11. August 2011

3 Videos zum Innehalten

Drei Kunstvideos in der Enge des Stadtzentrums sind mir aufgefallen, die anzusehen ich empfehle, für die man ein bisschen Zeit braucht, aber die auch eine Gelegenheit sind, innezuhalten, Aufmerksamkeit zu fokussieren und sich danach umso mehr zu freuen, wieder Venedig vor der Tür zu finden.

Der Film "Hyperborea" gehört zur Ausstellung "Hinter dem Nordwind" (At the Back of the North Wind) von von Anton Ginzburg im Palazzo Bollani im westlichen Teil von Castello. An drei Orten (Oregon, St. Petersburg und am Weißen Meer) im Winter aufgenommen, Bilder von Weite, Leere, Kälte. Auf der Website kann man unter Projekt-Installation Bilder der Gesamtaustellung sehen, und unter Projekt-Video einen Trailer der St. Petersburg-Sequenz.

Vom Palazzo Bollani hinter der Pieta-Kirche ist es nicht sehr weit zur Kirche San Gallo auf der anderen Seite des Markusplatzes. Eine sehr kleine Kirche mit fast quadratischem Grundriss, gut geeignet für Videoinstallionen der Biennalen, schlecht für raumgreifendere Ausstellungen (schon erlebt). Ein Ausstellungsort, den man gezielt aufsuchen muss, man hat eigentlich kaum eine Chance, darüber zu 'stolpern'.



Hier gibt es auch kalte, einsame Impressionen, eine düstere, winterliche Meeresküste, Dünen, Felsformationen. Auch hier setzt der wanderende Künstler Stefano Cagol durch seine Aktionen Farbakzente in seinem Video "Concilio". Gefiel mir sehr. Die Kirche ist erfreulich kühl und ruhig, ein sehr geeigneter Ort für diesen Film.

Das dritte Video wird ebenfalls in einer Kirche gezeigt, über die man allerdings 'stolpern' muss, da sie mitten im Getümmel zwischen Rialto und der Piazza San Marco liegt: San Lio. Mit reichen Kunstschätzen, der Grablege von Canaletto und normalerweise tagsüber immer geöffneten Türen gehört sie sicher zu den von Touristen viel besuchten Kirchen.

Hier werden auf zwei Leinwänden vor den Altären rechts und links des Hauptaltars unter dem Titel
"Bruegel Suite" Ausschnitte des Films "Die Mühle und das Kreuz" von Lech Majewski gezeigt. Der Film dreht sich um das Gemälde "Die Kreuztragung Christi" von Pieter Bruegel dem Älteren. Im Video geht es konkret um zwei Hinrichtungen, rechts die Hinrichtung von Jesus Christus, links die eines Mannes, der es nicht in die Geschichte geschafft hat, aber beide brutal und sinnlos (wenn man nicht Christ ist). Beeindruckende Bilder, das Thema sehr direkt und bewegend dargestellt.



Der Film ist ganz neu, insofern ist die Präsentation auf der Kunstbiennale (nicht der Filmbiennale!) natürlich auch ein Stück Massenmarketing, aber das trifft auf die Biennale insgesamt auch zu...

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