I nua... (Schwimmen)
Preis der Sektion Folklore der XI Mostra internationale di arte cinematografica 1950
... und für das neue Jahr Frische und Auftrieb.
Dank an Georg für den Link.
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Venedig Reiseblog
Preis der Sektion Folklore der XI Mostra internationale di arte cinematografica 1950
... und für das neue Jahr Frische und Auftrieb.
Dank an Georg für den Link.
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Labels: Biennale, Film, Jahresbeginn, Kinder, Poesie
Das Fernsehprogramm von gestern ist kein Thema, wenn überhaupt, das von heute oder morgen.
Ich hatte aber gestern einen Dokumentarfilm über Venedig im Fernsehprogramm entdeckt und angesehen "Il diavolo. Mein venezianischer Freund" (2009) über den Maler und Buranello Carlo Memo. Und weil ich am Ende tief beeindruckt nicht schnell genug auf den Ausknopf drückte so dass ich zu meiner Überraschung einen weiteren Film des gleichen Regisseurs Christian Rischert "Inseln hinter dem Meer" (1985) sah, noch mehr beeindruckt, ist es eben doch ein Thema.
Beide Filme sind für Venedig-FreundInnen hochinteressant, sie handeln von Menschen und Orten der Lagune. Die Orte haben sich seit "Inseln hinter dem Meer" zum Teil sehr verändert, z. B. San Servolo, Pellestrina, im Vergleich 1985-2011, und die Menschen, die der Autor zwei mal besucht, sind von einem Film zum anderen gealtert, inklusive ihm selbst.
Beide Filme sind ausgezeichnet recherchiert und bestehen aus wunderbar ruhigen Gesprächen und Aufnahmen, sehr angemessen ihrem Sujet. Die aufmerksame Zuwendung, die Christian Rischert seinen InterviewpartnerInnen und ihrem/seinem Thema schenkt, gibt auch dem Zuschauer die Möglichkeit, sich zu öffnen und aufmerksam zu sein und nicht die Bilder vorbeirauschen zu lassen.
Es gibt einen dritten Film von 1978 "Venedig - Die Inseln der Glückseligen am Rande des Untergangs" in dem sogar Luigi Nono mitwirkt. Den zu finden ich mich jetzt bemühen werde.
Als DVD existieren die Filme jedenfalls nach meinen heutigen Nachforschungen bisher nicht, Ergebnisse meiner Recherche werde ich für Interessierte hier als Ergänzung eintragen.
Weitere Links zum Thema:
"Il diavolo. Mein venezianischer Freund"
Filmwerk
Und als Nachschlag zum Dokumentar-TV-Abend von gestern (und vielleicht als Trost für die, die ihn verpasst haben) ist hier ein interessanter Fund der heutigen Nachforschungen, ein Venedig-Dokumentarfilm, der Ende März in deutsche Kinos kommen soll:
"Sei Venezia", deutsch "6 x Venedig"
Ergänzung am 28.12.2011:
Am Sonntag, 1.1.2012 gibt es auf 3Sat (zu empfangen in A, CH, D) einen Schwerpunktabend Venedig, bei dem ab 23:15 Dokumentarfilme gezeigt werden, beginnend mit "Il diavolo. Mein venezianischer Freund".
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Labels: Burano, Film, Insel, Laguna Nord, Tipps und Termine
Auf Matteo Lovat trifft man auf San Servolo, während der Führung durch das Museo del Manicomio, der ehemaligen 'Irrenanstalt', der Psychiatrie für Männer. Er wird vorgestellt als "der berühmteste Patient", der, der sich selbst gekreuzigt hat.
Der Besuch des Museums hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Die Methoden der Behandlung, die Vitrinen voller Gerätschaften mit denen sie ausgeführt wurden, und die Gesichter der Kranken, stark vergrößerte Portraitfotos, denen man sich nicht entziehen kann - im Gedächtnis haftet der Name Matteo Lovat und wird gegoogelt.
Es findet sich ein kleines Buch, keine 40 Seiten, der Bericht des venezianischen Arztes Dr. Cesare Ruggieri an zwei Kollegen, den Deutschen Dr. J. D. F. Scherf und den Niederländer David van Gesscher, als Faksimile, ursprünglich geschrieben auf französisch, übersetzt von Julius Heinrich Gottlieb Schlegel und veröffentlicht in Rudolstadt 1807.
Calle della Vida, kleinste Gasse, die von der Vaporettostation Fondamente Nove nach Cannaregio hinein führt, in den Ortsteil Biri
Dr. Ruggieri war zufällig in der Nähe der Calle delle muneghe, als Matteo Lovat, 47 Jahre alt, sich dort im Frühsommer 1805 selbst kreuzigte und traf nach dessen Notversorgung durch einen Wundarzt (Fußbad, herzstärken-
des Mittel) bei ihm ein, fand ihn im Schock und kaum kommunikationsfähig und ließ ihn (mit Genehmigung der anwesenden Polizeidirektors von Cannaregio) von S. Alvise ins Hospital SS. Giovanni e Paolo rudern.
Dr. Ruggieri war der Leiter der kaiserlichen klinischen Schule, die Behandlung Matteo Lovats bestand aus Pflege der Wunden, Diät, Versorgung mit Medikamenten, Gesprächen. Neben der psychischen Disposition vermutete Dr. Ruggieri, dass Matteo Lovat an Pellagra litt.
Calle della Vida, wo Matteo Lovat zur Untermiete lebte. Die Häusernummerierung hat sich seit 1802 geändert, die Identifizierung des Hauses (für mich) nicht möglich
Dr. Ruggieri berichtet durchaus sensibel die Vorgeschichte Matteo Lovats, der den Wunsch hatte Priester zu werden, Schuhmacher wurde und trotz (oder wegen?) Fleißes, Anpassung und Frömmigkeit in die Katastrophe steuerte: im Juli 1802 "nahm er an sich mittels eines scharfen Schuhmacherinstruments eine allgemeine gänzliche Amputation der Zeugungstheile vor und warf alle Theile, derer er sich eben beraubt hatte, zum Fenster hinaus auf die Straße".
Dr. Ruggieri reflektiert die Ursachen dieser Tat und bewundert, wie umsichtig Matteo Lovat die Wundversorgung vorbereitete, durchführte und so unerwartet schnell völlig heilte, während er gleichzeitig in seinem Dorf, Casale, Ortsgespräch war und blieb und letztlich zu Gespött der Dörfler wurde.
Ort des ersten Selbst-
kreuzigungs-
versuches, Calle delle croce (heute venezianisch 'de le tre crose')
Weshalb er im Novemver 1802 nach Venedig zog, eine Anstellung bei einem Schuster neben dem Ospedaletto (hinter SS. Giovanni e Paolo) fand und bei der Witwe Osgualda in Cannaregio in der Calle della vida 5775 (Quergasse an der Vaporettostation Fondamente Nove) wohnte. Im September 1803 wurde er von Nachbarn eine Gasse weiter, der Calle delle croce, beim ersten Kreuzigungsversuch mitten auf der Gasse gestoppt und wechselte daraufhin Wohnung (bei S. Alvise, Calle delle muneghe 2888) und Arbeitgeber (am Rio della sensa). Dort lebte und arbeitete er unauffällig und bereitete seine nächste Kreuzigung vor.
Zeichnung T. Mattani, Stich G. Rosaspina, dem Buch entnommen mit freundlicher Genehmigung des Verlags Belleville
Dr. Ruggieri beschreibt das komplizierte Vorgehen in allen Details; die Kreuzigung selbst, die Verhütung von Aufmerksamkeit damit keine Helfer eingreifen, und schließlich die Präsentation, indem der Gekreuzigte sich durch ruckartige Bewegungen und mit Hilfe eines Seils und seines eigenen Gewichtes aus seinem Fenster gleiten ließ und sich der Nachbarschaft zeigte.
Matteo Lovats Wunden heilten schnell im Hospital SS. Giovanni e Paolo, aber er blieb krank, schlafgestört, litt an Schmerzen und Bewusstseinsstörungen, und Dr. Ruggieri konnte in Gesprächen den Hintergrund der Selbstkreuzigung nicht klären. Er berichtet seinen Kollegen ausführlich über die Therapie Matteo Lovats und über seine Kenntnisse und Erfahrungen in der Behandlung ähnlicher Krankheiten, er scheint ein erfahrener Arzt und einfühlsamer Mensch gewesen zu sein.
Klosterkirche San Servolo
Matteo Lovat wurde per Entscheid der "Poli-
zeigeneral-
direktion" im August 1805 in das "Hospital für Wahn-
sinnige" nach San Servolo gebracht, nachdem er sein Ausgeh-
verbot zu brechen versuchte durch Nahrungsverweigerung und Verlassen des Hospitals im Hemd. Der Bericht Dr. Ruggieris wird ergänzt durch den Bericht des Ordensgeistlichen & Arztes auf San Servolo, R. P. Louis Portalupi.
Calle delle muneghe, zwischen Fondamenta della Sensa und Rio di S. Alvise, in der Matteo Lovat seine Selbstkreuzigung vollzog
Matteo Lovat starb am 8. April 1806 auf San Servolo. Die gut sieben Monate bis zu seinem Tod müssen ein Martyrium gewesen sein von Nahrungs- und Flüssigkeits-
verweigerung und Zwangsernährung (per Klistier), verschie-
denen schweren Erkrankungen der Atemwege, Schwellungen von Gesicht und Gliedmaßen, freiwilligen extremen Sonnenexpositionen bis zu Hautverbrennungen, die gewaltsam unterbunden wurden.
Dr. Ruggieri zieht in seinem medizinischen Bericht den Schluss, dass man "Matteo Lovats Wahnsinn ganz von der Gattung Manie ableiten kann, wo der Kranke stets nur eine einzige fixe Idee, höchstens nur für sehr wenige Gegenstände Sinn hat und von Kühnheit in den Unternehmungen des Willens begleitet wird, welche Mich. Ettmüller mit Delirium melancholicum mit der Benennung 'Mania cum studio' bezeichnete".
'Selbstkreuzigung. Der Fall Matteo Lovat' kann nur noch im Verlag Belleville bei Michael Farin bestellt werden unter http://www.belleville-verlag.de/scripts/start.php
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Eintrag vom 5.1.2010
Eintrag vom 28.8.2010
Link vom 5.10.2010
Am 24.11. 2011 schreiben deutschsprachige Institutionen in Venedig einen offenen Brief an den Bürgermeister Orsini und bitten um Schutz für den Fondaco dei tedeschi. Dergleichen passiert in der Regel nicht ohne Grund und weitergehende Informationen, die Anlass zu Befürchtungen geben.
3Sat zeigte am 15.12. einen Bericht zu den Umbauplänen durch die Architektengruppe OMA und der Kritik der Bürgerinitiative 40xVenezia an der mangelnden Bürgerbeteiligung, sowie ein Interview mit Rem Kolhaas.
(Die Beiträge stehen in der Regel nur eine Kurze Zeit in der Mediathek zur Verfügung.)
Seitens der Comune Venezia herrscht derzeit Schweigen auf den täglich zu Veröffentlichungen genutzten social media (Twitter, Facebook) zum Thema.
Die Website von OMA veröffentlicht keine weiteren Details.
Ein kleiner Beitrag vom 40xVenezia zum Thema.
ERGÄNZUNG vom 29.12.2011
Pressemitteilung zur Vereinbarung zwischen Comune Venezia und Benetton Group zum Fondaco dei Tedeschi
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Weihnachtsbaum und Krippe an der Nordseite des Markusdoms (Webcam)
Labels: Einkaufen, Kinder, Tipps und Termine
Treppe im Androne zum 1. Mezzanin rechts und links
Zu überbieten sind derzeit 40 Millionen € + Fertigstellung begon-
nener Restauration + laufende Erhaltung... es geht um die Ca' Corner della Regina.
Das ist wohlgemerkt nicht der Palast von Caterina Corner, der Königin von Cypern und Armenien im 15. Jahr-
hundert, sondern ein größerer Nachfolgebau des 18. Jahrhunderts über den Grundmauern des Gebäudes, indem Caterina geboren wurde.
Caterina Corner nimmt in der Geschichte Venedigs und Zyperns eine Schlüsselposition ein. Trotzdem war sie aus heutiger Sicht, mit Zwangsverheiratung als Straftatbestand, vermutlich ein armes reiches Mädchen.
Und wer zu Verschwörungstheorien neigt, sieht in ihr vielleicht eine tragische Figur, deren kleiner Sohn und sein Vater keine Überlebenschance hatten. Denn beider Tod war die Voraussetzung, dass das Königreich Zypern, das wirtschaftlich (Zuckerrohr) und militärisch (zwischen dem osmanischen Reich und dem venezianischen Königreich Candia = Kreta liegend) unverzichtbar war, als venezianisches Königreich den Kolonien im östlichen Mittelmeer hinzugefügt werden konnte.
Die Wände des mittleren Saals (Portego) des 1. Piano nobile sind komplett mit Darstellungen aus dem Leben Caterina Cornaros gestaltet
Die Hintergründe deuten also mehr auf Staatraison, und trotzdem ist Caterina Opfer der romantischen Wahrnehmung geworden dank künstlerischer Darstellungen quer durch Literatur, Musik, Malerei. Z. B. Gaetano Donizetti: Caterina Cornaro (kostenlos hören).
Aber Caterina ist eine andere Geschichte, jetzt geht es um das Haus, das ihre Verwandtschaft 160 Jahre nach ihrem Tod bauen ließ, Ca' Corner della Regina. Ich hatte im Juni das Glück den Palazzo von innen zu sehen anläßlich einer Ausstellung der Fondazione Prada während der 54. Biennale und habe darüber berichtet ("Hütten und Paläste").
Portego des 1. Piano nobile, rückwärtige Schmalseite zum kleinen Innenhof
Die Ausstellung wurde am 2.10.2011 geschlossen und am 21.11. machte die Fondazione Prada über die zum Konzern gehörende Firma Petranera s.r.l. das Kaufangebot von 40 Millionen €.
Ich vermute, dass die öffentliche Ausschrei-
bung, Abgabetermin 20.12. mittags, eine formale Angelegenheit und der Verkauf an Prada zum Jahresende eine festgeklopfte Sache ist; man wohl auch kein weiteres ernsthaftes Angebot erwartet. Ich finde diese bürokratische Prozedur hochinteressant und bin gespannt, wie es weitergeht.
Denn vor kurzem haben wir ja schon einen anderen Verkauf am Canal Grande erleben dürfen, der des Fondaco dei Tedeschi, mit dem Ergebnis, dass aus den hochfliegenden Plänen bisher wohl nix geworden ist und das Gebäude ungenutzt und verrammelt neben der Rialtobrücke steht.
Deckenschmuck in einem Nebenraum des 1. Piano nobile
Wenn die Ca' Corner della Regina an Prada verkauft wird, kann man sicher auch künftig mit Ausstellungen und Besuchsmöglichkeiten rechnen. Das ist bei letzten zum Verkauf stehenden Palazzo, den ich anläßlich der Biennale 2007 besuchen konnte, nicht der Fall: Palazzo Soranzo van Axel, der nach seiner derzeitigen Umgestaltung in Eigentumswohnungen der Spitzenklasse ("...a wonderful home for discerning people wanting the full Venetian experience..." sagt der Verkäufer Sotheby's) nicht mehr zugänglich sein wird.
Detaillierte Verkaufsausschreibung (Avviso di vendita)
und
technische Dokumentation (documentazione tecnica) mit Plänen und Fotos
als PDF-Links am Ende der Veröffentlichung
Das Boot, von Aichner und Huber über die Alpen geschleppt und jetzt vom Publikum über den Campo dei SS. Apostoli
Die Wahl für meinen letzten Bericht heute, am letzten Tag der 54. Biennale, muss sozusagen logisch auf 'Passage 2011' fallen.
Erstens konnte niemand an der Kunstaktion teilnehmen als die beiden Künstler Wolfgang Aichner und Thomas Huber und der Filmemacher Matthias Fuchs.
Am Ende, bei der 'Präsentation' in Venedig am 23. Juni gab es natürlich Publikum, aber nicht entfernt zu vergleichen mit der Besucherzahl von 440.000. (Wie man der heutigen Pressemitteilung entnehmen kann.) Ich vermute also, es könnte die am wenigsten wahrgenommene Kunstaktion der 54. Biennale gewesen sein.
Die Künstler während der Pastorenpredigt (in der ev.-luth. Kirche Venedigs, der ehemaligen Scuola di S. Angelo Custode), wie man schon an der Körpersprache erkennt
Den Blog, den Aichner und Huber während der Alpenüberquerung schrieben, finde ich im www nicht mehr, nur noch Nachrichten der beteiligten Kirchengemeinde in München und der Comunitá Evangelica Luterana di Venezia.
Und zweitens zeigt dieses Projekt in seiner Absurdität wunderbar exemplarisch, dass es weder beim Herstellen noch beim Konsumieren von Kunst um Sinnhaftigkeit, Nützlichkeit oder Schönheit geht.
Die Website 'Passage 2011' zeigt das Konzept und die Entwicklung des Projekts sehr schön, vor allem, dass es sich bei der Sache nicht um eine spinnerte Idee handelte, sondern um ein wohlüberlegtes Gesamtkunstwerk, das mit guter Vorbereitung und großen Mühen verbunden und durchaus der Möglichkeit des Scheiterns ausgesetzt war.
Die 'Sisy' wird frisch getauft in den Kanal gelassen
Wobei das Absaufen der 'Sisy' im Rio dei SS. Apostoli, wenige Meter nachdem sie zu Wasser gelassen wurde, natürlich nicht unter 'Scheitern' firmiert, sondern das Projekt davor gerettet hat, nicht doch noch zum Ende Nützlichkeit... s. o., Perfektion, Berechenbarkeit oder dergleichen zu entwickeln. Und die vielschichtige Metaphorik wurde nicht davon angekratzt.
Damit hatte ich nicht gerechnet: dieses Boot schwimmt! Nur ein paar Meter. Ein paar Sekun-
den nach der Aufnahme läuft es blitzschnell voll Wasser.
Nach einer gewissen Feierlichkeit zu Beginn der 'Präsentation' mit würdevoller Pastorenrede, Anwesenheit von Menschen, die ihre Wichtigkeit zur Schau trugen und etwas verkrampft wirkenden Künstlern, entspannte sich die Lage nach der Havarie.
Das Boot wurde aus dem Kanal gefischt und unter viel Gelächter in die Kirche getragen, die durchweichten Künstler standen nicht mehr vor dem Publikum sondern mitten im Gewühle und wurden geherzt und getrocknet.
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Labels: Bericht, Biennale, Biennale 2011, Cannaregio
... hat kirchentechnisch schon begonnen, gestern.
Ich verlinke hier die Website des Priesterseminars, der man alle Termine entnehmen kann.
Und nicht vergessen: leckere Fritelle essen an den Buden auf dem Rio terrà dei Catecumeni!
Siehe auch Eintrag vom 3.11.2009 Festa della Salute
und vom 28.3.2009 Koloniale Mitbringsel 2 - die Mesopandítissa in Santa Maria della Salute
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Labels: Kinder, Salute, Tipps und Termine
Grüner Kreuzgang San Lazzaro
Und zwar nach sechs Jahren.
Zur Auffrischung der Eindrücke des ersten Besuches im Jahr 2005 (die man bei Interesse nachlesen kann, ich wiederhole sie natürlich nicht), und um ein paar Fotos zu machen (erst seit 2006 bin ich mit einem kleinen Billigknipserchen unterwegs). Und weil die ägyptische Mumie aus dem "Lord-Byron-Arbeitszimmer" derzeit verreist ist, quer übers San Marco-Becken auf Urlaub in der Ausstellung "Venezia e l'Egitto" im Dogenpalast. Schön abgedeckt mit einer Glasplatte, und tatsächlich roch es bei Lord Byron im armenischen Museum nicht so seltsam wie bei meinem ersten Besuch, als die Mumie offen in ihrer Kiste bzw. ihrem schönen Sakropharg liegend erheblichen Raum beanspruchte.
Brunnen im Kreuzgang
Es gibt einige weitere Veränderungen auf San Lazzaro: die wunderbare Installation von Jannis Kounellis in einer Kammer des Kreuzgangs wurde abgebaut. ZU schade! Ich hatte gehofft, sie wäre dauerhaft. (Es gab eine Fotoausstellung von Giorgio Armani (dem Modedesigner) über Armenien, nett, aber gar kein Vergleich.)
Brunnen im Raum vor dem Refektorium
Das Refektorium ist umgestellt worden: von einem langen Esstisch in der Mitte des Raumes, an dem die Mönche wirklich "den Tisch teilten" zu einer U-Form, mit 2 Tischen entlang den Wänden und räumlicher Distanz zwischen den Tischen.
Das ist eine übliche Anordnung, aber bei nur einer Handvoll (buchstäblich) von Mönchen eine extrem unpersönliche Art Mahlzeiten gemeinsam einzunehmen. Vielleicht waren die paar Männer dazu übergegangen, sich beim Essen zu unterhalten? Was sie nicht dürfen, und man will auf diese Art durchsetzen, dass die Klappe gehalten wird? Ich weiß es nicht.
Die Wandvertäfelungen, Gemälde, vor allem das schlichte Geschirr und Besteck sind so schön wie ich sie sah, aber ich wünsche mir jetzt nicht mehr, wie bei meinem ersten Besuch, in diesem schönen alten Ambiente an einer Mahlzeit teilnehmen zu dürfen.
Klosterkirche
Hocherfreulich ist die Neue-
rung, dass der monastische Dampfplau-
derer aus dem Jahr 2005 ersetzt wurde durch eine junge armeni-
sche Frau, die jetzt die Führungen macht.
Sie fiel mir schon auf dem Vaporetto auf, weil sie für italienische Verhältnisse extrem unmodisch gekleidet und frisiert ist und sich absolut nicht mit optischen Mitteln aufzuwerten versucht. Auch bei der Begrüßung der Gäste völlig bescheiden und zurückhaltend, aber in ihrer Rolle selbstbewußt und Aufmerksamkeit fordernd.
Während der Führung dann: historisch und kunsthistorisch kompetent bis in die Details und z. B. auch in Fragen der armenischen Religion, der armenischen Sprache und Schrift. Mit echter Leidenschaft brennend für ihr Thema, keine Schauspielerin hätte mehr Ausdruck in Stimme, Blick, Mimik und Körpersprache legen können, die Aufmerksamkeit der Besuchergruppe besser herausfordern und befeuern können als diese unscheinbare Frau.
Treppenhaus zur Bibliothek/zum Museum
Es war toll, beeindruckend, eine richtig gute Erfahrung einer richtig guten Führung. Und natürlich reagieren die Leute darauf animiert, fragen nach und viele haben bezeichnenderweise am Ende das Bedürfnis, sich persönlich zu verabschieden und ein paar Worte der Anerkennung und des Dankes loszuwerden.
Die Kirche wird von der neuen Führerin wesentlich ausführlicher gezeigt und erläutert, als das früher der Fall war. Man darf sich jetzt auch frei in der Kirche bewegen und fotografieren, wird auch in die Apsis geführt um z. B. das Evangeliar näher zu sehen.
Das Fotoverbot im Kloster wird gesetzt aber großzügig gehandhabt, wer jedoch frech vor ihrer Nase mit der Kamera wedelt wird eindeutig zur Ordnung gerufen ("This is my first and last call!")
Kleiner Teil der alten Bibliothek
Der Kreuzgang wie beim letzten Besuch wunderschön grün, und vielleicht eine wichtige Information zu einer Exkursion, die immerhin über 2 Stunden dauert: es gibt ordentliche Gästetoiletten und Getränkeautomaten (an die ich mich vom letzten Mal nicht erinnere), neben dem Klostershop.
Das Betreten der grünen Bereiche beschränkt sich dauerhaft auf den "Vorgarten" um die Bootsanlege, es gibt keinen Zugang zu den ziemlich großen Gärten hinter dem Gebäudekomplex, siehe Google Maps.
Es ist auch keine Kirchenfassade oder Apsis von aussen zu sehen, der Eingang zur Kirche befindet sich ja innerhalb des Kreuzgangs und die Apsis muss irgendwo in den Gärten sein.
Altes Armenierviertel hinter dem Markusplatz.
Im Sottoportego ist rechts der Eingang zur Kirche S. Croce
Mittlerweile fand ich im Internet weitere Informationen (siehe auch ganz unten), vor allem die Website Armenier in Venedig, eines Projekts des Liceo Scientifico G. B. Benedetti, (ehemalige Kirche S. Giustina nahe S. Francesco della Vigna) sehr beeindruckend. Hier wird man als Laie kompetent und kompakt in das Thema eingeführt.
Das armenische Seminar im Palazzo Zenobio kennt man durch Besuche während Biennale-Ausstellungen, auch das Angebot der Gästezimmer im Palazzo Zenobio. Den Palazzo Seriman in Cannaregio kannte ich als Kindergarten, wußte aber nicht, dass er ursprünglich armenisch war.
Erhaltene Deckenfresken im ehemaligen armenischen Viertel
Von der armenischen Geschichte der Ruga Giuffa bei S. Maria Formosa und vom alten armenischen Viertel Venedigs direkt hinter dem Markusplatz rechts und links der Calle del Fabbri zwischen San Gallo und San Zulian habe ich erst durch diese Website erfahren und die schönen Fresken am Rio terrà delle Colonne bewundert. Die beiden armenischen Wohn- und Handelsviertel existierten in Venedig lange vor der Ankunft der Mechitaristen und der Gründung des Klosters auf S. Lazzaro und des Seminars im Palazzo Zenobio.
Die Kirche der Armenier S. Croce wird jeweils am letzten Sonntag des Monats für Gottesdienste genutzt (der Gottesdienst auf S. Lazzaro ist dann nicht öffentlich).
Auf Youtube gibt es einen kleinen Film über die Kirche S. Croce, eine Besichtigung ist während Gottesdiensten ja nicht möglich und es ist auch nicht Jedermanns Sache, in einer kleinen und fremden Gemeinde den Gottesdienst zu besuchen.
Armeniapedia
Weihnachten auf San Lazzaro
Being Armenian at San Lazzaro Island, Venice
Update am 08.12.2011:
ab dem 15.12.2011 gibt es bis zum 10. April 2012 eine Ausstellung zur armenischen Kultur im Museo Correr am Markusplatz. Armenia. Imprints of a Civilisation.
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Labels: Bericht, Garten, Insel, Kinder, Kirche, Kloster, Palazzo Zenobio, San Lazaro degli Armeni, Unterkunft
Giardini delle Vergini im Juni (oben) und Oktober (unten)
... sind tatsächlich mal die beiden mit Goldenen Löwen ausge-
zeichneten.
Ich war begeistert, dass Christoph Schlingen-
sief mit dem deutschen Biennale-Beitrag beauftragt wurde, tief bekümmert über seinen Tod und den Verlust seiner kreativen Kraft für uns alle, und habe die Arbeit am deutschen Pavillon im Internet mit Spannung verfolgt.
Eintrag vom 30.6.2010
Eintrag vom 21.8.2010
Eintrag vom 13.2.2011
Die dreigeteilte Ausstellung (Operndorf, mittlerer Ausstellungsraum, Kino) stellt für mich Auszüge seines Werkes vor und nach seinem Tod dar, denn es bleibt ja die Erwartung, dass andere seine Pläne weitertragen.
Das Angebot der Filme im 'Kino' war toll, es gibt ja wenige Möglichkeiten, sie zu sehen.
Die Schlingensief-Interviews, die im Vorraum des Kinos gezeigt wurden, höchst interessant und unterhaltsam. Der knackig-trockene Ruhrpotthumor Schlingensiefs in Verbindung mit seiner enthusiastischen und emphatischen, authentischen Art ungebremst zu reden, nimmt volle Aufmerksamkeit in Anspruch.
Irritierend fand ich, dass die Kircheninstallation des mittleren Ausstellungsraums vom Publikum offensichtlich als solche wahrgenommen wurde, man nahm Platz in den Bänken, schwieg, produzierte Andacht wie in einer Liturgie, ging schweigend wieder raus.
Leute, das ist eine Ausstellung eines überaus kreativen und potenten Künstlers, eine Lebens-, keine Trauerfeier! Auch wenn es um seine Krankheit zum Tode geht. In Gesprächen (mit Italienern, Amerikanern, Franzosen) hörte ich die Vorstellung, Schlingensief sein ein "schwerer" deutscher Künstler. Das ist so ein Bauchurteil, man fragt aus Höflichkeit nicht genauer nach, was damit gemeint sei. Ich kann es mir nur aus der Betroffenheit über seinen grausam frühen Tod erklären, dass Schlingensiefs verrückte, wilde, maßlose und witzige Züge unbekannt sind oder ausgeblendet werden.
Den Goldenen Löwen für das beste Einzelkunstwerk erhielt Christian Marclay für "The Clock". Wird gezeigt im Arsenale, ganz am Ende der Tana (Seilerei). Leider nur 8 Stunden täglich, zu Beginn der Biennale gab es wohl ein paar 24-Stunden-Aufführungen.
Ein hinreißender Film, dem man mit Worten nicht gerecht werden kann, man muss es mit eigenen Augen sehen. Ich habe mehrere Stunden des Films zu verschiedenen Zeiten an verschiedenen Tagen gesehen, habe mich in den sehr bequemen breiten Sofas gefläzt und war hin und weg.
Eine unglaublich akribische, perfekte Arbeit, die Filmgeschichte, Schnitttechnik, Zusammenstellung von Bildinhalten, Rhythmus, Sprachen, Filmmusik, Szeneneinstellungen etc. etc. als ein höchst unterhaltsames, federleichtes Gesamtkunstwerk genießen lässt.
Die Zeit bei einem Biennalebesuch ist immer zu knapp, aber man sollte sich selbst nicht mit 20 Minuten abspeisen, sondern mindestens die Zeit einplanen, die man sich normalerweise für Filme nimmt. Ich wünschte, ich hätte irgendwann die Möglichkeit, das ganze Werk zu sehen. Ich kann keine öffentliche Uhr mehr sehen, egal wo, ohne sofort an "The Clock" zu denken.
Kgr. Saudi-Arabien: The Black Arch
Ein weiterer Publikumsliebling im Arsenale hat mir sehr gefallen: "The Black Arch", erste Biennale-Beteiligung des Königreichs Saudi-Arabien.
Man sollte sich mit dem spontanen Eindruck von SCHÖN aber nicht zufrieden geben, sondern sich die Zeit nehmen, die vielfältigen sinnlichen Eindrücke des Werkes auf sich kommen zu lassen.
Und ein kleines, zauber-
haftes Video mit Über-raschungs-
effekt in der Tana: 'Untitled' (Ghost) von Elad Cassry.
Und ein Objekt, das mich sehr begeistert hat, leider habe ich mir den Namen des/der KünstlerIn nicht notiert: eigentlich ein Haufen Reste und Abfall, aber zusammengefügt zur perfekten Darstellung eines Schiffes in wilder Fahrt. Vielleicht 60 cm lang, steht in der Tana, glasgeschützt, deshalb eine Spiegelung im Bild.
Padiglione Italia, Gianluigi Colin: Presente Storico Cristo morto 1480/Che Guevara morto 1967
Der Padiglione Italia, von der Kritik niedergemacht, ist trotzdem eine Wundertüte - an schlechtem Geschmack auch, aber auch an Werken die stracks ins Herz oder in den Kopf oder sogar in beides einschlagen.
Und es gibt für BesucherInnen den gewissen Spanner-Effekt: wer hat denn die Exponate empfohlen? Der verantwortliche Vittorio Sgarbi hat ja die Auswahl der 200 Exponate anderen Künstlern überlassen und das ist dann im doppelten Sinne eine exhibitionistische Angelegenheit...
Griechischer Pavillon
Mir gefiel sehr gut in ihrer zurückhaltenden, kontemplativen Strenge die Bearbeitung des griechischen Pavillons.
Diohandi verkleidet den an byzantinische Architektur angelehnten Backsteinbau mit dünnen Holzlatten, über eine schmale Treppe kommt man in das Gebäude, das flach, aber komplett mit Wasser geflutet ist. Ein Steg, nicht breiter als die venezianischen Hochwasserstege, führt durch den Raum. Sehr still bis auf einen hohen pulsierenden Ton, bewegunglos bis auf ein kleines Fließen des Wassers, ohne Farben.
Die Holzverkleidung wurde durch Graffitti verändert: "Sold out" und ein weiteres, das ich öfters sah, "Anonymous Stateless Immigrants Pavillon". Im Gespräch mit der griechischen 'Aufpasserin' erfuhr ich, dass Diohandi das als persönlichen Angriff versteht und nicht bereit ist, als sozusagen politische Ergänzung ihres Werkes zu deuten. Was ich schade finde bei einer Künstlerin, die eigentlich auch politische Aspekte in ihre Arbeit einbezieht.
Schön geworden sind die Giardini delle Vergini, die zur letzten Biennale künstlerisch als Schlammlandschaft gestaltet worden waren. Niederländische Gärtner haben einen wunderbar wilden Garten eingerichtet, der fraglos in meine Liste der "(nicht) geheimen venezianischen Gärten" aufgenommen werden kann. (Siehe Fotos oben)
Und nun zur ärgerlichsten Ausstellung des Sommers 2011.
Silbernes Abzugsrohr auf S. Giorgio Maggiore
Bei der Biennale 2009 war dies für mich der Pavillon der Ukraine.
Es muss ja nicht zu jeder Biennale eine ärgerlichste Ausstellung geben, aber dieses Jahr gewinnt den von mir verliehenen Preis "Warwohlnix" die hochgelobte Installation 'Ascension' des eigentlich (auch von mir) hochverehrten Anish Kapoor in der Palladio-Kirche San Giorgio Maggiore.
Ich weiß nicht, was der Sponsor des Events, die Kaffeefirma Illy, mit dem "Paradox einer Rauchsäule" meint. Die Rauchsäule ist spätestens seit Kain und Abel als physikalische Realität bekannt.
Von außen zeigt sich das Werk als großes silbriges Rohr auf dem Kirchendach. In das im Sommer ein Blitz einschlug und die Sache außer Funktion setzte, was man als knallharten Fingerzeig des HERRN hätte verstehen können.
Abzugsrohr, dünne Rauchsäule,
3 von 4 fetten Ventilatoren-
säulen
So betritt man die Kirche und steht sofort mitten in einem unglaublichen fabrikmäßigen Lärm. An den 4 Ecken des ca. 1,60 m hohen Aufbaus der den Rauch prodziert stehen 4 Säulen, die aus jeweils 12 übereinandergetürmten großen Ventilatoren bestehen, die alle gleichzeitig arbeiten. Die sensible palladianische Akkustik verstärkt das laut brummende Technikgeräusch. Die BesucherInnen sprechen nicht miteinander, sie rufen sich zu.
In der Kuppel über diesem Aufbau hängt das Ende des großen silbrigen Rohrs vom Kirchendach, das man natürlich auf keinem Foto sieht weil es die Illusion von 'Spiritualität' versaut. Es soll das vergleichsweise dünne Rauchfädchen, das natürlich physikalisch und mit Nachhilfe der Ventilatoren aufsteigt (Ascension), aufnehmen.
3 von insgesamt 48 (!) Ventilatoren
Ein Wahnsinnsaufbau mit einem Wahnsinns-
energieaufwand für ein physikalisches Experiment, das jedem Kind, geschweige denn Raucher etc. bekannt ist. Der die Atmosphäre dieses sehr besonderen Gebäudes niedermacht. (Nebenbei: ich möchte nicht wissen, womit dieser Rauch hergestellt wird. Nach 15 Minuten hatte ich ein scharfes Brennen in den Bronchien, das erst im Laufe des Nachmittags wieder nachließ.)
Ich weiß nicht, ob Herr Kapoor die Installation persönlich abgenommen hat. Falls nicht, soll er kommen und sich das ansehen/anhören. Falls doch, sollten er und/oder sein Sponsor Illy Wiedergutmachung für dieses ärgerlich überflüssige und optisch/akustisch unästhetische Projekt leisten, z. B. durch eine spürbare Spende an eine gute venezianische Organisation, vielleicht im Umweltbereich oder an den Archeoclub Venezia, bzw. den Eko Club, der mit Freiwilligen die archäologische Erforschung der Laguneninseln betreibt. (Fällt mir gerade ein, weil ich wieder zu Besuch auf Lazaretto Nuovo war...)
Nach ca. 15 Minuten wurde die Krach-Rauch-Maschine abgeschaltet. Das war wunderbar, aber vermutlich nur für eine kurze Atem- und Schweigepause...
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Labels: Arsenale, Ausstellung, Bericht, Biennale, Biennale 2011, Garten, Giardini, San Giorgo Maggiore
Ausstellungspavillon Cuba auf S. Servolo. Leider vergessen, Künstlernamen & Titel zu notieren.
...die am 27 November schließt, bieten trotz vieler bereits beendeter 'eventi collaterali' des Sommers noch interessante Länderausstellungen in der Stadt, auf die ich bisher noch nicht hingewiesen habe.
Dazu gehören die auf der Insel S. Servolo, Cuba und Syrien. Cuba hat fast 50 Jahre nicht an der Biennale teilgenommen und zeigt unter dem Titel 'Cuba mon amour' eine Palette kraftvoller Arbeiten, Malerei und Skulpturen vor allem. Pathos durchaus, aber wenig Fidel-Pathos. Hat mir sehr gut gefallen.
Pavillon Syrien auf S. Servolo
Die Ausstellung Syriens 'Evolution' ist zurückhaltender (aufgrund der politischen Situation?), vor allem indem viele nicht syrische KünstlerInnen vertreten sind (Nemat Badawi, Nizar Sabour, Rima Salamoun, Sabhan Adam, Talal al Abdalla, Bernard Aubertin (Frankreich), Salvo Pastorello, Beppe Bonetti (Italien), Renato Mambor (Italien), Piero Mottola (Italien), Ivan Lardschenider (Italien), and PG-SLIS. Die ich bisher alle nicht kannte. Es gibt auch keine eigene Website der Ausstellung. Selber ansehen ist zu empfehlen.
Mensagebäude (rechts) des Kongresszentrums San Servolo
Der Ausstellungsbesuch auf S. Servolo ist natürlich der kleine Ausflug ins Grüne, diverse schöne Aussichtpunkte in die Laguna Sud, nach S. Lazzaro degli Armeni, ein bisschen Liegen im Gras unter Bäumen, die Inselcafeteria im Hauptgebäude, oder, wenn es zeitlich passt, ein günstiges Mittagessen in der Mensa im letzten Gebäude auf der rechten Seite, am Ende von S. Servolo.
Ich fand in diesem Jahr erstaunlich viele große tote Bäume im Park auf der gesamten Insel und frage mich, ob ich vor 2 Jahren keinen Blick dafür hatte, oder ob hier ein Baumsterben vor sich geht? Und wenn ja, warum?
(Vaporetto Linie 20 ab S. Zaccaria)
Video 'Music While We Work', Hong-Kai Wang, Foto entnommen dem Ausstellungs-
programm '& The Unheard, Soundscape Taiwan
Weiter sind sehenswert in der Stadt die (bisher noch nicht erwähnten) Länderausstellungen von Taiwan, Zimbabwe und Azerbaijan. Taiwan wie immer in der Location des Palazzo delle Prigioni, der ehemaligen Gefängnisse neben dem Dogenpalast an der Riva. Ein überaus beeindruckendes düsteres Gebäude, 1589 von Antonio da Ponte begonnen und 1614 von Antonio Contino fertiggestellt. Die Gefängnisse erreicht man über die Seufzerbrücke beim Rundgang durch den Dogenpalast.
Die heutigen Ausstellungsräume liegen im ehemaligen Sitz der Signori di Notte al Criminal, zuständig für den Wachdienst und die Anklage von Kriminellen, im vorderen Gebäudeteil durch den Haupteingang (erste Etage).
Die Biennale-Ausstellung selbst 'The heard and the unheard' ist mehr für die Ohren, viele Kopfhörer + Sitzgelegenheiten, damit man sich in Ruhe auf das zu Lauschende, teilweise ziemlich Überraschende, einlassen kann. Einige faszinierende Videos.
Zimbabwe, Misheck Masamvu, Rebirth
Zimbabwe, zwei Brücken weiter auf der Riva, direkt hinter der Kirche der Pietà links, (Istituto S. Maria della Pietà, 2. Etage, Fahrstuhl), ist zum ersten Mal dabei und tritt in ganz unspektakulären Räumen auf, aber dafür ist die Ausstellung 'Seeing ourselves' beeindruckend bis ergreifend. Und überraschend vielfältig in der Auswahl der Exponate. Unbedingt sehenswert.
Azerbaidjan hat wieder den Vorzug, in einem Palazzo auszustellen, der normalerweise nur zur Biennale öffentlich zugänglich ist, der Palazzo Benzon am Canal Grande (leider sind diesmal die Balkons zum Canal nicht geöffnet, wie 2009).
Ausstellung Azerbaidjan, Portego des Piano Nobile, Palazzo Benzon. Blick zum Garten, nicht zum Canal Grande
Ein ganz typischer Palazzo, mit Mittel- und Seitenteilen, die im Parterre in Androne mit Wassertor und Lagerräume rechts und links gegliedert sind, darüber in Portego durch die ganze Länge des Hauses und dem Parterre entsprechende Seitenräume, schöne Deckenfresken & Stuck.
Die oberste Etage ist nicht zugänglich, aber man kann hier eine Ferienwohnung mieten. Die Ausstellung 'Relational' ist ziemlich groß, ziemlich spannend, ziemlich vielseitig sprich auch von unterschiedlicher Qualität, auf jeden Fall besuchenswert.
(Vaporettostation S. Angelo, Linie 1, von da links halten, 2 Brücken.)
Kleine Ecke auf dem Dachboden des Palazzo Fortuny, in der es anscheinend NOCH höher geht...
Vom Palazzo Benzon sind es nur ein paar Meter zum Palazzo Fortuny, wo (jenseits der Biennale) die vielgelobte Ausstellung 'TRA - The Edge of Becoming' läuft, die bei meinem Besuch rappelvoll war. Man wurde gebeten, 10 Minuten auf dem Campo S. Beneto zu warten. Dieser Hype ist natürlich übertrieben, bei all den spannenden Angeboten in der Stadt. Aber die Empfehlung 'Palazzo Fortuny hat sich anscheinend seit der Ausstellung 'In-Finitum' 2009 herumgesprochen.
TRA entspricht in der Konzeption exakt 'In-Finitum', die mich sehr begeisterte. Diese 'Kopie' macht die Ausstellung keineswegs weniger sehenswert. Die Exponate sind andere, abgesehen von der Einrichtung des Piano Nobile, aber wieder wunderbar ausgewählte Einzelstücke verbunden zu einer Gesamtkomposition auf jeder einzelnen Etage und im ganzen Haus.
Auszug aus dem Katalog für die Exponate im 1. Piano Nobile
Es gibt für das Piano Nobile und den Dachboden jeweils Kataloge zur Identifikation der vielen kleinen und großen Exponate. Wenn man erstmal drin ist, kann es schon mal länger dauern, dazu lädt diese Ausstellung (und die vielen Sitzgelegenheiten) ein, und die große Anzahl der Besucher verteilt sich letztendlich auf den 4 Etagen ganz gut. Unter dem Link oben gibt es eine überzeugende Virtual Tour, in der aber nicht die ausgestellten Videos enthalten sind, die alle einen gewissen meditativen Charakter haben und mir sehr gut gefielen.
Glasstress:
Sehr großer gläserner Schreibtisch von Zaha Hadid (Detail)
Als 'collateral event' der Biennale wird auch in diesem Jahr die Ausstellung 'Glasstress' verkauft, im Wortsinne, Eintritt 10 €, im Palazzo Franchetti an der Accademia Brücke.
Ich empfehle die Ausstellung mit gemischten Gefühlen. Einerseits ist dies ein sehr schönes Haus, erlesen ausgestattet bzw. renoviert, von den Parketts über die Tapisserien zu den Zimmerdecken, nicht zu vergessen das opulente Treppenhaus und der schöne Blick auf den Canal Grande, die Brücke, die Accademia...
Andererseits ist die Qualität der Exponate sehr unterschiedlich, Glaskunst kann sehr hart am Kitsch entlang schrammen und manchmal tut es (mir) schon ein bisschen weh. Trotzdem fasziniert, was Künstler mit diesem schwierigen Material machen. Aber der fette Eintrittspreis und die ärgerliche Tendenz, immer mehr 'collateral events', geadelt mit dem Logo der Biennale, als Dukatenscheißer während des Biennalesommers zu nutzen.
Skulptur von Erwin Wurm im Garten (Elternhaus)
Im Garten zum Canal Grande steht in diesem Jahr die begehbare Skulptur (des Elternhauses) des Künstlers Erwin Wurm, deren Schlichtheit in der pompösen Nachbarschaft des Palazzo schon sehr eindrücklich ist, und innen herrscht das private Grauen der 50er und frühen 60er Jahre. Leider nur mit Glasstress-Eintrittskarte!
Im nächsten Eintrag zeige ich meine Favoriten der Biennale und verleihe zum ersten Mal den von mir gegründeten giftigen Preis "Warwohlnix" für die ärgerlichste Ausstellung des Biennalesommers. Spannung!
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Letzter Blogeintrag am 8.8.2021. Es folgen keine weiteren Ergänzungen mehr. Wolkenbruch über Mazzorbo, Torcello, Burano Fortsetzung des Ei...