29. Juni 2020

Lagune aus der Ferne - ein neues Konzept für Venedig-Führungen

Bilder: bei Torcello, September 2017/ Oktober 2018

Gestern war ich mit einer schönen Führung in der venezianischen Lagune. Obwohl ich mich derzeit und für den Rest des Jahres in keinen Flieger oder Zug setzen würde und auf Reisen verzichte. 
Meine Regale sind voller Venedig-Material vor allem zu Kunst, Kunstgeschichte, venezianische Geschichte aller Themenbereiche, besonders der Kolonien oltre mare. Ein guter Teil davon noch ungelesen, da in Griechenland oder Venedig gekauft, sehr speziell und zeitaufwändig zu lesen - ideal für eine lange (soziale) Distanz. Das passt also.

Darüber hinaus gibt erfreulich erfinderische Leute, die mit genialen Ideen in die Situation eingreifen: z. B. Luisella Romeo mit ihrem Angebot von Führungen, Spaziergängen und Exkursionen - ONLINE! Sie nennt es 'virtual tour' und 'webinar', es handelt sich um eine Zoom Konferenzschaltung, für die man die Software herunterladen muss. Kostenlos, aber dass wir für solche Anwendungen mit unseren Daten bezahlen, wissen wir. Während der jetzt 4 1/2 monatigen Distanz habe ich mich nach Skype und Googlechats auch an die Zoom Konferenzen gewöhnt. 

Die virtuellen Venedigführungen Luisella Romeos sind einerseits eine erfolgreiche Reaktion auf die Reisesperre, es gibt immer mehr Termine und Themen im Angebot. Andererseits gefällt ihr die neue Form, ihren Job auszuüben, so gut, dass sie es als Angebot beibehalten will. Für Venedigfreund*innen, die nicht reisen können, die über Pauschalwissen und Venedigklischees hinaus wollen, die mehr differnzierte Details über Venedig erfahren möchten, die sich auf eine Venedigreise vorbereiten (und nach einer ersten virtuellen Tour vermutlich gerne eine reale persönliche Führung in Venedig geniessen wollen).




Meine gestrige Tour hatte 7 Teilnehmerinnen aus NL, UK, US, DE, in englischer Sprache, dauerte knapp 2 Stunden. Details siehe:


The Venetian lagoon: landscape, birds and boats

Next Dates of this virtual tour:
June 28th at 7pm CET time and July 11th at 7pm CET time and July 26th at 7pm CET time
About this webinarUnlike other marshland areas along the coasts of the Mediterranean sea, the Venetian lagoon has its own uniqueness. With the help of Luisella Romeo, licensed tourist guide in Venice, during this webinar you will discover what makes this landscape so special and learn about the variety of the fauna, in particular its birds. You will see how man designed specific boats to move around the shallow water and pursue an economy based on fishing, hunting and more.
Duration
The duration of the whole event is around 1,5 hours total including a Q&A session
Cost
Cost per webinar is 35euro per user — you can be as many as you want in front of your computer screen


Lusiella Romeo arbeitet auch in deutscher Sprache, bei entsprechenden Teilnehmer*innen - oder wenn sich eine Gruppe von unter 10 Personen gemeinsam für eine deutschsprachige Tour zu einem Wunschthema anmeldet. 

Dieses Webinar drehte sich NICHT um die bekannten Inseln, sondern ausschließlich um Themen der Lagune: die seit Jahrhunderten menschengemachte Landschaft, Fauna (vor allem Vögel), Flora, die historische Entwicklung der Lagune, ihre Nutzung und Ausbeutung durch Fischer, Jäger, Landwirtschaft, Industrie, Tourismus; die ökologischen Perspektiven der Lagune und die Unmöglichkeit, wirksame Naturschutzgebiete einzurichten; um die Architektur der Lagune, die Mobilität der Lagunenbewohner*innen durch Nutzung verschiedener Boote; die Bedrohung der Lagune durch Kreuzfahrtschiffe und petrochemische Industrie; die Auswirkungen politischer Entscheidungen auf mögliche Entwicklungen in kürzeren oder längeren Zeiträumen. 

Alles sehr interessant, professionell gut vorbereitet unter Nutzung der Multimediaanwendungen, die Zoom bietet. Und obwohl nicht am Ende der "Tour" eine Frage-Anwort-Runde stattfand, sondern die ganze Zeit von uns Teilnehmerinnen dazwischengefragt und Themenschleifen gedreht wurden, liess sich Luisella nicht aus dem Konzept ihrer Tour bringen. Sie blieb 2 Stunden lang entspannt, fokussiert, zugewandt und charmant (wenn die letzte Bewertung erlaubt ist). Es wurde viel gelacht in der Gruppe, deren Teilnehmerinnen alle Venedigkennerinnen waren, einige einen venezianischen Zweitwohnsitz haben.

Für heute hatte Luisella Romeo ein Mail zur 'Nachbereitung' angekündigt, das ich morgens prompt in der Mailbox fand, Links zu Einträgen in ihrem Blog (also öffentlich!), ich kann sie deshalb hier ungeniert einfügen:

The Birds of the Lagoon of Venice
Wine and vinyards in Venice and its islands
A boat that helped create a mircle called Venice, the trabacolo
Gesamtinhaltsverzeichnis des Blogs, lesenswert und informativ.
Und ein Link zu weiteren experimentellen Venedig-Angeboten dieser bewundernswert kreativen Dame: Unique experiences in Venice.

Ob aus der Distanz oder in Venedig selbst: ich rate, eine Führung Luisellas auszuprobieren. Ich hatte, wie bei den anderen Führungen, die ich getestet und hier empfohlen habe, zwei sehr lehrreiche und angenehme Stunden. Sehr empfehlenswert. Kontaktangaben auf ihrem Blog/ihrer Website.


Siehe auch Eintrag 17.2.20 "Lagunengesang"
Siehe auch Marco Zecchin 30.6.20 Venice Tours in the time of COVID
Siehe auch Doku Deutsche Welle 22.8.20 mit Luisella Romeo






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19. Juni 2020

Venedig feiert den Neubeginn




Quelle: Comune Venezia

Wie sonst könnte man in Venedig ein Jubelfest veranstalten? Mit einer Bootsparade durch alle Sestieri der Stadt. Mit der Vogada di Rinascita, zu der alle Venezianer*innen für den 21.6. eingeladen sind, die rudern können - am liebsten die venezianische Voga - und über ein Boot verfügen, eigenes, geliehenes, Vereinsboot... 

Venedig war 4 Monate stillgelegt, dazu gehört auch die Regattensaison, ein wichtiger Aspekt des aktiven venezianischen Sports und Soziallebens. Auch auf die vielgeliebte Vogalonga musste verzichtet werden. Aber nun fällt der Startschuss, veranstaltet vom Panathlonclub und der Stadt Venedig. Jede*r einzelne Ruder*in musste bis heute Abend online namentlich angemeldet sein, die Boote sammeln sich am Sonntagmorgen ab 10:15 Uhr im großen Becken des Arsenale. Abfahrt um 11 Uhr, die Ruder*innen werden begleitet von den Musiker*innen des Gran Teatro la Fenice, die die Zeremonien an 3 Haltestellen musikalisch begleiten. 
Erstes Ziel  (11:20 Uhr) ist das Ospedale Civile mit Alzaremi (feierliches gemeinsames Aufrichten der Ruder aus dem Wasser) zu Ehren der Opfer der Pandemie und der Menschen, die im Krankenhaus arbeiten. Danach Fahrt der Parade entlang der Fondamente Nove, Einfahrt in den Rio di Cannaregio (12 Uhr), und Halt mit erneutem Alzaremi beim 2. Ziel, dem Centro Servizi di San Giobbe, einem großen Altenpflegeheim. Weiterfahrt 12:20 Uhr, Fahrt der Parade durch den Canal Grande und Ankunft 12:50 Uhr bei der Salutekirche, Votivgabe der Republik Venedig an die Madonna della Salute nach dem Ende der Pestepidemie von 1630. Ein schöner Plan, der keine Symbolik unberücksichtigt lässt!

Das detaillierte Gesamtprogramm (auch das musikalische) steht in Metropolitano.it vom 18.6..


Quelle: La Nuova

Die Vogada di Rinascita, offiziell und aufwändig vorbereitet, ist sicher vor allem ein Ausdruck der Freude, dass die Isolation der Stadt und aller ihrer Bewohner*innen zu Ende ist und das gemeinsame Leben wieder genossen werden kann. Die Venezianer*innen kennen sich ja untereinander quasi alle, und für die ausgefallenen Feste des Frühlungs ist eine Bootsparade eine kleine Entschädigung. 
Aber natürlich ist es auch eine Marketingmaßnahme der Stadt und des Tourismusgewerbes, die nichts unversucht lassen, so schnell wie möglich wieder die Gassen, Restaurants und Betten zu füllen. Wenn am Sonntagabend in allen Nachrichtensendungen der Welt (und dafür wird vorgesorgt sein) Bilder von rudernden, jubelnden, trubelnden Venezianer*innen in Parade zu sehen sind, sollten die Schreckensnachrichten der letzten Monate übertrumpft werden, oder? 

Die diversen Bürgerinitiativen haben letzten Samstag noch eine große Demonstration an den Zattere veranstaltet, gegen große Schiffe, gegen Massentourismus, für eine menschliche Stadt der Bürger*innen mit rücksichtsvollem Tourismus. Sie hoffen, dass 4 Monate Ruhe in der Stadt Optionen der Veränderung zeigen. Es gefiele mir, wenn sie sich am Sonntag nicht vereinnehmen liessen indem sie in den kostenlos zur Verfügung gestellten Rinascita-Werbehemden, -hüten, -fähnchen paradieren, sondern diese PR-Gelegenheit aktiv nutzten, ihre wichtigen Forderungen nachdrücklich medial zu vertreten.     


Quelle: SkySport

Nachtrag 22.6.
Hier zeigt sich: in Fragen venezianischer Feierlichkeiten bin ich nicht kompetent. Die Erfahrung der großen Sachen wie Redentore, Regata Storica und Carnevale sowieso habe ich bisher gemieden. Wenn ich "Parade" höre, denke ich an den Kölner Karnevalszoch und die ebenso kölsche Gay Pride oder die 2fach jährlichen nationalen Paraden Griechenlands. Aber so geht das nicht in Venedig. Die einzige jubelnde und trubelnde Person gestern war der notorische Bürgermeister Brugnaro, der wie immer keine Kamera davonkommen liess ohne hampelnd einen Wortschwall zu platzieren. Und der nicht auf enge Körperkontakte per Ellenbogen verzichtete, z. B. mit den Mitarbeiter*innen des Ospedale Civile. Denn venezianische Bürgermeister stehen, wie amerikanische Präsidenten, über allgemein verbindlichen Regeln. 

Alle anderen Teilnehmer*innen in den ca. 200 Booten der Vogada tun, worum es geht: sie rudern. Hintereinander stehend. (Sitzend: die Mitglieder des Kayak Clubs.) Auf jeden Fall schweigend ob einzeln oder im Team, und als Team konzentriert auf den gemeinsamen Arbeitsrhythmus. Da es nicht um eine Regatta ging, waren das die typisch venezianischen ruhigen Ruderschläge, bei deren Anblick man sofort die Lieder der Lagune im Ohr hat oder zumindest die Barcarole von Offenbach. Ich habe die ganze Vogada auf der Webcam gegenüber von S. Angelo gesehen und war bewegt von dem Eindruck rhythmischer steter Bewegungen in den Booten, alle beharrlich unaufgeregt auf das gleiche Ziel hin. Ein schöner Anblick von gemeinsamer Zielstrebigkeit.

Diese "offiziell" organisierte Vogada, zu der man auch den katholischen Patriarchen und die Botschafter der US, Frankreichs und Japans mit ins Boot genommen hatte, wurde im wesentlichen von den Sportclubs der Stadt in Vereinskleidung getragen, nicht von individuellen Teilnehmer*innen. Junge Musiker*innen des Conservatorio Benedetto Marcello spielten vor dem Start im Arsenale und der Chor des Teatro Fenice traten mit mehreren Stücken am Ende der Vogada, auf den Stufen der Salutekirche auf.

Nachtrag 27.6.
Authentischer Bericht von Erla Zwinglis Blog "I'm not making this up"


Quelle: SkySport



Einträge zur Situation Covid 19 in Venedig:

18. Juni 2020

Quarantäne und venezianische Lazzaretti



ehem venezianisches Lazzaretto Monembasía (Malvasia)

Seit ca. 2 Monaten werden die Einträge zu den Lazzaretti in der Lagune verstärkt aufgerufen. Das mögen alles Googlesuchen nach "Quarantäne" sein, die auf diesem Blog landen und nicht nur mich, sondern auch die Suchenden überraschen. Kaum ein Artikel zum Thema Quarantäne verzichtet auf die Information, dass sie von den Venezianern erfunden wurde. Aber selbst wer über sein Suchergebnis staunt, findet das Thema interessant, warum also nicht?

Hier die Links zu allen Lazzarett-Einträgen:

17.02.19 Lazzaretti in der venezianischen Lagune
11.10.16 Die venezianischen Lazzarette - Saisonende 2016
21.10.15 Saisonende auf den venezianischen Lazzarettinseln
23.03.12 Lazzaretto Nuovo ab 1. April
28.03.10 Lazzaretto Nuovo

ehem. Lazzaretto Monemvasía (Malvasia)

Dass der für die Lazzaretti verantwortliche Archeoclub in diesem Jahr noch Besuche anbietet, halte ich für unwahrscheinlich, da die Führungen durch Ehrenamtler*innen und auf Spendenbasis erfolgen. Die hektischen (und aus meiner Sicht: leichtsinnnigen) allgemeinen Öffnungen in Venedig haben ja rein wirtschaftliche Gründe, die im Falle der Führungen nicht gegeben sind. Auch das jährlich stattfindende archäologische Sommercamp auf einer der Inseln wurde abgesagt.

Die Nutzung des Lazzaretto Vecchio durch das Biennale Filmfestival wie in den letzten Jahren als Aufführungsort von Virtual Reality-Produktionen (siehe Venice Virtual Reality 2018  Venice Virtual Reality 2019) ist 2020 nicht vorgesehen.

Neuigkeiten, und zwar erfreuliche, gibt es dennoch: das seit 2 Jahrzehnten von venezianischen Archäologieenthusiast*innen geplante Archäologiemuseum der Lagune bekommt durch neue Mittel, die das Franceschini-Ministerium über die verarmte italienische Kultur rieseln lässt, 11 Mio. für den Ausbau des Lazzaretto Vecchio als Museum (Museum der Stadt und der Lagune). An Artefakten zur Dauerausstellung mangelt es nicht, temporäre Ausstellungen sollen geboten und ein Teil der riesigen Räumlichkeiten regelmäßig von der Biennale genutzt werden. Auch die Kunstbiennale war bereits auf dem Lazzaretto Vecchio lmit dem Außenprojekt der niederländischen Ausstellung 2015. Bei meinen bisher 3 Besuchen bzw. Führungen hatte ich im Rahmen meiner Möglichkeiten immer ordentlich gespendet, beeindruckt von der Hartnäckigkeit, mit der sich die Leute vom Archeoclub in ihr Archeologiemuseumprojekt verbissen haben, aber eigentlich nicht an die Zukunft dieses Projekts geglaubt. Irrtum, wie schön.

Noch im Herbst 2019 war ein Dach eingestürzt über den Räumen, die für Nutzung durch die Biennale renoviert wurden. Zum Glück nach den Filmfestspielen, ein Gerüst wurde sofort aufgestellt und die Renovierung kurzfristig begonnen. Der Stadtrat hatte daraufhin 120.000 € beschlossen für den Aufbau des Stegs, der vom nahen Ufer ins Lazzaretto Nuovo führen und die bisherigen Bootsüberfahrten überflüssig machen soll.
Man kann also hoffen, dass die vorhandenen 11 Mio. kurzfristig und zielführend ausgegeben werden und mit dem Geld ein guter Teil der geplanten Renovierungen verwirklicht werden kann. Vielleicht kommt unter den Umständen auch der Spendenfluss kräftig Gang, dank wohlhabender Appassionati der venezianischen Geschichte? Mithilfe internationaler Stiftungen? 


ehem. venezianisches Lazzaretto auf Zákynthos (hellblauer Pfeil)

Die britische Stiftung Venice in Peril beteiligte sich bereits 2007 an den Kosten der Restaurierung der Graffiti im Teson Grande, dem großen Warenlagerhaus, auf Lazzaretto Nuovo (siehe auch Bücherhinweise unten). 
Am 23.6. bietet Venice in Peril über Zoom einen Online-Vortrag der Historikerin Jane Stevens Crawshaw an, Autorin von "Plague Hospitals. Public Health for the City in Early Modern Venice". Der Vortrag: "If walls could talk; the Lazzaretti of Venice, plage and quarantine" findet um 18:30 BST, 17:30 MEZ statt und ist kostenlos; eine Spende wird erbeten, siehe Link unten, wie auch der Link zur Anmeldung zur Zoom-Sitzung (die installierte Software vorausgesetzt), eine Bestätigung erfolgt kurzfristig, die Freischaltung am 23.6. erfolgt erfahrungsgemäß zum angekündigten Zeitpunkt.

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Restmauer des ehem. Lazzaretto auf Zákynthos

Venezianische Lazzaretti gab es auch jenseits der Lagune: im Herrschaftsgebiet oltre mare, in dem gerade die Hafenstädte für die Versorung der Dominante und die Kaufmanns-, Pilger*innen- und Militärreisen eine wichtige Rolle spielten. In den Häfen eintreffende Schiffe mussten bis zum Reiseziel komplette Belege der angefahreren Etappen vorlegen - beim Verdacht auf mögliche Ansteckung erfolgte die Überweisung von Mann, Maus und Cargo ins Lazzaretto.

Seit einigen Jahrzehnten klettere und krabbele ich urlaubsmäßig in (nicht nur) venezianischen Festungsanlagen entlang der Adria und der Ägäis herum, die zum Teil gut erhalten und geschützt sind. Schwere Befestigungsstrukturen wie Türme, Kurtinen, Großzisternen können gut konserviert sein, während die einfacheren Bauwerke der Lazzaretti den Weg ins Recycling von Baumaterial fanden. Zu den vernichteten Lazzaretti existieren zum Glück Dokumentationen in den Archiven. 2015 fand in Venedig eine Konferenz "Lazzaretti veneziani in Grecia" statt. Ein Plan der venezianischen Lazzaretti zeigt, wenn man auf die jeweiligen Orte klickt, Archivdokumente zum jeweiligen Lazzarett. Die Ruinen selbst können sehr verschieden sein, hier 2 Beispiele:

Auf Zante (dem heutigen Zákynthos) ist neben schönen erhaltenen venezianischen Kirchen und einem gut studierbaren Kastell eine einzige Mauer des Lazzaretts, außerhalb der Stadt direkt am Meeresufer, übrig geblieben.

Aber in Malvasia (dem heutigen Monemvasía) blieb das Lazarett am Fuß des Felsen, an der Brücke zum Festland, entfernt von der ummauerten Unterstadt und von der Oberstadt sowieso, gut erhalten. Denn Malvasia wurde quasi aufgegeben und am Festlandufer eine neue Ortschaft gebaut - das ehemalige Lazzarett wird jetzt als ein originelles, ja pittoreskes, Hotel "Lazareto" genutzt.


Einer der ehem. Krankensääle auf Lazzaratto Vecchio, Venedig, renoviert

Hier gibt es noch weitere Links und Hinweise zur Vertiefung dieses spannenden Themas:
"Peste e Lazzaretti" ein kurzer Youtube-Film des Archivio di Stato Venezia

"Venezia nel 1576 privilegi`gli interessi economici alle misurie sanitarie ... e fu pandemia!" aktueller Artikel der venezianischen Gesundheitshistorikerin Nelli Elena Varzan Marchini
"Il Modello Sanitario della Serenissima ai tempi della peste" Vortrag/Powerpoint von Nelli Elena Varzan Marchini
Venipedia "La peste, le epidemie del passato a Venezian e i lazzaretti come efficiente soluzione di prevenzione"
Atlas Obsura "The Black Death in Venice and the Dawn of Quaratine"
"Il Lazzaretto Nuovo di Venezia - Le scritture parietali" von Francesca Malagnini. Wissenschaftliche Studie des Lazzaretto Nuovo, besonders der erhaltenen Graffitti.
"Isola del Lazzaretto Nuovo" Hrsg Gerolamo Fazzini, Archeovenezia 2004

Ufer der Insel Lazzaretto Vecchio

Neuere YouTube Filme zu den Lazzaretti:
Interview Eric Bertherat über Quarantäne auf Lazzaretto Nuovo
Lara Meneghini - eine der ehrenamtlichen Führer*innen auf Lazzaretto Nuovo
Marco Paladini - einer der ehrenamtlichen Führer*innen auf Lazzaretto Nuovo
Alice Doro - eine der ehrenamtlichen Führer*innen auf Lazzaretto Nuovo
Gerolamo Fazzini - eine der ehrenamtlichen Führer*innen auf Lazzaretto Nuovo

Ergänzung 3.11.
Vortrag der venezianischen Gesundheitshistorikerin Nelly-Elena Vanzian-Marchini im Ateneo Veneto am 26.10.2020: S. Rocco e l'informazione sanitaria di masse.



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8. Juni 2020

Schwimmen unter der Rialtobrücke


Nein!

Touristen*innen auf der Suche nach dem Kick und ungeklärten Bakterien/Viren im Wasser. Brachte 2 deutschsprachigen Typen je eine 350 € Knolle und Stadtverbot ein.



Ja!

Junge venezianische Einheimische, die sich konform und artgerecht benehmen. Und so lange der Verkehr noch immer massvoll ist... 




(Quelle beider Videos: La Nuova)

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4. Juni 2020

Statt Architekturbiennale - Alternatives



Keine Architekturbiennale in diesem Jahr, nach der ersten Terminverschiebung von Mai auf August 2020 und mit verkürzter Dauer wird die 17. Architekturbiennale  2021 nun die längste Ausgabe bisher. Auch die Website wurde umgehend angepasst, die Informationen für 2020 wurden ersetzt. Einige Kommentare dazu finden sich in meiner Vorschau vom 21.2. mit fortlaufenden Ergänzungen, die so bleibt wie sie ist. Die Arbeit ist gemacht und zu den vielen unerwarteten Ereignissen des Jahres 2020 trägt sie als Dokumentation weiter bei. 

Gehen wir zur Tagesordnung über, 2021 sehen wir weiter. 
Die FAZ macht sich hinter einer Paywall Gedanken zum deutschen Pavillon "Wird alles gerade noch mal gut gegangen sein?". 
Seit Wochen steht der russische Pavillon online, die Idee, über die perspektivisch nachgedacht werden könnte: 
24.3. World Architecture Russian Pavilion's Open! Exhibition Goes Online 
8.5. archdaily Open! The Russian Pavilion Goes Completely Digital
1.6. Flash Art 17. Biennale di Venezia: il Padiglione russo sarà esclusivamente online
Dagegen hat Australien leider nach einer spannenden Ankündigung den Rückzug angetreten: 14.4. designboom Australia withdraws from 2020 Architecture Biennale.

Die Biennaletermine für Tanz, Film, Musik und Theater gelten weiter, ggfs. mit Programmänderungen oder angepassten Veranstaltungsorten. Und interessante Veranstaltungen kommen dazu:
Derzeit läuft für 10 Tage das Filmfestival "We Are One" ein wirklich historisches Ereignis der Filmkunst. Global und kostenlos zeigen auf Youtube 19 internatione Filmfestivals, auch das venezianische, eigens für diese Veranstaltung kuratierte Programmsparten. 

Zum vorgesehenen (verschobenen) Architekturtermin 29.8.-27.11. wird ein Alternativprogramm im Zentralpavillon der Giardini und des Arsenale bis Ende des Jahres organisiert. Verantwortlich für das Programm zur Geschichte der Biennale di Venezia sind die derzeit aktiven künstlerischen Leiter*innen verantwortlich: 
Cecilia Alemani (Kunst)
Alberto Barbera (Film)
Marie Chouinard (Tanz)
Ivan Fedele (Musik)
Antonio Latella (Theater)
Hashim Sarkis (Architektur)
Für das Programm steht Material aus dem Archiv der Biennale (und anderen Archiven) zur Verfügung, es wird neben Ausstellungen Performances und Aufführungen von Tanz, Musik und Theater geben und Filmvorführungen, auch im Rahmen der jeweiligen offiziellen Biennaleereignisse.
Darüberhinaus werden - sehr interessant, neu und sehr zu empfehlen - Führungen mit Schwerpunkt Geschichte und Architektur in den Giardini und im Arsenale angeboten. Wenn ich es richtig verstehe, ist das Angebot kostenlos, zumindest gibt es bisher keine Ticketankündigungen (und das ist normalerweise der erste Schritt). Das Programm mit konkreten Terminen wird noch veröffentlicht und natürlich an dieser Stelle ergänzt. 

Mehr Informationen dazu:
20.5. Venezia today Biennale rimandata ma Giardini e Arsenale aperti e attivi tutto l'anno
20.5. Cinecittà News Un'arena all'aperto per Venezia
21.5. Metropolitana Covid unisce le arti: a Venezia una nuova Biennale
22.5. Artribune Rinviate la mostra d'Architettura, la Biennale di Venezia lancia un Biennale alternativa
30.6. Venezia Today Visite guidate gratuite all'Arsenale e ai Giardini di Venezia.
30.6. artemagazine Estate alla Biennale di Venezia
15.7.  La Biennale Le muse inquiete 
15.7. Artribune Le Muse inquiete: storia della Biennale di Venezia 
15.7. Artnet New Unable to Proceed as Usual, the Venice Biennale Has Summoned a Curatorial Supergroup...
17.7. The Art Newspaper New Biennale show reveals fraught episodes in it's 125-years history
13.8. Financial Times Venice Biennale seizes the moment by celebrating its past
8.9. Wallpaper Venice Biennale looks back on 125 years of exhibitions


Besprechungen der Ausstellung 'Le muse inquiete' im Zentralpavillon der Giardini:
31.8. https://venetiancat.blogspot.com/2020/08/the-disquieted-muses-grapple-with-world.html
1.9. https://www.designboom.com/design/disquieted-muses-la-biennale-di-venezia-exhibition-formafantasma-09-01-2020/
8.9. Universes in Univers Wenn die Biennale auf Geschichte trifft
17.9. Weltkunst Die Biennale blickt zurück


Ergänzung 30.6.
Ab 15.7 laufen für Einheimische und Besucher*innen Bildungsangebote der Biennale, die Ausstellung "La Biennale all'Arsenale 1998/2020" in den beiden zentralen Ausstellungsbereichen Arsenale und Giardini sowie Führungen mit Schwerpunkt zu Geschichte und Architektur in den Biennale-Geländen. (Ich nehme an, dass es in Kürze eine englische Version dieser Hinweise geben wird.)

Die Führungen werden auf englisch und italienisch angeboten, bei entsprechender Nachfrage auch in weiteren Sprachen.
Die Führung in den Giardini gilt den nationalen Pavillons besucht, alle außerordentliche Bauten bekannter nationaler Architekten, und der architektonischen Entwicklung des Ausstellungsgeländes der Giardini.
Bei der Führung im Arsenale geht es um das historische mittelalterliche Industriegelände und seine Entwicklung durch die Jahrhunderte, und die Restaurationen der Bauten in den letzten Jahren zur Nutzung als Ausstellungsräumlichkeiten.

15.7.-25.10. Die Fotoausstellung "La Biennale all'arsenale 1998/2020. Gli interventi die restauro e riqualificazione" zeigt die (beeindruckende) Restaurierung und Vergrößerung der sehr verschiedenen Ausstellungsräume und der Biennale-Infrastruktur.
5.7. 14:30 Uhr Live Streaming der Ausstellungseröffnung 

Für Eltern und Kinder gibt es ein Bildungskursangebot und Wanderpfaden in den Ausstellungsgeländen zu den verschiedenen Aspekten der Biennale. Nur auf italienisch.Detailliertes Programm dazu folgt in Kürze.

Ergänzung 27.7.
Der Venedig-Pavillon in den Giardini zeigt vom 29.7.-31.12. eine "Apertura Straordinaria" eine außergewöhnliche Öffnung. Zu sehen sind handwerkliche und kunsthandwerkliche venezianische Produkte. (Siehe auch Eintrag 16.4.20 "Handwerk und Kunsthandwerk in Venedig".


Wer in diesem Jahr noch in die schönste Stadt kommt, findet weitere Veranstaltungshinweise unter 
6.1. Venedig Kulturkalender 2020 Januar-Juni (Juli-Dezember folgt in Kürze)
3.5. Termine der Öffnungen unter Covid 19





Ich empehle hier noch ausdrücklich ein unabhängiges Kunst- und Wissenschaftsangebot (auch im Kulturkalender enthalten), das nicht im Chaos von Covid und Biennaleabsage untergehen sollte: 

22.3.-27.9. TBA21-Academy, Ex-Kirche S. Lorenzo: "Territorial Agency: Oceans in Transformation". 

Veranstaltungen des Projekts:
26.6. und alle Freitage im Juli 18:30-20:00 Uhr Lagunengespräche während geführter Wanderungen "Lagoon, Coastal Ecosystems and Impact of Shhip Traffic with Gian Marco Scarpa - Walking (The) Trajectories: Venezia come modello per il futuro?" Teilnahme kostenlos, Anmeldung erforderlich (siehe Link), Treffpunkt Campo San Lorenzo

Artikel zum Projekt:
* e-flux TBA21-Academy
* ARTcritique "Venice to host 'Oceans in Transformation - an exhibion on the mystery and troubles around our oceans"
* exibart "Ocean Space, Venezia: al via i progetti online die 'La Città Riflessa'
* Artribune Un'installazione luminosa ci parla dall'innalzamento dei mari. Il programma di eventi
* e-flux "When above"
* CLOT Magazin TBA21 Tag
* Ocean-Archive The Ocean's Many Waters
* NYTimes 'More Blue': An Artwork Shows the Sea Changing during Lockdown
* APT Diary Territorian Agency: Oceans in Transformation - Ocean Space
* Institut Kunst Phenomenal Ocean (Podcasts)
* Arte.it Territorial Agency: Oceans in Transformation
* sky arte Il futuro di Venezia tra emergenza climatica e post-pandemia.
* intime (Flughafenmagazin Venedig Jun-Aug 2020) A Time for Ocean Imagination and Ocean Action
* e-flux Infrastructural Snare
* e-flux Forest Gardens Beneath the Anthropocene Seas
* e-flux Revaluing the Oceans

29.11.-31.12. Ocean Space "Nowtilus". Virtuelles Angebot, das das Jahresprogramm der TBA21-Academy in der ehemaligen Klosterkirche S. Lorenzo ergänzt. 
Zum Ausstellungsort siehe auch Einträge im Label S. Lorenzo. Haltestelle S. Zaccaria.



Ergänzungen weiterer Veranstaltungen und Programmtermine folgen hier.



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