Kleine Zwischenmeldung zu den Baustellen
Um die Berichte zu diesen Baustellen geht es, vor 1 Jahr geschrieben:
5.11.2017 Baustellen in Venedig - Giardini Reali
9.11.2017 Die nächste Baustelle - Piazza S. Marco
Nicht, dass sich in einem Jahr sichtbar viel getan hätte! Es geht alles seinen venezianischen Gang. Aber zum Glück fanden sich, wie zu erwarten, an beiden Baustellen archäologische Aufgaben, die erstmal in Ruhe abgearbeitet werden müssen.
Unter den Procuratie Vecchie wurden im Rahmen der derzeitigen Arbeiten (Restaurierungen kann man es wohl nicht nennen, vielleicht Neugestaltung) beim Wiederaufbau der ehemaligen Bar "Eden" mittelalterliche Mauerreste gefunden, in denen die Archäolog*innen Reste der ganz alten Procuratie aus dem 12. JH sehen. Das Gebäude brannte 1512 ab und wurde ab 1514-1538 neu errichtet, der Name des Architekten ist lt. Wolfgang Wolter ("Der Markusplatz in Venedig") nicht bekannt. Die Mauerreste, naja Mäuerchen, wurden beim Verlegen neuer Abwasserleitungen entdeckt, ihre Lage (nicht in Linie mit dem Bau der 'neuen' Procuratie Vecchie), entspricht dem Grundriss des mittelalterlichen Vorgängerbaus. Sehr spannend, einmalige Gelegenheit, einen wissenschaftlichen Blick auf den Markusplatz des 12. JH zu werfen und zu dokumentieren - die Untersuchung dauert an und die Fertigstellung des Riesenbaus der Procuratie Vecchie ist nicht absehbar. Für interessierte Besucher*innen leider keine Besichtigungsmöglichkeit.
Unter den Königlichen Gärten wurden Teile der Grundmauern der alten Kornspeicher (Granai di terranova) gefunden, errichtet 1341-43, was niemanden wundert, denn sie wurden ja vor erst vor 200 Jahren (1807) abgerissen. Reste der Mauern verblieben, wurden mit Erde aufgeschüttet und verschwanden unter der Bepflanzung, jetzt wird der Fund sorgfältig archäologisch aufgearbeitet und solange ruhen die Arbeiten zur Gestaltung des neuen Gartens.
Diese Baustelle kann gut, aber nicht ganz eingesehen werden von den südlichen Ausstellungsstellungsräumen der Fondazione Bevilacqua La Masa (siehe Fotos) und zwar kostenlos, und perfekt überblickt von den Südfenstern der oberen Etagen des Museo Correr gegen Eintrittskarte.
Es wurde ein Artbonus ausgeschrieben, damit sich die Bürgerschaft (und nicht-venezianische Freund*innen Venedigs) an den Kosten beteiligen können. Wir kennen das schon von der Finanzierung der neuen Nase Richard Wagners.
Die Pläne, den neuen Garten 2018 zu eröffnen, wurden auf Frühling 2019 geändert, im Moment ist die Rede eher vom Sommer 2019. Wie weit das gestrige Hochwasser, das in der Baustelle stand (und vielleicht weitere im Laufe des Winters), die Fertigstellung weiter verzögert, werden wir sehen. Der Projektplan für den neuen Garten steht im Internet (die Seiten nach unten blättern) und dient der Vorfreude auf den Tag der Eröffnung des erneuerten Garten und die hoffentlich vielen bequemen Sitzplätze (ohne 11,50 € für einen Espresso zu zahlen wie auf der Piazza). Un auf das sicher sensationellen Gefühl, vom Garten über die Zugbrücke und unter den Neuen Procuratien durch mitten auf der Piazza landen.
Ergänzung 19.12.2018
Lange Jahre in Vorbereitung, jetzt vollendet: seit dieser Woche hat die Stiftung Ermitage Italia eine Sitz in Venedig: laut Associazione Piazza San Marco mietkostenfrei (bei Übernahme von Nebenkosten bzw. Verbrauch) in den restaurierten Räumen der Procuratie Vecchie, mit einem zunächst 9jährigen Vertrag. (Auch der Vertrag für S. Lorenzo zur Nutzung durch die TBA21-Academy läuft zunächst nur 9 Jahre, das scheint venezianischer Standard zu sein.) Information der Stadt Venedig und bei RAI News.
Auf 140 m2 gibt es je einen Präsentations- und Konferenzraum sowie 2 Arbeitsräume für bis zu 12 europäischen Stipendiaten, nicht opulent, aber wer kann schon an der Piazza San Marco studieren und forschen?!
Das Kooperationsprojekt der Staaten Italien und Russland hat seinen Hauptsitz in Ferrara, jetzt das Standbein an der Piazza S. Marco und soeben die erste Koperations- bzw. Austauschausstellung in der Ermitage St. Petersburg und dem Palazzo Fortuny in Venedig (19.12.-24.3.2019) und dem Centro Culturale Candiani in Mestre (18.12.-24.3.2019).
Ergänzung 10.06.2019
Ein neuer Artikel von Artribune stellt das Projekt zum internen Umbau der Procuratie Vecchie vor, als sei es eine ganz aktuelle Sache und als würde nicht seit mindestens 2 Jahren daran gearbeitet: "Venezia, al via il rilancio delle Procuratie Vecchie di Chipperfield Architects". Der Text ist in erster Linie Public Relations und quasi unkommentierte Widergabe einer Presseveröffentlichung.
Während der Biennale. 8.5.-24.11., ist in fertig gestellten Räumen der 1. Etage, die nach Abschluss des Umbaus als Büroflächen vermietet werden sollen, die Ausstellung "Diversity for Peace!" zu sehen. Eine Sammelausstellung junger internationaler Künstler*innen von Karuizawa New Art Museum und Venice Art Factory. (Informationen zur Ausstellung.)
Ergänzung 14.06.2019
Auch Archdaily hat einen frischen Beitrag zum Thema, veranlasst vermutlich durch die selbe Presseinformation. Interessante Illustrationen, die eine starke Umgestaltung ('Transformation') und nicht eine Restauration des Gebäudes zeigen. Und vor allem ist hier eine Art Dachterrasse zu sehen, deren Bauantrag ursprünglich analog der Terrasse des Fondaco dei Tedeschi begründet wurde (allerdings ohne Zugang der Öffentlichkeit, sondern nur für Generali-Gäste) und für die die Genehmigung abgelehnt wurde. Im Text wird nicht auf die Dachterrasse eingegangen, ob das bedeutet, dass ein veralteter Teil des Plans an die Öffentlichkeit gelangt ist oder ob die Dachterrasse doch noch - wie auch immer - genehmigt wurde, weiss ich leider nicht.
Ergänzung 18.6.2019
Ein weiteres Architektur-Magazin spricht zum Thema. dezeen: "Locals in Venice are feeling increasingly left out of the conversation"
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