31. Dezember 2020

Ach dieses Jahr...

 

Der Stolz meines Covid Sommers: acanthus hungaricus

...ist uns ingesamt ein bisschen ausser Kontrolle geraten. Wenn auch sicher die meisten von uns versucht haben, das Beste daraus zu machen.
Ich habe alle Reisen abgesagt, schon organisierte wie nur geplante, habe die üblichen Tages(kultur)reisen per ÖPNV in die 100-km-Nachbarschaft gar nicht mehr in Betracht gezogen und mein Privatleben fand und findet weitgehend online statt. 

Geglückt aber ist die Zucht von 3 enormen Akanthuspflanzen (acanthus hungaricus) aus 3 Samen, eingesackt 2018 im Diomedes Garten in Athen (unmittelbare Nähe des Klosters Dafni), auf deren Blüte ich im Sommer 2021 hoffe! Im Bewusstsein, dass es auch 2021 nichts mit Reisen wird (und wer anderer Meinung ist, hört den Schuss immer noch nicht), ist das eine schöne Aussicht, und auch auf einen zweiten Lesesommer auf der Couch im Freien inmitten der Ergebnisse meiner mediterranen Samenbank. 

Wer wie ich wesens- lebensabschnittsmässig die stillen, heiteren Tage des physischen (und keineswegs sozialen) Rückzugs genießen kann, ist trotz begleitender Befürchtungen privilegiert. Ich war von Anfang an auf der Höhe der Covid-Information und deshalb nicht um meine, sonder eher um die Gesundheit (und Covid-Disziplin) von Familie und Freund*innen besorgt. Und ich war ziemlich erschreckt über die vielen Grüße aus dem "herrlich leeren Venedig" im Spätsommer und Herbst. Einen Wunsch aus guten Gründen aufzuschieben kann sich wohl nicht jede*r zumuten.

Ich war seit September 2019 nicht in Venedig und werde in den nächsten Monaten ab und zu aus der 'Teleoptik' schreiben, weniger um Reiseinformationen als Zukunftsperspektiven in pandemischen Zeiten (denn 'nach' Covid wird es nicht geben) zu thematisieren. MOSE, Grandi Navi, Wohnungs- und Ferienwohnungsthemen, neue Luxusresorts... stehen bereits auf der Liste.

Siehe dazu auch den Eintrag vom 10.8. "Mehr zu Zukunft Venedigs - Gedanken, Vorschläge, Projekte, Kritik, Dys- und Utopien", den ich weiter ergänzen werde um die Entwicklungen möglichst nicht zu verpassen.
Ich führe auch weiter einen Kulturkalender, eigentlich um vor allem auf virtuelle Angebote hinzuweisen, die uns den Kontakt zu Venedig ein wenig aufrecht erhalten könnten. Mit der Praxis realer Veranstaltungen ist zumindest derzeit nicht viel los - gestern wurde bekannt gegeben, dass die Städtischen Museen bis April geschlossen bleiben (siehe dazu auch 4.1. "Keine Böller in Venedig, aber ein großer Knall"). Dem werden sich möglicherweise andere Kulturstätten anschließen. Aber auch der Protest gegen diese Entscheidung ist schon im Gange, auch mit Aktionen der Angestellten, die um ihre Arbeitsplätze fürchten.

Wie meistens gibt es auf meinem Blog ein bisschen Musik zum Jahresende: ich biete tatsächlich die Neunte, die jetzt im Beethovenjahr zu jeder Gelegenheit und überall rauf und runter zu hören war. Aber dies ist die Aufnahme aus dem Fenice, die am 27.11. live übertragen wurde und die aus meiner Sicht symbolisch steht für das Umdenken, das wir alle leisten müssen:
das Fenice hat seine Bestuhlung auf die Bühne geräumt, das Publikum ist nicht anwesend (denn wir sinds, online, remote). Im Parkett sitzt und spielt das Orchester, der Chor steht in den Logen, die Gesangssolist*innen in der Königsloge.  


Und auch kostenlos als live Stream: 1.1.2021 17 Uhr  Teatro La Fenice Neujahrskonzert unter YouTube und Backstage

Halten wir uns an die Regeln, reduzieren wir unsere Selbstbezogenheit auf ein  Mass, das Rücksicht, Verantwortung und Anstand zeigt, geniessen wir die schönste Stadt vorübergehend aus der Ferne. Das geht.


Liebe Leser*innen, Korrespondent*innen und Freund*innen:

Saluti e Salute 2021!
Und, wie man in Venedig sagt: "Duri i banchi!"

("Duri i banchi "! Wie oft haben Sie diesen Ausdruck gesagt oder gehört? Zweifellos ist er eine der am häufigsten verwendeten Redewendungen der Venezianer, eine Art Motto, das dazu ermutigt, auch in schwierigen Zeiten nicht aufzugeben und" festzuhalten " "Duri le Banchi" ist in der Tat eine wahre Beschreibung der mutigen Seele der Venezianer, und es ist sicherlich kein Zufall, dass diese Anstiftung nach dem Hochwasser vom 12. November letzten Jahres, das eingedrungen ist, zum Symbol geworden ist Stadt, indem sie jedoch die Fähigkeit der Venezianer hervorhebt, nicht aufzugeben, zu reagieren und immer nach vorne zu schauen. Aber woher kommt dieses Sprichwort? Woher stammt der Ausdruck "hart die Bänke"? Lassen Sie uns gemeinsam herausfinden: was bedeutet es und woher kommt es? Der venezianische Ausdruck "hart die Bänke" bedeutet "nicht aufgeben", "nicht durch Widrigkeiten enttäuschen", "nicht aufgeben", also im Grunde "festhalten". Aber was sind das? Figurative "Bänke", an denen Sie sich festhalten müssen? Dieses Sprichwort hat seine Wurzeln in der Geschichte der Stadt und insbesondere in der Ära der Serenissima, als während der Seeschlachten, kurz bevor mit Kanonen geschossen oder ein Schiff gerammt wurde, der Befehl gegeben wurde: "hart die Bänke! " an die Ruderer der Galeeren, damit sie die Ruder loslassen und sich vor dem bevorstehenden Aufprall an den Bänken festhalten.)


Venezianischer Abschied 2020


Seit August 2020: Sammlung von Artikeln zur Zukunft Venedigs, 
wird laufend ergänzt:

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