30. Oktober 2013

Biennale: SS Hangover

 

Gestern, 29.10., 17 Uhr: letzter Choral geblasen, MusikerInnen weg.
So schnell kann man gar nicht knipsen...


Wer den wunderherrlichen und meistgefilmten (glaube ich jedenfalls) Biennale-Beitrag SS Hangover von Ragnar Kjartansson und Kjartan Sveinsson (siehe auch Eintrag vom 28.07.) erleben möchte, muss bis zum Biennaleende täglich zwischen 13 und 17 Uhr an den Giaggandre im Arsenale sein. Mehr als 4 Stunden wird nicht mehr geschippert und geblasen, was sicher auch mit den Temperaturen und der früheren Dunkelheit zu tun hat.

Es ist kaum schöner Melancholisches vorstellbar als dieser Bläserchoral der im Boot gemächlich durch die Bögen der Giaggandre zieht.  Man darf es wirklich nicht verpassen, und es ist pünktlich Schluss. Um 17 Uhr springen die MusikerInnen mit dem letzten Ton aus dem Boot und verschwinden in der Dämmerung wie Novembergespenster.


28. Oktober 2013

Kultur- und andere Termine im Herbst 2013 - Ergänzungen

Dies ist die Kopie des Eintrags vom 4.9.2013, der sich heute, 27.10., nicht ergänzen lässt, bwz. Ergänzungen lassen sich im Original nicht speichern. Hier sind Aktulisierung seit heute (und folgende) enthalten).

Es wurden bisher noch wenige Herbst- und Wintertermine veröffentlicht. Das mag daran liegen, dass die Biennale bis zum 24. November dauert und die damit synchronisierten Veranstaltungen in etwa so lange und damit ein Teil der Veranstaltungsorte "gebucht".

Festung und Stadt Canea (Chania) auf Kreta 1618, Franceso Basilicata.
Ausstellung im Dogenpalast

AUSSTELLUNGEN

Zum Beispiel die Ausstellung der Fondazione Prada im Palazzo Corner della Regina "When Attidude Becomes Form" bis zum 2.11, ebenso die laufende Ausstellung im Palazzo Fortuny. Oder die Ausstellung GLASSTRESS im Palazzo Franchetti an der Accademiabrücke bis 24.11.
dazu Ergänzung 27.10.
"When Attidude Becomes Form" hat mir persönlich nicht sonderlich gefallen. Der Ausstellungsteil im Wassergeschoß (Film, Korrespondenzen zur Ausstellungsvorbereitung 1969, besonders die Jammerbriefe der Familie Szemannn bzgl. der Schande, die Harry ihr antut - sehr schön!) ist spannend und sitespezifisch angepasst. Aber die Nachstellung der 1969er Berner Ausstellung im Mezzanin und Piano nobile - gähn. Was vor 40 Jahren ein Aufreger war, ist es heute natürlich nicht, sondern Ausstellungsnormalität. Und den Grundriss der Berner Räumlichkeiten 1:1 in die völlig anderen Strukturen der Ca' Corner della Regina zu übertragen finde ich eine merkwürdige Idee. Was nutzt die Information, wo im Berner Museum was wo lag/stand/saß/hing (ein großer Teil der damaligen Exponate nicht mehr vorhanden und nur durch Linien auf dem Boden/an den Wänden angedeutet), wenn ich dabei dauernd auf kleine Teile der Fresken zum Leben der Königin Catarina Cornaro stoße, die durch die "Berner" Wände gepuzzelt werden? Die Struktur des Palazzos (mittiger Portego, rechts und links Nebenräume, Canal Grande an der Fensterfassade) verschwindet komplett, aber die Treppe vom Mezzanin zum Piano nobile ist hälftig bernisch/venezianisch gestaltet. Interessiert mich der Stein einer Berner Treppe von 1969?
Immerhin traf ich eine new yorker Kuratorin, die diese Ausstellung nach 20 Stunden Venedigaufenthalt zur "best show in town!" erklärte. Ich habe sie nicht gefragt, was sie noch gesehen hatte.

Napolone Martinuzzi - Venini 1925-1931

Die Biennale-Ausstellungen im Arsenale sind bis zum 28. September jeweils bis 21:00 Uhr geöffnet. Das ist mal eine vernünftige Entscheidung, die langen Sommerabende zu nutzen. Allerdings NUR im Arsenale, nicht in den Giardini oder den dezentrale Pavillons in der Stadt.
Die "collateral events" schließen zum Teil schon deutlich vor Ende der Biennale, meist Mitte-Ende September, zu entnehmen der Liste (Achtung, besteht aus insgesamt 5 Seiten!)
Die nationalen Pavillons in der Stadt und auf den Inseln bleiben geöffnet bis 24.11.


Dogenpalast (Sonderausstellungen neben der regulären Besichtigung.) Die Austellung von Plänen der venezianischen Festungen entlang der Adria und in der Ägäis ist klein, aber sehr fein. Wunderbare handgezeichnete und kolorierte Pläne!) Bis 22. September.
dazu Ergänzung am 27.10.: 
Die derzeitige Sonderausstellung in der Sala dello Scrutinio (rechts hinten neben dem Saal des Großen Rates) "Die Geschenke Schah Abbas des Großen an die Serenissima" durfte ich mit einer Führung durch die Kuratorin selbst besuchen und habe sie vorzeitig verlassen. Die Erklärungen waren überaus detailliert, aber bei einer Gruppenstärke von 30 Personen (mit Knopf im Ohr) konnten nur jeweils ca. 6 um einen Schaukasten stehend sehen, was da gerade erklärt wurde. Gleichzeitig versperrte die Gruppe anderen BesucherInnen den Weg, Hin- und Hergeschiebe, Entschuldigungen... wer sich für das Thema interessiert, sieht sich die Ausstellung besser in Ruhe alleine an.  

Museo Correr, Sonderausstellungen, davon witzigerweise noch ohne Termin (!) eine Ausstellung, die ich sehr interessant fände: Das Bild der europäischen Stadt
Ergänzung 27.10.
Multiple Vedova bis 31.12., an drei Ausstellungorten: neben dem Museo Correr auch in der Ca'Rezzonico und Ca' Pesaro.

Accademia Sonderausstellung Leonardo da Vinci bis 21. Dezember.

Peggy Guggenheim Collection; die derzeitigen Sonderausstellungen enden Mitte September, vom 28.9.- 6.1.2014 läuft eine Ausstellung französischer Fin-de Siècle-Künstler.
28.-29.9. Familienfest bei Guggenheim

Ergänzung 28.09. 
Eröffnung der Fin-de-Siècle-Ausstellung

Fondazione Cini,San Giorgio Maggiore, Ausstellungen und weitere Veranstaltungen, Ausstellung Napoleone Martinuzzi 8.9.-1-12. im neuen Ausstellungsbereich 'Le stanze del vetro'
dazu Ergänzung 27.10.
Eine sehr elegante Ausstellung, die die Entwicklung des muraneser Glaskünstlers Martinuzzi sehr schön erläutert, inkl. Originalskizzen. Empfehlenswert, kostenlos.

Museum Palazzo Grimani, Sonderausstellung Tizian "Die Schönheit"  12.9.-8.12.

Ergänzung 12.09.:
Das jährliche Kunstfestival auf der Giudecca findet ab morgen statt, Fr-So 13.-15.09. Ein enorm reiches Programm an enorm vielen Orten, eine Gelegenheit, die Giudecca kennenzulernen. Stadtplan nicht vergessen oder Smartphone einsetzen.

Ergänzung 24.09.:
Lange Nächte in der Accademia und der Ca' d'Oro. An allen letzten monatlichen Samstagen bis Jahresende 2013 sind die Museen bis 24 Uhr geöffnet. Etwas spät entdeckt... 

Ergänzung 30.09:
Wiedereröffnung nach Renovierung! Museum Palazzo Mocenigo am 1.11.. Mit einem neuen Ausstellungsbereich: Parfums. Historisches zum Schnuppern.



GEFÜHRTE VERANSTALTUNGEN

Palazzo Loredan, Termine der italienischsprachigen Führungen

ISOLE IN RETE - Netz der Inseln der Laguna Nord, ein erfolgreiches Angebot jetzt im 3. Jahr, am 21. und 22. September, und leider bin ich wieder nicht dabei. Interessante Programme um die Inseln besser kennenzulernen und Führungen auf Inseln, die man normalerweise nicht besuchen kann. Das 3. Wochenende im September steht bereits in meinem Kalender für 2014. Das komplette Angebot kann man unter dem verlinkten Blog oben sehen.

Das Inselnetz wird bedient mit einer Vaporetto-Sonderlinie 'Parco della Laguna' ab Giardini in Rundfahrten durch die Laguna Nord. Ein Tag kostet  schlappe 3 €, 2 Tage 5 €, Kinder bis 6 fahren kostenlos wie IMOB-InhaberInnen. Billiger und mit einem dichteren Fahrplan (zur Vergrößerung auf den Fahrplan klicken) kommt man nicht mehr durch die Lagune.
Auf den Inseln bieten Trattorien und Restaurants Tagesmenüs lokaler und regionaler Spezialitäten unter vorheriger telefonischer Anmeldung an. In der günstigen Preisklasse empfehle ich das sehr stimmungsvolle Lato Azzurro an der Marina von S. Erasmo, neben der Turm Massimiliano, nicht weniger stimmungsvoll aber deutlich teurer ein Menü im Garten des Weinguts Venissa auf Mazzorbo. Termine und Uhrzeiten sind vorgegeben. 

Lazaretto Nuovo bietet noch die Wochenendführungen (oder für angemeldete Gruppen auch an anderen Tagen) bis Ende Oktober, dann ist Winterpause. Ich kann diese Erfahrung nicht genug empfehlen. 

Wochenendführungen der Fondazione Cini, S. Giorgio Maggiore, vor Führungen einen Blick auf den Kalender werfen. Bei Tagungen oder anderen Veranstaltungen werden die Führungen auch mal angekündigt ausgesetzt.

Ergänzung 24.09:
Tage des Europäischen Erbes, Führungen im Palazzo Grimani am 28./29.9. Begrenzte TeilnehmerInnenzahl, Anmeldung unter 041-2411507. Die Führungen im Palazzo Grimani sind wissenschaftlich qualifiziert und erfordern Italienischkenntnisse. Empfehlenswert!

Ergänzung 28.09.:
Open Torcello 21.09.-13.10., Führungen und Konzerte auf Torcello, Eintritt frei
Serra, Kinderworkshops bis 14.12., bis 10 Jahre, vormittags/nachmittags 

Ergänzung 09.11.:
Führungen in der Pinacoteca Manfrediniana und der Biblioteca Monumentale des Seminario Patriarcale di Venezia (zwischen Salutekirche und Dogana). Nur mit Voranmeldung, telefonisch oder Email: Seminario Patriarcale di Venezia
Dorsoduro 1 - 30123 Venezia; tel +39 041.2411018  --  fax +39 041.2743998
segreteria@seminariovenezia.it



MUSIK UND THEATER

Internationales Heinrich-Schütz-Fest 19.-22. September, Konzerte, Führungen und Vorträge, schriftliche Anmeldung/Vorbestellung erforderlich

Herbstplan des Musiktheater La Fenice
(Im Fenice wie auch anderen Bühnen Venedigs sind für spontane Enscheidungen Restkarten zu bekommen. Wenn nicht am Vormittag des jeweiligen Tages im Angebot, kann man sich auf die Liste für zurück gegebene Karten am Abend setzen lassen und mit Glück einen Überraschungsopernabend schnappen)

Konzertplan Palazzetto Bru Zane

Letzte Freitagabend-Termine des 3. Orgelsommers Gaetano Callido in venezianischen Kirchen

Teatrino Grassi
Man glaubt es kaum, ein neues Theater wurde in Venedig eröffnet, mit Beginn der Biennale Ende Mai. Es liegt hinter dem Palazzo Grassi und wurde wie die Museen des Pinault-Komplexes in Venedig, Palazzo Grassi und Dogana von Tadao Ando restauriert/neu gestaltet. 1000 m2, 225 Sitze, 2 Foyers, Konferenz-, Musik-, Theater- und Filmtechnik auf dem aktuellen Stand, multipel nutz- und natürlich auch mietbar.
Das Teatrino wurde 1949 zunächst als Freilufttheater in einem Garten hinter dem Palazzo Grassi gebaut, 1961 baulich geschlossen, 1983 komplett geschlossen und seither ungenutzt (naja, vielleicht als Lagerraum?). Nach Vorstudien 2011 durch Tadao Ando wurde die Renovierung ab Juli 2012 in weniger als einem Jahr erledigt, erstaunlich für venezianische Verhältnisse. Ich hoffe, im Herbst Gelegenheit für einen Besuch zu haben. Programmkalender Teatrino.


Ergänzung 12.09.: 
Kunstworkshop für Kinder im Teatrino am 21.09

Ergänzung 28.09.:
Monatliche Lesungen im Teatrino
Dokumentarfilm über die Biennale 1966, 9.-14.10. ab 10 Uhr stündliche Vorführung, letzte jeweils um 17 Uhr.


Serra di Castello - Wintergarten am Rande der Giardini Musikprogramm ab 14. September


Ergänzung 12.09.:
Letztes Konzert der Reihe "A Vele Spiegate" ("Mit geblähten Segeln") am Montag, 16.09., 18:00 Uhr in der großen Tesa 113 des Arsenale Novissimo (Eingang Nord, Haltestelle Bacini oder Celestia) mit dem Titel "CageMusicCircus"  für LiebhaberInnen zeitgenössischer Musik. Im Sommerprogramm stand dieses Abschlusskonzert nicht, vielleicht wurde es nachträglich aufgenommen, auf jeden Fall vielversprechend!

 
Ergänzung 12.09.:
Wissenschaftsnacht am 27.09.
Es beteiligen sich in Venedig die Universitäten Ca'Fosari und IUAV mit interessanten Programmen. Wissenschaftsnächte sind auch aus deutschen Groß- und Universitätsstädten bekannt, sie sollen BürgerInnen und vor allem jungen Menschen unterhaltsam Möglichkeiten wissenschaftlicher Arbeit und Forschung zeigen, einladende Mitmach-Wissenschaft sozusagen. Für die Teilnahme an Vorführungen, Workshops, Experimenten, Lesungen etc. ist eine Anmeldung erforderlich. 

Ergänzung 28.09. (Musik):
Festival Galuppi bis 20.10.; verschiedene Konzerte in verschiedenen Veranstaltungsräumen. 
Puccini, Madame Butterfly 12.-31.10. im Teatro Fenice 
Donizetti, L'elisir d'amore 13.-30.10. im Teatro Fenice 
Bizet, Carmen 29.09.-26.10. im Teatro Fenice
Sciarrino, Aspern 02.-10.10. im Teatro Malibran 
Biennale zeitgenössischer Musik 04.-13.10., verschiedene Veranstaltungsorte

Mostfest auf Sant'Erasmo am 1. Oktobersonntag. Lebensmittelstände, Mostverkauf, Kindespiele, Ruderregatta.

Termine Töpfermarkt an der Serra im Herbst und Winter

Marionettenausstellung 28.09.-07.01.2014 in der Casa Goldoni

Laguna Nord, S. Giacomo in Paluda, Juni 2013
Ergänzung 27.10.
Die Ausstellung "Bernar Venet - Paintings" (leider keine brauchbare Website) war als 'collateral event' der Biennale angekündigt von Juni bis 24.10., im dem restaurierten Gebäude der Abbazia S. Gregorio. Im Juni was das Haus geschlossen. Anfang Oktober auch. Vielleicht nur jeweils, wenn ich vorbeischaute? Heute war Finissage und ich hatte Zufallsglück, gestern vorbeizukommen und sie noch sehen zu können. Bernar Venet ist ja der Künstler fürs grobe riesige Metall, seine Malerei kannte ich nicht und durfte eine freudige Überraschung erleben, leider kann ich diese Ausstellung jetzt nicht mehr empfehlen. Vor allem passten die klaren strengen Bilder wunderbar in die Räume der Abbazia, die 2011 vollgestopft waren mit bunten Dingen aus Asien, die mein Geschmack nicht waren. 


Neue Termine November/Dezember 2013, gemischt


Ab 10.11. bis Jahresende gibt es eine Ausstellung in der Ex-Abbazia S. Gregorio, deren Ankündigung einige Fragen aufwirft. Ausgestellt wird ein einziges Werk von Canaletto, im Raum, in dem es entstanden ist. 7 Tage die Woche à 24 Stunden, Eintritt nur nach Voranmeldung, maximal 8 Personen gleichzeitig, Verweildauer maximal 1 Stunde, Einzelbesichtigung wird angeboten. Der Eintrittspreis soll enorm hoch sein. Sarkastische Anmerkungen spare ich mir, wäre aber dankbar für Erfahrungsberichte.


Blick aus der Abbazia San Gregorio (in etwa der Blick von Canaletto)
Jazz auf San Servolo, 7., 14., 21., 28. November.
Vaporetto Linie 20 ab S. Zaccaria alle 40 Minuten, also: 12:30, 13:10, 13:50, 14:30 usw.  
Tagsüber Biennale-Ausstellungen im Gelände siehe Eintrag vom 26.10.13.

Stelle in Laguna, Sterne der Lagune, 9. November
Treffpunkt an den Säulen der Piazzetta 19:00 Uhr, es werden wie immer eine Anzahl Teleskope zur Beobachtung der Sterne zur Verfügung gestellt, Erklärungen in italienisch. Bei schlechtem Sternenwetter gibt es vielleicht einen Ersatztermin, den man erfragen kann.

Ausstellungeröffnung am 7. Dezember: Ca' Rezzonico, Landschaftssmalerei von Pietro Bellotti. Wer Canaletto liebt, wird hier Freude haben.

Wiedereröffnung der Scuola grande di San Marco am 21.11., zum Salutefest! Ich habe dazu einen eigenen Eintrag am 19.11. geschrieben.  

Gran Concerto per l'Immacolata am 8.12., 17:00 Uhr (Gabrieli, Monteverdi) in SS. Giovanni e Paolo. Kartenvorbestellung, Eintritt 20,- €, Benefiz für christliche Projekte in Kenia, Peru, Syrien, Ukraine.  

Sylvesternacht, Capodanno, als "weiße Party" auf dem Markusplatz. Das scheint das "Küssen" Marketing der letzten Jahre zu abzulösen. Wichtig zu wissen, denn Küssen geht immer, aber Weißes im Koffer?
Außerdem:
auf dem Brenta-Boot ins neue Jahr feiern
,
eines der Konzerte zum Jahreswechsel im Fenice besuchen,
am 31.12. um 18:30 Uhr am Jahresabschlussgottesdienst in San Marco mit Te Deum und Patriarch teilnehmen (oder in irgend einer anderen der schönen venezianischen Kirchen, mit Sicherheit auch für Nicht- oder Andersgläubige ein Moment der Kontemplation und Feierlichkeit zum Ende des Jahres.),
generell auf Veranstaltungsaushänge, auch kleine, in der Stadt achten.  


Weihnachten:
nicht, was man in nörderlicheren Gegenden einen ordentlichen kommerziellen Weihnachtmarkt nenne würde, aber das hat man ja zuhause. In Venedig sind es ein paar Buden und Eislauf wie in den letzten Jahren auf dem Campo S. Polo ab 7. Dezember

Weihnachtliche Illumnination der Piazza di San Marco und Weihnachtsmusik 21.-26- Dezember. 

Weihnachtsmarkt in der Laguna Nord (weitere detaillierte Links finden sich auf diesem Link.)
Zum ersten Mal laden die Bewohner der nördlichen Inseln Mazzorbo, Burano und Torcello die Besucher an den Sonntagen 22.12., 29.12. und 5.1. zu einem Festtagsmarkt  und verkaufen Prokukte des lokalen Kunsthandwerks. Jeweils 10:30 - 17:30 Uhr. Die Laguna Nord ist zu allen Jahreszeiten wunderschön und im Winter vor allem bei schlechterem Wetter quasi leer. Ich empfehle, das Angebot auszuprobieren (Schirm, warme Jacke...), vielleicht ein einmaliges Wintererlebnis in Venedig.


Liste wird ergänzt.

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26. Oktober 2013

Ein Wort zu Behinderten in der Kunst


 
Behinderte KünstlerInnen stehen völlig außer Frage. Die Beschäftigung mit künstlerischen Ausdrucksformen gehört heute zur Integration und Kunstwerke behinderter Menschen werden als solche wahrgenommen, ausgestellt, verkauft. Auch im Internet, z. B. unter Insiderart.

Gerade bei dieser Biennale "Il Palazzo encyclopedico" stößt die Obsessivität vieler der ausgestellten KünstlerInnen in bezug auf ihr Thema oder das rituelle Wiederholen ihres Tuns an das, was ich als Selbsttherapie empfinde, auch als eine Abgren-
zung, als Schutz. Ich würde nicht wagen, die Grenze einzu-
schätzen zwischen kreativer Einzigartigkeit und einzigartiger Fokussierung, die möglicherweise zwanghafte Züge trägt.


Die Darstellung behinderter Menschen in der Kunst ist ein ganz anderes Thema. Schwierig. Was man an Alison Lapper sieht, als anerkannte Künstlerin mit Kunsthochschulabschluss einer-
seits und als Thema der Kunst von Marc Quinn. Seit 3 Wochen gehört 'Alison Lapper pregnant' zu meinem täglichen Umfeld, und sie gehört für mich prägend zu diesem Kunstsommer in Venedig.

Ausgerechnet bei diesem Kunstwerk verliert sich die Diskus-
sion, die ich mitbekomme, zum Teil in geschmäcklerischen Fragen der Ästhetik, in vereinzelten Äußerungen, die peinlich an "gesundes Volksempfinden" erinnern. Dass Behinderung an sich in der Kunst kaum thematisiert wird, ist aus meiner Sicht keine Frage der Ästhetik sondern der Ausgrenzung von Behinderung in der Kunst, der Angst vor dem Blick auf das Ungewohnte.


Michel de Montaigne schreibt im 2. Band seiner Essais:
„Was wider die Gewohnheit geschieht, nennen wir wider die Natur. Doch es gibt nichts, überhaupt nichts, was nicht gemäß der Natur geschähe. Lasst uns anhand ihrer univer-
salen Vernunft die abwegige Verblüffung abschütteln, die uns bei ungewohnten Erscheinungen jedes Mal überkommt!“


In Venedig gibt es seit fast 500 Jahren die Skulptur eines Behinderten, der Gobbo vom Rialto. Aus entsprechender Per-
spektive kann man seine Wirbelsäulenkrümmung gut erkennen, sie hat eine praktische Funktion einerseits (sie trägt die kleine Plattform für den Nachrichtenschreier) und gleichzeitig wird dem Behinderten eine gewisse magische Funktion zugewiesen.


Eine andere Darstellung eines behinderten Mannes aus dem 16. Jahrhundert wurde in einem hochinteressanten Forschungsprojekt wissenschaftlich untersucht.


Im Rahmen der Biennale gibt es ein Projekt des Künstlers César Meneghetti, "Io è un altro" (Ich ist ein anderer), das mich überaus beeindruckt hat. Meneghetti stellte mit einer Gruppe behinderter Frauen und Männer Filminstallationen und einen Interviewfilm her, in denen seine ProtagonistInnen sich selbst entspannt und authentisch darstellen. 


Für mich gehört diese Ausstellung zu den wirklich überzeu-
genden dieser Biennale. Der Trailer gibt eine kleine Vorstellung der Arbeit.

Ich empfehle sehr, nach San Servolo zu fahren (Linie 20 ab S. Zaccaria, alle 40 Minuten, also 9:50, 10:30, 11:10, 11:50, 12:30 usw.) und sich die Zeit zu nehmen, das Projekt, vor allem den Film, anzusehen. (Wer über Mittag dort ist, kann für 10 € ein günstiges Mittagessen im Mensa- oder Kantinen-ähnlichen Restaurant hinter den Ausstellungsräumen bekommen, mit Tablett, Warteschlange, Vorspeise, Hauptgang aus Fisch/Fleisch+3 Gemüsen, Salat, Nachtisch, alles inlusive.)


Und ich habe es auch geschafft, das Aufblasen von "Alison Lapper pregnant" zu beobachten, das keineswegs bei Sonnenaufgang stattfand, sondern um 10 Uhr, als ich von einem sehr frühen morgendlichen Besuch der Bibliothek des Museo Correr wieder auf die Insel zurückkam. Da hatte ich wirklich Glück!



Bücher zum Thema

Ergänzung 18.03.2015 
The Guardian: Statues around the world that show disability: share your photos

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15. Oktober 2013

Giuseppe hatte Geburtstag

Autograph des Meisters

...und das Conservatorio Benedetto Marcello im Palazzo Pisani ließ es sich nicht nehmen, IHN ordentlich zu feiern. "Viva Verdi" lief 3 Abende lang als Teil der Musikbiennale unter Beteiligung von StudentInnen, DozentInnen und Gästen aus den Musikhochschulen von Rovigo und Vicenza. Das Haus ist sehr erfolgreich in der Abgrenzung von BesucherInnen, ohne Einladung kommt man nicht rein, auch ich natürlich nicht bisher und zum Glück erfuhr ich von der Sache gerade noch rechtzeitig, um am 3. Abend dabeizusein. Eintritt frei, solange Platz ist, letzer Einlass um 20:30 Uhr.


Lange Warteschlange über den Campo Pisani zum Hinterein-
gang, da der Vordereingang der Aktionsort der beiden großen Finale war.

Alle 15 Minuten wurden 55 BesucherInnen eingelassen und über 3 Etagen durch das Haus geführt, wobei in verschiede-
nen Räumen insgsamt 11 Aufführungen stattfanden. Von schönen Darbietungen verdischer Kompostionen über Adaptionen, die teilweise fremd, dann wieder aha! klangen, neuen Kompositionen auf der Basis von verdischen Werken, auch unter Verwendung von un-verdischen Instrumenten. Teilweise für diese Veranstaltung komponiert. Das war eine großartige und intelligente Mischung und die Beteiligten hatten Spaß, in Einzelfällen auch Stress, was zu Kunstaufführungen und zum Musikstudium nun mal gehört.


Der Weg führte über Treppen und Hintertreppen, durch die beiden Innenhöfe (in denen derzeit auch eine Biennale-Ausstellung läuft, auch im 1. Obergeschoss, die es ermöglicht, den Palazzo Pisano auch ohne Verdi-Geburtstag zu besuchen). Die Räume auf dem Weg waren bis auf Musikinstrumente weitgehend leer, aber die schönen Deckenfresken waren z. T. gut sichtbar.  
  Meine Favoriten waren "Contemporanea Verdiana", eine fast meditative Aufnahme des Va-pensiero-Themas, aufgeführt von 3 Akkordeons, und "Steel Wind" gespielt von 4 Saxophon-
isten (Achtung, beide YouTube-links laden u. U. minutenlang hoch, nicht aufgeben...)


Beim "Ersten großen Finale" sang der "Kleine Chor" des Konser-
vatoriums zusammen mit der Schola San Rocco sehr schön und gefühlvoll einige unserer liebsten Verdi-Kracher.


Als "Zweites großes Finale" spielte die "Brass Band" ein schönes Arrangement aus Aida, man beachte die Trompeten, die in den Fenstern des Mezzanin stehen! Klang toll!

Ich habe ein bisschen gefilmt, rein 'privat', und freue mich, dass mir rechtliche Überlegungen erspart blieben durch Aufnahmen, die schon im Internet stehen und die ich verlinke. Passt. Von mir sind nur die Fotos. 

Ein erfreulicher Abend, und ich war wieder einmal überrascht, wie schnell man im nächtlich menschenleeren Venedig nach Hause kommt. Ruck-zuck.
 
Einziges Deckenfresko aus dem 16. Jahrhundert erhalten

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13. Oktober 2013

So geht das also...



"Alison Lapper pregnant" von Marc Quinn sitzt seit Mai als luftgefüllte und verkleinerte Version der Marmorskulptur von London, darstellend die Künstlerin Alison Lapper, vor dem Portal von S. Giorgio Maggiore. Aber groß genug, um beein-
druckend übers San Marco Becken  gesehen zu werden und sehr groß, wenn man davor steht. Ein paar FlachdenkerInnen hätten das Werk gerne als Skandal aufgeblasen, hat aber nicht funktioniert. (Siehe auch Eintrag im Blog L'aqua bassa in Venedig.)


Die Marc Quinn-Ausstellung auf der Insel wurde vor 14 Tagen geschlossen, die großen golden glänzenden Muscheln am Ufer zwischen Kloster und Marina vorgestern entfernt, sichtbar geblieben sind die Stellen auf dem Pflaster, wo es für deren Installation aufgerissen und wieder mit Hilfe von Zement geschlossen wurde.

Alison Lapper pregnant war in der letzten Woche nicht auf ihrem Aufbau, und ich dachte schon, entgegen der Ankün-
digung hätte das Ausstellungsende auch sie betroffen. Aber vielleicht war der Grund nur das regnerische Wetter, möglicherweise sollte einfach das Material, aus dem der Ballon genäht wurde (und technisch gesehen, ist es ja ein Ballon, einerseits finde ich diese Nähte etwas seltsam und würde gerne die Marmorskulptur sehen, andererseits erstaunt mich die Arbeit, die ja eine völlig andere Technik als Bildhauerei ist), geschützt werden.


Gestern Abend direkt nach Sonnenuntergang begaben sich 2 Männer über eine Leiter auf das Podest, sie trugen dazu Klettergurte (vermutlich zur Erfüllung einer EU-Arbeits-
schutz-Norm? oder?) und dann ging alles ganz schnell. Eine Strippe zwischen den Beinen der Skulptur wurde gezogen, der Kopf knickte, dann sank der Rest zusammen. Die FotografInnen, die sich jeden Abend auf der Fondamenta zum Sonnenuntergang versammeln, bekamen gar nicht schnell genug mit, was hinter ihrem Rücken passierte.




Ich werde mich morgen bei Sonnenaufgang postieren, um zu sehen, wie das Ding aus der Kiste kommt...


...hier (26.10.13)
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11. Oktober 2013

Streik 24 Stunden

Am nächsten Freitag, 18. Oktober.
Die Inseln werden mit einem Notdienst versorgt.

Die Samstag/Sonntag-Führungen auf S. Giorgio Maggiore fallen aus, wie schon an diesem Wochenende, wegen interner Veranstaltungen. Wer den Campanile besteigt, kann von oben die Buffet-Aufbauten in den Kreuzgängen bewundern.
 
Vollmond ist auch....

Sieht nach Picasso aus, ist aber Detail einer sehr witzigen Installation von Camilla Ancilotto, "Desposizione", im Park von S. Servolo bis 24.11.


8. Oktober 2013

Carpaccios Löwe


Heute habe ich mir nach 10 Jahren Neugier die Zeit genommen, dem Rätel von Carpaccios Löwen nachzuforschen, bzw. der Drachenwurz, die Vittore Carpaccio prominent im Bildvordergrund links fast neben den Löwen gesetzt hat. Ich habe ja mehr als nur ein paar Urlaubstage!

Wer schon im Dogenpalast war, kennt das Bild, das zusammen mit anderen Markuslöwen in den ehemaligen Dogenräumen hängt. Es symbolisiert, 1516 gemalt, die Herrschaft der Serenissima über Meer (die Kolonien in Adria und Ägäis blühen noch, bis auf Negroponte/Evia-Euböa, das schon 1470 osmanisch wurde) und Land (wo die Liga von Cambrai in der Schlacht von Agnadello Venedig 1509 schrecklich besiegt hatte). Mit den Hinterfüssen steht der Löwe im Wasser, mit den Vorderfüßen auf Land, er zeigt das Buch mit dem Friedenssatz "Friede Dir, Markus mein Evangelist" aber auch schon mal vorsichtshalber die Zähne, denn die Dinge ändern sich gerade. Was hätte Carpaccio davon ahnen können?


Dieses Plakat hängt seit über 10 Jahren in meinem Flur. Abgeschnitten sind das Wäldchen auf der linken und die Gebäude (S. Giorgio Maggiore, Dogana) auf der rechten Seite
Im Hindergrund ist links das Ufer an der Piazzetta perfekt dargestellt mit Dogenpalast, den Säulen, Kuppeln von San Marco, und dem damals nagelneuen Uhrenturm, Mauro Codussi hatte ihn 1499 fertiggestellt. Rechts das Arsenale, das Markusbecken mit einigen aufgetakelten Segelschiffen,und räumlich eher frei angelegt, S. Giorgio Maggiore und die Dogana.
Im Vordergrund links einige Kräuter, vielleicht Salbei?, dahinter Gebüsch oder ein kleines Wäldchen, dazwischen aber eine der spektakulärsten Blüten, die ich wildwachsend kenne: eine Drachenwurz! Die Frage lautet seit 10 Jahren: warum?

Die Drachenwurz ist nicht in der Lagune heimisch, aber in den damaligen venezianischen Kolonien, vor allem auf Kreta, wo sie im Winter während der Regenfälle und im Frühjahr mit der Schneeschmelze entlang von Flußbetten austreibt und im Mai blüht. Die großen Blätter bestehen aus wunderschön im Kreis angeordneten 9 "Fingern". Die Blüte (Spatha, griech. "Schwert") ist enorm, 0,5 m hoch, schimmernd wie guter Samt, der Blütenstand ist eine noch enormere phallische Sache, glatt und etwas genarbt wie altes Leder. Und alles in einer leuchtenden Farbe, die man Bordeaux nennen kann oder Ochsenblut, ein sehr dunkles Rot. Der Anblick ist umwerfend, und der Aasgeruch der Pflanze auch. Wie alle Aronstäbe ist sie giftig, wobei die Reaktion von Mensch zu Mensch unterschiedlich ist. Es kann im Einzelfall zu heftigem Erbrechen führen, wenn man ein Blatt anfasst und danach mit ungewaschenen Händen isst. 

Ich war mehr als gespannt auf der Suche nach dem, was KunsthistorikerInnen dazu einfällt. In der Bibliothek, in der ich zur Zeit arbeiten darf, habe ich mir 4 Monografien zu Carpaccio gesucht, Standardwerke, dicke Schwarten, und wurde leider schwer enttäuscht. Drei Autoren erwähnen die Drachenwurz nicht. Nur im Katalog der Carpaccio-Ausstellung im Dogenpalast von 1963 steht: "...auf der Linken einige exotische Pflanzen und ein gedrängter Wald, die die Funktion eines farblichen Kontrapunktes zur phantastischen Erscheinung der Stadt übernehmen, die zum großen Teil hinter der Gestalt des Löwen verschwindet."



Na. Jetzt aber. 
Carpaccio setzt eine Pflanze in sein Bild, die
  • nur in den Kolonien in Griechenland, ggfs. Istrien, Dalmatien, Albanien, existiert
  • aus einem riesigen Schwert und noch riesigerem Phallus besteht
  • heftigen Aasgeruch verbreitet
  • hochgiftig ist
Und niemand möchte wissen, was er uns damit sagen will?

Wahrscheinlich haben 3 Dutzend KunsthistorikerInnen fleißige Aufsätze darüber geschrieben, die Symbolik hin und her interpretierend... und keinen Verlag dafür gefunden. Oder in einer Fachzeitschrift veröffentlicht, wo die viele Arbeit gut und für immer begraben ist. 

Und ich muss mir jetzt alleine ausdenken, dass Carpaccio vielleicht durch die Blume andeuten wollte, wo der Hammer bald nicht mehr hängt? Wo es stinkt und giftig wird, bei aller Großartigkeit? Das war zur Zeit des Dogen Leonardo Loredan. Während seines Dogats ging Venedigs Glanz zu Ende. 

 
Ergänzung 18.10.2013:
Der Vorschlag von Andreas (siehe 'Kommentare') wurde aufgegriffen, und die hier (auf S. Giorgio M.) vorhandenen Ikonografien überprüft. Erfolglos ein aktuelles italienisches Buch, das wie die Ikonografie bei mir zuhause auf einzelne Blumen eingeht, die in der Malerei als Symbole verwendet wurden (Tulpe, Zyklame, Rose, Lilie etc.), diese aber nicht differenziert. Also keine Unterguppen o. ä., Familien wie 'Aronstabgewächse' schon gar nicht.
Dann ein sehr dickes Buches über Symbole in der Malerei allgemein, half auch wenig, da alphabetisch sortiert und ich den italienischen Namen für Drancunculus vulgaris nicht kenne. Zu aufwändige Sucherei. 
Dann ein Reprint einer Sammlung von Emblemen von Beginn des 16. Jahrhunderts. Hoffnung! Denn es kommen auch viele Zeichnungen, Stiche, Holzschnitte von Pflanzen vor. Aber es stellt sich heraus: Emblem ist nicht gleich Symbol, scheint sehr viel festgelegter zu sein, auch in Zusammenhängen. Keine Aronstäbe, viel italienischer Text, kein Ergebnis.

Stundenlange Recherchen online mit spannenden Funden... die alle nicht konkret zielführend sind, wenn auch meine Bildung erweitern.
Ich bleibe am Thema und verlinke heute zu einer interessanten Seite des Metropolitan Museum of Art zu mittelalterlichen Gärten, Menüpunkt "Plants in Medieval Art"


Ergänzung 30.10.:
Weitere Monografien zu Carpaccio erfolglos geprüft, weitere Ikonografien - darunter eine hochgelehrte deutschsprachige aus den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts, darin etwas zu mittelalterlichen Vorstellungen zur Heil- und Magiekraft der Drachenwurz gefunden. Immerhin!
Letzte Woche eine Kunsthistorikerin kennengelernt, die sich beruflich im letzten Jahr mit Veröffentlichungen über die Bellinis und Carpaccio beschäftigte und also den Überblick hat. Sie versicherte mir, dass es zu meiner Frage keine, gar keine Veröffentlichung gibt.


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6. Oktober 2013

Oktoberanfang in Venedig

 

Herbstlicher Park auf S. Giorgio Maggiore

Seit vorgestern bin ich für einen ganzen Monat in Venedig, eigentlich jenseits  meiner Norm von Urlaubsdauer und -budget, aber dank Aufteilung von 3 Wochen Urlaub + 1 Woche Bildungsurlaub und einer Projektförderung durch die Fondazione Cini wohne ich die 4 Wochen preisgünstig auf der Insel S. Giorgio Maggiore. Ich habe genügend Arbeitspläne und einen Sack voller Termine, ein Teil davon könnte Anlass zu Blogeinträgen werden. 

Aber unabhängig davon - zu Erzählen gibt es immer über die schönste Stadt.
Es ist grau, kalt und nass, wenn auch nicht windig, bei Flut ist die Platte vor S. Giorgio Maggiore überschwemmt. Trotzdem legte gestern eine Hochzeitsgesellschaft im gecharteten Aus-
flugsschiff an, um Fotos vor dem Panorama der Riva, des Do-
genpalastes und des Campanile von San Marco zu machen. Braut im schulterfreien langen Nebelblassen aus Chiffon? Viskose? mit nassem schmuddeligem Saum (ich im Kapuzen-
mantel mit doppelt geknotetem Schal).


Ufer vor S. Giorgio Maggiore gestern Abend

In diesem Tagen laufen Zivilschutzübungen hier, unter ande-
rem  probte die ACTV einen Verkehrsunfall zu Wasser; die Ak-
tiven des Küstenschutzes proben 2 Tage lang Notfallmaßnah-
men in S. Pietro in Volta auf Pellestrina und luden die Bevölke-
rung zu reger Beteiligung ein; hier auf S. Giorgio schrillte der Probealarm am Freitagmorgen los als ich den Fuss in die Tür setzte und natürlich nicht wußte, was zu tun ist. (Sich ruhig an die entsprechende Sammelstelle begeben, sich zählen lassen und auf das Boot warten, das an die Sammelstelle zwecks Evakuierung von der Insel kommt.)


Es gibt 3 Sammelstellen und eine bekannte Zahl von "Ein-
wohnern" - MitarbeiterInnen, Mönche, Wohngäste wie mich, sowie eine unbekannte Zahl von Besuchern der Kirche, der Ausstellungen, Bibliothek, Archive, Terassenbar... niemand darf im Notfall zurück gelassen werden. Jeder muss jedem helfen. Mich schnappte die Putzfrau und nahm mich (mit Rucksack, aber ohne Koffer, den ich "notfallmäßig" preisgab) zum Schiffsbecken auf der Inselrückseite mit. Alles aber sehr entspannt, danach ging man/frau wieder an die Arbeit und ich konnte einchecken. 


Blick aus meinem Fenster des Centro Vittore Branca heute Nachmittag

Von meinem Fenster sehe ich die Türme von S. Giorgio Maggiore, S. Giorgio dei Greci, S. Francesco della Vigna, S. Martino, die schwankenden Maste der Yachten in der Marina von S. Giorgio, die vorbeifahrenden Kreuzfahrtschiffe. Gestern Abend zog im Dunkeln der 5-Masten-Segler, der tagsüber nackt im Hafen von S. Basilio lag, mit voll gesetzten weißen Segeln wie ein fliegender Holländer vorbei, ein großartiger Anblick!

Die Stadt ist voll, die Biennale rappelvoll, im Arsenale ein Gedränge vor allem von großen Gruppen, Schulklassen, Studienreisengruppen etc... Wo die Gruppenführenden High-
lights der Ausstellung verorten ist Stau, und leider sind die großen Hallen der Tana in diesem Jahr extrem kleinräumig unterteilt, was die Gesamtverstopfung noch weiter fördert. Mir fiel das Ende Juni gar nicht auf, als 4 Wochen nach der Eröffnung und kurz vor den Sommerferien die Zahl der BesucherInnen übersichtlicher war.


Ruhiger ist es wie immer in den Biennale-Bereichen in der Stadt, ich war zum 2. Mal in den Ausstellungen von Kroatien, Kata Mijatovics "Kunst der Träume" im "Kulturzentrum Don Orione" (auf meiner Liste der "klösterlichen" Unterkünfte) und Island im Garten des Palazzo Zenobio eine von ganz wenigen BesucherInnen. Auch beim zweiten Besuch finde ich den Beitrag von Island enttäuschend, gemessen an den letzten Auftritten Islands. Das Messen ist falsch, aber schwer vermeidbar...


Seidenraupenkokons, ""Silentio Pathologia"

Zum ersten Mal, und als einzige Besucherin, war ich in der umstrittenen Ausstellung Makedoniens "Silentio Pathologia" von Elpida Hadzi-Vasileva. Umstritten wegen der Verwendung von lebenden Tieren (2 Ratten, die ich in ihrem Käfig nicht ausmachen konnte, aber vielleicht mögen sie nicht 8 Stunden täglich angestrahlt werden) und sehr vielen toten weißen Ratten, bzw. deren Fellen. Viel schriftliche Begründung online und auf Schildern in der Ausstellung, um TierschützerInnen zu beruhigen. 

Die Vorhänge aus Unmengen von Seidenraupenkokons (die einen sehr spezifischen, mir gut bekannten und für meine Nase nicht aufdringlichen tierischen Geruch ausströmen), aus schwarzen geknüpften Seidenschnüren und den besagten Rattenfellen bilden eine durchsichtige Spirale, die umgeben ist von Stahlplatten und ergänzt durch erhaltene Marmorsäulen der Ex-Scuola und in deren Mitte die lebendigen Tiere sitzen (sollen). 
Mich hat die Installation sehr beeindruckt und ich fand das Thema der Künstlerin und ihre Wahl seines Ausdrucks nach-
vollziehbar. Die funktional renovierte Scuola dei Laneri bietet einen passenden Rahmen dazu als ehemaliges Bruderschafts-
haus der Wollwirker. Ich empfehle die Ausstellung sehr, die zudem im Stadtteil zwischen Piazzale Roma und Campo S. Margarita liegt, viel zu Gucken!


Elpida Hadzi-Vasileva "Silentio Pathologia" -
Rattenfelle, schwarze Seidenschnüre, Seidenraupenkokons, Marmorsäule

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