Neues Jahr, neue Aktivitäten
Das neue Jahr beginnt in Venedig mit neuen Bemühungen der Bürger*innen um urbane "Normalität".
Fast 4000 Sticker, siehe Foto oben, wurden in einer Nacht an Häuser gepappt, in denen Wohnungen durch AirBnB kurzzeitig, aber gewinnbringend, an Tourist*innen vermietet werden und als Wohnraum für Einheimische nicht zur Verfügung stehen. Das gab Ärger sofort am nächsten Morgen, und es folgt wohl eine Klage des Haus- und Wohnungsbesitzerverbands.
Solche Mittel der Auseinandersetzung verschärfen natürlich die Gegensätze zwischen den Bürger*innen die vom Tourismus leben, und denen, die über diese Möglichkeit nicht verfügen - genauer gesagt, darauf verzichten müssen. Denn kaum jemand, der durch touristische Vermietung des auch noch so schlichten, vom Opa geerbten, Apartments seinen Lebensstandard deutlich verbessern kann, würde sich in Venedig die Gelegenheit entgehen lassen. Der alte Widerspruch zwischen Besitzenden und nicht Besitzenden, bei dem dann schnell auch die Moral im Spiel ist. Deshalb finde ich es schwierig, echte Sympathien für die "guten Armen" aufzubringen, die überwiegende Zahl ist eher nicht freiwillig gut und arm. Ihre Forderungen allerdings sind unbedingt berechtigt, aus meiner Sicht.
Twitterkontakt der Initiative.
Auf der städtischen Website "EnjoyRespectVenezia" gibt es eine Karte, auf der angeblich die Legalität der angebotenen Ferienwohnungen nachprüfbar ist. Mir scheint das eine Vortäuschung zu sein, zumindest gelingt es mir nicht, damit vernünftig umzugehen. Davon abgesehen, dass die Seite für meist ausländische Gäste nur in italienisch zur Verfügung steht, auch die Erläuterungen zur Navigation, ist auch die Veröffentlichung der meisten Daten offensichtlich "nicht gestattet".
Welchem Zweck die Seite also dienen soll (außer Augenwischerei), erklärt sich mir nicht. Weder scheint es ein wirkliches Hilfsinstrument für Tourist*innen zum Finden legaler Übernachtungsmöglichkeiten jenseits der üblichen Werbung zu sein, noch die berechtigten Forderungen der Venezianer*innen nach bezahlbarem Wohnraum zu berücksichtigen.
Und damit liegt der Ball, sprich die Frage der persönlichen Moral, in allen Feldern zur gefälligen Benutzung - selbstverständlich auch bei uns Tourist*innen.
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