Fischmarkt aufs Festland oder?
Anfang Februar gab es eine kleine Medien- und Bloggererregung, ausgelöst von einem Artikel vom 4.2. in La Nuova Venezia. Es geht um Planungen, den Großmarkt von der Insel Tronchetto, hinter dem Piazzale Roma liegend, zu verlagern nach Fusina, auf das ehemalige Industriegelände Alumix, 5,5 km südwestlich.
Befürchtet werden gravierende Folgen für den Markt am Rialto. Die in der Lagune produzierten Lebensmittel (z. B. Grünzeug aus S. Erasmo, Meeresfrüchte aus Burano) werden nachts zum Großmarkt Tronchetto gebracht, dort verkauft und direkt weiter transportiert auf den Rialtomarkt und die weiteren Einzelhändler.
Der Umzug nach Fusina, befürchten die 15 Einzelhandelsfirmen des Fischmarktes, wäre das Ende des Frischfischs auf dem Rialto. Der Transport von Burano nach Fusina, 16 km, dort per LKW zum Großmarktgelände und nach dem Verkauf der LKW- und Bootstransport zurück in die Stadt sei so zeit- und kostenaufwändig, je nach Wind und Wetter sogar unzumutbar, dass die Versorgung des Einzelhandels nicht mehr funktionieren könne.
Ich weiss nicht, wie seriös 'La Nuova Venezia' ist und kann die Argumente der Fisch-
markt-
unterneh-
men nicht gut genug beurteilen. Ich sehe aber mit geringem Sachver-
stand bei einem kurzen Rundgang durch den Fischmarkt, dass der größte Teil der Ware natürlich nicht aus der Lagune stammt, was man sogar vielen Ausschilderungen entnehmen kann, da die Herkunft der Fische ausgezeichnet werden muss. Viele stammen nicht mal aus dem Mittelmeer, woher denn auch. (Und was aus der Lagune stammt, z. B. die Muscheln aus der südlichen Lagune, den Industrieabwässern, würde ich nicht essen wollen.) Ein Teil der Ware auf dem Rialto Fischmarkt ist auch heute schon tiefgekühlt, wie überall rund um das Mittelmeer, warum so tun als sei das in Venedig anders.
Der Transport und Verkauf der Lagunenwaren ließen sich wirklich organisieren, seien sie denn gewollt.
Ich denke, es geht um eine ganz andere Größenordnung, nämlich das Kreuzfahrtbusiness, dem der Großmarkt auf dem Tronchetto weichen soll. Die Zahl der Riesenpötte wird noch weiter zunehmen, dafür wurde bereits die bisher fehlende Verkehrsinfrastruktur hergestellt mit dem People Mover. Siehe auch Einträge vom 4.7.2010 und 18.5.2010
Auf dem Tronchetto möchte man ein "Panorama Riesenrad" aufstellen (von dem man die Industrieanlagen gut bewundern kann, besser jedenfalls als vom Campanile S. Marco?). Vielleicht denkt man auch an einen Ableger des Casino, damit sich die Kreuzfahrtgäste während ihres kurzen Aufenthaltes nicht auf den Lido bemühen müssen?
Es gibt sicher weitere kreative Pläne, aus der Tourismus-/ Kreuzfahrtindustrie das Lukrativste für die Stadt zu machen.
Die mehr als 1000jährige Tradition des Rialto Marktes ist ein sehr wichtiges Argument , aber traditionelles Kleinbusiness wird vom globalen Großbusiness aus dem Feld geschlagen, fürchte ich.
Hier kann man eine Online-Petition unterzeichnen, wenn man hofft, dass es hilft. Ich habe, hoffnungslos, aber schaden wird es nicht :-) ...
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