17. Juli 2011

2-3 x Ärger am Canal Grande

Ärger Nr. 1:



zum ersten Mal erlebe ich, dass Ausstellungen, die als "Collateral Events" der Biennale, mit einem roten Logo geadelt, nicht freien Eintritt bieten, sondern ein separates Eintrittsgeld verlangen. Das kann mehr oder weniger ärgerlich sein.
Im Falle der Ausstellung im Palazzo Corner della Regina (Besuch bereits beschrieben im Eintrag 'Hütten und Paläste' vom 9.7.) ist das aus meiner Sicht weniger ärgerlich, ein wunderbares Haus das man gesehen haben muss, eine mich begeisternde Ausstellung, die man nicht hätte verpassen mögen. Mich persönlich haben die 10 € nicht geschmerzt, dieser Nachmittag war es wert.




Palazzo Zenobio, Eingangshalle

Etwas ärgerlicher wird es schon, wenn auf dem Treppenabsatz im Palazzo Zenobio zur Ausstellung "The Mediterranean Approach" ein Tisch steht und ein junger Mann wegelagerisch 4 € für das Betreten des oberen Stockwerks verlangt.

Das sah mir nach einer spontanen "nicht offiziellen" Initiative aus. Ich habe die 4 € abgegeben, der Saal im Piano Nobile ist überwältigend und eine gewisse Schlitzohrigkeit darf auch belohnt werden. Im Nachhinein habe aber doch bezweifelt, dass das eine prinzipiell gute Entscheidung war. (Mehr zu den Ausstellungen im Palazzo Zenobio in einem späteren Eintrag.)




Richtig ärgerlich war ich und habe entschieden Widerstand geleistet im Palazzo Bembo an der Rialtobrücke.

Ich WOLLTE die Ausstellung "Personal Structures" besuchen, wurde schon auf der Riva von einer jungen eleganten Kundenfängerin "Biennale...?" angesprochen. Erstaunlich. Der Palazzo wird gerade renoviert, laute Maschinen zugange im Mezzanin, auf dem Treppenabsatz des Piano Nobile zwei weitere sehr freundliche junge Frauen, die für die 2 Ausstellungen auf 2 Etagen, 10 € haben wollen. Die Renovierungkosten seien so hoch, dass man leider, leider, nicht den biennalemäßigen kostenlosen Eintritt ermöglichen könne... na klar.



Nach kurzer strategischer Diskussion erhielt ich je ein Freikärtchen für beide Etagen und bin deshalb in der Lage zu berichten, dass die Joop-Ausstellung für mich im doppelten Wortsinn geschenkt war (computerentwickeltes Design: Putten und Affen, umgesetzt in schwarzen und weißen Marmor). Immerhin unter Murano-Kandelabern und schönen Zimmerdecken.



"Eternal Love" von Wolfgang Joop

Die Ausstellung 'Personal Structures' in der zweiten Etage ist interessante, z. T. spannende zeitgenössische Kunst, aber in langweiligen rechteckigen zeitgenössischen Räumen, ohne Inspiration renoviert, mit einem einzigen ungewöhnlichen Terrakotta-Fussboden. Das Versprechen der veneto-byzantinischen Fassade wird zur Enttäuschung. Schöner Blick auf den Canal, ja, schönes großes Foyer mit breiten, bequemen Sesseln, wofür man in Venedig ja immer dankbar ist. Das isses.



Ich befürchte, dass diese Sondereintritte hier und da Schule machen könnten und nicht mehr das schlichte Biennale-Prinzip "Geh rein wenn du das rote Logo siehst und lass dich überraschen" sondern "Prüf erst mal, was es kostet und ob du es sehen willst oder nicht" gilt. Kontraproduktiv.




Abazia S. Gregorio, Blick zur Kirche

Ärger Nr. 2:

Ich hatte mich so darauf gefreut das Kloster San Gregorio endlich zu sehen, das jahrelang eingerüstet war. Es war ein Schock in der 'Art Night' am 18.6., der bei einem zweiten Besuch bei Tageslicht bestätigt wurde.

Wasserportal zum Canal Grande

Alle zugäng-
lichen Räume des Komplexes inkl. Treppen-
haus und Kreuzgang sind vollgestopft mit Exponaten. Man schlängelt sich um das Zeug, immer besorgt, irgendwo anzustoßen oder
andere Besucher anzurempeln, weil man der Kunst ausweichen muss.

Die Ausstellung
Future Pass ist ein solcher Flohmarkt zusammen geschmissener Kunst, dass die herausragende Lokalität des Klosters untergeht, nicht wahrgenommen und gewürdigt werden kann. (Mir fiel allerdings auf, dass eine Altana auf dem Dach steht, und ich fragte mich, wieso es dafür wohl eine Genehmigung geben konnte, bis ich später vom Vaporetta aus sah, dass die Altana von außen nicht sichtbar ist. Ich vermute, das war die Bedingung für die Genehmigung?)


Altana auf dem Dach zur Kanalseite

Diese Ausstellung ist keine kuratorische Glanzleistung, jenseits von Geschmacks-
fragen. Ich bin fassungslos, dass niemand diesem wahllosen Zustopfen der kleinen Räume Einhalt geboten hat.


Die kleine Abazia S. Gregorio ist der Sitz (und möglicherweise der Besitz? ich weiß es leider nicht) der Fondazione Claudio Buziol. Es bleibt zu hoffen, dass es künftig Gelegenheiten geben wird, hier angemessen kuratierte Ausstellungen zu sehen.

"Future Pass" hat einen zweiten Ausstellungsort, den
Palazzo Mangili Valmarana, der am Canal Grande gegenüber dem Gericht steht und einen schönen Garten und seinen Haupteingang an der Strada Nova bei SS. Apostoli hat.

Blick zur
"Nachbarin" Salute

Und da ich mir den Anblick eines weiteren Chaos-
werkes nicht antun wollte, habe ich mir den 3. Ärger am Canal Grande erspart und den Besuch dieses schönen Hauses, das ich schon bei der 53. Biennale 2009 sehen durfte, aufgeschoben auf eine bessere Ausstellung.



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1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hallo,

Ihr Blog ist einfach sagenhaft!

Ich weiß nicht, ob es auch ein Ärgernis ist, (konnte bisher leider nicht hin): die russische Ausstellung im Casa dei Tre Oci (vicino Zitelle), aber das Haus ist auf jeden Fall interessant.
Leider nur bis 25.9 geöffnet- also wenn Sie noch da sind:


Gruß
MM