groß dafür interessieren würde, es gab weniger als eine Handvoll Reaktionen (von Regionalzeitungen) auf die Pressemitteilung:
http://www.news.de/vermischtes/855120765/schlingensiefs-biennale-projekt-als-online-puzzle/1/
und einen Bericht aus der Schweiz :
http://www.tagesschau.sf.tv/Nachrichten/Archiv/2011/02/02/Kultur/Schlingensiefs-Biennale-Projekt-als-Online-Puzzle

Ich jedenfalls fühle mich durch diese Website sehr animiert und bin gespannt auf die Präsentation im Juni. Die Arbeit von Isa Genzke 2007 habe ich nicht verstanden und diese eigenartig flache Fussbodenausstellung in dem hohem Raum machte auf mich den Eindruck eines unaufgeräumten Kindergartens, und während mich die Küche von Liam Gillick 2009 bei aller Liebe einfach überhaupt nicht hinreißen konnte...

...habe ich Hoffnung auf eine authentische Darstellung des Werkes von Christoph Schlingensief, die mich von den Füssen holt! Ein vielversprechender Anfang ist gemacht, finde ich.



6. Februar 2011

Carnevale - na gut!

Als karnevalsabstinente Bonnerin halte ich mich zum Thema Karneval normalerweise bedeckt. Straßenkarneval findet ohne mich statt, egal wo, und Bälle liegen außerhalb meines Erfahrungs- und Interessenbereichs.
Ein Venedigkenner der ab und zu in meinen Blog schaut mailt mir heute freundlicherweise einen Link zu den

Karnevalsbällen in Venedig

in den nächsten Wochen. Na gut - nicht mein Ding, aber vielleicht doch das sehr vieler Venedigbesucher und deshalb ein guter Hinweis. Danke A.!




Es findet auf solchen Bällen wohl das statt, was man sich unter dem klassischen venezianischen Carnevale vorstellt - wenn alles gut geht ein köstliches Μahl in inspirierender Gesellschaft, Musik, Tanz und die magische Umgebung eines venezianischen Palazzos.

Ich gebe mit diesem Link auch die Information weiter an andere Leser, dass man bei diesem Vergnügen zu den Eintrittspreisen noch die Kosten für den Kostümverleih (850 €), Hotel & Taxi rechnen muss. (Taxi = Wassertaxi, ich vermute mal, dass man sich bei solchen Gelegenheiten einerseits aus Stilgründen am Wassertor des Palastes vorfahren lässt, andererseits das gute Kostüm vor den Folgen einer Wanderung durch die engen Gassen bewahren muss und sich nicht mit von den Wänden abgefegtem Ziegelstaub auf dem Brokat blamieren will...).

Da fiel mir ein, dass ich bei einem Ausstellungsbesuch und interessanten Gespräch im Palazzo Albrizzi in Cannaregio erfuhr, dass es in diesem Hause wunderschöne und sehr begehrte Karnevalsbälle gäbe.
Der Palazzo ist zum Teil vermietet an die
Deutsch-Italienische Kulturgesellschaft Venedig, zum Teil wird er noch bewohnt von "der Signora", der Erbin des Hauses, einer älteren Dame, die in großem Morgenmantel und -toilette durch die (bis auf mich) morgendlich leere Ausstellung schlenderte. "Die Signora" bietet wohl besonders stilvolle Bälle mit ausgesuchter Musik und das Haus ist beeindruckend gepflegt.
Ich habe kurz gegoogelt und bin auf ein Angebot gestoßen, das ich hier anhänge:
Ball im Palazzo Albrizzi

Und hier noch ein
Link zu allen Karnevalsterminen 2011.


Viel Vergnügen und vielleicht auch ein herausragendes, unerwartetes, rauschendes Karnevalserlebnis in Venedig!



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4. Februar 2011

Noch eine schöne Ausstellung...


Titelbild, Gustav Schönleber, Ponte dei Barettari, 1874


...die ich nicht selbst gesehen habe, aber den sehr beeindruckenden Katalog (danke, V.!)












Venedigbilder in der deutschen Kunst
des 19. Jahrhunderts




Friedrich Nerly, San Giorgio Maggiore bei Mondschein, 1850/55

Zu sehen in der Städtischen Galerie Karlsruhe bis 6.März,
in der Städtischen Galerie in der Reithalle, Paderborn-Schloss Neuhaus vom 2. April bis 3. Juli.




Max Liebermann, Venezianische Gasse nach rechts, 1878

Die Austellung wird in Paderborn modifiziert gezeigt werden, da an diesem Ort schon 2008 eine umfassende Präsentation des Werks Friedrich Nerlys stattfand, dem "Portraitisten Venedigs", der in der Karlsruher Ausstellung einen deutlicheren Schwerpunkt setzt.



Die Präsentation führt von den Darstellungen, die damals wie heute unser Venedigbild begründen (Piazza, Dogenpalast, Canal Grande, S. Gio
rgio, Salute, Lagunenstücke etc.) über detaillierte Motive einzelner Palazzi, Campi, Kirchen, bis hin zu sensiblen Sujets von Menschen und Architektur und hin zur frühen Fotografie Venedigs, ein ebenfalls sehr spannender Bereich.

Es gibt Motive, die noch heute unverändert sind (z. B. der Campo SS. Zanipolo), die heute völlig verändert sind (z. B. der Fondaco dei Turchi), die es so heute nicht mehr gibt (z. B. alte Lagunensegler) und es fehlen Motive, die heute zentral sind, damals aber noch vor Armut und Dreck kein Thema waren (z. B. Torcello).

Paul von Ravenstein, Kreuzgang der Abbazia San Gregorio, um 1892




Abbildungen mit freundlicher Genehmigung des Michael Imhof Verlag, Katalog S. 44, 102, 1o4, Titelbild



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