26. April 2015

El Anatsui erhält den Lebenswerk-Löwen 2015

Biennale 2007 - El Anatsui
Bisher konnte ich zweimal ein Werk El Anatsuis bewundern. Das erste Mal bei der Biennale 2007, im Arsenale, ganz am Ende der Tana. Durch mehrere Räume kam ich dem 'Wandbehang' immer näher, um schließlich völlig überwältigt davor zu stehen. Welche Größe, Üppigkeit und Pracht entsteht aus diesem ärmlichen Material!
Bei der zweiten Begegnung, 2010 in Berlin vor der Alten Nationalgalerie, hundertprozentige Wiedererkennung des Künst-
lers sofort, aus heiterem Himmel. Dieses Werk ist unverwechsel-
bar. Und in seiner klaren Metaphorik der Vernetzung einfachster Teile zur großen Fülle, der Verbindung von Armut und Glanz, Pragmatik und Kreativität, der Wandelbarkeit von Material und Dimension ergreift es auch Leute, die sich von Gegenwartskunst eher seltener inspiriert fühlen. Den genialen El Anatsuis mit einem Lebenswerk-Löwen zu ehren, finde ich eine wunderbare Entscheidung der Biennale.

Ich verlinke hier ein paar Seiten mit Text und Film, die ihn und seine Arbeit und Arbeitsweise/Kooperationsweise näher bringen.

Biographie in deutscher Sprache


Film, der die Arbeit an 'Gli' zeigt, kommentiert von El Anatsui


40 Werke El Anatsuis, per Klick vergrößerbar, und eine Liste seiner Ausstellungen. In Deutschland scheint es bisher nur 2 seiner Werke zu geben, in Bayreuth und Düsseldorf. 

Alexi Worth stellt den Künstler El Anatsui und sein Werk in der New York Times vom 19.2.2009  in einem sehr lesenswerten Artikel vor. Er schreibt u. a.:
"Besonders bemerkenswert ist, dass seine Werke physisch nicht festgelegt sind: Anatsui besteht darauf, dass seine Wandbehänge drapiert, nicht flach gehängt werden, aber legt keinen Wert darauf, sie persönlich zu drapieren und lässt das gerne Galerien und Museen machen. Er hat Präferenzen - horizontale Wellen sind besser als vertikale - aber er sieht spezielle Gestaltungsweisen nicht als endgültig. Natürlich sind professionelle Kuratoren irritiert von diesem Freiraum... Lisa Binder, die Kuratorin der Anatsui Ausstellung (in NY), betont, dass 'traditionelle afrikanische Kunstobjekte häufig in hohem Maße anpassungsfähig sind, konzipiert für mögliche Wiederverwendungen, im Gegensatz zu europäischen Gemälden und Skulpturen'. Anatsuis Werk bringt diese Qualität von Anpassungsfähigkeit, Unentschiedenheit in die Praxis der Skulptur - so wie Jazz die afrikanische Gelöstheit in die westliche Musik brachte."



Unkommentierter Film der NYer Ausstellung - kein Gesabbel, keine Musik, nur die Möglichkeit, die Wandbehänge genau anzusehen. Schlicht, aber sehr sehenswert.



Einstündiges öffentliches Gespräch (ab Min. 9) mit El Anatsui, geführt von Elizabeth Harney, Univ. Toronto, aus dem Jahr 2013. In dem es u. a. auch um seine früheren Werke (Holz, Kettensäge) geht. Verlangt ein bisschen Konzentration auf die Sprache. Und man sollte nicht seine Socken übersehen - Hammer!



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25. April 2015

Wunder Venedigs

Tribuna im Palazzo Grimani

Vor 10 Tagen wurde eine neue Website ins www gestellt, die ich herausragend finde. 



Geboten werden faszinierende Kamerafahrten durch einen Teil der Gebäude und Kunstsammlungen der Basilika S. Marco, Dogenpalast, Palazzo Grimani und Möglichkeiten, einzelne Kunstwerke genauer anzusehen. Geeignet sowohl als Vorbe-
reitung einer kunst- und geschichtsorientierten Venedigreise, als auch nachträglich die Dinge in Ruhe und im Detail anzusehen. Aber auch für alle, die die Warteschlangen dieses Sommers nicht durchstehen oder lange nach einem Venedigbesuch ihr Erlebnis noch einmal nachvollziehen möchten. 



Arch. Museo Correr
Jugendlicher; kleinasiatische Werkstatt 80-50 v. u. Z.
Stiftung von Iacopo Contarini 1714
Und: mit dem roten Button oben rechts kann die Seite bewertet werden, denn sie gehört zu den 28 Projekten, die im Rahmen von Europa Nostra, der Bürgerbewegung für das kulturelle Erbe Europas, in diesem Jahr online vorgestellt werden. Ein gutes Marketinginstrument, das BürgerInnen interessante Kulturerbe-
projekte vorstellt.


Die Bewertung ist ein bisschen umständlich: man MUSS 3 Projekte auswählen. Zunächst ein Projekt anklicken, dann auf der Seite nach unten scrollen und auf 'next vote' klicken, dann das nächste Projekt anklicken, wieder nach unten und 'next vote' anklicken, dann das Ganze ein drittes Mal, dann kann man 'complete' anklicken, es erscheint ein Fenster zur Angabe von Namen & Emailadresse (jeder darf nur 1 mal voten, insgesamt). Dann bekommt man ein Email, das man bestätigen muss. Damit ist der Wahlgang abgeschlossen und man kann erleichtert zum Rest des Tages übergehen. 

'La Nuda' von Giorgone
ehem. Außenwand Fondaco dei Tedeschi, jetzt Palazzo Grimani

Ergänzung 11.6.2015
Venedig ist unter den Preisträgern von Europa Nostra in der Sparte 'Research and Digitization.


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18. April 2015

Außerordentliche Ausstellungsorte Biennale 2015

Halbmezzanin im Palazzo Contarini-Polignac/dal Zaffo
In 3 Wochen steigt die Kunstbiennale. 
Über einen Teil der Nationenausstellungen und Zusatzaus-
stellungen ('collateral events') habe ich in 6 Einträgen zwischen Ende Dezember und Anfang März berichtet, und Einiges er-
scheint hier zum 2. Mal, aber unter dem Aspekt der besonderen Location. 

Die Meldungen über die Biennaleauftritte trafen seit Mitte 2014 peu à peu online bei mir ein, seit Januar mehr, als ich bearbeiten konnte. Vor 6 Wochen wurde endlich biennaleseitig offiziell das Programm veröffentlicht - nichts auf der Welt ist so entspannt wie die venezianische Terminplanung. Egal ob Kommune, Biennale, ein Straßenfest oder offenes Arsenale, auch  ein Dutzend offene Inseln -  bloß kein Stress wegen der Kommunikation, genug Leute sind immer in der Stadt!

Ich bin eingestellt auf aufregende 2 Wochen die möglicherweise nicht ausreichen, wenn die venezianische Ausstellung Aquae Venezia 2015 der Expo 2015 in Mailand dazu kommen, die mir zwar beide nicht auf den Nägeln brennen, aber wohl die Carpaccio-Ausstellung in Conegliano die ich keinesfalls verpassen will. Außerdem jede Menge saisonaler Kunstaus-
stellungen und -events: in den städtischen Museen mit einem vielfältigen Programm, in Kunstmuseen wie Accademia und Palazzo Grimani (und weiteren) in den vielen venezianischen Stiftungen wie Cini, Querini Stampalia, Pinault (und weiteren) und Ausstellungshäusern wie Casa Tre Oci (und weiteren). Überall Saisonangebote, deren Großteil zum Jahresende ausläuft. Zum Teil auch schon früher.



Seitenaltar in Sant'Antonin, Restaurierung nicht abgeschlossen
In diesem Eintrag geht es, wie immer zur Biennale, um Kunst in besonderen RÄUMEN. Die Kunst mag besonders sein oder nicht, die Räume sind es, da sie normalerweise nicht für TouristInnen geöffnet sind. Nur gelegentlich vermietet werden für Ausstellun-
gen, Konferenzen, vielleicht auch private Feiern, jedenfalls nicht zugänglich für uns NormalbesucherInnen Venedigs. Aus dieser Sicht ist jede Biennale eine doppelte Wundertüte - man lässt sich überraschen!



Altes Parkett - kein venezianisches Terrazzo -  im Palazzo Falier

Cannaregio:

Kreuzgang Madonna dell'Orto 9.5.-22.11. Ausstellung Emily Young 'Call and Response'. Sehr schöner stimmungsvoller Kreuzgang, wunderbarer Blick auf das Kirchenschiff- und Dach, extrem seltene Gelegenheit, ich habe hier erst 2 Ausstellungen erleben dürfen! 
Haltestelle Madonna dell'Orto

Scuola dei Mercanti 9.5.-22.11. Teilausstellung des Freundschaftsprojektes China/San Marino. In der ehemaligen Scuola, die eine sehr schöne Kassettendecke im Obergeschoss hat, finden zu den meisten Kunstbiennalen Ausstellungen statt aber nicht immer. Vertiefende wissenschaftliche Lektüre zur Scuola für Interessierte.
Haltestelle Madonna dell'Orto

S. Caterina 9.5.-22.11. Ausstellung Grisha Bruskin 'La collezione di un archeologo in Kooperation mit der Universität Ca'Foscari. Die Kirche S. Caterina ist Teil einer Mädchenschule und steht für Besuche nicht zur Verfügung (ein misslungener Versuch). Also möglicherweise eine einmalige Chance, rein-
zukommen. Es gibt derzeit eine weitere Ausstellung des Künstlers in Venedig, deshalb eine doppelte Empfehlung.


Palazzo Fontana 9.5.-22.11., Ausstellung Scotland+Venice, Graham Fagen. Die erste Ausstellung in diesem Haus, nichts weiter darüber zu finden, bei Tassini (Curiosità Veneziane) der Hinweis, dass die Fontana 1549 aus Piacenza zugezogen seien und ein Sohn namens Giovanni einen Palazzo im Stil Sansovinos bei San Felice mit Blick auf den Canal Grande bauen ließ. Durch die Aufschüttung von Kanälen im Bereich der heutigen Strada Nova gab es Änderungen bei  Grundstücken, die die Zuordnung ohne weitere Informationen schwer machen. Ich bin gespannt, das Haus kennenzulernen.
Haltestelle Ca' d'Oro 

Palazzo Mora 9.5.-22.11., drei Länderausstellungen. Neues Haus für mich, ich hatte schon 2013 und 2014 die Gelegenheit, es zu besuchen und habe es verpasst, obwohl es bequem am Wege liegt in der Nähe von San Felice. Aber ich verpasse dort auch immer die Länderausstellung Rumänien wegen ihrer dämlichen Mittagspausenschließung. Dann klappt es irgendwie nie mit der beschäftigen Biennalebesucherin :-(  Diesmal gehe ich hin!

Palazzo Flangini 9.5.-22.11. Landesausstellung Mauritius "From One Citizen You Gather an Idea". Vor Jahren habe ich es verpasst, für einige Nächte ein angebotenes Zimmer in diesem beeindruckenden Haus zu mieten. Ich wusste nicht, dass es kurz danach renoviert werden sollte. Die Renovierung ist abgeschlos-
sen, Zimmer werden nicht mehr vermietet. Ich kenne nur den Androne von einer Fotoausstellung während der Architekturbien-
nale und hoffe, dass die Ausstellung auch in den Piano Nobile reicht. 

Ergänzung 19.4.: Eine weitere Ausstellung, deren Ankündigung vielversprechend ist: 9.5.-15.8. "Dancing makes me joyful" der Künstlerinnen Lena Liv und Lindy Nsingo. Das sieht nach Piano nobile aus, großartig.
Zu Fuß vom Bahnhof. 

Ergänzung 30.4.
Santa Maria della Misericordia o. Valverde 9.5.-22.11. Bei diesem Namen denkt jede/r an die Scuola Grande della Misericordia, es geht aber  um die Kirchen neben der alten, ehemaligen Scuola, über die Brücke. Heute gibt das Icelandic Art Center bekannt, aber nicht mal auf seiner Website, sondern auf der Website von ArtNews, dass die isländische Ausstellung in dieser Kirche stattfinden wird, die seit Jahrzehnten geschlossen ist.
Mein Eintrag vom 7.2.:
Island, mein Allzeitfavorit venezianischer Kunstbiennalen, wird vertreten durch den Schweizer Konzeptkünstler Christoph Büchel. Allerdings steht nichts von diesem Termin im Kalender bei Hauser&Wirth. Kommen da Zweifel auf? Und ein bisschen Zoff wegen seiner Nominierung scheint es auch zu geben, immer gut für die Werbung...Ohne Isländischkenntnisse meine ich der Seite entnehmen zu können, dass die Ausstellung im Garten der Vergini im Arsenale stattfindet. (Diese Information wird bei Bedarf korrigiert.)
Der leise Seufzer am Ende des Artikels, dass man wohl bis zum 9.5. abwarten muss, um zu sehen, was Büchel zeigt, der voraus gegangene Konflikt und die späte Entscheidung (oder ist es nur eine späte Meldung?) raten: erst mal nicht aufregen, schaunwermal. 

Evangelisch Lutheranische Kirche 13.6.-13.9. Ernst Barlach - Der Zweifler
Diese Kirche öffnet sich erfreulich oft für Kunstereignisse, aber trotzdem hat man selten genug Gelegenheit, sie zu bewundern. Der Kirchenraum ist protestantisch-nüchtern, aber die Eingangshalle mit den alten Grablegen, z. T. in deutscher Sprache und der schöne kleine Treppenaufgang sind unbedingt sehenswert. 


Eines der Details des Handwerkerhofs der Fondazione Gervasuti

Castello:

Sant'Antonin 6.5.-22.11., Ausstellung Recycle Group 'Conversion' (Man muss sich nicht anmelden, um die Seite lesen zu können). Die Kirche wird seit über 20 Jahren restauriert, die Arbeiten sind noch nicht ganz abgeschlossen, aber die Kirche wird seit der Biennale 2013 für seltene Ausstellungen genutzt. Damals für die Ai Weiwei-Nachbildungen seiner Gefängniszelle und -szenen. 2010 wurde die "Öffnung" der Kirche verkündet, war aber nix, das Patriarchat Venedig bietet Gruppenführungen an, die aber Einzelreisenden nicht offen stehen, nur komplett angemeldeten Gruppen. Dies ist also eine Chance, die Kirche zu sehen, die bisherige Restaurierung ist beeindruckend und man fragt sich, warum die Kirche nicht regelmäßiger geöffnet ist. 
Haltestelle S. Zaccaria

Fondazione Gervasuti (ohne eigene Website), ein ehemaliger Handwerkerhof, der sich aus mehreren Gebäuden auf 2 Etagen zusammensetzt und seit Jahren für Länder- und Nebenaus-
stellungen vermietet wird. Der Zustand der Gebäude ist schlecht, aber nicht unsicher, man mag das auch romantisch finden. Die Ausstellungen hier passen immer gut ins Ambiente, die Auswahl erfolgt offensichtlich recht bewusst. Wer Palazzi und Kirchen besucht, sollte auch diesen Teil der 'Venezia minore' kennenlernen. 

In diesem Jahr 9.5.-22.11. Ausstellung Country der Künstler-
innen Kayili. Und sicher weitere.

Haltestelle Giardini oder Arsenale, die Via Garibaldi bis zur Brücke S. Gioacchino

Arsenale Docks auf S. Pietro di Castello, Haus Nr. 40 6.5.-26.7.; ein weiterer Blick auf das werktätige-handwerkliche Venedig. Hier wird das Mini-Golf-Kunst-Projekt 'Doug Fishbone's Leisureland Golf' installiert, an dem BesucherInnen sich aktiv beteiligen sollen. Klingt erstmal nach Kindergeburtstag, eröffnet aber vielleicht neue Perspektiven auf der alten Insel S. Pietro.
Gleiche Adresse: 9.5.-22.11. Katalanischer Pavillon, Ausstellung 'La Singularitat'.
Haltestelle S. Pietro oder zu Fuß über die Brücke bei S. Ana.


S. M. Ausiliatrice 9.5.-22.11. Nationale Ausstellung Wales. Eine kleine ehemalige Kirche in gutem Zustand, mit einem schönen Altarrelief. Dient regelmäßig als Ausstellungsort während der Biennale, war aber öfter schlecht zu sehen wegen der Verdunke-
lung bei Videoinstallationen. Kann passieren. Der anscheinend schöne Kreuzgang gehört zum Wohnheim für Studierende und nicht zum Ausstellungsbereich. Genau kanal-gegenüber der Fondazione Gervasuti, siehe oben.


Ergänzung 30.4.
Villa Sette Martiri 1610/A 9.5.-23.6. The Fall of the Rebel Angels. Eine Sammelausstellung einer sehr großen Gruppe junger KünstlerInnen, die in der freistehenden Villa an der Riva sette martiri steht, an der Anlegestelle der kleinen Flusskreuzfahrtschiffe. Das ist, was ich vermute und in der nächsten Woche in Venedig prüfen werde. Das wäre toll, denn dieses Haus stand meines Wissens noch nie für eine Ausstellung zur Verfügung und ich bin sehr neugierig auf beides. Siehe auch HuffPost 22.4.15.
Haltestelle Giardini oder Arsenale


Garten Loredan dell'Ambasciatore

San Marco:

Palazzo Garzoni (Canal Grande) 9.5.-22.11. Ausstellung Azerbaijan 1: Vita Vitale. Viele KünstlerInnen, eine größere Sache, die möglicherweise das ganze Haus einnimmt? In dem ansonsten jedermann/frau ein Apartment mieten kann zu normalen Preisen. Insofern nicht die einzige Gelegenheit, diesen Palazzo besuchen, aber inklusive aller Räume vielleicht schon.  

Palazzo Falier Piano nobile,  (Canal Grande) 9.5.-22.11. Ausstellung Sean Scully 'Land Sea'. Das Haus wirkt vergleichs-
weise klein vom Canal Grande aus, die Gässchen eng und lang, der Piano nobile wirkt dagegen riesig. Beeindruckend auch die Sicht aus den beiden schön verglasten Vorbauten auf den Canal Grande. 

Haltestelle Accademia 

Palazzo Pisani, Sitz des Conservatorio Marcello Benedetto 9.5.-22.11. Brian Eno und Beezy Bailey: The Sound of Creation. In diesem Gebäude finden sowohl Ausstellungen als auch Kon-
zerte statt, ich hatte anläßlich des Giuseppe-Verdi-Geburtstags 2013 sogar das Glück, an einer musikalischen Feier quer-rauf-und-runter durch das Riesengebäude teilnehmen zu dürfen. In diesem Falle spielt sich die Sache offensichtlich vertikal in einem der Treppenhäuser ab, man kann eine Überraschung erwarten und sollte die Gelegenheit nutzen. 

9.5.-22.11. Landesausstellung Angola "The Ways of Travelling".
Haltestelle Accademia

Palazzo Barbaro (Canal Grande) 9.5.-22.11. Ausstellung 2 Azerbaijan 'The Union of Fire and Water'. Ach, der berühmte Palazzo Barbaro! Erste Gelegenheit, ihn zu sehen (einen kleinen Teil davon, nehme ich an), bisher kenne ich nur seine düstere Rückseite, wo er an den Palazzo Pisani grenzt (s. o.). Dargestellt auf Gemälden und beschrieben in Büchern und nun endlich mal zu besuchen...! (Siehe auch diese Beschreibung im 'Venezia Blog')

Ex-Kirche San Gallo 9.5.-22.11. Ausstellung Patricia Cronin 'Shrine for Girls'. Die wirklich sehr kleine Kirche liegt direkt hinter dem Markusplatz, ist quadratisch mit 3 gleich großen Altären an 3 Seiten (4. Seite ist der Eingang). Ein stiller, geschlossener Raum. Keine Fenster, weshalb der Raum gerne für Video-Ausstellungen der Biennale genutzt wird. Das geplante Projekt passt sicher ausgezeichnet hier hin und lädt zur Kontemplation ein. Und man kann den Raum SEHEN.
Markusplatz verlassen über Calle Fabbri, an der 2. links ist der Campo S. Gallo.



Ergänzung 30.4.
Fondaco Marcello 9.5.-22.11. Concordia - Der antarktische Pavillon. Das kleine Gebäude am Canal Grande kann sich mit den umgebenden großen Palazzi nicht messen, aber es ist trotzdem interessant, ein ehemaliges Lagerhaus, vor allem seinen Dachstuhl, von innen zu sehen. (Das gleiche Gebälk findet man auch in alten Häusern der ehemaligen venezianischen Kolonien in Griechenland, egal ob Peloponnes, Monembasia, Naxiós, Kythira, Kreta...) Der Fondaco Marcello kommt in der Regel bei Kunstbiennalen zum Einsatz.
Haltestelle S. Angelo und dann die sehr enge Calle traghetto vecchio bis zum Ende.


Ergänzung 6.5.
Palazzo Dolfin Bollani, Campo S. Marina 9.5.-30.9. Calligrafia d'Aqua. Einzelausstellung Stevens Vaughn. Mehr ist weder über das Haus noch die Ausstellung zu erfahren, da muss man wohl selbst nachsehen gehen. 
Haltestelle Rialto.


Der 2. Innenhof des Palazzo Pisani
Dorsoduro:

Ex-Kirche S. Marta 6.5.-2.8. Pavillon Tibet. Die Kirche ist völlig entkernt, eingebaut wurde eine intelligent konzipierte Tagungs- und Ausstellungsinfrastruktur, die man gesehen haben muss, wenn man sich für Innenarchitektur interessiert. Wenn man sich für tibetische/buddhistische Spiritualität interessiert, ist der Besuch doppelt zu empfehlen.
Haltestelle S. Marta

Orario di San Ludovico 3.5.-26.7. Ausstellung Nástio Mosquito (Videos). Hier kann man eines der Ergebnisse der napoleoni-
schen Säkularisation besichtigen. Obwohl nur ein winziger Andachtsraum, wurden alle (sicher früher vorhandenen) Kunst-
werke geklaut/verkauft. Es gibt noch einen Rest von ehemaligem Altar und zwei Neben'höhlen'. Hier wird kein Baumaterial gelagert wie z. B. in Santa Ana in Castello oder S. Chiara auf Murano, dies hier reicht nur noch für biennale Kleinstausstellungen. Auch das gehört zur Geschichte Venedigs. (Und hier spielt die Geschichte von "Miss Garnet" von Sally Vickers.)

Haltestelle S. Basegio, entlang des Kanals bis Calle dei Vechi (Sackgasse), dort letztes Haus rechts.

Palazzo Zenobio 9.5.-22.11. Landesausstellung Litauen "Museum". Wer dieses einzigartige Haus am Rio Briati noch nicht kennt, und seinen Garten, (und je nachdem auch das Biblio-
thekshaus und das ehemalige Waschhaus im Garten), dem fehlt ein wichtiges Stück in seinem/ihrem persönlichen Venedig-Mosaik. Zeit nehmen zum ausführlichen Gucken und Fotogra-
fieren. U. a. den prächtigen Spiegelsaal aus "Herr der Diebe" findet man in diesem Haus und Gras zum Hinlegen im Garten. 

Haltestelle S. Basegio

Ergänzung 2.5.:
Abbazia S. Gregorio 9.5.-22.11. Becoming Marni, Soloausstellung des brasilianischen Künstlers Cicero Alves dos Santos (Véio). Direkt neben der Salute, in den letzten Jahren wenige Male für Ausstellungen geöffnet und sonst immer verschlossen, ist die restaurierte Abtei S. Gregorio eine dringende Empfehlung zur Besichtigung. Der wunderschöne kleine Kreuzgang und einige Details im und am Gebäude, der Blick auf die Salute sind einmalig. Auch wenn ich jedesmal beim Anblick der großen Fenster in der 1. Etage zusammenzucke. (Siehe auch Eintrag vom 17.7.2011)
Haltestelle Salute

Ergänzung 5.5.:
Casa Donati 9.5.-30.6. Edge of Chaos (Expelled from Paradise). Die Ankündigung liest sich sehr interessant, und die Casa Donati scheint in direkter Nachbarschaft zur Abazia S. Gregorio zu liegen. Ich habe noch nie etwas von diesem Haus gehört und werde die Ausstellung baldmöglich besuchen.


Eingangshalle Palazzo Zenobio

Palazzo Loredan dell'Ambasciatore  9.5.-18.6. Projekt 9 Dragon Heads, Ausstellung 'Jump into the Unknown'. (Mehr dazu auch im 2. Biennale-Eintrag.) Involviert in das Projekt sind auch Murano, Pellestrina und Lido, wie genau das aussieht, werden wir sehen. Der Palazzo Loredan dell'Ambasciatore ist jedenfalls nicht zu jeder Biennale geöffnet, hat einen schönen gut erhal-
tenen Androne (= Ausstellungsraum, die oberen Etagen sind bewohnt bzw.
zu mieten), Blick auf den Canal Grande, einen großen Garten und ist nicht ganz leicht zu finden. 
Haltestelle Ca'Rezzonico und dann am besten mithilfe eines Stadtplans.

Palazzo Contarini-Polignac/dal Zaffo 9.5.-7.8. Ausstellung Dansaekhwa; 5.5.-30.9. Ausstellung Doug Argue 'Scattered Rhymes'. Der Palast wird nicht zu jeder Biennale vermietet; 2013 konnte ich ihn (zum 1. Mal) bewundern, mit allem Zip und Zap, Wassertor, Innenhof, Garten, beiden oberen Etagen. Sehr beeindruckend.
Haltestelle Accademia, Landeingang über die Calle Rota.


S. Croce:

Garten des Palazzo Soranzo-Cappello 9.5.-22.11. Skulpturenausstellung Roberto Sebastian Matta. Das Haus ist der Sitz der venezianischen Denkmalschutzbehörde und steht für Besichtigungen nicht zur Verfügung. Der Garten ist für hiesige Verhältnisse riesig, besteht aus 3 unterschiedlichen Bereichen und wird von Zeit zu Zeit für Ausstellungen geöffnet. Diese Gelegenheiten darf man sich nicht entgehen lassen, denn der Garten ist einzigartig. Achtung: in der 2. Jahreshälfte extrem viele sehr kleine Stechmücken im hintersten Teil des Gartens, in der Nähe der Tempelfassade. (Siehe auch Eintrag vom 26.6.11.
Zu Fuss vom Bahnhof, siehe Link vom 26.6.11. und Plan Denkmalschutzbehörde


S. Polo:

Palazzo Tiepolo Passi 9.5.-22.11. The Dialog of Fire. Glas und Keramikkunst der Gegenwart aus Katalonien und Murano. Das Haus am Canal Grande kenne ich nur vom Vaporetto aus, es scheint zum ersten Mal für eine Ausstellung zur Verfügung zu stehen und ich bin entsprechend gespannt. 


Kreuzgang Madonna dell'Orto
Damit ist die Liste sicher nicht vollständig, da es kurzfristig Überraschungsangebote geben kann wie 2011 'Bob Dylan' im Palazzo Donà, darüber freue ich mich noch heute... 
Ich habe auch nicht die Ausstellungen aufgenommen die Ausstellungsorte, die zwar bemerkenswert, aber auch jenseits der Biennale erreichbar sind (wie z. B. im Palazzo Grimani, auf S. Servolo oder S. Lazzaro...). Ggfs. berichte ich nach meinem Besuch.

Ich empfehle Biennale-Interessierten unbedingt den Kauf des Monatsheftes Mai der Zeitschrift VENEWS (oder Venezia News). Nennt sich als Biennaleausgabe "THE BAG. The Biennale Arte Guide" und hat zwei ausklappbare Griffe wie eine Tasche. Es ist zwar rappelvoll Werbung, enthält aber jeweils Beschreibungen aller Ausstellungen, einen ausführlichen Plan aller Ausstellungen und Events und zusätzliche Sortierungen nach Länderaus-
stellungen, Nebenausstellungen, OFF-Events etc.. Eine sehr hilfreiche Sache für Leute, die tagelang in der Stadt umherwan-
dern und gerne orientierungshalber im Heft ankreuzen/ausstrei-
chen/Pfeile setzen etc. möchten.



Gartendetail Soranzo Cappello

Ich begleite und führe zu Nationenausstellungen und Nebenausstellungen in interessanten Gebäuden in der Stadt. Auch themen- oder personenzentrierte Begleitungen können auf Anfrage abgestimmt werden über einen Klick ganz oben rechts in der dunkelgrünen Spalte.

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10. April 2015

Arsenale aperto - Zwei Tage offenes Arsenale

http://www.comune.venezia.it/flex/tmp/imgResized/T-a28a769b1548793f4a6ffcf248502bf7-350x224.jpg

Auf meiner Kalenderseite für Kulturtermine steht das "Arsenale aperto 2015" am 25./26 April schon seit einigen Wochen. Gestern wurde auf einer Pressekonferenz das Programm veröffentlicht, es ist so interessant und vielfältig, dass die Sache einen eigenen Eintrag verdient.

Das riesige Areal des Arsenale und seine einzelnen Arbeits-, Ausstellungs- und Restaurierungsbereiche kann auf eigene Faust, aber auch in einstündigen Führungen entdeckt werden. Treffpunkte für die Führungen erfährt man per Klicken auf den jeweiligen Link. 

(Bei unzureichenden Italienischkenntnissen kann man Stichwörter des Programms bei leo.org übersetzen lassen.)
Wie immer sind besonders interessant die Schiffsaus-
stellungsräume "Padiglione delle Navi" und die "Garage" des Bucintoro, des Staatsschiffes der Serenessima, dessen Nachbau seit längerem geplant und mittlerweile in Arbeit ist. Bei einigen Besichtigungen, z. B. des alten U-Bootes, muss mit Warteschlangen gerechnet werden.


Es gibt ein ausgewiesenes Programm für Kinder bzw. Familien, Präsentationen von venezianischen Vereinen (z. B. historischen Gruppen, Wassersport etc.) und Organisationen, Konferenzen, die man als ZuhörerIn verfolgen und Workshops, an denen man teilnehmen kann,  Werbeveranstaltungen und Infostände mit Ausstellungen etc. in den restaurierten Hallen des Arsenale. Es gibt Sportveranstaltungen zu Wasser und zu Lande und man kann die Voga alla veneta probieren, das venezianische Rudern. Der Turm kann bestiegen werden (nach der Benutzung des Fahrstuhls muss man in der Regel begründet fragen (Behinderung o. Ä.), geht aber problemlos
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Spazio Thetis, einer der auf dem Arsenalegelände angesiedelten Betriebe, bietet ein eigenes Besuchsprogramm.
Auch der Wigwam Club Giarini Storici Venezia macht Angebote im Thetis-Garten.

Wenn schon Garten, dann sollte man unbedingt den Garten des ehemaligen Klosters der Vergini besuchen. Er wurde 2009 ins Biennalegelände integriert, von Riet Oudolf 2011 neu hergerichtet und ist für GartenfreundInnen sehr sehenswert.

Eingang am Rio dell'Arsenale (Haltestelle Arsenale) und an der Arsenale Nordseite, Haltestellen Celestia und Bacini (die Reparaturarbeiten an der Haltestelle Bacini sind am 24.4. abgeschlossen). 


Ergänzung 15.4.:
Heute wurde eine weitere Programmdarstellung und der Link für ANMELDUNGEN  für die Führungen vom 14.-24.4. veröffentlicht. 
Bitte nicht übersehen, dass Anmeldungen für Führungen im militärischen Bereich des Arsenale gesondert erfolgen müssen, telefonisch vom 16.-21.4. zwischen 10 und 12 Uhr. 
"*Per le visite alle aree della Marina Militare non si prenota attraverso questo sito ma telefonando all’Ass. Amici dei Musei e Monumenti Veneziani al n. 041.2440072 dal 16/04 fino al 21/04. Chiamare tra le 10 e le 12. Per le visite alle aree della Marina Militare non è possibile effettuare la prenotazione il giorno stesso."


Arsenale aperto 2014

3. April 2015

Die verborgenen Schätze des Dogen


Zu Beginn der Saison 2015, für die in Venedig schon ein Riesenprogramm in den Startlöchern steht sowie Riesenmassen von BesucherInnen, gibt es auch im Dogenpalast eine schöne Überraschung. Privaträume des Dogen wurden renoviert und für die Besichtigung freigegeben. Sie sind nur per Führung zu besichtigen unter dem Titel "Die verborgenen Schätze des Dogen" (The Doge's Hidden Treasures' bzw. 'I Tesori Nascoti del Doge')

Die Tour von 75 Minuten Dauer kostet 20 bzw. reduziert 14 €. Das ist mal wieder nicht wirklich billig, aber immerhin gilt das Ticket für den Besuch des gesamten Dogenpalastes. Kann man anschließend in Ruhe machen, auch zum wiederholten Male immer wieder gerne. Anmeldung ist erwünscht bzw. Ticketkauf online. Details dazu hierFotos sowie eine weitere Empfehlung.

Die Zeitung La Nuova hat bereits an der Führung teilgenom-
men und ein etwas hektisches Video ins www gestellt
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Danke, eine sehr interessante Ergänzung zur Führung 'Die geheimen Wege des Dogenpalastes', obwohl ich bisher nicht alles verstehe. Was ist z. B. eine Antichiesetta? Das werde ich erfahren, wenn ich umgehend im Mai an der Führung teilnehme (und darüber berichte).

Ergänzung 4.4.: Zur Frage nach der Antichiesetta erhielt ich schon nach wenigen Stunden eine Antwort per Mail.

Vorkirche ist (zumindestens im Deutschen) ein etwas ungenauer Begriff: alles was vor der Kirche ist. Bis zur Renaissance war fast immer etwas vor der Kirche: Ein Säulenhof/Vorhof, ein Paradies oder wie bei San Marco ein Narthex. Im Dogenpalast ist sie gleichzeitig Vorraum des archivio segreto. Da die chiesetta keine Sakristei hat, könnte die antichiesetta auch bei den seltenen Messen als solche gedient haben. Im Dogenpalast haben viele Räume einen Vorraum (anti ...) Vielleicht damit die Subalternen in nächster Nähe auf ihren Auftritt warten konnten? 

Wieder einmal besten Dank an A. G.! 


Ergänzung 10.04.2015:
Korrespondent K. H. sandte mir einen Artikel zu, der auf 23 Seiten einen Teilaspekt der Chiesetta bearbeitet und den ich interessierten LeserInnen nicht vorenthalten möchte: Charles Davis "Architecture and Light: Vincenzo Scamozzi's Statuary Installation in the Chiesetta of the Palazzo Ducale in Venice".
Dafür ebenfalls herzlichen Dank!


Ergänzung 20.12.2015:
Getestet: die Schätze des Dogen