6. März 2009

Venedig im Coca Cola Stress?


Konzernfrei -
ästhetisch -
hoffentlich wirksam -
private Werbung in Venedig



Eigentlich wollte ich mich aus dem Coca Cola-Streit raushalten. Oder doch zumindest mit griechischer Gelassenheit abwarten, wie sich die Sache entwickelt.

Eine kleine Korrespondenz mit Peter Krakowizer von heute will ich reinstellen, damit das heiß umkämpfte Thema hier nicht übergangen wird:


Ich hätte da wieder einmal einen Beitrag für den Venedig-Blog, falls nicht eh schon bekannt:

Kein Ausverkauf Venedigs an Coca-Cola

Unter dem Druck heftiger Proteste beschloss Bürgermeister Massimo Cacciari, auf ein Angebot des Getränkeherstellers Coca Cola nun doch zu verzichten. Coca Cola hätt der Stadt in den nächsten fünf Jahren 2,1 Mill. an „Sponsorgeldern“ ausbezahlt. Im Gegenzug wollte der US-Konzern im gesamten Stadtgebiet Getränke- und Imbissaustomaten aufstellen. Nun meint Cacciari, das Angebot sei „als unzulänglich bewertet worden“. Nunmehr soll eine Ausschreibung folgen, die bessere Sponsorangebote bringen soll.

Die Stadtverwaltung hatte versichert, dass diese Automaten nur an jenen Orten aufgestellt werden hätten sollen, wo sie nicht allzu stark auffielen: etwa an Anlegestellen der Vaporetti. Auslöser des Protests waren Vertreter der Gastronomie, die um ihre eigenen Pfründe fürchteten.

Quelle: printmedium Salzburger Nachrichten 4. März 2009

Schöne Grüße
Peter

Guten Morgen Peter,
vielen Dank!

Ich habe das Coca-Cola-Trara verfolgt und noch nix dazu geschrieben, weil ich mir dachte, abwarten! Zuviel Geplärre! Es war sehr früh klar, dass die Coca-Cola-"Gegner" nicht gegen Coca-Cola-Automaten waren, sondern gegen die Verschleuderung der guten Geldquelle, es war von mindestes dem Doppelten die Rede, das Cacciari hätte rausschlagen sollen.

Es ist ausserdem so, dass ich zwar Venedig-Liebhaberin bin, aber keine Venedig-Romantikerin.
Heißt, die Stadt muss doch an der Zeit partizipieren und ihre Bürger und Besucher im notwendigen Umfang normal versorgen, solange Überflüssiges rausgelassen wird. Sonst gäbe es weder Vaporetti noch Strassenbeleuchtung. Und unter "Überflüssiges" würde ich noch nicht mal die potthässlichen Gerüstverkleidungen verstehen, die in den letzten Jahren überall zu sehen sind, denn die hängen da ein paar Jahre und sind dann wieder weg. Auf die lange venezianische Geschichte gesehen ein Nadelstich.

Die Cola-Automaten hätten angeblich keine Cola-Aufmachung gehabt (ich stelle mir vor: nicht dieses aggressive Rot mit dem Schriftzug), und wären nicht "überall in der Stadt", sondern da aufgestellt worden wo VIELE Leute sind, sonst rechnet sich die Sache ja nicht. Also an den Stellen, an denen es sowieso wimmelt von Touristenläden, Fressis etc., die ebenfalls als Geldquelle akzeptiert sind.
Ich bin die Letzte, die einem amerikanischen Großkonzern ein Ticket nach Venedig kaufen würde, (und trinke San Benedetto), aber wenn der sich ordentlich an der Finanzierung der Erhaltung dieser wunderbaren Stadt beteiligt ... und auf protzige Selbstdarstellung und Imagewerbung verzichtet!
Die Benachteiligung der lokalen kleinen Händler ist zwar problematisch, aber man sollte die erstmal hören, wenn die Steuer erhöht würde, um solche Sponsorverträge zu vermeiden.

Bist Du einverstanden, wenn ich diese kleine Korrespondenz unter Verlinkung auf Deine Website in mein Blog setze?

Zu ergänzen ist vielleicht noch, dass die Marketingagentur, die den Vertrag zwischen Coca Cola und der Comune Venezia eingefädelt hatte, dafür mit 400.000 € entlohnt werden sollte. Bei dem Preis ist der Vertrag von zweieinhalb Millionen dann wirklich kein Schnäppchen!

Entscheidend ist, die Kulturschätze zu erhalten, die bisher in Venedig die Zeit überdauert haben, mit allen Mitteln, die zur Verfügung stehen. Und sich für dieses Ziel Zimperlichkeiten und eitle Streitereien zu verkneifen.

Ich trauere um den Verlust des Historischen Archivs der Stadt Köln.


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