9. Juli 2011

Hütten und Paläste


Treppenhausportal im Palazzo Giustinian-Recanati

In diesem Eintrag möchte ich hinweisen auf einige Austellungen, die einerseits in interessanten venezianischen Räumen stattfinden - Hütten und Palästen - andererseits NICHT bis zum Ende der Biennale am 27.11. laufen, sondern bereits früher enden, also Terminsachen!

Ich fange mit den Palästen an und weise nochmals auf die Ausstellung im Palazzo Donà hin, über die ich schon einen Eintrag geschrieben habe, deren Besuch bis zum 25. September ich aber nochmals empfehlen möchte. Jeder, der sowieso an die Fondamente Nove kommt um nach Murano/Burano/Torcello zu fahren, sollte einfach 1/2 Stunde früher antrudeln um die Gelegenheit wahrzunehmen, dieses Haus zu sehen. Wer weiss, wann das wieder möglich sein wird, und ob die Dylan-Bilder von Maria Zerres für ihn/sie wieder so leicht erreichbar sein werden.

Bis zum 15. September zu sehen ist der Palazzo Giustinian Recanati in Dorsoduro, der der Universität Ca'Foscari gehört und eine Kunstschule beherbegt. ES gibt ein beeindruckendes Treppenhausportal aus rosa Marmor im Piano Nobile, schöne Stuckarbeiten in den Sälen der Ausstellung "Cracked Culture", den offen stehenden Unterrichtsräumen (die natürlich nicht zur Ausstellung gehören, aber offene Tür ist offene Tür und eine Universität ein quasi öffentliches Gebäude). In der obersten Etage gibt es am Ende des Saales rechts in mehreren Räumen eine gute Ausstellung mit Werken der StudentInnen.


Kunst auf der Tapisserie des Palazzo Papadópoli

Nach hinten eine sc
höner großer Garten, in dem man zwecks Entspannung lagern kann und weitere Exponate zu sehen sind.
Die Ausstellung, die ein Collaterales Event' der Biennale ist, zursätzlich zur nationalen Ausstellung Chinas im Arsenale, ist groß und interessant und beeindruckt mich mehr als die offizielle Präsentation Chinas.
Vaporetto Linie 2 Zattere und dann zu Fuss, siehe Karte im Link oben.

Der Palazzo Papadópoli war zur Biennale 2009 ein Reinfall für mich persönlich, aber in diesem Jahr mit der Ausstellung "Future Generation Art Price" eine sehr schöne Kunst- und Palasterfahrung.

Bei der Kunst gab es z. B: eine Idee eines wohlriechenden Holzschiffes mitten im Saal des Piano Nobile und interessante Videos, und das Haus haut einen schon ziemlich um.
Treppenhäuser, Fresken, Stuck, Spiegel, Gold, Licht, geöffnete Fenster, Canale Grande! Wow! Aussicht auf eine Hochzeitsgesellschaft am gegenüberliegenden Ufer vor dem Standesamt! Ich persönlich habe es gerne schlichter, aber man sollte dieses Haus unbedingt besuchen und sich auch die Zeit nehmen, es in Ruhe anzusehen. Z. B. ein bezaubernd ausgestalteter 'chinesischer Raum' oder die Bibliothek in der obersten Etage, leider schlecht zu sehen wegen der videotechnischen Verdunkelung.

Der Palazzo scheint zu jeder Biennale gebucht zu sein, so dass es wohl in den nächsten Jahren weitere Gelegenheiten geben wird, in wieder zu besichtigen, in anderen künstlerischen Ausstattungen.

Diese Ausstellung endet bereits am 7. August.
Vaporetto 1 San Silvestro und dann weiter zu Fuss, siehe Beschrei-
bung im Link o
ben.

Androne des Palazzo Ca' Corner della Regina mit Blick zum mittleren Wassertor (zum Canale Grande)

Zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder zu besichtigen und das auch nur bis zum 2. Oktober ist der Palazzo Ca' Corner della Regina.
Der
Stiftung Prada wurde das Haus zur Nutzung = Renovierung überlassen, im Winter gehen die Renovierungen weiter und möglicherweise gibt es über den nächsten Sommer wieder eine Öffnung für eine Ausstellung, aber man weiss es nicht (ich habe gefragt).
Im abgerissenen gotischen Vorgängergebäude dieses Hauses wurde Caterina Corner (Cornaro) geboren, die als "Tochter Venedigs" Königin von Cypern werden sollte und nach dem vorzeitigen Tod ihres Mannes und Kindes ihr Königreich der Serenissima schenkte (die damit eine schöne Kolonie gewann bis 1571), gegen ein hoffentlich schönes Leben auf einem Gut in Asolo und ein Ehrengrab in San Salvador in Venedig. Das Leben Caterinas ist dargestellt in riesigen Fresken, die die Wände des Saals im Piano Nobile schmücken. Beeindruckend.

Ca' Corner und der unvermeidliche Koons
Die Ausstellung der Fonda
zione Prada ist ziemlich riesig, eine spannende Mischung zeitgenössischer Kunst und einzelner Leihgaben aus Museen, z. B. dem Museo Correr am Markusplatz. Es gibt natürlich einige nervende Exponate die in keiner teuer bestückten Ausstellung fehlen, z. B. Koons, Hirst, was ich freundlich entschuldige beim ersten Besuch in diesem Haus (ich habe ja sowieso keine Wahl und immerhin haben sie keine Chapmans reingestellt).

Die Repräsentationsräume sind riesig, es gibt ungeheure Perspektiven in denen man 4-5 Portale gleichzeitig fotgrafieren kann, 3 Wassertore zum enorm großen Androne, eine ungewöhnliche Treppenlösung von diesem in das Mezzanin, das sich zwischen Androne und Piano Nobile befindet. Diese drei Eta
gen sind in die Ausstellung einbezogen, man kann unterschiedliche Stadien der Restaurierung erkennen und darf gespannt sein, wie es mit den anderen Stockwerken weitergehen wird.

Die Möglichkeit, dieses Haus und die aktuelle Ausstellung darin zu sehen, sollte man wirklich nicht verpassen.
Achtung: die Ausstellung schmückt sich mit dem Biennale-Logo, ist aber NICHT kostenlos, es wird ein Eintritt von 10 € erhoben (dafür wimmelt es vor allem im Parterre von Security, diese Leute müssen schließlich auch bezahlt werden). Es lohnt aber die Ausgabe.
Vaporetto San Stae, dann zu Fuss weiter der Ausschilderung Ca'Pesaro nach und von dort rechts-links-links noch ein paar Gässchen weiter.




Die Hütten befinden sich da, wo ich sie schon zur Biennale 2009 beschrieben habe, an der Fondamenta S. Ana.


Es gibt mehr und größere Ausstellungen als 2009, und ich kann mir vorstellen, dass sich diese schlichte Wohngegend biennalemäßig noch weiter entwickelt, da sie auf dem Fussweg von den Giardini zum neuen Eingang an der Vergini-Brücke liegt, die 2009 eröffnet wurde.

Detail der Installation "The Third Realm"

Es wurde ein bisschen renovie
rt, weniger aus optischen als aus Sicherheitsgründen vermute ich, z. B. eine sehr glitschige Steintreppe durch eine schöne neue Holztreppe ersetzt und schadhaftes Holz ausgebessert, an dem man sich verletzen könnte.
Im Nachbargarten, vor 2 Jahren noch eine Art Lagerplatz für Handwerksmaterial ist ein großer Kindergarten unter alten Bäumen entstanden. Wie schön.


In diesem Jahr stellt Wales aus in der Kirche S. Maria Ausiliatrice (leider kein Zugang zum Kreuzgang, schade), was noch nicht die Hütten sind, aber nicht ausgelassen werden sollte, ich ja direkt auf der gegenüberliegenden Kanalseite und die Brücke genau daneben.

In den ruinösen (aber stabilen) Arbeiterhäusern, die der Fondazione Gervasuti gehören, gibt es in diesem Jahr zwei nationale Ausstellungen, die bis zum 27.11. laufen.

Eines der Zimmerchen der Ausstellung Bangladesh

Das sind Irak mit sehr berührenden Exponaten, die in diesem unaufwändigen Umfeld sicher noch dazu gewonnen haben und Bangladesh, dessen Ausstellung mir ebenfalls gut gefiel (Texte lesen, gehören unbedingt dazu).

Ausserdem gibt es noch die Ein-Raum-Einzelausstellung 'Memory of Books', die ich ganz witzig finde. Nur bis zum 10. September.


Und das Biennale-Projekt "The Knowledge" nur bis 15. September, mit Installationen unter Einbezug einer originalen Schreinerwerkstatt, mit einem kleinen Bookshop und einem großartigen kleinen Hinterhofcafé, in dem man in einer Hängematte liegen, lesen, die Füsse hochlegen, Bekanntschaften schließen... kann, toll! Was man alles nicht weiß, wenn man vorne vor dem armseligen Häuschen auf der Fondamenta steht.

Was eher auffällt, ist eine weitere ungewöhnliche Ausstellung mit dem Titel "The Third Realm". Allerdings muss man an den ersten Exponaten vorbei in das Hinterhaus hineingehen, um die Sache richtig sehen und würdigen zu können. Witzig und sehr sehenswert, nur bis 29. September.



Weitere Einträge zur Biennale folgen in den nächsten Wochen und Monaten.

Hinterhofcafé des Biennale-Projekts "The Knowledge"





















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